Fall, und wie sich hierbei der Stromlauf gestalte, ist um so weniger klar, als sich nicht angeben lässt, ob nicht etwa zu jener Zeit die Mus- keln in den Milzarterien im Zustande der Abspannung sind.
4. Stoffbewegungen im Milzparenchym. a. Der Inhalt der Bläschen ist unzweifelhaft in einer chemischen Bewegung von verschiedener In- tensität begriffen; für das Bestehen eines Stoffwechsels bürgt das Auf- treten der ihnen vor allen andern Orten der Milz eigenthümlichen Zellen- arten, und für eine Veränderlichkeit desselben stehet das abweichende Aussehen ihres Inhaltes ein. Bei Thieren findet man dieselbe nemlich bald prall und bald nur wenig gefüllt. Dieser Unterschied stellt sich nach Ecker auch dann noch heraus, wenn man die Gefässe, welche aus dem Hilus der Milz austreten, nach dem Tode sogleich unterbunden hat. Da sich der Inhalt der Bläschen immer rasch minderte, wenn diese Vor- sichtsmaassregel unterlassen wurde, so sind die ältern Beobachtungen, dass die Milzbläschen nach Wassertrinken oder überhaupt während der Verdauung mehr gefüllt seien, als während des Hungerns, mit Misstrauen zu betrachten, und zwar mit um so grössern, als Ecker bei seinen Versuchen eine Anschwellung der Bläschen zu der angegebenen Zeit nicht beobachtet; er fand im Gegentheil bei hungernden Katzen die Bläs- chen auffallend deutlich. Noch deutlicher weist auf eine Verschiedenartig- keit des chemischen Umsatzes die wechselnde Consistenz und Färbung des Bläscheninhaltes hin; Ecker und Giesker fanden ihn zuweilen zu einem Klümpchen geronnen, Spring und Ecker zuweilen röthlich oder gelb, während er von den übrigen Beobachtern als farblos angegeben wird. In menschlichen Leichen ist das Milzbläschen gewöhnlich nur dann deutlich sichtbar, wenn der Tod plötzlich oder während der Ver- dauung erfolgte (v. Hessling); ihre häufige Abwesenheit erklärt sich entweder aus einer rasch eintretenden Fäulniss, oder aus der Abwesen- heit eines festen oder flüssigen Inhalts.
b. Das Mark der Milz geht ebenfalls Umsetzungen ein, welche durch die Gegenwart der von Scherer, Frerichs u. Staedeler entdeckten chemi- schen Körper, der eigenthümlichen Zellen- und Klümpchenformationen, un- zweifelhaft bestätigt wird. Ueber den Umfang derselben ist man ganz im Un- klaren; über Beginn oder Ziel derselben besteht eine lebhafte Controverse, indem man entweder das Entstehen oder das Vergehen der Blutkörperchen innerhalb des Milzmarkes behauptet. Die erste Meinung stützen Gerlach, Funcke u. A. auf die reichliche Gegenwart von farblosen Zellen in dem Milzvenenblut; hier ist aber zu bedenken, dass nur eine Vermehrung derselben im Verhältniss zu den farbigen Blutkörperchen, keineswegs aber ihre absolute Zunahme erwiesen ist. Nächstem heben sie hervor das ausserordentliche Uebergewicht der farblosen Blutzellen und das Zurücktreten der farbigen, welches nach Virchow mit einer eigenthüm- lichen Krankheit der Milz, dem Tumor derselben, Hand in Hand geht.
Milz.
Fall, und wie sich hierbei der Stromlauf gestalte, ist um so weniger klar, als sich nicht angeben lässt, ob nicht etwa zu jener Zeit die Mus- keln in den Milzarterien im Zustande der Abspannung sind.
4. Stoffbewegungen im Milzparenchym. a. Der Inhalt der Bläschen ist unzweifelhaft in einer chemischen Bewegung von verschiedener In- tensität begriffen; für das Bestehen eines Stoffwechsels bürgt das Auf- treten der ihnen vor allen andern Orten der Milz eigenthümlichen Zellen- arten, und für eine Veränderlichkeit desselben stehet das abweichende Aussehen ihres Inhaltes ein. Bei Thieren findet man dieselbe nemlich bald prall und bald nur wenig gefüllt. Dieser Unterschied stellt sich nach Ecker auch dann noch heraus, wenn man die Gefässe, welche aus dem Hilus der Milz austreten, nach dem Tode sogleich unterbunden hat. Da sich der Inhalt der Bläschen immer rasch minderte, wenn diese Vor- sichtsmaassregel unterlassen wurde, so sind die ältern Beobachtungen, dass die Milzbläschen nach Wassertrinken oder überhaupt während der Verdauung mehr gefüllt seien, als während des Hungerns, mit Misstrauen zu betrachten, und zwar mit um so grössern, als Ecker bei seinen Versuchen eine Anschwellung der Bläschen zu der angegebenen Zeit nicht beobachtet; er fand im Gegentheil bei hungernden Katzen die Bläs- chen auffallend deutlich. Noch deutlicher weist auf eine Verschiedenartig- keit des chemischen Umsatzes die wechselnde Consistenz und Färbung des Bläscheninhaltes hin; Ecker und Giesker fanden ihn zuweilen zu einem Klümpchen geronnen, Spring und Ecker zuweilen röthlich oder gelb, während er von den übrigen Beobachtern als farblos angegeben wird. In menschlichen Leichen ist das Milzbläschen gewöhnlich nur dann deutlich sichtbar, wenn der Tod plötzlich oder während der Ver- dauung erfolgte (v. Hessling); ihre häufige Abwesenheit erklärt sich entweder aus einer rasch eintretenden Fäulniss, oder aus der Abwesen- heit eines festen oder flüssigen Inhalts.
b. Das Mark der Milz geht ebenfalls Umsetzungen ein, welche durch die Gegenwart der von Scherer, Frerichs u. Staedeler entdeckten chemi- schen Körper, der eigenthümlichen Zellen- und Klümpchenformationen, un- zweifelhaft bestätigt wird. Ueber den Umfang derselben ist man ganz im Un- klaren; über Beginn oder Ziel derselben besteht eine lebhafte Controverse, indem man entweder das Entstehen oder das Vergehen der Blutkörperchen innerhalb des Milzmarkes behauptet. Die erste Meinung stützen Gerlach, Funcke u. A. auf die reichliche Gegenwart von farblosen Zellen in dem Milzvenenblut; hier ist aber zu bedenken, dass nur eine Vermehrung derselben im Verhältniss zu den farbigen Blutkörperchen, keineswegs aber ihre absolute Zunahme erwiesen ist. Nächstem heben sie hervor das ausserordentliche Uebergewicht der farblosen Blutzellen und das Zurücktreten der farbigen, welches nach Virchow mit einer eigenthüm- lichen Krankheit der Milz, dem Tumor derselben, Hand in Hand geht.
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[215/0231]
Milz.
Fall, und wie sich hierbei der Stromlauf gestalte, ist um so weniger
klar, als sich nicht angeben lässt, ob nicht etwa zu jener Zeit die Mus-
keln in den Milzarterien im Zustande der Abspannung sind.
4. Stoffbewegungen im Milzparenchym. a. Der Inhalt der Bläschen
ist unzweifelhaft in einer chemischen Bewegung von verschiedener In-
tensität begriffen; für das Bestehen eines Stoffwechsels bürgt das Auf-
treten der ihnen vor allen andern Orten der Milz eigenthümlichen Zellen-
arten, und für eine Veränderlichkeit desselben stehet das abweichende
Aussehen ihres Inhaltes ein. Bei Thieren findet man dieselbe nemlich
bald prall und bald nur wenig gefüllt. Dieser Unterschied stellt sich
nach Ecker auch dann noch heraus, wenn man die Gefässe, welche aus
dem Hilus der Milz austreten, nach dem Tode sogleich unterbunden hat.
Da sich der Inhalt der Bläschen immer rasch minderte, wenn diese Vor-
sichtsmaassregel unterlassen wurde, so sind die ältern Beobachtungen,
dass die Milzbläschen nach Wassertrinken oder überhaupt während der
Verdauung mehr gefüllt seien, als während des Hungerns, mit Misstrauen
zu betrachten, und zwar mit um so grössern, als Ecker bei seinen
Versuchen eine Anschwellung der Bläschen zu der angegebenen Zeit
nicht beobachtet; er fand im Gegentheil bei hungernden Katzen die Bläs-
chen auffallend deutlich. Noch deutlicher weist auf eine Verschiedenartig-
keit des chemischen Umsatzes die wechselnde Consistenz und Färbung
des Bläscheninhaltes hin; Ecker und Giesker fanden ihn zuweilen
zu einem Klümpchen geronnen, Spring und Ecker zuweilen röthlich
oder gelb, während er von den übrigen Beobachtern als farblos angegeben
wird. In menschlichen Leichen ist das Milzbläschen gewöhnlich nur
dann deutlich sichtbar, wenn der Tod plötzlich oder während der Ver-
dauung erfolgte (v. Hessling); ihre häufige Abwesenheit erklärt sich
entweder aus einer rasch eintretenden Fäulniss, oder aus der Abwesen-
heit eines festen oder flüssigen Inhalts.
b. Das Mark der Milz geht ebenfalls Umsetzungen ein, welche durch die
Gegenwart der von Scherer, Frerichs u. Staedeler entdeckten chemi-
schen Körper, der eigenthümlichen Zellen- und Klümpchenformationen, un-
zweifelhaft bestätigt wird. Ueber den Umfang derselben ist man ganz im Un-
klaren; über Beginn oder Ziel derselben besteht eine lebhafte Controverse,
indem man entweder das Entstehen oder das Vergehen der Blutkörperchen
innerhalb des Milzmarkes behauptet. Die erste Meinung stützen Gerlach,
Funcke u. A. auf die reichliche Gegenwart von farblosen Zellen in dem
Milzvenenblut; hier ist aber zu bedenken, dass nur eine Vermehrung
derselben im Verhältniss zu den farbigen Blutkörperchen, keineswegs
aber ihre absolute Zunahme erwiesen ist. Nächstem heben sie hervor
das ausserordentliche Uebergewicht der farblosen Blutzellen und das
Zurücktreten der farbigen, welches nach Virchow mit einer eigenthüm-
lichen Krankheit der Milz, dem Tumor derselben, Hand in Hand geht.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/231>, abgerufen am 28.11.2024.
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