für einen glücklichen, fand sie der, dem sie zugedacht war, wiederum gefangen. Und unter den leisen, mecha¬ nisch fortgesetzten Zurufen seines Mundes an den Bruder, der sie nicht mehr hörte, er solle schweigen, fragt' er sich innerlich: bist du's auch, für den sie die Blume hierhergelegt? Hat sie die Blume für Jemand hierhergelegt? Und sein Herz antwortete glücklich auf Beides ein Ja, während ihn das Vorhaben des Bru¬ ders noch bedrängte.
War es ein Liebeszeichen von ihr und für ihn, so war es das letzte.
Zweimal sah er verstohlen in den Saal, wenn die Thür sich öffnete; er sah sie mit seinem Bruder tan¬ zen, dann im Ausruhen vom Tanze den Bruder in seiner hastigen Weise auf sie hineinreden. Jetzt spricht er von mir, dachte er über das ganze Gesicht erglühend. Er stürzte in den Schatten der nahen Büsche, als sie den Saal verließ. Der Bruder führte sie heim. Er folgte den Beiden in so großer Entfernung, als er nöthig hielt, von ihr nicht gesehen zu werden. Als der Bruder von der Begleitung zurückkam, trat er von der Thüre weg. Er war wie nackt vor Scham. Der Bruder hatte ihn doch bemerkt. Er sagte: Noch will sie nichts von dir wissen; ich weiß nicht, ist es Zie¬ rerei oder ihr Ernst. Ich treffe sie schon wieder. Auf einen Schlag fällt kein Baum. Aber das muß ich dir zugesteh'n, Geschmack hast du. Ich weiß nicht, wo ich
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für einen glücklichen, fand ſie der, dem ſie zugedacht war, wiederum gefangen. Und unter den leiſen, mecha¬ niſch fortgeſetzten Zurufen ſeines Mundes an den Bruder, der ſie nicht mehr hörte, er ſolle ſchweigen, fragt' er ſich innerlich: biſt du's auch, für den ſie die Blume hierhergelegt? Hat ſie die Blume für Jemand hierhergelegt? Und ſein Herz antwortete glücklich auf Beides ein Ja, während ihn das Vorhaben des Bru¬ ders noch bedrängte.
War es ein Liebeszeichen von ihr und für ihn, ſo war es das letzte.
Zweimal ſah er verſtohlen in den Saal, wenn die Thür ſich öffnete; er ſah ſie mit ſeinem Bruder tan¬ zen, dann im Ausruhen vom Tanze den Bruder in ſeiner haſtigen Weiſe auf ſie hineinreden. Jetzt ſpricht er von mir, dachte er über das ganze Geſicht erglühend. Er ſtürzte in den Schatten der nahen Büſche, als ſie den Saal verließ. Der Bruder führte ſie heim. Er folgte den Beiden in ſo großer Entfernung, als er nöthig hielt, von ihr nicht geſehen zu werden. Als der Bruder von der Begleitung zurückkam, trat er von der Thüre weg. Er war wie nackt vor Scham. Der Bruder hatte ihn doch bemerkt. Er ſagte: Noch will ſie nichts von dir wiſſen; ich weiß nicht, iſt es Zie¬ rerei oder ihr Ernſt. Ich treffe ſie ſchon wieder. Auf einen Schlag fällt kein Baum. Aber das muß ich dir zugeſteh'n, Geſchmack haſt du. Ich weiß nicht, wo ich
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für einen glücklichen, fand ſie der, dem ſie zugedacht
war, wiederum gefangen. Und unter den leiſen, mecha¬
niſch fortgeſetzten Zurufen ſeines Mundes an den
Bruder, der ſie nicht mehr hörte, er ſolle ſchweigen,
fragt' er ſich innerlich: biſt du's auch, für den ſie die
Blume hierhergelegt? Hat ſie die Blume für Jemand
hierhergelegt? Und ſein Herz antwortete glücklich auf
Beides ein Ja, während ihn das Vorhaben des Bru¬
ders noch bedrängte.
War es ein Liebeszeichen von ihr und für ihn, ſo
war es das letzte.
Zweimal ſah er verſtohlen in den Saal, wenn die
Thür ſich öffnete; er ſah ſie mit ſeinem Bruder tan¬
zen, dann im Ausruhen vom Tanze den Bruder in
ſeiner haſtigen Weiſe auf ſie hineinreden. Jetzt ſpricht
er von mir, dachte er über das ganze Geſicht erglühend.
Er ſtürzte in den Schatten der nahen Büſche, als ſie
den Saal verließ. Der Bruder führte ſie heim. Er
folgte den Beiden in ſo großer Entfernung, als er
nöthig hielt, von ihr nicht geſehen zu werden. Als
der Bruder von der Begleitung zurückkam, trat er von
der Thüre weg. Er war wie nackt vor Scham. Der
Bruder hatte ihn doch bemerkt. Er ſagte: Noch will
ſie nichts von dir wiſſen; ich weiß nicht, iſt es Zie¬
rerei oder ihr Ernſt. Ich treffe ſie ſchon wieder. Auf
einen Schlag fällt kein Baum. Aber das muß ich dir
zugeſteh'n, Geſchmack haſt du. Ich weiß nicht, wo ich
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/28>, abgerufen am 21.11.2024.
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