Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.Milchsäurehydrate. Von seinen Zersetzungen ist nur bekannt, dass er nicht in die weingeistige, Seine Quelle ist unbekannt. Physiologische Bedeutung der Zuckerarten. -- Bei ihrer Leicht- 26) Milchsäurehydrate. C6H5O5; HO. Im menschlichen Körper erscheinen 2 Hydrate der Milchsäure, die Die Atomlagerung in der b Milchsäure ist nach Strecker wahr- Vermittelst ihrer Eigenschaft, unter Beihilfe eines besonderen Fer- *) Strecker, Liebigs Annalen LXXV. 27.
Milchsäurehydrate. Von seinen Zersetzungen ist nur bekannt, dass er nicht in die weingeistige, Seine Quelle ist unbekannt. Physiologische Bedeutung der Zuckerarten. — Bei ihrer Leicht- 26) Milchsäurehydrate. C6H5O5; HO. Im menschlichen Körper erscheinen 2 Hydrate der Milchsäure, die Die Atomlagerung in der b Milchsäure ist nach Strecker wahr- Vermittelst ihrer Eigenschaft, unter Beihilfe eines besonderen Fer- *) Strecker, Liebigs Annalen LXXV. 27.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0045" n="31"/> <fw place="top" type="header">Milchsäurehydrate.</fw><lb/> <p>Von seinen Zersetzungen ist nur bekannt, dass er nicht in die weingeistige,<lb/> wohl aber in die milchsaure Gährung übergeht.</p><lb/> <p>Seine Quelle ist unbekannt.</p><lb/> <p>Physiologische Bedeutung der Zuckerarten. — Bei ihrer Leicht-<lb/> löslichkeit im Wasser und ihrer Neigung zur Crystallisation eignen sie<lb/> sich nicht zur Gewebebildung. Sie können darum nur durch ihre Ver-<lb/> wandtschaften das Leben unterstützen; so weit bekannt leisten sie die-<lb/> ses vorzugsweise durch ihre näheren und entfernteren Umsetzungspro-<lb/> dukte und namentlich durch ihre Umsetzung in Milchsäure (siehe diese)<lb/> und aus dieser in Buttersäure. Ob innerhalb des Organismus der Zucker<lb/> auch in die hohen Glieder der C<hi rendition="#sub">2n</hi>H<hi rendition="#sub">(2n—1)</hi> O<hi rendition="#sub">3</hi>; HO Gruppe übergeht, steht<lb/> noch dahin.—Jedenfalls liefern die im Zucker enthaltenen C und H Atome<lb/> schliesslich CO<hi rendition="#sub">2</hi> und HO. Man kann dieses mit Sicherheit behaupten,<lb/> weil kein Excretionsorgan Zucker oder irgend ein anderes Zersetzungs-<lb/> produkt desselben aus dem Organismus ausstösst. Bei diesem Ueber-<lb/> gang entwickeln sie eine beträchtliche Menge von Wärme, die den<lb/> thierischen Funktionen zu Gute kommt.</p><lb/> <p>26) <hi rendition="#g">Milchsäurehydrate</hi>. C<hi rendition="#sub">6</hi>H<hi rendition="#sub">5</hi>O<hi rendition="#sub">5</hi>; HO.</p><lb/> <p>Im menschlichen Körper erscheinen 2 Hydrate der Milchsäure, die<lb/> sich durch einen verschiedenen Crystallwassergehalt ihrer Salze unter-<lb/> scheiden: a Milchsäure ist ein Bestandtheil der Flüssigkeit des <hi rendition="#g">ange-<lb/> strengten</hi> Muskels (<hi rendition="#g">Berzelius. du Bois-Reymond</hi>). b Milchsäure<lb/> dagegen, wahrscheinlich die, welche sich normal im Magensaft, als<lb/> milchsaures Eisenoxyd in der Milz (<hi rendition="#g">Scherer</hi>) und in allen Ab-<lb/> sonderungen bei der Zuckerdyskrasie (Diabetes mellitus) findet.</p><lb/> <p>Die Atomlagerung in der b Milchsäure ist nach <hi rendition="#g">Strecker</hi> wahr-<lb/> scheinlich (C<hi rendition="#sub">4</hi>H<hi rendition="#sub">4</hi>O<hi rendition="#sub">2</hi>) C<hi rendition="#sub">2</hi>HO<hi rendition="#sub">3</hi>; HO d. h. eine mit dem Aldehyd der Essig-<lb/> säure gepaarte Ameisensäure. — Die Gründe, die hierfür sprechen, lie-<lb/> gen in der Erscheinung 1) dass milchsaures Kupferoxyd für sich de-<lb/> stillirt, ausser einer neuen Säure, Kohlenoxyd, Kohlensäure und auch<lb/> Aldehyd der Essigsäure liefert; 2) dass die b Milchsäure mit Chlor-<lb/> mischung destillirt, Chloral (C<hi rendition="#sub">4</hi> Cl<hi rendition="#sub">3</hi> HO<hi rendition="#sub">2</hi>) d. h. ein Aldehyd liefert, in<lb/> welchem 3 Atom H durch 3 Atom Cl vertreten sind; 3) dass die b Milch-<lb/> säure mittelst salpetriger Säure aus einem Stoff, dem Alanin<note place="foot" n="*)">Strecker, Liebigs Annalen LXXV. 27.</note> (C<hi rendition="#sub">6</hi>H<hi rendition="#sub">7</hi>NO<hi rendition="#sub">4</hi>),<lb/> gebildet werden kann, welcher aus Aldehyd und Blausäure, unter Auf-<lb/> nahme von 2 Atom Wasser, entsteht. — Aus dieser Annahme erläutern<lb/> sich freilich die physiologisch höchst wichtigen Umsetzungen nicht,<lb/> welche die Milchsäure erleidet, wenn sie in ihren alkalischen Verbin-<lb/> dungen mit Käsestoff einer Temperatur von 15—30° R. ausgesetzt wird;<lb/> in diesem Fall verwandelt sie sich nämlich unter Entwicklung von CO<hi rendition="#sub">2</hi><lb/> und H im Verhältniss von 2 : 3 in Buttersäure.</p><lb/> <p>Vermittelst ihrer Eigenschaft, unter Beihilfe eines besonderen Fer-<lb/> mentkörpers, des Pepsins, die im Wasser unlöslichen eiweissartigen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [31/0045]
Milchsäurehydrate.
Von seinen Zersetzungen ist nur bekannt, dass er nicht in die weingeistige,
wohl aber in die milchsaure Gährung übergeht.
Seine Quelle ist unbekannt.
Physiologische Bedeutung der Zuckerarten. — Bei ihrer Leicht-
löslichkeit im Wasser und ihrer Neigung zur Crystallisation eignen sie
sich nicht zur Gewebebildung. Sie können darum nur durch ihre Ver-
wandtschaften das Leben unterstützen; so weit bekannt leisten sie die-
ses vorzugsweise durch ihre näheren und entfernteren Umsetzungspro-
dukte und namentlich durch ihre Umsetzung in Milchsäure (siehe diese)
und aus dieser in Buttersäure. Ob innerhalb des Organismus der Zucker
auch in die hohen Glieder der C2nH(2n—1) O3; HO Gruppe übergeht, steht
noch dahin.—Jedenfalls liefern die im Zucker enthaltenen C und H Atome
schliesslich CO2 und HO. Man kann dieses mit Sicherheit behaupten,
weil kein Excretionsorgan Zucker oder irgend ein anderes Zersetzungs-
produkt desselben aus dem Organismus ausstösst. Bei diesem Ueber-
gang entwickeln sie eine beträchtliche Menge von Wärme, die den
thierischen Funktionen zu Gute kommt.
26) Milchsäurehydrate. C6H5O5; HO.
Im menschlichen Körper erscheinen 2 Hydrate der Milchsäure, die
sich durch einen verschiedenen Crystallwassergehalt ihrer Salze unter-
scheiden: a Milchsäure ist ein Bestandtheil der Flüssigkeit des ange-
strengten Muskels (Berzelius. du Bois-Reymond). b Milchsäure
dagegen, wahrscheinlich die, welche sich normal im Magensaft, als
milchsaures Eisenoxyd in der Milz (Scherer) und in allen Ab-
sonderungen bei der Zuckerdyskrasie (Diabetes mellitus) findet.
Die Atomlagerung in der b Milchsäure ist nach Strecker wahr-
scheinlich (C4H4O2) C2HO3; HO d. h. eine mit dem Aldehyd der Essig-
säure gepaarte Ameisensäure. — Die Gründe, die hierfür sprechen, lie-
gen in der Erscheinung 1) dass milchsaures Kupferoxyd für sich de-
stillirt, ausser einer neuen Säure, Kohlenoxyd, Kohlensäure und auch
Aldehyd der Essigsäure liefert; 2) dass die b Milchsäure mit Chlor-
mischung destillirt, Chloral (C4 Cl3 HO2) d. h. ein Aldehyd liefert, in
welchem 3 Atom H durch 3 Atom Cl vertreten sind; 3) dass die b Milch-
säure mittelst salpetriger Säure aus einem Stoff, dem Alanin *) (C6H7NO4),
gebildet werden kann, welcher aus Aldehyd und Blausäure, unter Auf-
nahme von 2 Atom Wasser, entsteht. — Aus dieser Annahme erläutern
sich freilich die physiologisch höchst wichtigen Umsetzungen nicht,
welche die Milchsäure erleidet, wenn sie in ihren alkalischen Verbin-
dungen mit Käsestoff einer Temperatur von 15—30° R. ausgesetzt wird;
in diesem Fall verwandelt sie sich nämlich unter Entwicklung von CO2
und H im Verhältniss von 2 : 3 in Buttersäure.
Vermittelst ihrer Eigenschaft, unter Beihilfe eines besonderen Fer-
mentkörpers, des Pepsins, die im Wasser unlöslichen eiweissartigen
*) Strecker, Liebigs Annalen LXXV. 27.
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