gemein haben, wie z. B. Gefässe, elastische Fasern u. dergl. -- Es dürfte kaum anzugeben sein, welche Meinung das Uebergewicht über die andere hat, oder ob gleichzeitig mehrere oder vielleicht keine von ihnen berechtigt ist.
Rücksichtlich der übrigen Erfordernisse für die Neubildung von Binde- gewebe steht fest, dass sich dasselbe nur in denjenigen flüssigen Abson- derungen bildet, welche in geringer Menge zwischen den festen Theilen des thierischen Körpers sich finden, dass sich aber niemals die festen Massen, welche frei in einer Flüssigkeit schwimmen, zu Bindegewebe umformen. So tritt z. B. an die Stelle eines Blutpfropfs, der sich in einer unterbundenen Arterie findet, mit der Zeit eine Bindegewebsmasse, während eine Flocke von Faserstoff, die in einer Flüssigkeit schwimmt, welche in einem serösen Sacke ausgetreten ist, niemals zu Bindegewebe wird, und ebenso bilden sich auf dem Boden einer eiternden Fläche Bindegewebsmassen, aber die Eiterkörperchen selbst, welche im Eiterserum suspendirt sind, wandeln sich nicht darin um. -- Eine andere Frage, die man öfter erhoben aber niemals mit Sicherheit beantwortet hat, be- steht darin, ob die Flüssigkeit Faserstoff enthalten müsse, wenn sie zur Entstehung neuen Bindegewebes Veranlassung geben solle.
Ueber den Umsatz des einmal fertigen Bindegewebes ist nichts be- kannt. Die gewöhnliche Annahme geht dahin, dass es sich unverändert erhalte oder mindestens sehr wenig verändere. Die Gründe dafür findet man darin, dass dasselbe nach dem Tode durch Fäulniss langsamer als die Muskeln und Nerven verändert werde; darin, dass bei einer ein- tretenden Abmagerung die vorzugsweise aus Bindegewebe bestehenden Theile, wie z. B. die Sehnen, wenig an ihrem Umfang verlieren; und endlich darin, dass viele der Bindegewebsorgane (Sehnen, Unterhautzell- gewebe, seröse Häute) mit nicht sehr zahlreichen Gefassen versehen sind. -- Der Bindegewebssaft dagegen scheint einer stetigen Erneuerung unterworfen zu sein; dieses geht daraus hervor, weil durch die Lymph- gefässe, welche vorzugsweise (wenn nicht einzig) aus dem Bindegewebe ihren Inhalt beziehen, während des Lebens ein ununterbrochener Strom geht. Es scheint aber, als ob die Menge des Saftes, welche in das Ge- webe ergossen wird, nicht zu allen Zeiten ein gleicher sei, weil auch die Lymphgefässe bald mehr bald weniger strotzend gefüllt sind, ohne dass irgend welcher Grund für eine nachweisliche Stromhemmung in ihnen vorhanden wäre.
Gemenge aus elastischem und Bindegewebe.
Aus einer Verbindung des elastischen und des Bindegewebes, bei der bald das eine und bald das andere überwiegt, sind sehr zahlreiche Platten, Stränge, Beutel, Falten u. s. w. aufgebaut. Wir erinnern hier nur an die Cutis mit dem panniculus, die Schleimhäute mit der tunica nervea, die Faszien, die weiten und engen Gefäss-, Muskel- und Sehnen-
Gemenge aus elastischem und Bindegewebe.
gemein haben, wie z. B. Gefässe, elastische Fasern u. dergl. — Es dürfte kaum anzugeben sein, welche Meinung das Uebergewicht über die andere hat, oder ob gleichzeitig mehrere oder vielleicht keine von ihnen berechtigt ist.
Rücksichtlich der übrigen Erfordernisse für die Neubildung von Binde- gewebe steht fest, dass sich dasselbe nur in denjenigen flüssigen Abson- derungen bildet, welche in geringer Menge zwischen den festen Theilen des thierischen Körpers sich finden, dass sich aber niemals die festen Massen, welche frei in einer Flüssigkeit schwimmen, zu Bindegewebe umformen. So tritt z. B. an die Stelle eines Blutpfropfs, der sich in einer unterbundenen Arterie findet, mit der Zeit eine Bindegewebsmasse, während eine Flocke von Faserstoff, die in einer Flüssigkeit schwimmt, welche in einem serösen Sacke ausgetreten ist, niemals zu Bindegewebe wird, und ebenso bilden sich auf dem Boden einer eiternden Fläche Bindegewebsmassen, aber die Eiterkörperchen selbst, welche im Eiterserum suspendirt sind, wandeln sich nicht darin um. — Eine andere Frage, die man öfter erhoben aber niemals mit Sicherheit beantwortet hat, be- steht darin, ob die Flüssigkeit Faserstoff enthalten müsse, wenn sie zur Entstehung neuen Bindegewebes Veranlassung geben solle.
Ueber den Umsatz des einmal fertigen Bindegewebes ist nichts be- kannt. Die gewöhnliche Annahme geht dahin, dass es sich unverändert erhalte oder mindestens sehr wenig verändere. Die Gründe dafür findet man darin, dass dasselbe nach dem Tode durch Fäulniss langsamer als die Muskeln und Nerven verändert werde; darin, dass bei einer ein- tretenden Abmagerung die vorzugsweise aus Bindegewebe bestehenden Theile, wie z. B. die Sehnen, wenig an ihrem Umfang verlieren; und endlich darin, dass viele der Bindegewebsorgane (Sehnen, Unterhautzell- gewebe, seröse Häute) mit nicht sehr zahlreichen Gefassen versehen sind. — Der Bindegewebssaft dagegen scheint einer stetigen Erneuerung unterworfen zu sein; dieses geht daraus hervor, weil durch die Lymph- gefässe, welche vorzugsweise (wenn nicht einzig) aus dem Bindegewebe ihren Inhalt beziehen, während des Lebens ein ununterbrochener Strom geht. Es scheint aber, als ob die Menge des Saftes, welche in das Ge- webe ergossen wird, nicht zu allen Zeiten ein gleicher sei, weil auch die Lymphgefässe bald mehr bald weniger strotzend gefüllt sind, ohne dass irgend welcher Grund für eine nachweisliche Stromhemmung in ihnen vorhanden wäre.
Gemenge aus elastischem und Bindegewebe.
Aus einer Verbindung des elastischen und des Bindegewebes, bei der bald das eine und bald das andere überwiegt, sind sehr zahlreiche Platten, Stränge, Beutel, Falten u. s. w. aufgebaut. Wir erinnern hier nur an die Cutis mit dem panniculus, die Schleimhäute mit der tunica nervea, die Faszien, die weiten und engen Gefäss-, Muskel- und Sehnen-
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Gemenge aus elastischem und Bindegewebe.
gemein haben, wie z. B. Gefässe, elastische Fasern u. dergl. — Es
dürfte kaum anzugeben sein, welche Meinung das Uebergewicht über die
andere hat, oder ob gleichzeitig mehrere oder vielleicht keine von ihnen
berechtigt ist.
Rücksichtlich der übrigen Erfordernisse für die Neubildung von Binde-
gewebe steht fest, dass sich dasselbe nur in denjenigen flüssigen Abson-
derungen bildet, welche in geringer Menge zwischen den festen Theilen
des thierischen Körpers sich finden, dass sich aber niemals die festen
Massen, welche frei in einer Flüssigkeit schwimmen, zu Bindegewebe
umformen. So tritt z. B. an die Stelle eines Blutpfropfs, der sich in
einer unterbundenen Arterie findet, mit der Zeit eine Bindegewebsmasse,
während eine Flocke von Faserstoff, die in einer Flüssigkeit schwimmt,
welche in einem serösen Sacke ausgetreten ist, niemals zu Bindegewebe
wird, und ebenso bilden sich auf dem Boden einer eiternden Fläche
Bindegewebsmassen, aber die Eiterkörperchen selbst, welche im Eiterserum
suspendirt sind, wandeln sich nicht darin um. — Eine andere Frage,
die man öfter erhoben aber niemals mit Sicherheit beantwortet hat, be-
steht darin, ob die Flüssigkeit Faserstoff enthalten müsse, wenn sie zur
Entstehung neuen Bindegewebes Veranlassung geben solle.
Ueber den Umsatz des einmal fertigen Bindegewebes ist nichts be-
kannt. Die gewöhnliche Annahme geht dahin, dass es sich unverändert
erhalte oder mindestens sehr wenig verändere. Die Gründe dafür findet
man darin, dass dasselbe nach dem Tode durch Fäulniss langsamer als
die Muskeln und Nerven verändert werde; darin, dass bei einer ein-
tretenden Abmagerung die vorzugsweise aus Bindegewebe bestehenden
Theile, wie z. B. die Sehnen, wenig an ihrem Umfang verlieren; und
endlich darin, dass viele der Bindegewebsorgane (Sehnen, Unterhautzell-
gewebe, seröse Häute) mit nicht sehr zahlreichen Gefassen versehen
sind. — Der Bindegewebssaft dagegen scheint einer stetigen Erneuerung
unterworfen zu sein; dieses geht daraus hervor, weil durch die Lymph-
gefässe, welche vorzugsweise (wenn nicht einzig) aus dem Bindegewebe
ihren Inhalt beziehen, während des Lebens ein ununterbrochener Strom
geht. Es scheint aber, als ob die Menge des Saftes, welche in das Ge-
webe ergossen wird, nicht zu allen Zeiten ein gleicher sei, weil auch
die Lymphgefässe bald mehr bald weniger strotzend gefüllt sind, ohne
dass irgend welcher Grund für eine nachweisliche Stromhemmung in
ihnen vorhanden wäre.
Gemenge aus elastischem und Bindegewebe.
Aus einer Verbindung des elastischen und des Bindegewebes, bei
der bald das eine und bald das andere überwiegt, sind sehr zahlreiche
Platten, Stränge, Beutel, Falten u. s. w. aufgebaut. Wir erinnern hier
nur an die Cutis mit dem panniculus, die Schleimhäute mit der tunica
nervea, die Faszien, die weiten und engen Gefäss-, Muskel- und Sehnen-
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/197>, abgerufen am 24.11.2024.
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