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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Fettzellen.
körperchen, die Wandung der Capillargefässe und die Häute der Fett-
zellen durchbrechen. Dazu kommt noch, dass in der That bei einem
reichlichen Zusatz von Fett zu Nahrung nur die Zellen des Netzes, wo-
hin dasselbe unmittelbar aus den Lymphgefässen gedrungen sein konnte,
sich mit Fett füllen. Hiergegen lässt sich allerdings einwenden, dass es
Stoffe giebt, welche dem Fette auch den Durchgang durch Wasser erleich-
tern, wohin namentlich die Seifen und die Galle zählen. Ausserdem
könnte man für die Hypothese von der einfachen Ueberführung auch noch
die Thatsache anführen, dass die Steigerung der Butterausscheidung u.
dergl. die Fettablagerung in dem Bindegewebe hemme; bei genauerer
Ueberlegung zeigt sich aber sogleich, dass diese Beobachtung nur dafür
einsteht, dass das Fett der Butter und des Eiters einerseits und des
Bindegewebes anderseits ihr Bildungsmaterial aus einer Quelle ziehen. --
Zur Entscheidung können auch nicht die Versuche von R. Wagner *),
Burdach und Wittich **) dienen, aus denen hervorgeht, dass eine
Crystalllinse, Muskelstücke, Hollundermark u. dergl., welche in die Unter-
leibshöhle geschoben werden, nach einiger Zeit sich in Fette umgewan-
delt oder damit durchtränkt haben. Denn selbst das Fett, welches in
das Hollundermark abgesetzt war, kann seinen Ursprung aus Stoffen ge-
zogen haben, welche in wässerigen Lösungen in dasselbe eingedrungen
und dort erst verändert sind. Siehe hierüber noch Michaelis ***).

Das Schwinden des Fettes in den Zellen lässt sich ebenfalls nach
Analogie bekannter Fettzersetzungen wohl erklären, aber es fehlt uns
ein Beweis für das Bestehen eines solchen Prozesses in der Fettzelle.
Man konnte nemlich voraussetzen, dass in dieser letztern nach Art der
oxydirenden Fettgährung die neutralen Fette erst in Glycerin und fette
Säuren und diese dann wieder durch allmählige Abspaltung in C2H2
und CO2, HO und eine fette Säure niederer Ordnung zerfiel. Um dieser
Hypothese Eingang zu verschaffen, fehlt selbst der Nachweiss von Ca-
pron-, Capryl-, Baldrian-, Buttersäure u. s. w. in dem Fettgewebe.

Nervenröhren.

1. Die anatomischen Eigenschaften derselben sind schon früher (Bd.
I. p. 71 auseinandergesetzt.

2. Chemische Zusammensetzung. Die mikrochemische Untersuchung,
deren Ergebnisse ebenfalls schon früher erwähnt sind, lässt die Scheide
des Rohrs aus elastischem Gewebe und den Inhalt desselben aus einem
Gemenge von Fetten, Eiweissstoffen, Salzen und Wasser bestehen.
v. Bibra +) hat die Fette und Salze der Nerven und ebenso einige
quantitative Verhältnisse derselben im Grossen untersucht; die Fette be-

*) Mittheilungen einer einfachen Methode etc. Göttinger gelehrte Anzeigen 1851.
**) W. Burdach, experimenta quaedam de commutatione etc. Königsberg 1853.
***) Prager Vierteljahrschrift. 1853. III. Bd.
+) Liebigs Annalen. 91. Bd.

Fettzellen.
körperchen, die Wandung der Capillargefässe und die Häute der Fett-
zellen durchbrechen. Dazu kommt noch, dass in der That bei einem
reichlichen Zusatz von Fett zu Nahrung nur die Zellen des Netzes, wo-
hin dasselbe unmittelbar aus den Lymphgefässen gedrungen sein konnte,
sich mit Fett füllen. Hiergegen lässt sich allerdings einwenden, dass es
Stoffe giebt, welche dem Fette auch den Durchgang durch Wasser erleich-
tern, wohin namentlich die Seifen und die Galle zählen. Ausserdem
könnte man für die Hypothese von der einfachen Ueberführung auch noch
die Thatsache anführen, dass die Steigerung der Butterausscheidung u.
dergl. die Fettablagerung in dem Bindegewebe hemme; bei genauerer
Ueberlegung zeigt sich aber sogleich, dass diese Beobachtung nur dafür
einsteht, dass das Fett der Butter und des Eiters einerseits und des
Bindegewebes anderseits ihr Bildungsmaterial aus einer Quelle ziehen. —
Zur Entscheidung können auch nicht die Versuche von R. Wagner *),
Burdach und Wittich **) dienen, aus denen hervorgeht, dass eine
Crystalllinse, Muskelstücke, Hollundermark u. dergl., welche in die Unter-
leibshöhle geschoben werden, nach einiger Zeit sich in Fette umgewan-
delt oder damit durchtränkt haben. Denn selbst das Fett, welches in
das Hollundermark abgesetzt war, kann seinen Ursprung aus Stoffen ge-
zogen haben, welche in wässerigen Lösungen in dasselbe eingedrungen
und dort erst verändert sind. Siehe hierüber noch Michaelis ***).

Das Schwinden des Fettes in den Zellen lässt sich ebenfalls nach
Analogie bekannter Fettzersetzungen wohl erklären, aber es fehlt uns
ein Beweis für das Bestehen eines solchen Prozesses in der Fettzelle.
Man konnte nemlich voraussetzen, dass in dieser letztern nach Art der
oxydirenden Fettgährung die neutralen Fette erst in Glycerin und fette
Säuren und diese dann wieder durch allmählige Abspaltung in C2H2
und CO2, HO und eine fette Säure niederer Ordnung zerfiel. Um dieser
Hypothese Eingang zu verschaffen, fehlt selbst der Nachweiss von Ca-
pron-, Capryl-, Baldrian-, Buttersäure u. s. w. in dem Fettgewebe.

Nervenröhren.

1. Die anatomischen Eigenschaften derselben sind schon früher (Bd.
I. p. 71 auseinandergesetzt.

2. Chemische Zusammensetzung. Die mikrochemische Untersuchung,
deren Ergebnisse ebenfalls schon früher erwähnt sind, lässt die Scheide
des Rohrs aus elastischem Gewebe und den Inhalt desselben aus einem
Gemenge von Fetten, Eiweissstoffen, Salzen und Wasser bestehen.
v. Bibra †) hat die Fette und Salze der Nerven und ebenso einige
quantitative Verhältnisse derselben im Grossen untersucht; die Fette be-

*) Mittheilungen einer einfachen Methode etc. Göttinger gelehrte Anzeigen 1851.
**) W. Burdach, experimenta quaedam de commutatione etc. Königsberg 1853.
***) Prager Vierteljahrschrift. 1853. III. Bd.
†) Liebigs Annalen. 91. Bd.
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[205/0221] Fettzellen. körperchen, die Wandung der Capillargefässe und die Häute der Fett- zellen durchbrechen. Dazu kommt noch, dass in der That bei einem reichlichen Zusatz von Fett zu Nahrung nur die Zellen des Netzes, wo- hin dasselbe unmittelbar aus den Lymphgefässen gedrungen sein konnte, sich mit Fett füllen. Hiergegen lässt sich allerdings einwenden, dass es Stoffe giebt, welche dem Fette auch den Durchgang durch Wasser erleich- tern, wohin namentlich die Seifen und die Galle zählen. Ausserdem könnte man für die Hypothese von der einfachen Ueberführung auch noch die Thatsache anführen, dass die Steigerung der Butterausscheidung u. dergl. die Fettablagerung in dem Bindegewebe hemme; bei genauerer Ueberlegung zeigt sich aber sogleich, dass diese Beobachtung nur dafür einsteht, dass das Fett der Butter und des Eiters einerseits und des Bindegewebes anderseits ihr Bildungsmaterial aus einer Quelle ziehen. — Zur Entscheidung können auch nicht die Versuche von R. Wagner *), Burdach und Wittich **) dienen, aus denen hervorgeht, dass eine Crystalllinse, Muskelstücke, Hollundermark u. dergl., welche in die Unter- leibshöhle geschoben werden, nach einiger Zeit sich in Fette umgewan- delt oder damit durchtränkt haben. Denn selbst das Fett, welches in das Hollundermark abgesetzt war, kann seinen Ursprung aus Stoffen ge- zogen haben, welche in wässerigen Lösungen in dasselbe eingedrungen und dort erst verändert sind. Siehe hierüber noch Michaelis ***). Das Schwinden des Fettes in den Zellen lässt sich ebenfalls nach Analogie bekannter Fettzersetzungen wohl erklären, aber es fehlt uns ein Beweis für das Bestehen eines solchen Prozesses in der Fettzelle. Man konnte nemlich voraussetzen, dass in dieser letztern nach Art der oxydirenden Fettgährung die neutralen Fette erst in Glycerin und fette Säuren und diese dann wieder durch allmählige Abspaltung in C2H2 und CO2, HO und eine fette Säure niederer Ordnung zerfiel. Um dieser Hypothese Eingang zu verschaffen, fehlt selbst der Nachweiss von Ca- pron-, Capryl-, Baldrian-, Buttersäure u. s. w. in dem Fettgewebe. Nervenröhren. 1. Die anatomischen Eigenschaften derselben sind schon früher (Bd. I. p. 71 auseinandergesetzt. 2. Chemische Zusammensetzung. Die mikrochemische Untersuchung, deren Ergebnisse ebenfalls schon früher erwähnt sind, lässt die Scheide des Rohrs aus elastischem Gewebe und den Inhalt desselben aus einem Gemenge von Fetten, Eiweissstoffen, Salzen und Wasser bestehen. v. Bibra †) hat die Fette und Salze der Nerven und ebenso einige quantitative Verhältnisse derselben im Grossen untersucht; die Fette be- *) Mittheilungen einer einfachen Methode etc. Göttinger gelehrte Anzeigen 1851. **) W. Burdach, experimenta quaedam de commutatione etc. Königsberg 1853. ***) Prager Vierteljahrschrift. 1853. III. Bd. †) Liebigs Annalen. 91. Bd.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/221>, abgerufen am 29.11.2024.