bezeichnen; leider begnügt sie sich ohne jede Anstrengung zum Bes- sern vorzuschreiten, mit sehr wenig bestimmten Charakteristiken und zum Theil mit ganz gedankenlosen Messungen.
2) Man bestrebt sich, die von mehr oder weniger complicirten Ap- paraten ausgehenden Leistungen ihrem absoluten Werth nach zu messen, ohne Rücksicht auf die Art und Weise, wie diese Resultirende sich aus dem ihr zu Grunde liegenden Prozesse erzeugt. -- Zu diesen Betrach- tungen gehört z. B. die Bestimmung des Blutdrucks, der Geschwindig- keit der Nervenleitung, die Bestimmung der Menge der Athmungsluft, u. s. w. Mag die Erfüllung dieses Bestrebens im einzelnen Falle sich noch so schwierig darstellen, und die gemessene Leistung auch von den wichtigsten Organen ausgehen und wichtigster Art sein, das Resul- tat wird immer nur von einem grösseren statistischen und von einem geringeren wissenschaftlichen Werth sein; den letzteren erhält es nur dadurch, dass es den Beobachtern Fingerzeige zur wahren physiologi- schen Untersuchung gewährt.
3) Man bestrebt sich, irgend eine Leistung als eine Funktion der sie erzeugenden Bedingungen aufzufassen; diese Aufgabe ist als die höchste der physiologischen Forschungen anzusehen. Ganz allge- mein kann man sich zweier Wege bedienen, um der durch sie gebotenen Anforderung zu genügen. a) Entweder man combinirt theoretisch (durch den mathematisch-physikalischen Calkül) oder praktisch (durch den physikalisch-chemischen Versuch) eine ge- wisse Summe von Bedingungen von bekannten und von den im Organismus vorhandenen angenäherten Eigenthümlichkeiten und ver- gleicht die durch sie hervorgebrachten Wirkungen mit den in der Na- tur erzeugten. Diese direkte Methode ist diejenige, welche sogleich zu den grössten Aufschlüssen führt; aber sie ist nur selten anwend- bar. Sie ist aber schon mit Erfolg in Anwendung gebracht worden, z. B. als künstliche Verdauung, als Stromlauf in elastischen Röhren, als besondere electrische Combination u. s. w. Zur Aufhellung des Verdauungsprozesses, des Blutlaufes, der Muskelwirkungen u. s. w. b) Wenn dieser Weg nicht anwendbar ist, führt ein anderer, meist nicht minder schwieriger zum Ziele; er läuft darauf hinaus, die an ir- gend welchem Prozesse sich betheiligenden Bedingungen, gleichgiltig ob sie sämmtlich bekannt oder nicht bekannt sind, in Gruppen zu spal- ten, von denen die einen constant erhalten, die anderen in messbarer Weise verändert werden, zu Zeiten, in denen man die Werthe der aus dem Prozess hervorgehenden Leistungen misst. Diese allgemeine Methode gibt unter den gemachten Voraussetzungen Aufschluss über den Antheil, den eine (die variable) Bedingung an der Erzielung der Gesammtleistung hat, ohne dass sie aber, wie die vorher erwähnte uns zugleich belehrte, durch welche eigenthümliche Wirkung auf die
Einleitung.
bezeichnen; leider begnügt sie sich ohne jede Anstrengung zum Bes- sern vorzuschreiten, mit sehr wenig bestimmten Charakteristiken und zum Theil mit ganz gedankenlosen Messungen.
2) Man bestrebt sich, die von mehr oder weniger complicirten Ap- paraten ausgehenden Leistungen ihrem absoluten Werth nach zu messen, ohne Rücksicht auf die Art und Weise, wie diese Resultirende sich aus dem ihr zu Grunde liegenden Prozesse erzeugt. — Zu diesen Betrach- tungen gehört z. B. die Bestimmung des Blutdrucks, der Geschwindig- keit der Nervenleitung, die Bestimmung der Menge der Athmungsluft, u. s. w. Mag die Erfüllung dieses Bestrebens im einzelnen Falle sich noch so schwierig darstellen, und die gemessene Leistung auch von den wichtigsten Organen ausgehen und wichtigster Art sein, das Resul- tat wird immer nur von einem grösseren statistischen und von einem geringeren wissenschaftlichen Werth sein; den letzteren erhält es nur dadurch, dass es den Beobachtern Fingerzeige zur wahren physiologi- schen Untersuchung gewährt.
3) Man bestrebt sich, irgend eine Leistung als eine Funktion der sie erzeugenden Bedingungen aufzufassen; diese Aufgabe ist als die höchste der physiologischen Forschungen anzusehen. Ganz allge- mein kann man sich zweier Wege bedienen, um der durch sie gebotenen Anforderung zu genügen. a) Entweder man combinirt theoretisch (durch den mathematisch-physikalischen Calkül) oder praktisch (durch den physikalisch-chemischen Versuch) eine ge- wisse Summe von Bedingungen von bekannten und von den im Organismus vorhandenen angenäherten Eigenthümlichkeiten und ver- gleicht die durch sie hervorgebrachten Wirkungen mit den in der Na- tur erzeugten. Diese direkte Methode ist diejenige, welche sogleich zu den grössten Aufschlüssen führt; aber sie ist nur selten anwend- bar. Sie ist aber schon mit Erfolg in Anwendung gebracht worden, z. B. als künstliche Verdauung, als Stromlauf in elastischen Röhren, als besondere electrische Combination u. s. w. Zur Aufhellung des Verdauungsprozesses, des Blutlaufes, der Muskelwirkungen u. s. w. b) Wenn dieser Weg nicht anwendbar ist, führt ein anderer, meist nicht minder schwieriger zum Ziele; er läuft darauf hinaus, die an ir- gend welchem Prozesse sich betheiligenden Bedingungen, gleichgiltig ob sie sämmtlich bekannt oder nicht bekannt sind, in Gruppen zu spal- ten, von denen die einen constant erhalten, die anderen in messbarer Weise verändert werden, zu Zeiten, in denen man die Werthe der aus dem Prozess hervorgehenden Leistungen misst. Diese allgemeine Methode gibt unter den gemachten Voraussetzungen Aufschluss über den Antheil, den eine (die variable) Bedingung an der Erzielung der Gesammtleistung hat, ohne dass sie aber, wie die vorher erwähnte uns zugleich belehrte, durch welche eigenthümliche Wirkung auf die
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Einleitung.
bezeichnen; leider begnügt sie sich ohne jede Anstrengung zum Bes-
sern vorzuschreiten, mit sehr wenig bestimmten Charakteristiken und
zum Theil mit ganz gedankenlosen Messungen.
2) Man bestrebt sich, die von mehr oder weniger complicirten Ap-
paraten ausgehenden Leistungen ihrem absoluten Werth nach zu messen,
ohne Rücksicht auf die Art und Weise, wie diese Resultirende sich aus
dem ihr zu Grunde liegenden Prozesse erzeugt. — Zu diesen Betrach-
tungen gehört z. B. die Bestimmung des Blutdrucks, der Geschwindig-
keit der Nervenleitung, die Bestimmung der Menge der Athmungsluft,
u. s. w. Mag die Erfüllung dieses Bestrebens im einzelnen Falle sich
noch so schwierig darstellen, und die gemessene Leistung auch von
den wichtigsten Organen ausgehen und wichtigster Art sein, das Resul-
tat wird immer nur von einem grösseren statistischen und von einem
geringeren wissenschaftlichen Werth sein; den letzteren erhält es nur
dadurch, dass es den Beobachtern Fingerzeige zur wahren physiologi-
schen Untersuchung gewährt.
3) Man bestrebt sich, irgend eine Leistung als eine Funktion der
sie erzeugenden Bedingungen aufzufassen; diese Aufgabe ist als die
höchste der physiologischen Forschungen anzusehen. Ganz allge-
mein kann man sich zweier Wege bedienen, um der durch sie
gebotenen Anforderung zu genügen. a) Entweder man combinirt
theoretisch (durch den mathematisch-physikalischen Calkül) oder
praktisch (durch den physikalisch-chemischen Versuch) eine ge-
wisse Summe von Bedingungen von bekannten und von den im
Organismus vorhandenen angenäherten Eigenthümlichkeiten und ver-
gleicht die durch sie hervorgebrachten Wirkungen mit den in der Na-
tur erzeugten. Diese direkte Methode ist diejenige, welche sogleich
zu den grössten Aufschlüssen führt; aber sie ist nur selten anwend-
bar. Sie ist aber schon mit Erfolg in Anwendung gebracht worden,
z. B. als künstliche Verdauung, als Stromlauf in elastischen Röhren,
als besondere electrische Combination u. s. w. Zur Aufhellung des
Verdauungsprozesses, des Blutlaufes, der Muskelwirkungen u. s. w.
b) Wenn dieser Weg nicht anwendbar ist, führt ein anderer, meist
nicht minder schwieriger zum Ziele; er läuft darauf hinaus, die an ir-
gend welchem Prozesse sich betheiligenden Bedingungen, gleichgiltig
ob sie sämmtlich bekannt oder nicht bekannt sind, in Gruppen zu spal-
ten, von denen die einen constant erhalten, die anderen in messbarer
Weise verändert werden, zu Zeiten, in denen man die Werthe der
aus dem Prozess hervorgehenden Leistungen misst. Diese allgemeine
Methode gibt unter den gemachten Voraussetzungen Aufschluss über
den Antheil, den eine (die variable) Bedingung an der Erzielung der
Gesammtleistung hat, ohne dass sie aber, wie die vorher erwähnte
uns zugleich belehrte, durch welche eigenthümliche Wirkung auf die
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/26>, abgerufen am 23.11.2024.
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