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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Marie.
Aber, Mutter, wenn ich nun im Walde wär' und
der Vater begegnete mir? Oder träf' uns beisammen?
Försterin.
Wir müssen ihn fragen, ob er heim bleibt.
Marie.
Ich kann ihn nicht anseh'n, ohne daß mir das Herz
zerspringen will.
Försterin.
Frag' ihn wegen der Suppe.
Marie.
Ich will ihn gleich fragen. (Sie nähert sich dem Förster
ängstlich, steht neben ihm, ohne daß er sie bemerkt).
Försterin (aufmunternd).
Sei kein Kind!
Marie (leise).
Vater. (Sie beugt sich über ihn; außer sich vor Mitleid.) Va-
ter, armer Vater!
(Sie will ihn umschlingen.)
Förster (sieht sich um; rauh).
Was gibt's? Ohne Lamentiren!
Försterin (da Marie ohne Fassung steht).
Die Marie --
Marie (bezwingt sich).
Gehst Du heut' noch in den Wald?
Förster.
Warum?
Der Erbförſter.
Marie.
Aber, Mutter, wenn ich nun im Walde wär’ und
der Vater begegnete mir? Oder träf’ uns beiſammen?
Förſterin.
Wir müſſen ihn fragen, ob er heim bleibt.
Marie.
Ich kann ihn nicht anſeh’n, ohne daß mir das Herz
zerſpringen will.
Förſterin.
Frag’ ihn wegen der Suppe.
Marie.
Ich will ihn gleich fragen. (Sie nähert ſich dem Förſter
ängſtlich, ſteht neben ihm, ohne daß er ſie bemerkt).
Förſterin (aufmunternd).
Sei kein Kind!
Marie (leiſe).
Vater. (Sie beugt ſich über ihn; außer ſich vor Mitleid.) Va-
ter, armer Vater!
(Sie will ihn umſchlingen.)
Förſter (ſieht ſich um; rauh).
Was gibt’s? Ohne Lamentiren!
Förſterin (da Marie ohne Faſſung ſteht).
Die Marie —
Marie (bezwingt ſich).
Gehſt Du heut’ noch in den Wald?
Förſter.
Warum?
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[132/0146] Der Erbförſter. Marie. Aber, Mutter, wenn ich nun im Walde wär’ und der Vater begegnete mir? Oder träf’ uns beiſammen? Förſterin. Wir müſſen ihn fragen, ob er heim bleibt. Marie. Ich kann ihn nicht anſeh’n, ohne daß mir das Herz zerſpringen will. Förſterin. Frag’ ihn wegen der Suppe. Marie. Ich will ihn gleich fragen. (Sie nähert ſich dem Förſter ängſtlich, ſteht neben ihm, ohne daß er ſie bemerkt). Förſterin (aufmunternd). Sei kein Kind! Marie (leiſe). Vater. (Sie beugt ſich über ihn; außer ſich vor Mitleid.) Va- ter, armer Vater! (Sie will ihn umſchlingen.) Förſter (ſieht ſich um; rauh). Was gibt’s? Ohne Lamentiren! Förſterin (da Marie ohne Faſſung ſteht). Die Marie — Marie (bezwingt ſich). Gehſt Du heut’ noch in den Wald? Förſter. Warum?

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/146>, abgerufen am 22.11.2024.