reichen Atomgruppen in einem und demselben Organe sich am einfachsten erklärt durch eine Spaltung der Eiweissatome.
Die Zusammensetzung der Auswürflinge oder derjenigen Stoffe, welche als Abkömmlinge aus diesen Umsetzungsprodukten ersten Ranges anzu- sehen sind, deutet auf eine einfachere Entstehungsweise. Sie tragen nemlich sämmtlich den Stempel des Oxydationsprozesses, indem sie ent- weder, wie das HO, CO2, SO3 und Harnstoff, selbst sehr sauerstoffreiche Atome darstellen, oder, wie NH3 und N gas, zu den Produkten gehören, welche bei einer energischen Oxydation der eiweissartigen Stoffe immer auftreten. Da nun die gesammten aus dem Blut ergossenen und dem Umsatz anheimgegebenen Eiweiss- und Fettstoffe schliesslich in diese Verbrennungsprodukte übergehen, so ist es erlaubt, den thierischen Stoff- umsatz im Ganzen mit einem Verbrennungsprozess zu vergleichen; dieser Oxydation muss aber immer erst eine anderweite Zerlegung der wesent- lichen Blutbestandtheile vorausgegangen sein, welche ihr die Brennstoffe liefert.
Dieser letzte Akt des thierischen Stoffumsatzes, die Verbrennung, findet ihre Bedingungen demnach auch im thierischen Körper häufiger vor als der, welcher die Bildung jedes einzelnen der Zersetzungsprodukte erster Ordnung veranlasst; denn es muss überall, wo überhaupt eine Zersetzung statt findet, auch die Verbrennung sich einfinden, vorausgesetzt nur, dass dem mit Sauerstoff geschwängerten Blutstrom Zutritt zu dem Herde der Umsetzung gestattet ist. Aber selbst die erstere der eben auf- gestellten Bedingungen braucht nicht einmal erfüllt zu sein. Denn es werden auch Zersetzungsprodukte nach den Orten, welche selbst keine erzeugen konnten, hingeführt werden müssen; viele derselben sind nicht allein löslich, sondern sie diffundiren auch leicht durch die Gefässhäute, so dass sie mit dem Blute überall hindringen. Möglicher Weise finden sich sogar in diesen Orten die Bedingungen für die weitere Umsetzung günstiger entfaltet als in den Ursprungsstellen, so dass man sagen kann, es führe das zweite Organ die Zersetzung weiter, welche das erste ein- geleitet hatte.
Diese allgemeinen Betrachtungen können nun aber vielleicht zu zwei irrthümlichen Schlussfolgerungen verleiten; man könnte erstens zu der Annahme verführt werden, dass erst dann eine Zersetzung der wesent- lichen Blutbestandtheile möglich sei, nachdem sie ausserhalb des Ge- fässraums getreten wären. Dieses ist aber weder zu beweisen noch auch wahrscheinlich, denn wenn man auch von allen andern Gründen absieht, die erst später verständlich sind, so ist doch mindestens sogleich ein- leuchtend, dass im Blute die leicht oxydablen Abkömmlinge der Fette und des Eiweisses eben so gut der Verwesung anheimfallen müssen, als in diesem oder jenen Organe. -- Im Gegensatz hierzu könnten die obigen Bemerkungen zu der Behauptung veranlassen, dass alles
Oxydation der sekundären Abkömmlinge.
reichen Atomgruppen in einem und demselben Organe sich am einfachsten erklärt durch eine Spaltung der Eiweissatome.
Die Zusammensetzung der Auswürflinge oder derjenigen Stoffe, welche als Abkömmlinge aus diesen Umsetzungsprodukten ersten Ranges anzu- sehen sind, deutet auf eine einfachere Entstehungsweise. Sie tragen nemlich sämmtlich den Stempel des Oxydationsprozesses, indem sie ent- weder, wie das HO, CO2, SO3 und Harnstoff, selbst sehr sauerstoffreiche Atome darstellen, oder, wie NH3 und N gas, zu den Produkten gehören, welche bei einer energischen Oxydation der eiweissartigen Stoffe immer auftreten. Da nun die gesammten aus dem Blut ergossenen und dem Umsatz anheimgegebenen Eiweiss- und Fettstoffe schliesslich in diese Verbrennungsprodukte übergehen, so ist es erlaubt, den thierischen Stoff- umsatz im Ganzen mit einem Verbrennungsprozess zu vergleichen; dieser Oxydation muss aber immer erst eine anderweite Zerlegung der wesent- lichen Blutbestandtheile vorausgegangen sein, welche ihr die Brennstoffe liefert.
Dieser letzte Akt des thierischen Stoffumsatzes, die Verbrennung, findet ihre Bedingungen demnach auch im thierischen Körper häufiger vor als der, welcher die Bildung jedes einzelnen der Zersetzungsprodukte erster Ordnung veranlasst; denn es muss überall, wo überhaupt eine Zersetzung statt findet, auch die Verbrennung sich einfinden, vorausgesetzt nur, dass dem mit Sauerstoff geschwängerten Blutstrom Zutritt zu dem Herde der Umsetzung gestattet ist. Aber selbst die erstere der eben auf- gestellten Bedingungen braucht nicht einmal erfüllt zu sein. Denn es werden auch Zersetzungsprodukte nach den Orten, welche selbst keine erzeugen konnten, hingeführt werden müssen; viele derselben sind nicht allein löslich, sondern sie diffundiren auch leicht durch die Gefässhäute, so dass sie mit dem Blute überall hindringen. Möglicher Weise finden sich sogar in diesen Orten die Bedingungen für die weitere Umsetzung günstiger entfaltet als in den Ursprungsstellen, so dass man sagen kann, es führe das zweite Organ die Zersetzung weiter, welche das erste ein- geleitet hatte.
Diese allgemeinen Betrachtungen können nun aber vielleicht zu zwei irrthümlichen Schlussfolgerungen verleiten; man könnte erstens zu der Annahme verführt werden, dass erst dann eine Zersetzung der wesent- lichen Blutbestandtheile möglich sei, nachdem sie ausserhalb des Ge- fässraums getreten wären. Dieses ist aber weder zu beweisen noch auch wahrscheinlich, denn wenn man auch von allen andern Gründen absieht, die erst später verständlich sind, so ist doch mindestens sogleich ein- leuchtend, dass im Blute die leicht oxydablen Abkömmlinge der Fette und des Eiweisses eben so gut der Verwesung anheimfallen müssen, als in diesem oder jenen Organe. — Im Gegensatz hierzu könnten die obigen Bemerkungen zu der Behauptung veranlassen, dass alles
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[153/0169]
Oxydation der sekundären Abkömmlinge.
reichen Atomgruppen in einem und demselben Organe sich am einfachsten
erklärt durch eine Spaltung der Eiweissatome.
Die Zusammensetzung der Auswürflinge oder derjenigen Stoffe, welche
als Abkömmlinge aus diesen Umsetzungsprodukten ersten Ranges anzu-
sehen sind, deutet auf eine einfachere Entstehungsweise. Sie tragen
nemlich sämmtlich den Stempel des Oxydationsprozesses, indem sie ent-
weder, wie das HO, CO2, SO3 und Harnstoff, selbst sehr sauerstoffreiche
Atome darstellen, oder, wie NH3 und N gas, zu den Produkten gehören,
welche bei einer energischen Oxydation der eiweissartigen Stoffe immer
auftreten. Da nun die gesammten aus dem Blut ergossenen und dem
Umsatz anheimgegebenen Eiweiss- und Fettstoffe schliesslich in diese
Verbrennungsprodukte übergehen, so ist es erlaubt, den thierischen Stoff-
umsatz im Ganzen mit einem Verbrennungsprozess zu vergleichen; dieser
Oxydation muss aber immer erst eine anderweite Zerlegung der wesent-
lichen Blutbestandtheile vorausgegangen sein, welche ihr die Brennstoffe
liefert.
Dieser letzte Akt des thierischen Stoffumsatzes, die Verbrennung,
findet ihre Bedingungen demnach auch im thierischen Körper häufiger
vor als der, welcher die Bildung jedes einzelnen der Zersetzungsprodukte
erster Ordnung veranlasst; denn es muss überall, wo überhaupt eine
Zersetzung statt findet, auch die Verbrennung sich einfinden, vorausgesetzt
nur, dass dem mit Sauerstoff geschwängerten Blutstrom Zutritt zu dem
Herde der Umsetzung gestattet ist. Aber selbst die erstere der eben auf-
gestellten Bedingungen braucht nicht einmal erfüllt zu sein. Denn es
werden auch Zersetzungsprodukte nach den Orten, welche selbst keine
erzeugen konnten, hingeführt werden müssen; viele derselben sind nicht
allein löslich, sondern sie diffundiren auch leicht durch die Gefässhäute,
so dass sie mit dem Blute überall hindringen. Möglicher Weise finden
sich sogar in diesen Orten die Bedingungen für die weitere Umsetzung
günstiger entfaltet als in den Ursprungsstellen, so dass man sagen kann,
es führe das zweite Organ die Zersetzung weiter, welche das erste ein-
geleitet hatte.
Diese allgemeinen Betrachtungen können nun aber vielleicht zu zwei
irrthümlichen Schlussfolgerungen verleiten; man könnte erstens zu der
Annahme verführt werden, dass erst dann eine Zersetzung der wesent-
lichen Blutbestandtheile möglich sei, nachdem sie ausserhalb des Ge-
fässraums getreten wären. Dieses ist aber weder zu beweisen noch auch
wahrscheinlich, denn wenn man auch von allen andern Gründen absieht,
die erst später verständlich sind, so ist doch mindestens sogleich ein-
leuchtend, dass im Blute die leicht oxydablen Abkömmlinge der Fette
und des Eiweisses eben so gut der Verwesung anheimfallen müssen,
als in diesem oder jenen Organe. — Im Gegensatz hierzu könnten
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/169>, abgerufen am 24.11.2024.
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