Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Hintere Rückenmarksstränge. Graue Masse.
nicht mehr von den hintern Strängen aus Bewegung zu erwirken, während sie die
erregten vordern Stränge noch auszulösen vermögen. -- 4) Endlich sind die Bewegun-
gen, welche auf Erregung der Hinterstränge eintreten, weder momentane Folgen
derselben, noch kann eine so innige Beziehung zwischen Intensität und Dauer der
Erregung und Bewegung festgestellt werden, wie diess unter gleichen Umständen
bei den Vordersträngen möglich ist. Die in den Muskeln eintretende Bewegung ist
keine constante, auf gewisse Muskeln (die sogleich vom Beginn der Erregung an
ergriffen waren) beschränkte, sondern sie wechselt in einer gewissen Folge allmä-
lig zwischen allen einzelnen Muskeln des Rumpfes, (sog. klonischer Krampf), so
dass mit steigender Dauer und steigender Intensität der Erregung einer bestimmten
Stelle nicht dieselben Muskeln in eine intensivere und dauerndere Bewegung ver-
setzt werden, sondern die Bewegungen in immer grösseren Kreisen (über mehr und
mehr Muskeln) sich ausbreiten, und die sich bewegenden Muskeln in eine immer
raschere Contractionsfolge gerathen. -- Diesen Befund ergänzen nun einzelne pa-
thologische Beobachtungen beim Menschen, in welchen eine intensive Zerstörung
beider Hinterstränge vorhanden war; in diesen Fällen ist die dem zerstörten
Rückenmarkstück entsprechende Rumpfabtheilung vollkommen gefühllos; alle
willkürlichen Bewegungen in diesen Theilen sind dagegen vorhanden. In allen
Fällen ist aber die Bewegung des entsprechenden Rumpftheils gestört, insofern
sie unbewusst geschieht, und namentlich insofern sich einzelne Muskelgruppen zu
einer Bewegung combiniren, so dass z. B. der Gang, insofern er nicht mit besonderer
Aufmerksamkeit des Geistes ausgeführt ist, schwankend und unsicher wird. -- Aus
allem diesen darf darum wohl mit vollkommener Berechtigung geschlossen werden,
dass die Hinterstränge nicht die Bindeglieder zwischen Seele und Muskeln enthalten;
wie die Beziehungen zwischen Muskelnerven und Hintersträngen aufzufassen sind,
werden wir alsbald ausführlicher darlegen.

Für die Annahme, dass die beiden hinteren Stränge ihre Röhren austauschen,
spricht das Resultat des Versuchs, dass nach vollkommener Durchschneidung einer
Rückenmarkshälfte die Empfindung der Oertlichkeit in den von dem abge-
trennten Rückenmark versorgten Rumpfstücken noch erhalten bleibt Inwiefern zum
vollkommenen Beweis einer Faserkreuzung nicht überhaupt Empfindung, sondern
auch die der Oertlichkeit verlangt wird muss einer erst später verständlichen Begrün-
dung überlassen bleiben; dass aber das Gefühl der Oertlichkeit besteht, geht daraus
hervor, dass die Thiere bei Verletzungen gegen die verletzte Stelle sich wenden und
mit den willkürlich beweglichen Theilen den verletzenden Gegenstand zu entfernen
suchen. Diese Kreuzung geschieht keinenfalls in einer dem Wurzeleintritt nahen Hori-
zontalebene, sondern in einiger Entfernung über demselben, weil die Empfindlichkeit
in allen Theilen vollkommen verschwindet, über deren zugehörigen Nervenwurzeln
der Schnitt unmittelbar durch das Rückenmark geführt ist, sich dagegen um so leb-
hafter erhält, je höher über den erregten Wurzelfaden der Schnitt liegt. --

Die Seitenstränge und namentlich ihr an die Vorderstränge grenzender Theil
führen jedenfalls motorische Fasern; dass die Seitenstränge und namentlich in den
Grenzparthieen gegen die Hinterstränge sensible führen, ist mindestens nicht erwie-
sen, und insofern nicht widerlegt, als die Versuche an Säugethieren den Einwand
erlauben, dass wegen einer durch die eingreifende Operation herbeigeführte Empfin-
dungslosigkeit geringe Mengen sensibler Fasern übersehen werden könnten. --

In die graue Substanz treten nach übereinstimmenden Angaben guter Autoren,
welche hierfür den Beweis durch directe Erregung der Querschnitte des Rücken-
marks zu führen suchten, keine motorischen Röhren ein; dieser Beweis scheint
kaum durch die Erscheinungen der willkürlichen Lähmung nach Durchschneidung
der ganzen vorderen Hälfte des Rückenmarks erschüttert werden zu können. Nach
dieser Operation bestehen allerdings noch schwache willkürliche Einflüsse auf die
unterhalb des Schnittes gelegenen Nerven, aber es bleibt auch nach dieser Operation

Hintere Rückenmarksstränge. Graue Masse.
nicht mehr von den hintern Strängen aus Bewegung zu erwirken, während sie die
erregten vordern Stränge noch auszulösen vermögen. — 4) Endlich sind die Bewegun-
gen, welche auf Erregung der Hinterstränge eintreten, weder momentane Folgen
derselben, noch kann eine so innige Beziehung zwischen Intensität und Dauer der
Erregung und Bewegung festgestellt werden, wie diess unter gleichen Umständen
bei den Vordersträngen möglich ist. Die in den Muskeln eintretende Bewegung ist
keine constante, auf gewisse Muskeln (die sogleich vom Beginn der Erregung an
ergriffen waren) beschränkte, sondern sie wechselt in einer gewissen Folge allmä-
lig zwischen allen einzelnen Muskeln des Rumpfes, (sog. klonischer Krampf), so
dass mit steigender Dauer und steigender Intensität der Erregung einer bestimmten
Stelle nicht dieselben Muskeln in eine intensivere und dauerndere Bewegung ver-
setzt werden, sondern die Bewegungen in immer grösseren Kreisen (über mehr und
mehr Muskeln) sich ausbreiten, und die sich bewegenden Muskeln in eine immer
raschere Contractionsfolge gerathen. — Diesen Befund ergänzen nun einzelne pa-
thologische Beobachtungen beim Menschen, in welchen eine intensive Zerstörung
beider Hinterstränge vorhanden war; in diesen Fällen ist die dem zerstörten
Rückenmarkstück entsprechende Rumpfabtheilung vollkommen gefühllos; alle
willkürlichen Bewegungen in diesen Theilen sind dagegen vorhanden. In allen
Fällen ist aber die Bewegung des entsprechenden Rumpftheils gestört, insofern
sie unbewusst geschieht, und namentlich insofern sich einzelne Muskelgruppen zu
einer Bewegung combiniren, so dass z. B. der Gang, insofern er nicht mit besonderer
Aufmerksamkeit des Geistes ausgeführt ist, schwankend und unsicher wird. — Aus
allem diesen darf darum wohl mit vollkommener Berechtigung geschlossen werden,
dass die Hinterstränge nicht die Bindeglieder zwischen Seele und Muskeln enthalten;
wie die Beziehungen zwischen Muskelnerven und Hintersträngen aufzufassen sind,
werden wir alsbald ausführlicher darlegen.

Für die Annahme, dass die beiden hinteren Stränge ihre Röhren austauschen,
spricht das Resultat des Versuchs, dass nach vollkommener Durchschneidung einer
Rückenmarkshälfte die Empfindung der Oertlichkeit in den von dem abge-
trennten Rückenmark versorgten Rumpfstücken noch erhalten bleibt Inwiefern zum
vollkommenen Beweis einer Faserkreuzung nicht überhaupt Empfindung, sondern
auch die der Oertlichkeit verlangt wird muss einer erst später verständlichen Begrün-
dung überlassen bleiben; dass aber das Gefühl der Oertlichkeit besteht, geht daraus
hervor, dass die Thiere bei Verletzungen gegen die verletzte Stelle sich wenden und
mit den willkürlich beweglichen Theilen den verletzenden Gegenstand zu entfernen
suchen. Diese Kreuzung geschieht keinenfalls in einer dem Wurzeleintritt nahen Hori-
zontalebene, sondern in einiger Entfernung über demselben, weil die Empfindlichkeit
in allen Theilen vollkommen verschwindet, über deren zugehörigen Nervenwurzeln
der Schnitt unmittelbar durch das Rückenmark geführt ist, sich dagegen um so leb-
hafter erhält, je höher über den erregten Wurzelfaden der Schnitt liegt. —

Die Seitenstränge und namentlich ihr an die Vorderstränge grenzender Theil
führen jedenfalls motorische Fasern; dass die Seitenstränge und namentlich in den
Grenzparthieen gegen die Hinterstränge sensible führen, ist mindestens nicht erwie-
sen, und insofern nicht widerlegt, als die Versuche an Säugethieren den Einwand
erlauben, dass wegen einer durch die eingreifende Operation herbeigeführte Empfin-
dungslosigkeit geringe Mengen sensibler Fasern übersehen werden könnten. —

In die graue Substanz treten nach übereinstimmenden Angaben guter Autoren,
welche hierfür den Beweis durch directe Erregung der Querschnitte des Rücken-
marks zu führen suchten, keine motorischen Röhren ein; dieser Beweis scheint
kaum durch die Erscheinungen der willkürlichen Lähmung nach Durchschneidung
der ganzen vorderen Hälfte des Rückenmarks erschüttert werden zu können. Nach
dieser Operation bestehen allerdings noch schwache willkürliche Einflüsse auf die
unterhalb des Schnittes gelegenen Nerven, aber es bleibt auch nach dieser Operation

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0152" n="138"/><fw place="top" type="header">Hintere Rückenmarksstränge. Graue Masse.</fw><lb/>
nicht mehr von den hintern Strängen aus Bewegung zu erwirken, während sie die<lb/>
erregten vordern Stränge noch auszulösen vermögen. &#x2014; 4) Endlich sind die Bewegun-<lb/>
gen, welche auf Erregung der Hinterstränge eintreten, weder <hi rendition="#g">momentane</hi> Folgen<lb/>
derselben, noch kann eine so innige Beziehung zwischen Intensität und Dauer der<lb/>
Erregung und Bewegung festgestellt werden, wie diess unter gleichen Umständen<lb/>
bei den Vordersträngen möglich ist. Die in den Muskeln eintretende Bewegung ist<lb/>
keine constante, auf gewisse Muskeln (die sogleich vom Beginn der Erregung an<lb/>
ergriffen waren) beschränkte, sondern sie wechselt in einer gewissen Folge allmä-<lb/>
lig zwischen allen einzelnen Muskeln des Rumpfes, (sog. klonischer Krampf), so<lb/>
dass mit steigender Dauer und steigender Intensität der Erregung einer bestimmten<lb/>
Stelle nicht dieselben Muskeln in eine intensivere und dauerndere Bewegung ver-<lb/>
setzt werden, sondern die Bewegungen in immer grösseren Kreisen (über mehr und<lb/>
mehr Muskeln) sich ausbreiten, und die sich bewegenden Muskeln in eine immer<lb/>
raschere Contractionsfolge gerathen. &#x2014; Diesen Befund ergänzen nun einzelne pa-<lb/>
thologische Beobachtungen beim Menschen, in welchen eine intensive Zerstörung<lb/>
beider Hinterstränge vorhanden war; in diesen Fällen ist die dem zerstörten<lb/>
Rückenmarkstück entsprechende Rumpfabtheilung vollkommen gefühllos; alle<lb/>
willkürlichen Bewegungen in diesen Theilen sind dagegen vorhanden. In allen<lb/>
Fällen ist aber die Bewegung des entsprechenden Rumpftheils gestört, insofern<lb/>
sie unbewusst geschieht, und namentlich insofern sich einzelne Muskelgruppen zu<lb/>
einer Bewegung combiniren, so dass z. B. der Gang, insofern er nicht mit besonderer<lb/>
Aufmerksamkeit des Geistes ausgeführt ist, schwankend und unsicher wird. &#x2014; Aus<lb/>
allem diesen darf darum wohl mit vollkommener Berechtigung geschlossen werden,<lb/>
dass die Hinterstränge nicht die Bindeglieder zwischen Seele und Muskeln enthalten;<lb/>
wie die Beziehungen zwischen Muskelnerven und Hintersträngen aufzufassen sind,<lb/>
werden wir alsbald ausführlicher darlegen.</p><lb/>
            <p>Für die Annahme, dass die beiden hinteren Stränge ihre Röhren austauschen,<lb/>
spricht das Resultat des Versuchs, dass nach vollkommener Durchschneidung einer<lb/>
Rückenmarkshälfte die <hi rendition="#g">Empfindung der Oertlichkeit</hi> in den von dem abge-<lb/>
trennten Rückenmark versorgten Rumpfstücken noch erhalten bleibt Inwiefern zum<lb/>
vollkommenen Beweis einer Faserkreuzung nicht überhaupt Empfindung, sondern<lb/>
auch die der Oertlichkeit verlangt wird muss einer erst später verständlichen Begrün-<lb/>
dung überlassen bleiben; dass aber das Gefühl der Oertlichkeit besteht, geht daraus<lb/>
hervor, dass die Thiere bei Verletzungen gegen die verletzte Stelle sich wenden und<lb/>
mit den willkürlich beweglichen Theilen den verletzenden Gegenstand zu entfernen<lb/>
suchen. Diese Kreuzung geschieht keinenfalls in einer dem Wurzeleintritt nahen Hori-<lb/>
zontalebene, sondern in einiger Entfernung über demselben, weil die Empfindlichkeit<lb/>
in allen Theilen vollkommen verschwindet, über deren zugehörigen Nervenwurzeln<lb/>
der Schnitt unmittelbar durch das Rückenmark geführt ist, sich dagegen um so leb-<lb/>
hafter erhält, je höher über den erregten Wurzelfaden der Schnitt liegt. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Die Seitenstränge und namentlich ihr an die Vorderstränge grenzender Theil<lb/>
führen jedenfalls motorische Fasern; dass die Seitenstränge und namentlich in den<lb/>
Grenzparthieen gegen die Hinterstränge sensible führen, ist mindestens nicht erwie-<lb/>
sen, und insofern nicht widerlegt, als die Versuche an Säugethieren den Einwand<lb/>
erlauben, dass wegen einer durch die eingreifende Operation herbeigeführte Empfin-<lb/>
dungslosigkeit geringe Mengen sensibler Fasern übersehen werden könnten. &#x2014;</p><lb/>
            <p>In die graue Substanz treten nach übereinstimmenden Angaben guter Autoren,<lb/>
welche hierfür den Beweis durch directe Erregung der Querschnitte des Rücken-<lb/>
marks zu führen suchten, keine motorischen Röhren ein; dieser Beweis scheint<lb/>
kaum durch die Erscheinungen der willkürlichen Lähmung nach Durchschneidung<lb/>
der ganzen vorderen Hälfte des Rückenmarks erschüttert werden zu können. Nach<lb/>
dieser Operation bestehen allerdings noch schwache willkürliche Einflüsse auf die<lb/>
unterhalb des Schnittes gelegenen Nerven, aber es bleibt auch nach dieser Operation<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0152] Hintere Rückenmarksstränge. Graue Masse. nicht mehr von den hintern Strängen aus Bewegung zu erwirken, während sie die erregten vordern Stränge noch auszulösen vermögen. — 4) Endlich sind die Bewegun- gen, welche auf Erregung der Hinterstränge eintreten, weder momentane Folgen derselben, noch kann eine so innige Beziehung zwischen Intensität und Dauer der Erregung und Bewegung festgestellt werden, wie diess unter gleichen Umständen bei den Vordersträngen möglich ist. Die in den Muskeln eintretende Bewegung ist keine constante, auf gewisse Muskeln (die sogleich vom Beginn der Erregung an ergriffen waren) beschränkte, sondern sie wechselt in einer gewissen Folge allmä- lig zwischen allen einzelnen Muskeln des Rumpfes, (sog. klonischer Krampf), so dass mit steigender Dauer und steigender Intensität der Erregung einer bestimmten Stelle nicht dieselben Muskeln in eine intensivere und dauerndere Bewegung ver- setzt werden, sondern die Bewegungen in immer grösseren Kreisen (über mehr und mehr Muskeln) sich ausbreiten, und die sich bewegenden Muskeln in eine immer raschere Contractionsfolge gerathen. — Diesen Befund ergänzen nun einzelne pa- thologische Beobachtungen beim Menschen, in welchen eine intensive Zerstörung beider Hinterstränge vorhanden war; in diesen Fällen ist die dem zerstörten Rückenmarkstück entsprechende Rumpfabtheilung vollkommen gefühllos; alle willkürlichen Bewegungen in diesen Theilen sind dagegen vorhanden. In allen Fällen ist aber die Bewegung des entsprechenden Rumpftheils gestört, insofern sie unbewusst geschieht, und namentlich insofern sich einzelne Muskelgruppen zu einer Bewegung combiniren, so dass z. B. der Gang, insofern er nicht mit besonderer Aufmerksamkeit des Geistes ausgeführt ist, schwankend und unsicher wird. — Aus allem diesen darf darum wohl mit vollkommener Berechtigung geschlossen werden, dass die Hinterstränge nicht die Bindeglieder zwischen Seele und Muskeln enthalten; wie die Beziehungen zwischen Muskelnerven und Hintersträngen aufzufassen sind, werden wir alsbald ausführlicher darlegen. Für die Annahme, dass die beiden hinteren Stränge ihre Röhren austauschen, spricht das Resultat des Versuchs, dass nach vollkommener Durchschneidung einer Rückenmarkshälfte die Empfindung der Oertlichkeit in den von dem abge- trennten Rückenmark versorgten Rumpfstücken noch erhalten bleibt Inwiefern zum vollkommenen Beweis einer Faserkreuzung nicht überhaupt Empfindung, sondern auch die der Oertlichkeit verlangt wird muss einer erst später verständlichen Begrün- dung überlassen bleiben; dass aber das Gefühl der Oertlichkeit besteht, geht daraus hervor, dass die Thiere bei Verletzungen gegen die verletzte Stelle sich wenden und mit den willkürlich beweglichen Theilen den verletzenden Gegenstand zu entfernen suchen. Diese Kreuzung geschieht keinenfalls in einer dem Wurzeleintritt nahen Hori- zontalebene, sondern in einiger Entfernung über demselben, weil die Empfindlichkeit in allen Theilen vollkommen verschwindet, über deren zugehörigen Nervenwurzeln der Schnitt unmittelbar durch das Rückenmark geführt ist, sich dagegen um so leb- hafter erhält, je höher über den erregten Wurzelfaden der Schnitt liegt. — Die Seitenstränge und namentlich ihr an die Vorderstränge grenzender Theil führen jedenfalls motorische Fasern; dass die Seitenstränge und namentlich in den Grenzparthieen gegen die Hinterstränge sensible führen, ist mindestens nicht erwie- sen, und insofern nicht widerlegt, als die Versuche an Säugethieren den Einwand erlauben, dass wegen einer durch die eingreifende Operation herbeigeführte Empfin- dungslosigkeit geringe Mengen sensibler Fasern übersehen werden könnten. — In die graue Substanz treten nach übereinstimmenden Angaben guter Autoren, welche hierfür den Beweis durch directe Erregung der Querschnitte des Rücken- marks zu führen suchten, keine motorischen Röhren ein; dieser Beweis scheint kaum durch die Erscheinungen der willkürlichen Lähmung nach Durchschneidung der ganzen vorderen Hälfte des Rückenmarks erschüttert werden zu können. Nach dieser Operation bestehen allerdings noch schwache willkürliche Einflüsse auf die unterhalb des Schnittes gelegenen Nerven, aber es bleibt auch nach dieser Operation

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/152
Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/152>, abgerufen am 23.11.2024.