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Ludwig, Julie: Das Gericht im Walde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [237]–288. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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funden, sich aus ihrer Betäubung zu erholen und die Brust voll Athem zu schöpfen, als die Natur den ruhenden Kampf schon wieder aufnahm, um ihn aus dem Bereiche der niederen Luftschicht in die höhere hinaufzuziehen. Der Sturm war nur Verkündigung gewesen; jetzt erst brach das eigentliche Wetter los.

Und es waren neue furchtbare Gewalten, die da oben auseinanderstießen und sich gegenseitig zu verdrängen suchten. Erde und Himmel zitterten, wo sie sich begegneten, und immer tiefer senkte sich unter den Erschütterungen der feindlichen Zusammenstöße, die von einem fast ununterbrochenen Krachen und Dröhnen und fortlaufendem elektrischen Aufleuchten begleitet waren, die schwere Wolkendecke zur Erde herab. Noch fielen nur einzelne schwere Tropfen, wie die Schweißperlen ringender Riesen herab; um so ängstlicher war dieses zögernde Verhalten, und die Bäuerin wagte kaum, zu den hängenden, schwebenden Wassermassen hinaufzusehen, die sich nicht lange mehr da oben halten konnten.

Finster und finsterer wurde es um das einsame Menschenkind im Walde, das sich geblendet und betäubt von Baum zu Baume tastete und nicht mehr wußte, wo es sich befand, als ein Blitz, fast fünf Secunden lang anhaltend, ihr nicht nur die Umgebung, den wildesten und schauerlichsten Theil des Waldes, sondern auch ganz in der Nähe das Dach einer Hütte zeigte, die freilich nur einem solchen Unwetter gegenüber eine gastliche zu nennen war.

funden, sich aus ihrer Betäubung zu erholen und die Brust voll Athem zu schöpfen, als die Natur den ruhenden Kampf schon wieder aufnahm, um ihn aus dem Bereiche der niederen Luftschicht in die höhere hinaufzuziehen. Der Sturm war nur Verkündigung gewesen; jetzt erst brach das eigentliche Wetter los.

Und es waren neue furchtbare Gewalten, die da oben auseinanderstießen und sich gegenseitig zu verdrängen suchten. Erde und Himmel zitterten, wo sie sich begegneten, und immer tiefer senkte sich unter den Erschütterungen der feindlichen Zusammenstöße, die von einem fast ununterbrochenen Krachen und Dröhnen und fortlaufendem elektrischen Aufleuchten begleitet waren, die schwere Wolkendecke zur Erde herab. Noch fielen nur einzelne schwere Tropfen, wie die Schweißperlen ringender Riesen herab; um so ängstlicher war dieses zögernde Verhalten, und die Bäuerin wagte kaum, zu den hängenden, schwebenden Wassermassen hinaufzusehen, die sich nicht lange mehr da oben halten konnten.

Finster und finsterer wurde es um das einsame Menschenkind im Walde, das sich geblendet und betäubt von Baum zu Baume tastete und nicht mehr wußte, wo es sich befand, als ein Blitz, fast fünf Secunden lang anhaltend, ihr nicht nur die Umgebung, den wildesten und schauerlichsten Theil des Waldes, sondern auch ganz in der Nähe das Dach einer Hütte zeigte, die freilich nur einem solchen Unwetter gegenüber eine gastliche zu nennen war.

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[0036] funden, sich aus ihrer Betäubung zu erholen und die Brust voll Athem zu schöpfen, als die Natur den ruhenden Kampf schon wieder aufnahm, um ihn aus dem Bereiche der niederen Luftschicht in die höhere hinaufzuziehen. Der Sturm war nur Verkündigung gewesen; jetzt erst brach das eigentliche Wetter los. Und es waren neue furchtbare Gewalten, die da oben auseinanderstießen und sich gegenseitig zu verdrängen suchten. Erde und Himmel zitterten, wo sie sich begegneten, und immer tiefer senkte sich unter den Erschütterungen der feindlichen Zusammenstöße, die von einem fast ununterbrochenen Krachen und Dröhnen und fortlaufendem elektrischen Aufleuchten begleitet waren, die schwere Wolkendecke zur Erde herab. Noch fielen nur einzelne schwere Tropfen, wie die Schweißperlen ringender Riesen herab; um so ängstlicher war dieses zögernde Verhalten, und die Bäuerin wagte kaum, zu den hängenden, schwebenden Wassermassen hinaufzusehen, die sich nicht lange mehr da oben halten konnten. Finster und finsterer wurde es um das einsame Menschenkind im Walde, das sich geblendet und betäubt von Baum zu Baume tastete und nicht mehr wußte, wo es sich befand, als ein Blitz, fast fünf Secunden lang anhaltend, ihr nicht nur die Umgebung, den wildesten und schauerlichsten Theil des Waldes, sondern auch ganz in der Nähe das Dach einer Hütte zeigte, die freilich nur einem solchen Unwetter gegenüber eine gastliche zu nennen war.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:36:23Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:36:23Z)

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Zitationshilfe: Ludwig, Julie: Das Gericht im Walde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [237]–288. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_gericht_1910/36>, abgerufen am 21.11.2024.