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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856.

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Onkel Lonius hab' ich lieb,"" sagt das Kind; ""dich
mag ich nicht. Laß' uns gehn, ich sag's dem Onkel
Lonius!""

Fritz Nettenmair lacht im wilden Hohn und schluchzt
zugleich im hülflosen Schmerz. Die Kinder sind ja
nicht mehr sein. Er ist ja ihr Vater nicht mehr. Er
ist's. Er! Seine Kinder sind's. Er ist ihr Vater.
Er, der ihm Alles genommen hat, hat ihm auch die
Kinder genommen. Das, was man dem Elendesten
läßt. Wenn Er gehn müßte, Er! die Kinder hingen
sich an ihn. Eher rissen die Händchen, als daß sie
ihn ließen. Und das Weib hier, dies schöne Weib
mit dem Engelsantlitz, auf das selbst die Lampe liebend
all ihre Strahlen sammelt und mehr Glanz von ihr
gewinnt, als sie von der Lampe; dieses Weib, Sein
Weib, Seins! auch Sein, wie Alles, was einmal
mein war! Sie ist in ihren Kleidern zu Bett gegan¬
gen; sie kann die Stunde nicht erwarten, wo ich gehe;
und ging Er, diese Rosen würden bleich, sie flöße ster¬
bend in ihn hinüber, um nicht getrennt von ihm zu
sein. Wie sie auffahren würde, sagte ihr einer in den
Traum hinein, den sie von ihm träumt, denn sie lächelt,
er geht! Er, ihr -- Nein! ich will nicht gehn! Nein!
ich kann nicht gehn! Lieber tausendmal sterben! Und
er hat ja dem Tode schon in's Angesicht gesehn, vor
Stunden erst, als er vor dem Vater auf der Rüstung
hingestreckt lag. Es war ein Kinderspiel, das Sterben,

Onkel Lonius hab' ich lieb,““ ſagt das Kind; „„dich
mag ich nicht. Laß' uns gehn, ich ſag's dem Onkel
Lonius!““

Fritz Nettenmair lacht im wilden Hohn und ſchluchzt
zugleich im hülfloſen Schmerz. Die Kinder ſind ja
nicht mehr ſein. Er iſt ja ihr Vater nicht mehr. Er
iſt's. Er! Seine Kinder ſind's. Er iſt ihr Vater.
Er, der ihm Alles genommen hat, hat ihm auch die
Kinder genommen. Das, was man dem Elendeſten
läßt. Wenn Er gehn müßte, Er! die Kinder hingen
ſich an ihn. Eher riſſen die Händchen, als daß ſie
ihn ließen. Und das Weib hier, dies ſchöne Weib
mit dem Engelsantlitz, auf das ſelbſt die Lampe liebend
all ihre Strahlen ſammelt und mehr Glanz von ihr
gewinnt, als ſie von der Lampe; dieſes Weib, Sein
Weib, Seins! auch Sein, wie Alles, was einmal
mein war! Sie iſt in ihren Kleidern zu Bett gegan¬
gen; ſie kann die Stunde nicht erwarten, wo ich gehe;
und ging Er, dieſe Roſen würden bleich, ſie flöße ſter¬
bend in ihn hinüber, um nicht getrennt von ihm zu
ſein. Wie ſie auffahren würde, ſagte ihr einer in den
Traum hinein, den ſie von ihm träumt, denn ſie lächelt,
er geht! Er, ihr — Nein! ich will nicht gehn! Nein!
ich kann nicht gehn! Lieber tauſendmal ſterben! Und
er hat ja dem Tode ſchon in's Angeſicht geſehn, vor
Stunden erſt, als er vor dem Vater auf der Rüſtung
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[249/0258] Onkel Lonius hab' ich lieb,““ ſagt das Kind; „„dich mag ich nicht. Laß' uns gehn, ich ſag's dem Onkel Lonius!““ Fritz Nettenmair lacht im wilden Hohn und ſchluchzt zugleich im hülfloſen Schmerz. Die Kinder ſind ja nicht mehr ſein. Er iſt ja ihr Vater nicht mehr. Er iſt's. Er! Seine Kinder ſind's. Er iſt ihr Vater. Er, der ihm Alles genommen hat, hat ihm auch die Kinder genommen. Das, was man dem Elendeſten läßt. Wenn Er gehn müßte, Er! die Kinder hingen ſich an ihn. Eher riſſen die Händchen, als daß ſie ihn ließen. Und das Weib hier, dies ſchöne Weib mit dem Engelsantlitz, auf das ſelbſt die Lampe liebend all ihre Strahlen ſammelt und mehr Glanz von ihr gewinnt, als ſie von der Lampe; dieſes Weib, Sein Weib, Seins! auch Sein, wie Alles, was einmal mein war! Sie iſt in ihren Kleidern zu Bett gegan¬ gen; ſie kann die Stunde nicht erwarten, wo ich gehe; und ging Er, dieſe Roſen würden bleich, ſie flöße ſter¬ bend in ihn hinüber, um nicht getrennt von ihm zu ſein. Wie ſie auffahren würde, ſagte ihr einer in den Traum hinein, den ſie von ihm träumt, denn ſie lächelt, er geht! Er, ihr — Nein! ich will nicht gehn! Nein! ich kann nicht gehn! Lieber tauſendmal ſterben! Und er hat ja dem Tode ſchon in's Angeſicht geſehn, vor Stunden erſt, als er vor dem Vater auf der Rüſtung hingeſtreckt lag. Es war ein Kinderſpiel, das Sterben,

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/258>, abgerufen am 18.12.2024.