nung der Stimmhäute ihrer Länge nach bestimmen. Ob sich hierbei die nach aussen gelegenen Theile der Stimmhäute weniger spannen als die nach innen gelegenen (Rinne), bedarf noch weiterer Untersuchung.
b. Die Stimmhäute können durch seitlichen Druck mittelst der Platten des Schildknorpels eine Spannungsveränderung erfahren. Der tiefe Einschnitt (von oben nach unten) an der Kante des Schildknor- pels und die geringere Dicke (in der Richtung von vorn nach hinten) desselben an der Kante machen es möglich, dass die freien hin- tern Enden von einer verhältnissmässig geringen Kraft gegenseitig genähert werden können. Diese Möglichkeit wird realisirt durch ein Fascikel des m. thyreocricoideus, welcher von der cart. cricoidea entspringt, nachdem diese schon in den von den Platten der c. thy- reoidea umschlossenen Raum getreten ist, welches also von innen nach aussen und zudem ein weniges von unten nach oben und von vorn nach hinten läuft. Diese Bewegung verschmälert um ein geringes die Breite des Stimmbandes (?).
g. Auf die Stimmmembranen ist der m. thyreoarytenoideus so auf- gelagert, dass er als ein integrirender Theil derselben angesehen wer- den muss, namentlich erstreckt er sich der Art über die ganze Breite der Membranen, dass er nur einen sehr schmalen Theil des freien Randes unbedeckt lässt. Dieser schmale Theil, das Stimmritzenband der Anatomen, scheint sich als Sehne gegen die mm. thyreoarytenoi- dei zu verhalten, indem es den Anschein hat, als ob die Muskelfasci- kel, welche schief gegen den freien Rand treten, hier an der elasti- schen Masse endeten. Demgemäss dürfte der m. thyreoarytenoideus abgesehen von anderen Wirkungen dadurch von Bedeutung wer- den, dass er durch seine Zusammenziehung die Dimensionen (das Verhältniss der Länge zur Dicke) und den Elastizitätscoeffizienten der schwingenden Massen ändert. Ob aber der Muskel auch noch durch Spannungen einzelner Abtheilungen des freien Randes einen Einfluss auf den Steifigkeitsgrad der ganzen Membran gewinnen kann, bleibt dahingestellt. --
d. Schliesslich können die Stimmhäute noch durch einen Luft- strom, der sie von der Luftröhre her trifft, in Spannung versetzt wer- den; durch denselben werden die in der Ruhe ebenen Stimmhäute nach oben in den ventriculus Morgagni hineingewölbt. Der Umfang dieser Wölbung wird wachsen mit dem Druck, unter welchem die Luft strömt und mit der Entfaltung der Stimmhaut vor dem Querschnitte der Luftröhre; diesem letztern Umstand gemäss wird alles Andere gleich- gesetzt, der Luftstrom von grösserer Wirksamkeit werden, wenn die Stimmritze durch die mm. thyreoarytenoidei, als wenn sie durch die mm. cricoarytenoidei laterales gestellt ist, weil dann die Stimmhäute dem spannenden Luftstrom mehr Fläche darbieten. In der That sieht man auch am todten Kehlkopf die Stimmhäute durch einen gleichstar-
Spannung der Stimmhäute.
nung der Stimmhäute ihrer Länge nach bestimmen. Ob sich hierbei die nach aussen gelegenen Theile der Stimmhäute weniger spannen als die nach innen gelegenen (Rinne), bedarf noch weiterer Untersuchung.
β. Die Stimmhäute können durch seitlichen Druck mittelst der Platten des Schildknorpels eine Spannungsveränderung erfahren. Der tiefe Einschnitt (von oben nach unten) an der Kante des Schildknor- pels und die geringere Dicke (in der Richtung von vorn nach hinten) desselben an der Kante machen es möglich, dass die freien hin- tern Enden von einer verhältnissmässig geringen Kraft gegenseitig genähert werden können. Diese Möglichkeit wird realisirt durch ein Fascikel des m. thyreocricoideus, welcher von der cart. cricoidea entspringt, nachdem diese schon in den von den Platten der c. thy- reoidea umschlossenen Raum getreten ist, welches also von innen nach aussen und zudem ein weniges von unten nach oben und von vorn nach hinten läuft. Diese Bewegung verschmälert um ein geringes die Breite des Stimmbandes (?).
γ. Auf die Stimmmembranen ist der m. thyreoarytenoideus so auf- gelagert, dass er als ein integrirender Theil derselben angesehen wer- den muss, namentlich erstreckt er sich der Art über die ganze Breite der Membranen, dass er nur einen sehr schmalen Theil des freien Randes unbedeckt lässt. Dieser schmale Theil, das Stimmritzenband der Anatomen, scheint sich als Sehne gegen die mm. thyreoarytenoi- dei zu verhalten, indem es den Anschein hat, als ob die Muskelfasci- kel, welche schief gegen den freien Rand treten, hier an der elasti- schen Masse endeten. Demgemäss dürfte der m. thyreoarytenoideus abgesehen von anderen Wirkungen dadurch von Bedeutung wer- den, dass er durch seine Zusammenziehung die Dimensionen (das Verhältniss der Länge zur Dicke) und den Elastizitätscoeffizienten der schwingenden Massen ändert. Ob aber der Muskel auch noch durch Spannungen einzelner Abtheilungen des freien Randes einen Einfluss auf den Steifigkeitsgrad der ganzen Membran gewinnen kann, bleibt dahingestellt. —
δ. Schliesslich können die Stimmhäute noch durch einen Luft- strom, der sie von der Luftröhre her trifft, in Spannung versetzt wer- den; durch denselben werden die in der Ruhe ebenen Stimmhäute nach oben in den ventriculus Morgagni hineingewölbt. Der Umfang dieser Wölbung wird wachsen mit dem Druck, unter welchem die Luft strömt und mit der Entfaltung der Stimmhaut vor dem Querschnitte der Luftröhre; diesem letztern Umstand gemäss wird alles Andere gleich- gesetzt, der Luftstrom von grösserer Wirksamkeit werden, wenn die Stimmritze durch die mm. thyreoarytenoidei, als wenn sie durch die mm. cricoarytenoidei laterales gestellt ist, weil dann die Stimmhäute dem spannenden Luftstrom mehr Fläche darbieten. In der That sieht man auch am todten Kehlkopf die Stimmhäute durch einen gleichstar-
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[422/0436]
Spannung der Stimmhäute.
nung der Stimmhäute ihrer Länge nach bestimmen. Ob sich hierbei die
nach aussen gelegenen Theile der Stimmhäute weniger spannen als
die nach innen gelegenen (Rinne), bedarf noch weiterer Untersuchung.
β. Die Stimmhäute können durch seitlichen Druck mittelst der
Platten des Schildknorpels eine Spannungsveränderung erfahren. Der
tiefe Einschnitt (von oben nach unten) an der Kante des Schildknor-
pels und die geringere Dicke (in der Richtung von vorn nach hinten)
desselben an der Kante machen es möglich, dass die freien hin-
tern Enden von einer verhältnissmässig geringen Kraft gegenseitig
genähert werden können. Diese Möglichkeit wird realisirt durch ein
Fascikel des m. thyreocricoideus, welcher von der cart. cricoidea
entspringt, nachdem diese schon in den von den Platten der c. thy-
reoidea umschlossenen Raum getreten ist, welches also von innen
nach aussen und zudem ein weniges von unten nach oben und von
vorn nach hinten läuft. Diese Bewegung verschmälert um ein geringes
die Breite des Stimmbandes (?).
γ. Auf die Stimmmembranen ist der m. thyreoarytenoideus so auf-
gelagert, dass er als ein integrirender Theil derselben angesehen wer-
den muss, namentlich erstreckt er sich der Art über die ganze Breite
der Membranen, dass er nur einen sehr schmalen Theil des freien
Randes unbedeckt lässt. Dieser schmale Theil, das Stimmritzenband
der Anatomen, scheint sich als Sehne gegen die mm. thyreoarytenoi-
dei zu verhalten, indem es den Anschein hat, als ob die Muskelfasci-
kel, welche schief gegen den freien Rand treten, hier an der elasti-
schen Masse endeten. Demgemäss dürfte der m. thyreoarytenoideus
abgesehen von anderen Wirkungen dadurch von Bedeutung wer-
den, dass er durch seine Zusammenziehung die Dimensionen (das
Verhältniss der Länge zur Dicke) und den Elastizitätscoeffizienten der
schwingenden Massen ändert. Ob aber der Muskel auch noch durch
Spannungen einzelner Abtheilungen des freien Randes einen Einfluss
auf den Steifigkeitsgrad der ganzen Membran gewinnen kann, bleibt
dahingestellt. —
δ. Schliesslich können die Stimmhäute noch durch einen Luft-
strom, der sie von der Luftröhre her trifft, in Spannung versetzt wer-
den; durch denselben werden die in der Ruhe ebenen Stimmhäute
nach oben in den ventriculus Morgagni hineingewölbt. Der Umfang
dieser Wölbung wird wachsen mit dem Druck, unter welchem die Luft
strömt und mit der Entfaltung der Stimmhaut vor dem Querschnitte der
Luftröhre; diesem letztern Umstand gemäss wird alles Andere gleich-
gesetzt, der Luftstrom von grösserer Wirksamkeit werden, wenn die
Stimmritze durch die mm. thyreoarytenoidei, als wenn sie durch die
mm. cricoarytenoidei laterales gestellt ist, weil dann die Stimmhäute
dem spannenden Luftstrom mehr Fläche darbieten. In der That sieht
man auch am todten Kehlkopf die Stimmhäute durch einen gleichstar-
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/436>, abgerufen am 22.11.2024.
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