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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Quellungserscheinungen der Epithelien.
stoffentwicklung einen leimartigen Körper auf (John); Alkohol und Aether entziehen
ihm Fett. -- Die nach dieser Behandlung zurückbleibende Masse (der sog. Hornstoff)
gab bei der Verbrennungsanalyse von Scherer und Mulder in 100 Theilen: C 50,3;
H 6,7; N 17,2; O 27,0; S 0,7. -- Dass diese Zahlen nicht die Zusammensetzung einer
geschlossenen Atomgruppe angeben, folgert sich daraus, weil durch Behandlung mit
Kali und ebenso durch Ammoniak und Salpetersäure die analysirte Zellenmasse in
drei verschieden reagirende Stoffe zerlegt werden kann Mit Salpetersäure gewinnt
man die sog. Xanthoproteinsäure (Bd. I. p. 40.) aus derselben; bei der Auflösung
der Epidermiszellen in Kali bildet sich SH und NH3 und ein durch Essigsäure fäll-
barer, dem Protein nach prozentischer Zusammensetzung und Reaktionen ähnlicher
Stoff. Beim Verbrennen entwickeln sie den Geruch eiweissartiger Stoffe. Aus allem
diesen ist der Schluss erlaubt, dass die Hornschuppen einen zur Eiweissgruppe gehöri-
gen Bestandtheil enthalten. -- Die verbrannten Hornzellen hinterlassen eine Asche, welche
bis zu 2 pCt. der trockenen Substanz ausmacht und aus 3 CaO PO5 und Fe2O3 besteht.

b. Von den Zellen der Schleimschicht wissen wir, dass sich ihre Hüllenmem-
branen im Gegensatz zu denen der Hornschicht (mit Hinterlassung des Kerns) in
kalter Essigsäure nuflösen.

3. Quellungserscheinungen *). Reines Wasser dringt sehr schwierig
in die Epidermis ein; legt man dickere Stücke derselben in Wasser, so
findet man selbst nach tagelanger Einwirkung nur die obersten Lagen
der Hornschicht aufgeweicht. In einer auf diese Weise behandelten
Deckhaut ist der Zusammenhang zwischen den Zellen gelöst, der Umfang
dieser letzteren selbst aber nur um ein Unbedeutendes vergrössert. --
Bindet man einen mit Epidermis bedeckten Hautlappen über die eine
Mündung eines Glasrohrs und füllt dieses letztere bis zu beträchtlichen
Höhen mit Wasser an, so dringt dieses durch die Lederhaut und hebt
die Epidermis von derselben ab, so dass sich die letztere in Form einer
Blase auftreibt. -- Als endosmotische Scheidewand aufgestellt, verwehrt
die Epidermis, so weit wir wissen, durchgreifend die Ausgleichung zwi-
schen Wasser und wässerigen Salzlösungen; sie erlaubt dieselbe dagegen
zwischen Wasser und verdünnten Säuren; wie zwischen Alkohol, alko-
holischen oder ätherischen Salzlösungen und Wasser; in beiden Fällen
geht der stärkere Strom vom Wasser zum Alkohol (Krause).

Die Epidermis ist im trocknen und feuchten Zustand für Gase jeder
Art durchgängig,

Krause reinigt die zur Filtrations- oder Diffusionsmembran angewendete Epider-
mis mit Wasser, Seife und Aether; es könnte auffallend erscheinen, dass die Schweiss-
kanälchen (die von ihm angewendeten Stücke waren aus dem Handteller genommen) sich
nicht eröffnet und einen raschen und beliebigen Diffusionsstrom erlaubt haben. Dieses ge-
schah wahrscheinlich darum nicht, weil Krause den Flüssigkeitsdruck auf der einen
Seite höher, als auf der andern machte, wodurch die schief laufenden Gänge zusam-
mengepresst werden.

Ueber den Durchgang der tropfbaren und gasartigen Flüssigkeiten
durch die unverletzte Epidermis des lebenden Menschen in die Flüssigkeiten

*) Krause, l. c. 153. -- Kölliker, l. c. p. 59.

Quellungserscheinungen der Epithelien.
stoffentwicklung einen leimartigen Körper auf (John); Alkohol und Aether entziehen
ihm Fett. — Die nach dieser Behandlung zurückbleibende Masse (der sog. Hornstoff)
gab bei der Verbrennungsanalyse von Scherer und Mulder in 100 Theilen: C 50,3;
H 6,7; N 17,2; O 27,0; S 0,7. — Dass diese Zahlen nicht die Zusammensetzung einer
geschlossenen Atomgruppe angeben, folgert sich daraus, weil durch Behandlung mit
Kali und ebenso durch Ammoniak und Salpetersäure die analysirte Zellenmasse in
drei verschieden reagirende Stoffe zerlegt werden kann Mit Salpetersäure gewinnt
man die sog. Xanthoproteinsäure (Bd. I. p. 40.) aus derselben; bei der Auflösung
der Epidermiszellen in Kali bildet sich SH und NH3 und ein durch Essigsäure fäll-
barer, dem Protein nach prozentischer Zusammensetzung und Reaktionen ähnlicher
Stoff. Beim Verbrennen entwickeln sie den Geruch eiweissartiger Stoffe. Aus allem
diesen ist der Schluss erlaubt, dass die Hornschuppen einen zur Eiweissgruppe gehöri-
gen Bestandtheil enthalten. — Die verbrannten Hornzellen hinterlassen eine Asche, welche
bis zu 2 pCt. der trockenen Substanz ausmacht und aus 3 CaO PO5 und Fe2O3 besteht.

b. Von den Zellen der Schleimschicht wissen wir, dass sich ihre Hüllenmem-
branen im Gegensatz zu denen der Hornschicht (mit Hinterlassung des Kerns) in
kalter Essigsäure nuflösen.

3. Quellungserscheinungen *). Reines Wasser dringt sehr schwierig
in die Epidermis ein; legt man dickere Stücke derselben in Wasser, so
findet man selbst nach tagelanger Einwirkung nur die obersten Lagen
der Hornschicht aufgeweicht. In einer auf diese Weise behandelten
Deckhaut ist der Zusammenhang zwischen den Zellen gelöst, der Umfang
dieser letzteren selbst aber nur um ein Unbedeutendes vergrössert. —
Bindet man einen mit Epidermis bedeckten Hautlappen über die eine
Mündung eines Glasrohrs und füllt dieses letztere bis zu beträchtlichen
Höhen mit Wasser an, so dringt dieses durch die Lederhaut und hebt
die Epidermis von derselben ab, so dass sich die letztere in Form einer
Blase auftreibt. — Als endosmotische Scheidewand aufgestellt, verwehrt
die Epidermis, so weit wir wissen, durchgreifend die Ausgleichung zwi-
schen Wasser und wässerigen Salzlösungen; sie erlaubt dieselbe dagegen
zwischen Wasser und verdünnten Säuren; wie zwischen Alkohol, alko-
holischen oder ätherischen Salzlösungen und Wasser; in beiden Fällen
geht der stärkere Strom vom Wasser zum Alkohol (Krause).

Die Epidermis ist im trocknen und feuchten Zustand für Gase jeder
Art durchgängig,

Krause reinigt die zur Filtrations- oder Diffusionsmembran angewendete Epider-
mis mit Wasser, Seife und Aether; es könnte auffallend erscheinen, dass die Schweiss-
kanälchen (die von ihm angewendeten Stücke waren aus dem Handteller genommen) sich
nicht eröffnet und einen raschen und beliebigen Diffusionsstrom erlaubt haben. Dieses ge-
schah wahrscheinlich darum nicht, weil Krause den Flüssigkeitsdruck auf der einen
Seite höher, als auf der andern machte, wodurch die schief laufenden Gänge zusam-
mengepresst werden.

Ueber den Durchgang der tropfbaren und gasartigen Flüssigkeiten
durch die unverletzte Epidermis des lebenden Menschen in die Flüssigkeiten

*) Krause, l. c. 153. — Kölliker, l. c. p. 59.
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[167/0183] Quellungserscheinungen der Epithelien. stoffentwicklung einen leimartigen Körper auf (John); Alkohol und Aether entziehen ihm Fett. — Die nach dieser Behandlung zurückbleibende Masse (der sog. Hornstoff) gab bei der Verbrennungsanalyse von Scherer und Mulder in 100 Theilen: C 50,3; H 6,7; N 17,2; O 27,0; S 0,7. — Dass diese Zahlen nicht die Zusammensetzung einer geschlossenen Atomgruppe angeben, folgert sich daraus, weil durch Behandlung mit Kali und ebenso durch Ammoniak und Salpetersäure die analysirte Zellenmasse in drei verschieden reagirende Stoffe zerlegt werden kann Mit Salpetersäure gewinnt man die sog. Xanthoproteinsäure (Bd. I. p. 40.) aus derselben; bei der Auflösung der Epidermiszellen in Kali bildet sich SH und NH3 und ein durch Essigsäure fäll- barer, dem Protein nach prozentischer Zusammensetzung und Reaktionen ähnlicher Stoff. Beim Verbrennen entwickeln sie den Geruch eiweissartiger Stoffe. Aus allem diesen ist der Schluss erlaubt, dass die Hornschuppen einen zur Eiweissgruppe gehöri- gen Bestandtheil enthalten. — Die verbrannten Hornzellen hinterlassen eine Asche, welche bis zu 2 pCt. der trockenen Substanz ausmacht und aus 3 CaO PO5 und Fe2O3 besteht. b. Von den Zellen der Schleimschicht wissen wir, dass sich ihre Hüllenmem- branen im Gegensatz zu denen der Hornschicht (mit Hinterlassung des Kerns) in kalter Essigsäure nuflösen. 3. Quellungserscheinungen *). Reines Wasser dringt sehr schwierig in die Epidermis ein; legt man dickere Stücke derselben in Wasser, so findet man selbst nach tagelanger Einwirkung nur die obersten Lagen der Hornschicht aufgeweicht. In einer auf diese Weise behandelten Deckhaut ist der Zusammenhang zwischen den Zellen gelöst, der Umfang dieser letzteren selbst aber nur um ein Unbedeutendes vergrössert. — Bindet man einen mit Epidermis bedeckten Hautlappen über die eine Mündung eines Glasrohrs und füllt dieses letztere bis zu beträchtlichen Höhen mit Wasser an, so dringt dieses durch die Lederhaut und hebt die Epidermis von derselben ab, so dass sich die letztere in Form einer Blase auftreibt. — Als endosmotische Scheidewand aufgestellt, verwehrt die Epidermis, so weit wir wissen, durchgreifend die Ausgleichung zwi- schen Wasser und wässerigen Salzlösungen; sie erlaubt dieselbe dagegen zwischen Wasser und verdünnten Säuren; wie zwischen Alkohol, alko- holischen oder ätherischen Salzlösungen und Wasser; in beiden Fällen geht der stärkere Strom vom Wasser zum Alkohol (Krause). Die Epidermis ist im trocknen und feuchten Zustand für Gase jeder Art durchgängig, Krause reinigt die zur Filtrations- oder Diffusionsmembran angewendete Epider- mis mit Wasser, Seife und Aether; es könnte auffallend erscheinen, dass die Schweiss- kanälchen (die von ihm angewendeten Stücke waren aus dem Handteller genommen) sich nicht eröffnet und einen raschen und beliebigen Diffusionsstrom erlaubt haben. Dieses ge- schah wahrscheinlich darum nicht, weil Krause den Flüssigkeitsdruck auf der einen Seite höher, als auf der andern machte, wodurch die schief laufenden Gänge zusam- mengepresst werden. Ueber den Durchgang der tropfbaren und gasartigen Flüssigkeiten durch die unverletzte Epidermis des lebenden Menschen in die Flüssigkeiten *) Krause, l. c. 153. — Kölliker, l. c. p. 59.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/183>, abgerufen am 24.11.2024.