Der Geselle ist ein schlechter Kerl; aber du hättest mich nicht gewarnt, hätt'st du keinen Vorwand gebraucht." Er machte seine überlegene Wendung auf den Fersen; in seinen verwüsteten Zustand hinein hatte ihn die glückliche Anwendung von des alten Herrn diplo¬ matischer Kunst, durch halb Sagen zu verschweigen, gefreut.
Die Freude war schnell vorübergehend; die alte Sorge schraubte ihn wieder auf ihre Marterbank. Und noch eine jüngere hatte sich ihr zugesellt. Er hatte das Geschäft vernachlässigt; der Geselle, in seiner Abwesenheit Herr im Schuppen, hatte Gelegenheit genug gehabt, ihn zu bestehlen, und sie gewiß benutzt. Bei der Reparatur war er schon lang nicht mehr thä¬ tig; Apollonius mußte einen Gesellen mehr annehmen, und für den Bruder einstellen. Er verdiente schon lange nichts mehr, und versäumte doch dabei kein öffentlich Vergnügen. Die Achtung der bedeutenden Leute zeigte eine wachsende Neigung zum Sinken, und war nur durch wachsende Massen von Champagner aufrecht zu erhalten. Er hatte sich in Schulden gesteckt, und vergrößerte sie noch täglich. Und doch mußte ein¬ mal der Augenblick kommen, wo der mühsam erhaltene Schein von Wohlhabenheit verging. Er wußte, daß er nur so lang der Geachtete war, der Jovialste der Jovialen galt. Er war klug genug, den Unwerth einer solchen Achtung, eines solchen Bemühens um ihn zu
Der Geſelle iſt ein ſchlechter Kerl; aber du hätteſt mich nicht gewarnt, hätt'ſt du keinen Vorwand gebraucht.“ Er machte ſeine überlegene Wendung auf den Ferſen; in ſeinen verwüſteten Zuſtand hinein hatte ihn die glückliche Anwendung von des alten Herrn diplo¬ matiſcher Kunſt, durch halb Sagen zu verſchweigen, gefreut.
Die Freude war ſchnell vorübergehend; die alte Sorge ſchraubte ihn wieder auf ihre Marterbank. Und noch eine jüngere hatte ſich ihr zugeſellt. Er hatte das Geſchäft vernachläſſigt; der Geſelle, in ſeiner Abweſenheit Herr im Schuppen, hatte Gelegenheit genug gehabt, ihn zu beſtehlen, und ſie gewiß benutzt. Bei der Reparatur war er ſchon lang nicht mehr thä¬ tig; Apollonius mußte einen Geſellen mehr annehmen, und für den Bruder einſtellen. Er verdiente ſchon lange nichts mehr, und verſäumte doch dabei kein öffentlich Vergnügen. Die Achtung der bedeutenden Leute zeigte eine wachſende Neigung zum Sinken, und war nur durch wachſende Maſſen von Champagner aufrecht zu erhalten. Er hatte ſich in Schulden geſteckt, und vergrößerte ſie noch täglich. Und doch mußte ein¬ mal der Augenblick kommen, wo der mühſam erhaltene Schein von Wohlhabenheit verging. Er wußte, daß er nur ſo lang der Geachtete war, der Jovialſte der Jovialen galt. Er war klug genug, den Unwerth einer ſolchen Achtung, eines ſolchen Bemühens um ihn zu
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Der Geſelle iſt ein ſchlechter Kerl; aber du hätteſt mich
nicht gewarnt, hätt'ſt du keinen Vorwand gebraucht.“
Er machte ſeine überlegene Wendung auf den Ferſen;
in ſeinen verwüſteten Zuſtand hinein hatte ihn die
glückliche Anwendung von des alten Herrn diplo¬
matiſcher Kunſt, durch halb Sagen zu verſchweigen,
gefreut.
Die Freude war ſchnell vorübergehend; die alte
Sorge ſchraubte ihn wieder auf ihre Marterbank.
Und noch eine jüngere hatte ſich ihr zugeſellt. Er
hatte das Geſchäft vernachläſſigt; der Geſelle, in ſeiner
Abweſenheit Herr im Schuppen, hatte Gelegenheit
genug gehabt, ihn zu beſtehlen, und ſie gewiß benutzt.
Bei der Reparatur war er ſchon lang nicht mehr thä¬
tig; Apollonius mußte einen Geſellen mehr annehmen,
und für den Bruder einſtellen. Er verdiente ſchon
lange nichts mehr, und verſäumte doch dabei kein
öffentlich Vergnügen. Die Achtung der bedeutenden
Leute zeigte eine wachſende Neigung zum Sinken, und
war nur durch wachſende Maſſen von Champagner
aufrecht zu erhalten. Er hatte ſich in Schulden geſteckt,
und vergrößerte ſie noch täglich. Und doch mußte ein¬
mal der Augenblick kommen, wo der mühſam erhaltene
Schein von Wohlhabenheit verging. Er wußte, daß
er nur ſo lang der Geachtete war, der Jovialſte der
Jovialen galt. Er war klug genug, den Unwerth einer
ſolchen Achtung, eines ſolchen Bemühens um ihn zu
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/103>, abgerufen am 21.11.2024.
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