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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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und ihre Strahlen sind nach Virchow *) ausgekleidet mit einem ihren
Wandungen eng anliegenden Häutchen; fasst man also die Haut der
eiförmigen Höhle als einen Zellenkörper und die der Ausläufer als Zel-
lenstrahlen auf, so kann man sich auch dahin ausdrücken, dass der Knochen
von einem Netz strahlig verästelter, anastomosirender Zellen durchzogen
sei. Jedes Körperchen schliesst ausserdem noch ein anderes kleines
Zellengebilde, einen sog. Kern, und Flüssigkeiten in sich. Die Gefäss-
kanäle umschliessen die Blutgefässe, Bindegewebe, Nerven, und in den
Marklücken ist ein Gemenge von Bindegewebe, Fetttropfen, Fett- und
Markzellen, Blutgefässen und wässerigen Feuchtigkeiten enthalten. Die
Knochenoberfläche ist schliesslich von einer Bindegewebshaut, dem Pe-
riost, überzogen, in welcher die Gefässe und Nerven laufen, bevor sie in
die Gefässkanälchen des Knochens eindringen.

2. Chemische Zusammensetzung **). Die feste Masse des Knochens
(das Grundgewebe) ist ein Gemenge aus leimgebenden Stoffen, dem sog.
Knochenknorpel und Erdsalzen (Knochenerde). Das Grundgewebe und
ebenso auch der Knorpel und die Erde desselben ist bis dahin noch
nicht rein dargestellt worden, weil sie nicht von den anhängenden
Zellenhäuten, dem Bindegewebe u. dergl. und deren Salzen befreit
werden können. Der Knochenknorpel, oder anders ausgedrückt,
der durch Salzsäure von seinen Erden und durch Aether und Alkohol
von seinen Fetten befreite Knochen, gab bei der Verbrennungsanalyse
die prozentische Zusammensetzung des Colla, nemlich C 50,1; H 7,1;
N 18,4; O und S 24,3 (v. Bibra). -- Die Knochenerde, welche durch
Einäscherung eines Knochen dargestellt wird, der vorher vollkommen mit
Wasser erschöpft war, besteht aus Fluorcalcium, CaO CO2, 3CaO PO5,
3MgO PO5 (Heintz); ein frisch verbrannter Knochen liefert ausserdem
noch Na Cl, Fe2O3, NaO CO2 u. s. w. -- Nach den Analysen von Heintz,
den genauesten, welche wir besitzen, bestehen 100 Theile Knochen-
erde aus CaO CO2 = 9,1; 3CaO PO5 = 85,7; 3MgO PO5 = 1,7;
Ca Fl = 3,0. Alle übrigen Analysen, welche Ausstellungen man auch
sonst an ihnen machen kann, bestätigen doch, dass immer die phosphor-
saure Kalkerde alle übrigen Bestandtheile weit überwiegt, und zeigen
deutlich, dass das Verhältniss zwischen den einzelnen Erdarten durch-
aus kein constantes sei. Nach Fremy soll es im Ganzen und Groben
erlaubt sein, die Annahme zu machen, dass auf 1 Aeq. Kohlensäure
3 Aeq. Phosphorsäure kommen. -- Der Knorpel und die Erden sind in
den Knochen innig nebeneinandergelegt, aber nicht nach Aequivalenten

*) Würzburger Verhandlungen. II. Bd. 150. -- Hoppe, Virchow's Archiv. V. Bd. 174. -- Vir-
chow
, ibid. p. 446.
**) Berzelius, Lehrbuch der Cehmie. IX. Bd. 1840. -- Marchand, physiolog. Chemie. Berlin
1842. 81. -- v. Bibra, chem. Untersuchungen etc. Schweinfurt 1844. -- Heintz, über die
Zusammensetzung der Knochenerde. Berliner Monatsberichte. 1849. 1. Heft. -- Regnauldu.
Gosselin
, Archiv. general. de med. 1849. Juliheft. -- Mulder, physiolog. Chemie. p. 610. --
Fremy, Annales de chimie et physique 1855. Bd. 43. p. 47.
Ludwig, Physiologie. II. 13

Knochen.
und ihre Strahlen sind nach Virchow *) ausgekleidet mit einem ihren
Wandungen eng anliegenden Häutchen; fasst man also die Haut der
eiförmigen Höhle als einen Zellenkörper und die der Ausläufer als Zel-
lenstrahlen auf, so kann man sich auch dahin ausdrücken, dass der Knochen
von einem Netz strahlig verästelter, anastomosirender Zellen durchzogen
sei. Jedes Körperchen schliesst ausserdem noch ein anderes kleines
Zellengebilde, einen sog. Kern, und Flüssigkeiten in sich. Die Gefäss-
kanäle umschliessen die Blutgefässe, Bindegewebe, Nerven, und in den
Marklücken ist ein Gemenge von Bindegewebe, Fetttropfen, Fett- und
Markzellen, Blutgefässen und wässerigen Feuchtigkeiten enthalten. Die
Knochenoberfläche ist schliesslich von einer Bindegewebshaut, dem Pe-
riost, überzogen, in welcher die Gefässe und Nerven laufen, bevor sie in
die Gefässkanälchen des Knochens eindringen.

2. Chemische Zusammensetzung **). Die feste Masse des Knochens
(das Grundgewebe) ist ein Gemenge aus leimgebenden Stoffen, dem sog.
Knochenknorpel und Erdsalzen (Knochenerde). Das Grundgewebe und
ebenso auch der Knorpel und die Erde desselben ist bis dahin noch
nicht rein dargestellt worden, weil sie nicht von den anhängenden
Zellenhäuten, dem Bindegewebe u. dergl. und deren Salzen befreit
werden können. Der Knochenknorpel, oder anders ausgedrückt,
der durch Salzsäure von seinen Erden und durch Aether und Alkohol
von seinen Fetten befreite Knochen, gab bei der Verbrennungsanalyse
die prozentische Zusammensetzung des Colla, nemlich C 50,1; H 7,1;
N 18,4; O und S 24,3 (v. Bibra). — Die Knochenerde, welche durch
Einäscherung eines Knochen dargestellt wird, der vorher vollkommen mit
Wasser erschöpft war, besteht aus Fluorcalcium, CaO CO2, 3CaO PO5,
3MgO PO5 (Heintz); ein frisch verbrannter Knochen liefert ausserdem
noch Na Cl, Fe2O3, NaO CO2 u. s. w. — Nach den Analysen von Heintz,
den genauesten, welche wir besitzen, bestehen 100 Theile Knochen-
erde aus CaO CO2 = 9,1; 3CaO PO5 = 85,7; 3MgO PO5 = 1,7;
Ca Fl = 3,0. Alle übrigen Analysen, welche Ausstellungen man auch
sonst an ihnen machen kann, bestätigen doch, dass immer die phosphor-
saure Kalkerde alle übrigen Bestandtheile weit überwiegt, und zeigen
deutlich, dass das Verhältniss zwischen den einzelnen Erdarten durch-
aus kein constantes sei. Nach Fremy soll es im Ganzen und Groben
erlaubt sein, die Annahme zu machen, dass auf 1 Aeq. Kohlensäure
3 Aeq. Phosphorsäure kommen. — Der Knorpel und die Erden sind in
den Knochen innig nebeneinandergelegt, aber nicht nach Aequivalenten

*) Würzburger Verhandlungen. II. Bd. 150. — Hoppe, Virchow’s Archiv. V. Bd. 174. — Vir-
chow
, ibid. p. 446.
**) Berzelius, Lehrbuch der Cehmie. IX. Bd. 1840. — Marchand, physiolog. Chemie. Berlin
1842. 81. — v. Bibra, chem. Untersuchungen etc. Schweinfurt 1844. — Heintz, über die
Zusammensetzung der Knochenerde. Berliner Monatsberichte. 1849. 1. Heft. — Regnauldu.
Gosselin
, Archiv. general. de med. 1849. Juliheft. — Mulder, physiolog. Chemie. p. 610. —
Fremy, Annales de chimie et physique 1855. Bd. 43. p. 47.
Ludwig, Physiologie. II. 13
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[193/0209] Knochen. und ihre Strahlen sind nach Virchow *) ausgekleidet mit einem ihren Wandungen eng anliegenden Häutchen; fasst man also die Haut der eiförmigen Höhle als einen Zellenkörper und die der Ausläufer als Zel- lenstrahlen auf, so kann man sich auch dahin ausdrücken, dass der Knochen von einem Netz strahlig verästelter, anastomosirender Zellen durchzogen sei. Jedes Körperchen schliesst ausserdem noch ein anderes kleines Zellengebilde, einen sog. Kern, und Flüssigkeiten in sich. Die Gefäss- kanäle umschliessen die Blutgefässe, Bindegewebe, Nerven, und in den Marklücken ist ein Gemenge von Bindegewebe, Fetttropfen, Fett- und Markzellen, Blutgefässen und wässerigen Feuchtigkeiten enthalten. Die Knochenoberfläche ist schliesslich von einer Bindegewebshaut, dem Pe- riost, überzogen, in welcher die Gefässe und Nerven laufen, bevor sie in die Gefässkanälchen des Knochens eindringen. 2. Chemische Zusammensetzung **). Die feste Masse des Knochens (das Grundgewebe) ist ein Gemenge aus leimgebenden Stoffen, dem sog. Knochenknorpel und Erdsalzen (Knochenerde). Das Grundgewebe und ebenso auch der Knorpel und die Erde desselben ist bis dahin noch nicht rein dargestellt worden, weil sie nicht von den anhängenden Zellenhäuten, dem Bindegewebe u. dergl. und deren Salzen befreit werden können. Der Knochenknorpel, oder anders ausgedrückt, der durch Salzsäure von seinen Erden und durch Aether und Alkohol von seinen Fetten befreite Knochen, gab bei der Verbrennungsanalyse die prozentische Zusammensetzung des Colla, nemlich C 50,1; H 7,1; N 18,4; O und S 24,3 (v. Bibra). — Die Knochenerde, welche durch Einäscherung eines Knochen dargestellt wird, der vorher vollkommen mit Wasser erschöpft war, besteht aus Fluorcalcium, CaO CO2, 3CaO PO5, 3MgO PO5 (Heintz); ein frisch verbrannter Knochen liefert ausserdem noch Na Cl, Fe2O3, NaO CO2 u. s. w. — Nach den Analysen von Heintz, den genauesten, welche wir besitzen, bestehen 100 Theile Knochen- erde aus CaO CO2 = 9,1; 3CaO PO5 = 85,7; 3MgO PO5 = 1,7; Ca Fl = 3,0. Alle übrigen Analysen, welche Ausstellungen man auch sonst an ihnen machen kann, bestätigen doch, dass immer die phosphor- saure Kalkerde alle übrigen Bestandtheile weit überwiegt, und zeigen deutlich, dass das Verhältniss zwischen den einzelnen Erdarten durch- aus kein constantes sei. Nach Fremy soll es im Ganzen und Groben erlaubt sein, die Annahme zu machen, dass auf 1 Aeq. Kohlensäure 3 Aeq. Phosphorsäure kommen. — Der Knorpel und die Erden sind in den Knochen innig nebeneinandergelegt, aber nicht nach Aequivalenten *) Würzburger Verhandlungen. II. Bd. 150. — Hoppe, Virchow’s Archiv. V. Bd. 174. — Vir- chow, ibid. p. 446. **) Berzelius, Lehrbuch der Cehmie. IX. Bd. 1840. — Marchand, physiolog. Chemie. Berlin 1842. 81. — v. Bibra, chem. Untersuchungen etc. Schweinfurt 1844. — Heintz, über die Zusammensetzung der Knochenerde. Berliner Monatsberichte. 1849. 1. Heft. — Regnauldu. Gosselin, Archiv. general. de med. 1849. Juliheft. — Mulder, physiolog. Chemie. p. 610. — Fremy, Annales de chimie et physique 1855. Bd. 43. p. 47. Ludwig, Physiologie. II. 13

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/209>, abgerufen am 04.12.2024.