Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.Der Erbförster. Federchen an seiner Ehre gelitten hat, als ein Schurkedasteh'n muß vor den Menschen -- weil die in ihren Stuben zwei Rechte haben statt eins. (Er setzt sich und trinkt.) Försterin. Es wird immer dunkler und der Andres kommt nicht. Und bei solchen Reden wird einem erst recht angst. Wenn Du zum Robert gingest -- Marie. Zum Robert? Aber was denkst Du denn, Mutter? Försterin. Daß das ein Gottesfinger ist -- das da mit dem Robert seinem Brief. Marie. Ich soll zum Robert? Jetzt? Nach dem heimlichen Grund? Försterin. Und was wär's? Fürchten thust Du Dich nicht. Marie. Fürchten auch! (stolz) Ulrichs Mädchen! Försterin. Wie oft bist Du tiefer in der Nacht draußen gewesen! Marie. Aber der Vater wußt's auch. Wenn's der Vater will und Du, weiß ich, steht hinter jedem Baum ein Engel. -- Und der Vater sagte: wenn ich die Marie nicht kenn' -- Der Erbförſter. Federchen an ſeiner Ehre gelitten hat, als ein Schurkedaſteh’n muß vor den Menſchen — weil die in ihren Stuben zwei Rechte haben ſtatt eins. (Er ſetzt ſich und trinkt.) Förſterin. Es wird immer dunkler und der Andres kommt nicht. Und bei ſolchen Reden wird einem erſt recht angſt. Wenn Du zum Robert gingeſt — Marie. Zum Robert? Aber was denkſt Du denn, Mutter? Förſterin. Daß das ein Gottesfinger iſt — das da mit dem Robert ſeinem Brief. Marie. Ich ſoll zum Robert? Jetzt? Nach dem heimlichen Grund? Förſterin. Und was wär’s? Fürchten thuſt Du Dich nicht. Marie. Fürchten auch! (ſtolz) Ulrichs Mädchen! Förſterin. Wie oft biſt Du tiefer in der Nacht draußen geweſen! Marie. Aber der Vater wußt’s auch. Wenn’s der Vater will und Du, weiß ich, ſteht hinter jedem Baum ein Engel. — Und der Vater ſagte: wenn ich die Marie nicht kenn’ — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CHR"> <p><pb facs="#f0144" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbförſter</hi>.</fw><lb/> Federchen an ſeiner Ehre gelitten hat, als ein Schurke<lb/> daſteh’n muß vor den Menſchen — weil die in ihren<lb/> Stuben zwei Rechte haben ſtatt eins.</p> <stage>(Er ſetzt ſich und trinkt.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin.</hi> </speaker><lb/> <p>Es wird immer dunkler und der Andres kommt nicht.<lb/> Und bei ſolchen Reden wird einem erſt recht angſt. Wenn<lb/> Du zum Robert gingeſt —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Zum Robert? Aber was denkſt Du denn, Mutter?</p> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin.</hi> </speaker><lb/> <p>Daß das ein Gottesfinger iſt — das da mit dem<lb/> Robert ſeinem Brief.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich ſoll zum Robert? Jetzt? Nach dem heimlichen<lb/> Grund?</p> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin.</hi> </speaker><lb/> <p>Und was wär’s? Fürchten thuſt Du Dich nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Fürchten auch!</p> <stage>(ſtolz)</stage> <p>Ulrichs Mädchen!</p> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie oft biſt Du tiefer in der Nacht draußen geweſen!</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/> <p>Aber der Vater wußt’s auch. Wenn’s der Vater will<lb/> und Du, weiß ich, ſteht hinter jedem Baum ein Engel. —<lb/> Und der Vater ſagte: wenn ich die Marie nicht kenn’ —</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0144]
Der Erbförſter.
Federchen an ſeiner Ehre gelitten hat, als ein Schurke
daſteh’n muß vor den Menſchen — weil die in ihren
Stuben zwei Rechte haben ſtatt eins. (Er ſetzt ſich und trinkt.)
Förſterin.
Es wird immer dunkler und der Andres kommt nicht.
Und bei ſolchen Reden wird einem erſt recht angſt. Wenn
Du zum Robert gingeſt —
Marie.
Zum Robert? Aber was denkſt Du denn, Mutter?
Förſterin.
Daß das ein Gottesfinger iſt — das da mit dem
Robert ſeinem Brief.
Marie.
Ich ſoll zum Robert? Jetzt? Nach dem heimlichen
Grund?
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Und was wär’s? Fürchten thuſt Du Dich nicht.
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Zitationshilfe: | Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/144>, abgerufen am 16.07.2024. |