Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.Chemische und physikalische Eigenschaften des Haars. Säckchens haben uns vor Allem die Arbeiten von Heusinger, E. H.Weber, Gurlt, Henle, Steinlin und Kölliker verholfen. 2. Chemische Zusammensetzung *). Die festen Theile des Haars Durch Behandlung mit warmer verdünnter Kalilauge gewinnt man aus ihm sog. Der Gehalt des Haares an Asche wechselt zwischen 0,5 bis 1,8 pCt. 3. Physikalische Eigenschaften. Im trocknen Zustand zieht es be- 4. Ernährung des Haares. -- Die Anordnung der Zellen in der *) Mulder, physiol. Chemie. Braunschweig. p. 570. -- Leyer u. Kölliker, Liebig's Anna- len. 83. Bd. p. 332. -- Gorup, ibid. 66. Bd. p. 321. **) E. H. Weber, Allgemeine Anatomie. Stuttgart 1844. p. 216.
Chemische und physikalische Eigenschaften des Haars. Säckchens haben uns vor Allem die Arbeiten von Heusinger, E. H.Weber, Gurlt, Henle, Steinlin und Kölliker verholfen. 2. Chemische Zusammensetzung *). Die festen Theile des Haars Durch Behandlung mit warmer verdünnter Kalilauge gewinnt man aus ihm sog. Der Gehalt des Haares an Asche wechselt zwischen 0,5 bis 1,8 pCt. 3. Physikalische Eigenschaften. Im trocknen Zustand zieht es be- 4. Ernährung des Haares. — Die Anordnung der Zellen in der *) Mulder, physiol. Chemie. Braunschweig. p. 570. — Leyer u. Kölliker, Liebig’s Anna- len. 83. Bd. p. 332. — Gorup, ibid. 66. Bd. p. 321. **) E. H. Weber, Allgemeine Anatomie. Stuttgart 1844. p. 216.
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Chemische und physikalische Eigenschaften des Haars.
Säckchens haben uns vor Allem die Arbeiten von Heusinger, E. H.
Weber, Gurlt, Henle, Steinlin und Kölliker verholfen.
2. Chemische Zusammensetzung *). Die festen Theile des Haars
sind innerhalb des Balgs mit wässerigen und ausserhalb desselben mit
öligen Flüssigkeiten durchtränkt. Diese letztern sind ein Gemenge aus
Olein und Margarin, Olein- und Margarinsäure. — Die geformten Bestand-
theile des Markes, der Rinde und der Deckschicht sind von ungleicharti-
ger Zusammensetzung; und ebenso sind die Zellenindividuen einer jeden
Formation ein Gemenge mehrerer Substanzen; man schliesst dieses aus
dem Verhalten jener Formen gegen Kali, Schwefel- und Essigsäure. —
Eine Elementaranalyse des mit Wasser, Alkohol und Aether ausgekoch-
ten Haars gab nach v. Laer und Scherer in 100 Theilen: C 50,6;
H 6,4; N 17,1; O 20,8; S 5,0. Da die diesen Zerlegungen unterwor-
fenen Haare aus ganz verschiedenen Orten stammten, so deutet jene
Uebereinstimmung darauf hin, dass das Haar ein constantes Gemenge
aus den verschiedenen Stoffen darstelle. Die Zersetzungsprodukte des
Haars mit Schwefel-, Salpetersäure und Kali stellen fest, dass dasselbe
Substanzen enthalte, welche zur Gruppe der eiweissartigen Körper ge-
hören.
Durch Behandlung mit warmer verdünnter Kalilauge gewinnt man aus ihm sog.
Protein und Proteinbioxyd unter Abscheidung von S und NH3 (Mulder). Durch
SO3 kann man Tyrosin und Leucin aus dem Haar gewinnen (Leyer und Köller),
und NO5 verwandelt sie zum Theil in Xanthoproteinsäure (Mulder). Es bedarf
kaum des Hinweises auf den grossen Sgehalt, um den Unterschied zwischen Haar
und Epidermis deutlich zu machen.
Der Gehalt des Haares an Asche wechselt zwischen 0,5 bis 1,8 pCt.
Sie besteht aus Eisenoxyd, Kieselsäure, phosphorsaurem Kalk und Magne-
sia (v. Laer und Gorup).
3. Physikalische Eigenschaften. Im trocknen Zustand zieht es be-
gierig Wasserdampf an und condensirt ihn; in Wasser gelegt quillt es
ein wenig auf. Mit Fetten durchtränkt sich das trockene Haar ebenfalls
leicht. In welchem Verhältniss seine Adhäsionskräfte zum Fett und
Wasser stehen, ist unbekannt. — Das durch Fett und Wasser getränkte
Haar ist sehr dehnbar, und dehnbarer als im trocknen Zustand. Die
wenigen über Elastizität und Cohäsion des Haars vorliegenden Beobach-
tungen **) genügen nicht, um eine Vorstellung über die hierauf bezügli-
chen Kräfte desselben zu gewinnen. — Das Haar ist ein schlechter Lei-
ter der Wärme und ein Isolater der elektrischen Strömung.
4. Ernährung des Haares. — Die Anordnung der Zellen in der
Form des Haars kann niemals ohne Hilfe einer eigenthümlichen in die Cu-
tis eingelagerten Vorrichtung, die Haarwarze und den Haarbalg, gesche-
*) Mulder, physiol. Chemie. Braunschweig. p. 570. — Leyer u. Kölliker, Liebig’s Anna-
len. 83. Bd. p. 332. — Gorup, ibid. 66. Bd. p. 321.
**) E. H. Weber, Allgemeine Anatomie. Stuttgart 1844. p. 216.
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