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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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N. trochlearis; N. abducens.

Wenn nicht ganz, so ist wenigstens unser Nerv seinem grössten
Theile nach motorisch. Abhängig sind von ihm die Bewegungen der
m. m. rectus superior, r. internus, r. inferior, obliquus inferior, des
Verengerers der Pupille, wahrscheinlich des musc. tensor choroideae
und endlich des m. levator palpebrae superioris.

Der n. oculomotorius der Säugethiere weicht bezüglich seiner Vertheilung vom
menschlichen sehr ab; bei ihnen begibt er sich nämlich nachweisslich auch noch zum
musc. rectus externus, musc. obliquus superior und dem eigenthümlichen retractor
bulbi; dass er beim Menschen nicht noch den m. rect. extern. und den m. obliq. sup.
versorgt, geht ausser der anatomischen Untersuchung auch noch daraus hervor, dass
bei Lähmungen des n. oculomotorius das Auge kräftig nach aussen gerichtet ist, und
um seine Längsachse (die sog. Sehachse) gedreht werden kann. Diese Lähmungen
liefern auch den Beweiss, dass er bei Menschen die Pupille verengert, weil unter die-
sen Umständen die Pupille zwar nicht besonders erweitert ist, aber durchaus nicht
mehr verengert werden kann. Die allgemeine Annahme, dass er Verengerer der Pupille
sei, wird auch noch dadurch unterstützt, dass bei intensiv - willkürlichen Erregungen
des n. oculomotorius und namentlich bei der Einwärtsstellung des Augapfels der
Durchmesser der Pupille sich verkleinert. -- In wiefern seine Lähmungserscheinun-
gen beweissen, dass er auf den tensor choroideae wirkt, kann erst später erörtert
werden; seine sehr bemerkenswerthe Stellung zu verschiedenen Hirntheilen, wird
ebenfalls erst später in Frage kommen.

Nervus trochlearis *).

Die Wurzelfäden des Nerven kommen theils aus dem obern Ende
der grauen Substanz, welche den Boden der vierten Hirnhöhle bedeckt
und mit einem zweiten Bündel aus einer grauen Masse am Boden des
aquaeductus Sylvii. Sie treten dann über die Mittellinie hinaus auf die
entgegengesetzte Seite und kreuzen sich bevor sie die Hirnmasse
verlassen mit den gegenüberliegenden Nerven im velum anterius. Der
Stamm führt breite Röhren, ihre Gesammtzahl beträgt 1100 bis 1200.
Der Nerv versorgt wahrscheinlich nur den musc. trochlearis mit mo-
torischen Fasern.

Ausser dieser als gewiss anzugebenden Funktion schreibt man ihm zuweilen
auch noch eine sensible zu. Seine physiologische Stellung zu den andern Hirnthei-
len siehe beim Sehorgan.

Nervus abducens.

Seine Wurzelfasern sollen durch die Längs- und Querfasern der
Brücke hindurch verfolgt werden können bis in eine graue Masse,
welche am Boden der vierten Hirnhöhle gelegen ist. Der Stamm ent-
hält 2000 bis 2500 breite Röhren.

Seiner Vertheilung gemäss ist seine einzige Funktion in einer
Bewegung des m. rect. externus zu suchen; sensible Fasern besitzt er
nicht.

Was seine Verbindung mit sympathischen Zweigen im sinus cavernosus und die
Aestchen zu bedeuten haben, welche er öfter an das ganglion ciliare oder die Ciliar-
nerven schickt ist unbekannt. -- Bei Säugethieren versorgt er zugleich mit dem
n. oculomotorius noch den m. retractor bulbi.

*) Ed. Weber, Artikel Muskelbewegung in Wagners Handwörterb. III. 2. Abth. -- Stilling,
der Bau des Hirnknotens. Jena 1846.
N. trochlearis; N. abducens.

Wenn nicht ganz, so ist wenigstens unser Nerv seinem grössten
Theile nach motorisch. Abhängig sind von ihm die Bewegungen der
m. m. rectus superior, r. internus, r. inferior, obliquús inferior, des
Verengerers der Pupille, wahrscheinlich des musc. tensor choroideae
und endlich des m. levator palpebrae superioris.

Der n. oculomotorius der Säugethiere weicht bezüglich seiner Vertheilung vom
menschlichen sehr ab; bei ihnen begibt er sich nämlich nachweisslich auch noch zum
musc. rectus externus, musc. obliquus superior und dem eigenthümlichen retractor
bulbi; dass er beim Menschen nicht noch den m. rect. extern. und den m. obliq. sup.
versorgt, geht ausser der anatomischen Untersuchung auch noch daraus hervor, dass
bei Lähmungen des n. oculomotorius das Auge kräftig nach aussen gerichtet ist, und
um seine Längsachse (die sog. Sehachse) gedreht werden kann. Diese Lähmungen
liefern auch den Beweiss, dass er bei Menschen die Pupille verengert, weil unter die-
sen Umständen die Pupille zwar nicht besonders erweitert ist, aber durchaus nicht
mehr verengert werden kann. Die allgemeine Annahme, dass er Verengerer der Pupille
sei, wird auch noch dadurch unterstützt, dass bei intensiv - willkürlichen Erregungen
des n. oculomotorius und namentlich bei der Einwärtsstellung des Augapfels der
Durchmesser der Pupille sich verkleinert. — In wiefern seine Lähmungserscheinun-
gen beweissen, dass er auf den tensor choroideae wirkt, kann erst später erörtert
werden; seine sehr bemerkenswerthe Stellung zu verschiedenen Hirntheilen, wird
ebenfalls erst später in Frage kommen.

Nervus trochlearis *).

Die Wurzelfäden des Nerven kommen theils aus dem obern Ende
der grauen Substanz, welche den Boden der vierten Hirnhöhle bedeckt
und mit einem zweiten Bündel aus einer grauen Masse am Boden des
aquaeductus Sylvii. Sie treten dann über die Mittellinie hinaus auf die
entgegengesetzte Seite und kreuzen sich bevor sie die Hirnmasse
verlassen mit den gegenüberliegenden Nerven im velum anterius. Der
Stamm führt breite Röhren, ihre Gesammtzahl beträgt 1100 bis 1200.
Der Nerv versorgt wahrscheinlich nur den musc. trochlearis mit mo-
torischen Fasern.

Ausser dieser als gewiss anzugebenden Funktion schreibt man ihm zuweilen
auch noch eine sensible zu. Seine physiologische Stellung zu den andern Hirnthei-
len siehe beim Sehorgan.

Nervus abducens.

Seine Wurzelfasern sollen durch die Längs- und Querfasern der
Brücke hindurch verfolgt werden können bis in eine graue Masse,
welche am Boden der vierten Hirnhöhle gelegen ist. Der Stamm ent-
hält 2000 bis 2500 breite Röhren.

Seiner Vertheilung gemäss ist seine einzige Funktion in einer
Bewegung des m. rect. externus zu suchen; sensible Fasern besitzt er
nicht.

Was seine Verbindung mit sympathischen Zweigen im sinus cavernosus und die
Aestchen zu bedeuten haben, welche er öfter an das ganglion ciliare oder die Ciliar-
nerven schickt ist unbekannt. — Bei Säugethieren versorgt er zugleich mit dem
n. oculomotorius noch den m. retractor bulbi.

*) Ed. Weber, Artikel Muskelbewegung in Wagners Handwörterb. III. 2. Abth. — Stilling,
der Bau des Hirnknotens. Jena 1846.
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[157/0171] N. trochlearis; N. abducens. Wenn nicht ganz, so ist wenigstens unser Nerv seinem grössten Theile nach motorisch. Abhängig sind von ihm die Bewegungen der m. m. rectus superior, r. internus, r. inferior, obliquús inferior, des Verengerers der Pupille, wahrscheinlich des musc. tensor choroideae und endlich des m. levator palpebrae superioris. Der n. oculomotorius der Säugethiere weicht bezüglich seiner Vertheilung vom menschlichen sehr ab; bei ihnen begibt er sich nämlich nachweisslich auch noch zum musc. rectus externus, musc. obliquus superior und dem eigenthümlichen retractor bulbi; dass er beim Menschen nicht noch den m. rect. extern. und den m. obliq. sup. versorgt, geht ausser der anatomischen Untersuchung auch noch daraus hervor, dass bei Lähmungen des n. oculomotorius das Auge kräftig nach aussen gerichtet ist, und um seine Längsachse (die sog. Sehachse) gedreht werden kann. Diese Lähmungen liefern auch den Beweiss, dass er bei Menschen die Pupille verengert, weil unter die- sen Umständen die Pupille zwar nicht besonders erweitert ist, aber durchaus nicht mehr verengert werden kann. Die allgemeine Annahme, dass er Verengerer der Pupille sei, wird auch noch dadurch unterstützt, dass bei intensiv - willkürlichen Erregungen des n. oculomotorius und namentlich bei der Einwärtsstellung des Augapfels der Durchmesser der Pupille sich verkleinert. — In wiefern seine Lähmungserscheinun- gen beweissen, dass er auf den tensor choroideae wirkt, kann erst später erörtert werden; seine sehr bemerkenswerthe Stellung zu verschiedenen Hirntheilen, wird ebenfalls erst später in Frage kommen. Nervus trochlearis *). Die Wurzelfäden des Nerven kommen theils aus dem obern Ende der grauen Substanz, welche den Boden der vierten Hirnhöhle bedeckt und mit einem zweiten Bündel aus einer grauen Masse am Boden des aquaeductus Sylvii. Sie treten dann über die Mittellinie hinaus auf die entgegengesetzte Seite und kreuzen sich bevor sie die Hirnmasse verlassen mit den gegenüberliegenden Nerven im velum anterius. Der Stamm führt breite Röhren, ihre Gesammtzahl beträgt 1100 bis 1200. Der Nerv versorgt wahrscheinlich nur den musc. trochlearis mit mo- torischen Fasern. Ausser dieser als gewiss anzugebenden Funktion schreibt man ihm zuweilen auch noch eine sensible zu. Seine physiologische Stellung zu den andern Hirnthei- len siehe beim Sehorgan. Nervus abducens. Seine Wurzelfasern sollen durch die Längs- und Querfasern der Brücke hindurch verfolgt werden können bis in eine graue Masse, welche am Boden der vierten Hirnhöhle gelegen ist. Der Stamm ent- hält 2000 bis 2500 breite Röhren. Seiner Vertheilung gemäss ist seine einzige Funktion in einer Bewegung des m. rect. externus zu suchen; sensible Fasern besitzt er nicht. Was seine Verbindung mit sympathischen Zweigen im sinus cavernosus und die Aestchen zu bedeuten haben, welche er öfter an das ganglion ciliare oder die Ciliar- nerven schickt ist unbekannt. — Bei Säugethieren versorgt er zugleich mit dem n. oculomotorius noch den m. retractor bulbi. *) Ed. Weber, Artikel Muskelbewegung in Wagners Handwörterb. III. 2. Abth. — Stilling, der Bau des Hirnknotens. Jena 1846.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/171>, abgerufen am 23.11.2024.