2. Von den nächsten Bedingungen zum Eintritte des Schlafes, d. h. von den Hirnzuständen, die unmittelbar den Schlaf darstellen, ist uns nichts bekannt; kaum dass wir einige Veranlassungen zum Schlaf kennen. Zu diesen zählen wir a. Anstrengungen der willkürlichen Erregung, der Empfindung und des Denkens. b. Monotone Erregungen oder Abwesenheit der Erregungen des Nerven und des Denkvermö- gens, z. B. ruhige ausgestreckte Lage im Halbdunkel, Lesen in gleich- gültigen Büchern etc. c. Gewisse chemische Veränderung des Bluts, z. B. Anhäufung von CO2, oder Gegenwart von Aether, Opium u. s. w. im Blute. -- Noch weniger sind uns die Bedingungen bekannt, die den Uebergang der vorhin aufgezählten Formen des Schlafes ineinander, der leicht und häufig vorkommt, bewirken.
3. Die Einflüsse, welche den Schlaf in das Wachen zurückführen, sind zuerst die entgegengesetzten der eben angeführten, wie z. B. lebhafte Vorstellung, kräftige Sinneseinwirkungen. Ausser diesen wirkt aber auch erweckend, die Dauer des Schlafes selbst, indem wahrscheinlich die vom Blute aus eingeleiteten chemischen Ver- änderungen die Bedingungen zum Schlaf aufheben; ferner verhin- dern den Eintritt des Schlafes eine Anzahl chemischer Körper, wenn sie in das Blut eingetreten sind, wie z. B. Caffee.
4. Die schon aufgezählten wesentlichen Erscheinungen des Schlafes werden meist, oder können wenigstens begleitet werden von besondern Symptomen in Abtheilungen des Nervensystems, die in entfernten Beziehungen zur Seele stehen. Dahin gehört eine Verlang- samung der Athemzüge, des Herzschlags, der Darmbewegung, der Speichel- und Thränenabsonderung. Ob nun dies Zurücktreten der physiologischen Funktion dieser nervösen Gebilde von ähnlichen Be- dingungen abhängt, als die Ruhe der seelischen Gebilde, oder ob diese Erscheinungsreihen nur eine Folge des Schlafes der nächsten Um- gebungen der Seele sind, bleibt dahingestellt. Das Letztere ist nicht unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass die Nerven im Schlaf ihre Fähigkeit zu reflektorischen Bewegungen, also auch ihre Erregbar- keit, nicht einbüssen.
Aus diesen Nervenwirkungen, den wesentlichen sowohl als acces- sorischen, fliessen nun weiterhin viele Folgen für den schlafenden Or- ganismus, die in einem vollkommenen Bild des Schlafes noch aufge- nommen werden müssten, wie Veränderung in dem Respirationspro- cess, der thierischen Wärmebildung, der Ernährung einzelner Gewebe u. s. w. Die Veränderungen dieser Prozesse sind um so wichtiger, als mit Wahrscheinlichkeit gerade hierdurch die wohlthätigen kräfti- genden Wirkungen des Schlafes herbeigeführt werden. Sie können aber erst unter den Abschnitten: Kreislauf des Blutes, Respiration, Muskelernährung, thierische Wärme u. s. w. behandelt werden.
Schlaf; Traum.
2. Von den nächsten Bedingungen zum Eintritte des Schlafes, d. h. von den Hirnzuständen, die unmittelbar den Schlaf darstellen, ist uns nichts bekannt; kaum dass wir einige Veranlassungen zum Schlaf kennen. Zu diesen zählen wir a. Anstrengungen der willkürlichen Erregung, der Empfindung und des Denkens. b. Monotone Erregungen oder Abwesenheit der Erregungen des Nerven und des Denkvermö- gens, z. B. ruhige ausgestreckte Lage im Halbdunkel, Lesen in gleich- gültigen Büchern etc. c. Gewisse chemische Veränderung des Bluts, z. B. Anhäufung von CO2, oder Gegenwart von Aether, Opium u. s. w. im Blute. — Noch weniger sind uns die Bedingungen bekannt, die den Uebergang der vorhin aufgezählten Formen des Schlafes ineinander, der leicht und häufig vorkommt, bewirken.
3. Die Einflüsse, welche den Schlaf in das Wachen zurückführen, sind zuerst die entgegengesetzten der eben angeführten, wie z. B. lebhafte Vorstellung, kräftige Sinneseinwirkungen. Ausser diesen wirkt aber auch erweckend, die Dauer des Schlafes selbst, indem wahrscheinlich die vom Blute aus eingeleiteten chemischen Ver- änderungen die Bedingungen zum Schlaf aufheben; ferner verhin- dern den Eintritt des Schlafes eine Anzahl chemischer Körper, wenn sie in das Blut eingetreten sind, wie z. B. Caffee.
4. Die schon aufgezählten wesentlichen Erscheinungen des Schlafes werden meist, oder können wenigstens begleitet werden von besondern Symptomen in Abtheilungen des Nervensystems, die in entfernten Beziehungen zur Seele stehen. Dahin gehört eine Verlang- samung der Athemzüge, des Herzschlags, der Darmbewegung, der Speichel- und Thränenabsonderung. Ob nun dies Zurücktreten der physiologischen Funktion dieser nervösen Gebilde von ähnlichen Be- dingungen abhängt, als die Ruhe der seelischen Gebilde, oder ob diese Erscheinungsreihen nur eine Folge des Schlafes der nächsten Um- gebungen der Seele sind, bleibt dahingestellt. Das Letztere ist nicht unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass die Nerven im Schlaf ihre Fähigkeit zu reflektorischen Bewegungen, also auch ihre Erregbar- keit, nicht einbüssen.
Aus diesen Nervenwirkungen, den wesentlichen sowohl als acces- sorischen, fliessen nun weiterhin viele Folgen für den schlafenden Or- ganismus, die in einem vollkommenen Bild des Schlafes noch aufge- nommen werden müssten, wie Veränderung in dem Respirationspro- cess, der thierischen Wärmebildung, der Ernährung einzelner Gewebe u. s. w. Die Veränderungen dieser Prozesse sind um so wichtiger, als mit Wahrscheinlichkeit gerade hierdurch die wohlthätigen kräfti- genden Wirkungen des Schlafes herbeigeführt werden. Sie können aber erst unter den Abschnitten: Kreislauf des Blutes, Respiration, Muskelernährung, thierische Wärme u. s. w. behandelt werden.
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Schlaf; Traum.
2. Von den nächsten Bedingungen zum Eintritte des Schlafes,
d. h. von den Hirnzuständen, die unmittelbar den Schlaf darstellen, ist
uns nichts bekannt; kaum dass wir einige Veranlassungen zum Schlaf
kennen. Zu diesen zählen wir a. Anstrengungen der willkürlichen
Erregung, der Empfindung und des Denkens. b. Monotone Erregungen
oder Abwesenheit der Erregungen des Nerven und des Denkvermö-
gens, z. B. ruhige ausgestreckte Lage im Halbdunkel, Lesen in gleich-
gültigen Büchern etc. c. Gewisse chemische Veränderung des Bluts,
z. B. Anhäufung von CO2, oder Gegenwart von Aether, Opium u. s. w.
im Blute. — Noch weniger sind uns die Bedingungen bekannt, die den
Uebergang der vorhin aufgezählten Formen des Schlafes ineinander,
der leicht und häufig vorkommt, bewirken.
3. Die Einflüsse, welche den Schlaf in das Wachen zurückführen,
sind zuerst die entgegengesetzten der eben angeführten, wie z. B.
lebhafte Vorstellung, kräftige Sinneseinwirkungen. Ausser diesen
wirkt aber auch erweckend, die Dauer des Schlafes selbst, indem
wahrscheinlich die vom Blute aus eingeleiteten chemischen Ver-
änderungen die Bedingungen zum Schlaf aufheben; ferner verhin-
dern den Eintritt des Schlafes eine Anzahl chemischer Körper, wenn
sie in das Blut eingetreten sind, wie z. B. Caffee.
4. Die schon aufgezählten wesentlichen Erscheinungen des
Schlafes werden meist, oder können wenigstens begleitet werden von
besondern Symptomen in Abtheilungen des Nervensystems, die in
entfernten Beziehungen zur Seele stehen. Dahin gehört eine Verlang-
samung der Athemzüge, des Herzschlags, der Darmbewegung, der
Speichel- und Thränenabsonderung. Ob nun dies Zurücktreten der
physiologischen Funktion dieser nervösen Gebilde von ähnlichen Be-
dingungen abhängt, als die Ruhe der seelischen Gebilde, oder ob diese
Erscheinungsreihen nur eine Folge des Schlafes der nächsten Um-
gebungen der Seele sind, bleibt dahingestellt. Das Letztere ist nicht
unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass die Nerven im Schlaf ihre
Fähigkeit zu reflektorischen Bewegungen, also auch ihre Erregbar-
keit, nicht einbüssen.
Aus diesen Nervenwirkungen, den wesentlichen sowohl als acces-
sorischen, fliessen nun weiterhin viele Folgen für den schlafenden Or-
ganismus, die in einem vollkommenen Bild des Schlafes noch aufge-
nommen werden müssten, wie Veränderung in dem Respirationspro-
cess, der thierischen Wärmebildung, der Ernährung einzelner Gewebe
u. s. w. Die Veränderungen dieser Prozesse sind um so wichtiger,
als mit Wahrscheinlichkeit gerade hierdurch die wohlthätigen kräfti-
genden Wirkungen des Schlafes herbeigeführt werden. Sie können
aber erst unter den Abschnitten: Kreislauf des Blutes, Respiration,
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/472>, abgerufen am 17.09.2024.
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