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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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Theorie der peripolaren Anordnung.
sche Moleküle, vertheilt sind, welche in verschiedenen Zuständen des
Nerven verschiedene Stellungen einnehmen können. In dem ruhigen
Zustand des lebenden Nerven liegen je zwei dieser Moleküle mit ihren
gleichnamigen Enden einander zugekehrt, so dass aus beiden scheinbar
ein Gebilde mit einer positiven Zone und zwei negativen Polen entsteht
(Peripolarer Zustand). In dem electrotonischen Zustande sind die Mo-
leküle dagegen so geordnet, dass sie sich immer die ungleichnamigen
Pole zuwenden (dipolarer Zustand, säulenartige Polarisation). Fol-
gende Figuren geben die bildliche Vorstellung; in ihnen ist, um das
Verhalten der Nerven auf Quer- und Längsschnitt klar zu machen, das
Rohr nur mit einer Reihe von Molekülen (obwohl es ihrer in Wirklich-
keit auch auf dem Querdurchmesser zahllose sein müssen) erfüllt ge-
dacht worden.

[Abbildung] Fig. 19.

Peripolarer Zustand.

[Abbildung] Fig. 20.

Dipolarer Zustand.

Die Gründe für diese Vorstellung liegen einfach darin, dass diese
Anordnungen allen gefundenen Thatsachen Genüge leisten. Die fixirte
Vertheilung der Ungleichheiten auf bewegliche Molekeln wird namentlich
durch die momentan eintretenden Stromesveränderungen verlangt.

Zur weiteren Begründung und Aufklärung noch Folgendes:

1) Peripolare Anordnung. -- Du Bois versenkte ein künstliches peripo-
lar-elektrisches Gebilde in einen Trog mit leitender Flüssigkeit und studirte die
Ströme, welche dasselbe durch die Flüssigkeit respective durch die in dieselbe ein-
gesenkten Platten eines Multiplikators sendete. Die einfachste Anordnung, die hier
gegeben werden kann, besteht darin, an den Enden einer beliebig langen viereckigen
Zinkplatte jederseits eine Kupferplatte von gleicher Breite und halber Länge des
Zinkes anlöthen zu lassen, und sie als Boden eines rechteckigen Kastens zu be-
nutzen, welcher mit einer Flüssigkeit gefüllt ist, die so viel als möglich die Ladun-
gen der Kupferplatte ausschliesst. in unserem Falle wäre also Salpetersäure oder
schwefelsaure Kupferoxydlösung anwendbar.

Die Theorie verlangt nun, dass die an den Zinkkupfergrenzen entwickelten elek-
trischen Massen sich auszugleichen streben; zunächst werden sie auf die mit einer
ausgezeichneten Leitungsfähigkeit begabten Metalle ausströmen, so dass sich sehr
bald alle Theilchen der Metallplatte in gleicher elektrischer Spannung befinden, nur
mit dem Unterschiede, dass alle Kupfertheilchen negativ und alle Zinktheilchen po-
sitiv elektrisch geladen sind. Von jedem Ort dieser Platte, in so ferne er mit leiten-
der Flüssigkeit bedeckt ist, wird nun ein Strom in die Flüssigkeit austreten, und
zwar wird, indem wir nur die Strömung positiver Elektrizität in das Auge fassen,

Theorie der peripolaren Anordnung.
sche Moleküle, vertheilt sind, welche in verschiedenen Zuständen des
Nerven verschiedene Stellungen einnehmen können. In dem ruhigen
Zustand des lebenden Nerven liegen je zwei dieser Moleküle mit ihren
gleichnamigen Enden einander zugekehrt, so dass aus beiden scheinbar
ein Gebilde mit einer positiven Zone und zwei negativen Polen entsteht
(Peripolarer Zustand). In dem electrotonischen Zustande sind die Mo-
leküle dagegen so geordnet, dass sie sich immer die ungleichnamigen
Pole zuwenden (dipolarer Zustand, säulenartige Polarisation). Fol-
gende Figuren geben die bildliche Vorstellung; in ihnen ist, um das
Verhalten der Nerven auf Quer- und Längsschnitt klar zu machen, das
Rohr nur mit einer Reihe von Molekülen (obwohl es ihrer in Wirklich-
keit auch auf dem Querdurchmesser zahllose sein müssen) erfüllt ge-
dacht worden.

[Abbildung] Fig. 19.

Peripolarer Zustand.

[Abbildung] Fig. 20.

Dipolarer Zustand.

Die Gründe für diese Vorstellung liegen einfach darin, dass diese
Anordnungen allen gefundenen Thatsachen Genüge leisten. Die fixirte
Vertheilung der Ungleichheiten auf bewegliche Molekeln wird namentlich
durch die momentan eintretenden Stromesveränderungen verlangt.

Zur weiteren Begründung und Aufklärung noch Folgendes:

1) Peripolare Anordnung. — Du Bois versenkte ein künstliches peripo-
lar-elektrisches Gebilde in einen Trog mit leitender Flüssigkeit und studirte die
Ströme, welche dasselbe durch die Flüssigkeit respective durch die in dieselbe ein-
gesenkten Platten eines Multiplikators sendete. Die einfachste Anordnung, die hier
gegeben werden kann, besteht darin, an den Enden einer beliebig langen viereckigen
Zinkplatte jederseits eine Kupferplatte von gleicher Breite und halber Länge des
Zinkes anlöthen zu lassen, und sie als Boden eines rechteckigen Kastens zu be-
nutzen, welcher mit einer Flüssigkeit gefüllt ist, die so viel als möglich die Ladun-
gen der Kupferplatte ausschliesst. in unserem Falle wäre also Salpetersäure oder
schwefelsaure Kupferoxydlösung anwendbar.

Die Theorie verlangt nun, dass die an den Zinkkupfergrenzen entwickelten elek-
trischen Massen sich auszugleichen streben; zunächst werden sie auf die mit einer
ausgezeichneten Leitungsfähigkeit begabten Metalle ausströmen, so dass sich sehr
bald alle Theilchen der Metallplatte in gleicher elektrischer Spannung befinden, nur
mit dem Unterschiede, dass alle Kupfertheilchen negativ und alle Zinktheilchen po-
sitiv elektrisch geladen sind. Von jedem Ort dieser Platte, in so ferne er mit leiten-
der Flüssigkeit bedeckt ist, wird nun ein Strom in die Flüssigkeit austreten, und
zwar wird, indem wir nur die Strömung positiver Elektrizität in das Auge fassen,

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[87/0101] Theorie der peripolaren Anordnung. sche Moleküle, vertheilt sind, welche in verschiedenen Zuständen des Nerven verschiedene Stellungen einnehmen können. In dem ruhigen Zustand des lebenden Nerven liegen je zwei dieser Moleküle mit ihren gleichnamigen Enden einander zugekehrt, so dass aus beiden scheinbar ein Gebilde mit einer positiven Zone und zwei negativen Polen entsteht (Peripolarer Zustand). In dem electrotonischen Zustande sind die Mo- leküle dagegen so geordnet, dass sie sich immer die ungleichnamigen Pole zuwenden (dipolarer Zustand, säulenartige Polarisation). Fol- gende Figuren geben die bildliche Vorstellung; in ihnen ist, um das Verhalten der Nerven auf Quer- und Längsschnitt klar zu machen, das Rohr nur mit einer Reihe von Molekülen (obwohl es ihrer in Wirklich- keit auch auf dem Querdurchmesser zahllose sein müssen) erfüllt ge- dacht worden. [Abbildung Fig. 19. Peripolarer Zustand.] [Abbildung Fig. 20. Dipolarer Zustand.] Die Gründe für diese Vorstellung liegen einfach darin, dass diese Anordnungen allen gefundenen Thatsachen Genüge leisten. Die fixirte Vertheilung der Ungleichheiten auf bewegliche Molekeln wird namentlich durch die momentan eintretenden Stromesveränderungen verlangt. Zur weiteren Begründung und Aufklärung noch Folgendes: 1) Peripolare Anordnung. — Du Bois versenkte ein künstliches peripo- lar-elektrisches Gebilde in einen Trog mit leitender Flüssigkeit und studirte die Ströme, welche dasselbe durch die Flüssigkeit respective durch die in dieselbe ein- gesenkten Platten eines Multiplikators sendete. Die einfachste Anordnung, die hier gegeben werden kann, besteht darin, an den Enden einer beliebig langen viereckigen Zinkplatte jederseits eine Kupferplatte von gleicher Breite und halber Länge des Zinkes anlöthen zu lassen, und sie als Boden eines rechteckigen Kastens zu be- nutzen, welcher mit einer Flüssigkeit gefüllt ist, die so viel als möglich die Ladun- gen der Kupferplatte ausschliesst. in unserem Falle wäre also Salpetersäure oder schwefelsaure Kupferoxydlösung anwendbar. Die Theorie verlangt nun, dass die an den Zinkkupfergrenzen entwickelten elek- trischen Massen sich auszugleichen streben; zunächst werden sie auf die mit einer ausgezeichneten Leitungsfähigkeit begabten Metalle ausströmen, so dass sich sehr bald alle Theilchen der Metallplatte in gleicher elektrischer Spannung befinden, nur mit dem Unterschiede, dass alle Kupfertheilchen negativ und alle Zinktheilchen po- sitiv elektrisch geladen sind. Von jedem Ort dieser Platte, in so ferne er mit leiten- der Flüssigkeit bedeckt ist, wird nun ein Strom in die Flüssigkeit austreten, und zwar wird, indem wir nur die Strömung positiver Elektrizität in das Auge fassen,

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/101>, abgerufen am 24.11.2024.