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Ludwig, Julie: Das Gericht im Walde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [237]–288. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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er umher, und schon wollte er den schweren Körper auf einen der großen, zerstreut umherliegenden Steine niedergleiten lassen, als er seinen Vorsatz rasch vergessend, den Athem anzuhalten begann und mit dem Ausdruck der äußersten Anspannung in seinen Zügen zitternd an sich niederlauschte. War es eine Täuschung? Aber nein! er fühlte es, fühlte deutlich, wie sich die Last an seiner Brust bewegte, wie es an seinem Halse leise athmete, und ehe er noch die Fülle seiner neuen Hoffnung zu fassen vermochte, legten sich zwei Arme fest, fest um seinen Nacken her, ein lebenswarmer Mund an seine Wange, und eine Stimme dicht an seinem Ohre flüsterte, so leis und doch so wunderbar vernehmlich: Mein Johannes!

Rose-Marie! jubelte Johannes, von dem mit einem Male jeder Körperschmerz und jegliche Erschöpfung gewichen war, und er hob sie empor, wie man ein kleines Kind emporhebt, als ob er sie dem Himmel zeigen wolle, triumphirend, ein ihm abgerungenes Besitzthum.

Kein Wörtlein vom Vergangenen! kein Bitten um Vergeben und Vergessen! O wie lag das Alles hinter ihnen, ein Abgrund, über den hinweg sie der Flügel des Sturmes getragen hatte! Sie hing an seinem Halse wie ein Kind; bisweilen hob sie wohl den Kopf, als ob sie reden wolle, aber ihre Lippen bebten nur, und wortlos drückte sie ihn an seine Brust zurück; sie schlug die Augen auf und schloß sie wieder mit einem Lächeln süßester Befriedigung. Sind wir denn im Himmel, mein Johannes?

Gewiß waren sie im Himmel, die zwei Seligen. Auch die alte, gute Erde hat noch zuweilen ihren Him-

er umher, und schon wollte er den schweren Körper auf einen der großen, zerstreut umherliegenden Steine niedergleiten lassen, als er seinen Vorsatz rasch vergessend, den Athem anzuhalten begann und mit dem Ausdruck der äußersten Anspannung in seinen Zügen zitternd an sich niederlauschte. War es eine Täuschung? Aber nein! er fühlte es, fühlte deutlich, wie sich die Last an seiner Brust bewegte, wie es an seinem Halse leise athmete, und ehe er noch die Fülle seiner neuen Hoffnung zu fassen vermochte, legten sich zwei Arme fest, fest um seinen Nacken her, ein lebenswarmer Mund an seine Wange, und eine Stimme dicht an seinem Ohre flüsterte, so leis und doch so wunderbar vernehmlich: Mein Johannes!

Rose-Marie! jubelte Johannes, von dem mit einem Male jeder Körperschmerz und jegliche Erschöpfung gewichen war, und er hob sie empor, wie man ein kleines Kind emporhebt, als ob er sie dem Himmel zeigen wolle, triumphirend, ein ihm abgerungenes Besitzthum.

Kein Wörtlein vom Vergangenen! kein Bitten um Vergeben und Vergessen! O wie lag das Alles hinter ihnen, ein Abgrund, über den hinweg sie der Flügel des Sturmes getragen hatte! Sie hing an seinem Halse wie ein Kind; bisweilen hob sie wohl den Kopf, als ob sie reden wolle, aber ihre Lippen bebten nur, und wortlos drückte sie ihn an seine Brust zurück; sie schlug die Augen auf und schloß sie wieder mit einem Lächeln süßester Befriedigung. Sind wir denn im Himmel, mein Johannes?

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:36:23Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:36:23Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Ludwig, Julie: Das Gericht im Walde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [237]–288. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_gericht_1910/50>, abgerufen am 21.11.2024.