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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Andres.
Nur jetzt, wie ich heimging, begegnet' ich zwei Män-
nern aus der Mühle mit einer Tragbahre. Der Robert
hatte sie eben aus den Betten gerufen; sie gingen nach
dem heimlichen Grund; Robert war ihnen schon voraus.
Förster.
Nach dem heimlichen Grund?
Pastor.
Mit einer Bahre?
Stein.
Was lauert da noch?
Förster
(ist nach Marien's Kammerthür gelaufen, zieht jetzt die Hand vom Drücker
wieder zurück).

Gott sei Dank! (Horchend.) Ich hör' sie athmen. O
sie hat einen ruhigen Schlaf. Eine Welt von Sorgen
und sie athmet sie einem weg von der Brust. Hören Sie,
Herr Pastor, hören Sie?
Stein.
Der Unglückliche! Sein Wahnsinn kehrt wieder.
Pastor
(nach einer ängstlichen Pause, in der der Förster an seinem Gesichte hing).
Ich höre nichts. Das ist Ihr eigner schwerer Athem,
den Sie hören.
Förster (beginnt wieder zusammenzubrechen).
Mein eigner schwerer Athem, den ich höre -- (er rafft
sich zusammen, öffnet.)
Meine Augen lügen. Wo sie nicht
Der Erbförſter.
Andres.
Nur jetzt, wie ich heimging, begegnet’ ich zwei Män-
nern aus der Mühle mit einer Tragbahre. Der Robert
hatte ſie eben aus den Betten gerufen; ſie gingen nach
dem heimlichen Grund; Robert war ihnen ſchon voraus.
Förſter.
Nach dem heimlichen Grund?
Paſtor.
Mit einer Bahre?
Stein.
Was lauert da noch?
Förſter
(iſt nach Marien’s Kammerthür gelaufen, zieht jetzt die Hand vom Drücker
wieder zurück).

Gott ſei Dank! (Horchend.) Ich hör’ ſie athmen. O
ſie hat einen ruhigen Schlaf. Eine Welt von Sorgen
und ſie athmet ſie einem weg von der Bruſt. Hören Sie,
Herr Paſtor, hören Sie?
Stein.
Der Unglückliche! Sein Wahnſinn kehrt wieder.
Paſtor
(nach einer ängſtlichen Pauſe, in der der Förſter an ſeinem Geſichte hing).
Ich höre nichts. Das iſt Ihr eigner ſchwerer Athem,
den Sie hören.
Förſter (beginnt wieder zuſammenzubrechen).
Mein eigner ſchwerer Athem, den ich höre — (er rafft
ſich zuſammen, öffnet.)
Meine Augen lügen. Wo ſie nicht
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[167/0181] Der Erbförſter. Andres. Nur jetzt, wie ich heimging, begegnet’ ich zwei Män- nern aus der Mühle mit einer Tragbahre. Der Robert hatte ſie eben aus den Betten gerufen; ſie gingen nach dem heimlichen Grund; Robert war ihnen ſchon voraus. Förſter. Nach dem heimlichen Grund? Paſtor. Mit einer Bahre? Stein. Was lauert da noch? Förſter (iſt nach Marien’s Kammerthür gelaufen, zieht jetzt die Hand vom Drücker wieder zurück). Gott ſei Dank! (Horchend.) Ich hör’ ſie athmen. O ſie hat einen ruhigen Schlaf. Eine Welt von Sorgen und ſie athmet ſie einem weg von der Bruſt. Hören Sie, Herr Paſtor, hören Sie? Stein. Der Unglückliche! Sein Wahnſinn kehrt wieder. Paſtor (nach einer ängſtlichen Pauſe, in der der Förſter an ſeinem Geſichte hing). Ich höre nichts. Das iſt Ihr eigner ſchwerer Athem, den Sie hören. Förſter (beginnt wieder zuſammenzubrechen). Mein eigner ſchwerer Athem, den ich höre — (er rafft ſich zuſammen, öffnet.) Meine Augen lügen. Wo ſie nicht

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/181>, abgerufen am 21.11.2024.