sie jedoch nur bei unmittelbarer Berührung auszuüben im Stande, wie die oben erwähnten Versuche erweisen.
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Fig 24.
Aus dieser durch das Vorstehende sehr wohl be- gründeten Theorie lassen sich nun auch mit aller Schärfe die Gründe für alle Erscheinungen und Verän- derungen einsehen, die der elektrotonische Zustand darbietet. -- Zunächst ist klar, warum der Zuwachs, den der Nervenstrom wäh- rend des electrotonischen Zustandes erfährt, auf der einen Seite des erregenden Stromes positiv und auf der andern negativ sein muss. Diess ergibt sich sogleich aus der Betrachtung von Fig. 24. Wir wollen mit dieser annehmen, dass die Pole des erregenden Stromes genau symmetrisch zum Aequator A stehen und dass die von ihm ausgehende Stromesrichtung durch den Nerven mit dem Pfeile Z P laufe; im Sinne dieser Richtung werden alle Molekeln geordnet, so dass ein Strom nach dem obersten Pfeil E Z durch den ganzen Ner- ven geht. Vor dem Eintreten des elektrotonischen Zustandes verliefen aber in dem Nerven von dem Aequator A zwei Ströme in entgegengesetzter Richtung nach den Pfeilen u Z1u Z2. Vergleichen wir beide, den Strom des elektrotoni- schen Zustandes und den Nervenstrom, so sehen wir, dass u Z2 und der neue Strom in gleicher Richtung gehend, sich verstärken werden (positive Phase), wäh- rend U Z1 und der Strom des dipolaren Zustandes entgegengesetzt verlaufend, sich schwächen werden (negative Phase). Diese Erklärung vernachlässigt nun aber scheinbar eine Thatsache, die wir oben Seite (85) mitgetheilt, die nämlich, dass das Gesetz des ursprünglichen Nervenstromes noch sichtbar ist, wenn der elektroto- nische Zustand eingetreten. Wenn in der That der Nervenstrom von der peripolaren Lagerung der Molekeln abhängt, so muss er momentan verschwinden, so wie die dipolare Anordnung eingetreten; dieser Widerspruch lösst sich aber sehr einfach unter der Voraussetzung, dass in den untersuchten Fällen des elektrotonischen Zu- standes die Drehung der Molekeln eine nur unvollkommene gewesen; wenn also die neue Stellung die Mitte hielt zwischen der peripolaren und der dipolaren, so muss in der That die Strömungserscheinung ebenfalls die Resultirende beider sein -- Aus der vorgetragenen Theorie erhellt weiterhin, warum bis zu gewissen Grenzen mit der Stärke und Dichtigkeit des erregenden Stroms die Ausbildung des dipolaren Zustandes wächst, über diese Grenze hinaus aber durch noch weitere Steigerung des erregenden Stromes die Intensität des elektrotonischen Zuwachses nicht vermehrt werden kann. Denn begreiflich wird der elektrotonische Zustand um so ausgepräg- ter auftreten, je energischer die richtenden Kräfte des erregenden Stromes einwir- ken; sind aber einmal die Molekeln vollkommen dipolar gestellt, so wird durch wei- tere Verstärkung der richtenden Kräfte keine höhere Steigerung des dipolaren Zu- standes möglich sein. -- Fernerhin wird aus der Theorie klar, warum der erregende Strom keine dipolare Anordnung hervorruft, wenn er den Nerven senkrecht gegen sei-
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Fig. 25.
ne Längenachse durch- setzt. Denn geht wie in Fig. 25 der Strom von Z nach P durch den Ner- ven, so wird er zwar die zwischen den Polen liegenden peripolaren
Theorie der dipolaren Anordnung.
sie jedoch nur bei unmittelbarer Berührung auszuüben im Stande, wie die oben erwähnten Versuche erweisen.
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Fig 24.
Aus dieser durch das Vorstehende sehr wohl be- gründeten Theorie lassen sich nun auch mit aller Schärfe die Gründe für alle Erscheinungen und Verän- derungen einsehen, die der elektrotonische Zustand darbietet. — Zunächst ist klar, warum der Zuwachs, den der Nervenstrom wäh- rend des electrotonischen Zustandes erfährt, auf der einen Seite des erregenden Stromes positiv und auf der andern negativ sein muss. Diess ergibt sich sogleich aus der Betrachtung von Fig. 24. Wir wollen mit dieser annehmen, dass die Pole des erregenden Stromes genau symmetrisch zum Aequator A stehen und dass die von ihm ausgehende Stromesrichtung durch den Nerven mit dem Pfeile Z P laufe; im Sinne dieser Richtung werden alle Molekeln geordnet, so dass ein Strom nach dem obersten Pfeil E Z durch den ganzen Ner- ven geht. Vor dem Eintreten des elektrotonischen Zustandes verliefen aber in dem Nerven von dem Aequator A zwei Ströme in entgegengesetzter Richtung nach den Pfeilen u Z1u Z2. Vergleichen wir beide, den Strom des elektrotoni- schen Zustandes und den Nervenstrom, so sehen wir, dass u Z2 und der neue Strom in gleicher Richtung gehend, sich verstärken werden (positive Phase), wäh- rend U Z1 und der Strom des dipolaren Zustandes entgegengesetzt verlaufend, sich schwächen werden (negative Phase). Diese Erklärung vernachlässigt nun aber scheinbar eine Thatsache, die wir oben Seite (85) mitgetheilt, die nämlich, dass das Gesetz des ursprünglichen Nervenstromes noch sichtbar ist, wenn der elektroto- nische Zustand eingetreten. Wenn in der That der Nervenstrom von der peripolaren Lagerung der Molekeln abhängt, so muss er momentan verschwinden, so wie die dipolare Anordnung eingetreten; dieser Widerspruch lösst sich aber sehr einfach unter der Voraussetzung, dass in den untersuchten Fällen des elektrotonischen Zu- standes die Drehung der Molekeln eine nur unvollkommene gewesen; wenn also die neue Stellung die Mitte hielt zwischen der peripolaren und der dipolaren, so muss in der That die Strömungserscheinung ebenfalls die Resultirende beider sein — Aus der vorgetragenen Theorie erhellt weiterhin, warum bis zu gewissen Grenzen mit der Stärke und Dichtigkeit des erregenden Stroms die Ausbildung des dipolaren Zustandes wächst, über diese Grenze hinaus aber durch noch weitere Steigerung des erregenden Stromes die Intensität des elektrotonischen Zuwachses nicht vermehrt werden kann. Denn begreiflich wird der elektrotonische Zustand um so ausgepräg- ter auftreten, je energischer die richtenden Kräfte des erregenden Stromes einwir- ken; sind aber einmal die Molekeln vollkommen dipolar gestellt, so wird durch wei- tere Verstärkung der richtenden Kräfte keine höhere Steigerung des dipolaren Zu- standes möglich sein. — Fernerhin wird aus der Theorie klar, warum der erregende Strom keine dipolare Anordnung hervorruft, wenn er den Nerven senkrecht gegen sei-
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Fig. 25.
ne Längenachse durch- setzt. Denn geht wie in Fig. 25 der Strom von Z nach P durch den Ner- ven, so wird er zwar die zwischen den Polen liegenden peripolaren
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[91/0105]
Theorie der dipolaren Anordnung.
sie jedoch nur bei unmittelbarer Berührung auszuüben im Stande, wie die oben
erwähnten Versuche erweisen.
[Abbildung Fig 24.]
Aus dieser durch das
Vorstehende sehr wohl be-
gründeten Theorie lassen
sich nun auch mit aller
Schärfe die Gründe für alle
Erscheinungen und Verän-
derungen einsehen, die der
elektrotonische Zustand
darbietet. — Zunächst ist
klar, warum der Zuwachs,
den der Nervenstrom wäh-
rend des electrotonischen
Zustandes erfährt, auf der
einen Seite des erregenden Stromes positiv und auf der andern negativ sein
muss. Diess ergibt sich sogleich aus der Betrachtung von Fig. 24. Wir wollen mit
dieser annehmen, dass die Pole des erregenden Stromes genau symmetrisch zum
Aequator A stehen und dass die von ihm ausgehende Stromesrichtung durch den
Nerven mit dem Pfeile Z P laufe; im Sinne dieser Richtung werden alle Molekeln
geordnet, so dass ein Strom nach dem obersten Pfeil E Z durch den ganzen Ner-
ven geht. Vor dem Eintreten des elektrotonischen Zustandes verliefen aber in
dem Nerven von dem Aequator A zwei Ströme in entgegengesetzter Richtung
nach den Pfeilen u Z1 u Z2. Vergleichen wir beide, den Strom des elektrotoni-
schen Zustandes und den Nervenstrom, so sehen wir, dass u Z2 und der neue
Strom in gleicher Richtung gehend, sich verstärken werden (positive Phase), wäh-
rend U Z1 und der Strom des dipolaren Zustandes entgegengesetzt verlaufend, sich
schwächen werden (negative Phase). Diese Erklärung vernachlässigt nun aber
scheinbar eine Thatsache, die wir oben Seite (85) mitgetheilt, die nämlich, dass das
Gesetz des ursprünglichen Nervenstromes noch sichtbar ist, wenn der elektroto-
nische Zustand eingetreten. Wenn in der That der Nervenstrom von der peripolaren
Lagerung der Molekeln abhängt, so muss er momentan verschwinden, so wie die
dipolare Anordnung eingetreten; dieser Widerspruch lösst sich aber sehr einfach
unter der Voraussetzung, dass in den untersuchten Fällen des elektrotonischen Zu-
standes die Drehung der Molekeln eine nur unvollkommene gewesen; wenn also die
neue Stellung die Mitte hielt zwischen der peripolaren und der dipolaren, so muss in
der That die Strömungserscheinung ebenfalls die Resultirende beider sein — Aus
der vorgetragenen Theorie erhellt weiterhin, warum bis zu gewissen Grenzen mit
der Stärke und Dichtigkeit des erregenden Stroms die Ausbildung des dipolaren
Zustandes wächst, über diese Grenze hinaus aber durch noch weitere Steigerung des
erregenden Stromes die Intensität des elektrotonischen Zuwachses nicht vermehrt
werden kann. Denn begreiflich wird der elektrotonische Zustand um so ausgepräg-
ter auftreten, je energischer die richtenden Kräfte des erregenden Stromes einwir-
ken; sind aber einmal die Molekeln vollkommen dipolar gestellt, so wird durch wei-
tere Verstärkung der richtenden Kräfte keine höhere Steigerung des dipolaren Zu-
standes möglich sein. — Fernerhin wird aus der Theorie klar, warum der erregende
Strom keine dipolare Anordnung hervorruft, wenn er den Nerven senkrecht gegen sei-
[Abbildung Fig. 25.]
ne Längenachse durch-
setzt. Denn geht wie in
Fig. 25 der Strom von
Z nach P durch den Ner-
ven, so wird er zwar
die zwischen den Polen
liegenden peripolaren
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/105>, abgerufen am 18.12.2024.
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