Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.Der Erbförster. Försterin (voll Angst zurückweichend). Ulrich! -- Förster. Wirst Du schweigen? Försterin (bleibt vor ihm stehn; schaudernd und ahnend). Ulrich! Was hast Du gethan? Förster (hat sich gefaßt). Dummes Zeug da. Ist das eine Nacht für solche Geschichten? (Versinkt.) Försterin. Schieß zu. Eine Stunde früher, eine Stunde später; Du hast mich doch auf Deinem Gewissen. (Sinkt in einen Stuhl links.) Förster (Pause; dann, während er langsame Schritte macht, mit denen er ihr zögernd allmälig näher kommt). Ich muß Dir was sagen, Sophie. -- Wenn Du's nicht schon weißt. -- Es läßt mir keine Ruh'. -- Ich bin im Recht. Aber -- Und dann weiß ich nicht, ist's wahr oder ist's nur ein schwerer Traum? -- So einer, wo man nicht thun kann, was man will -- und sich abmattet -- weil man immer thun muß, was man nicht will. -- Komm her. Hörst Du? Leg' die drei Finger auf die Bibel. Försterin. Großer Gott! was wird das sein! Der Erbförſter. Förſterin (voll Angſt zurückweichend). Ulrich! — Förſter. Wirſt Du ſchweigen? Förſterin (bleibt vor ihm ſtehn; ſchaudernd und ahnend). Ulrich! Was haſt Du gethan? Förſter (hat ſich gefaßt). Dummes Zeug da. Iſt das eine Nacht für ſolche Geſchichten? (Verſinkt.) Förſterin. Schieß zu. Eine Stunde früher, eine Stunde ſpäter; Du haſt mich doch auf Deinem Gewiſſen. (Sinkt in einen Stuhl links.) Förſter (Pauſe; dann, während er langſame Schritte macht, mit denen er ihr zögernd allmälig näher kommt). Ich muß Dir was ſagen, Sophie. — Wenn Du’s nicht ſchon weißt. — Es läßt mir keine Ruh’. — Ich bin im Recht. Aber — Und dann weiß ich nicht, iſt’s wahr oder iſt’s nur ein ſchwerer Traum? — So einer, wo man nicht thun kann, was man will — und ſich abmattet — weil man immer thun muß, was man nicht will. — Komm her. Hörſt Du? Leg’ die drei Finger auf die Bibel. Förſterin. Großer Gott! was wird das ſein! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0172" n="158"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbförſter</hi>.</fw><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin</hi> </speaker> <stage>(voll Angſt zurückweichend).</stage><lb/> <p>Ulrich! —</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter.</hi> </speaker><lb/> <p>Wirſt Du ſchweigen?</p> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin</hi> </speaker><lb/> <stage>(bleibt vor ihm ſtehn; ſchaudernd und ahnend).</stage><lb/> <p>Ulrich! Was haſt Du gethan?</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter</hi> </speaker> <stage>(hat ſich gefaßt).</stage><lb/> <p>Dummes Zeug da. Iſt das eine Nacht für ſolche<lb/> Geſchichten?</p> <stage>(Verſinkt.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin.</hi> </speaker><lb/> <p>Schieß zu. Eine Stunde früher, eine Stunde ſpäter;<lb/> Du haſt mich doch auf Deinem Gewiſſen.</p> <stage>(Sinkt in einen<lb/> Stuhl links.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſter</hi> </speaker><lb/> <stage>(Pauſe; dann, während er langſame Schritte macht, mit denen er ihr<lb/> zögernd allmälig näher kommt).</stage><lb/> <p>Ich muß Dir was ſagen, Sophie. — Wenn Du’s<lb/> nicht ſchon weißt. — Es läßt mir keine Ruh’. — Ich<lb/> bin im Recht. Aber — Und dann weiß ich nicht, iſt’s<lb/> wahr oder iſt’s nur ein ſchwerer Traum? — So einer,<lb/> wo man nicht thun kann, was man will — und ſich<lb/> abmattet — weil man immer thun muß, was man nicht<lb/> will. — Komm her. Hörſt Du? Leg’ die drei Finger<lb/> auf die Bibel.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOPH"> <speaker> <hi rendition="#b">Förſterin.</hi> </speaker><lb/> <p>Großer Gott! was wird das ſein!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [158/0172]
Der Erbförſter.
Förſterin (voll Angſt zurückweichend).
Ulrich! —
Förſter.
Wirſt Du ſchweigen?
Förſterin
(bleibt vor ihm ſtehn; ſchaudernd und ahnend).
Ulrich! Was haſt Du gethan?
Förſter (hat ſich gefaßt).
Dummes Zeug da. Iſt das eine Nacht für ſolche
Geſchichten? (Verſinkt.)
Förſterin.
Schieß zu. Eine Stunde früher, eine Stunde ſpäter;
Du haſt mich doch auf Deinem Gewiſſen. (Sinkt in einen
Stuhl links.)
Förſter
(Pauſe; dann, während er langſame Schritte macht, mit denen er ihr
zögernd allmälig näher kommt).
Ich muß Dir was ſagen, Sophie. — Wenn Du’s
nicht ſchon weißt. — Es läßt mir keine Ruh’. — Ich
bin im Recht. Aber — Und dann weiß ich nicht, iſt’s
wahr oder iſt’s nur ein ſchwerer Traum? — So einer,
wo man nicht thun kann, was man will — und ſich
abmattet — weil man immer thun muß, was man nicht
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