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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Niere; Harn, seltenere Bestandtheile.
Gewicht eines Harns = 1020, so würde sein prozentischer Rückstand
= 4,0 sein.

Seltenere Harnbestandtheile. -- Ausser den erwähnten erscheinen nun
noch zahllose andere Stoffe im Harn; wir zählen mit Auswahl folgende auf:

1. Uebergang löslicher Blutbestandtheile in den Harn.

Eiweiss *). Man beobachtet, auch ohne dass Blutungen in der Niere statt fin-
den, bei Abwesenheit von Blutkörperchen, im Harn häufig Eiweiss; dieses ereignet
sich nachweislich nach Unterbindung der Nierenvene oder der Hohlader (H. Meyer),
nach ergiebigen Aderlässen und Ersetzung des gelassenen Blutes durch Wasser, so
dass die in den Gefässen kreisende Blutflüssigkeit sehr stark verdünnt wird
(Kierulf), nach Kochsalzhunger (Wundt). In einzelnen Fällen ausserdem nach
Unterdrückung der Milchsekretion, nach Exzessen im Essen, nach lebhaftem Herz-
schlag, nach Krankheiten des Herzens, die die Spannung des Bluts im Gefässsystem
anhaltend erhöhen (?), bei besondern Veränderungen der Nierenstruktur (Bright'sche
Krankheit) u. s. w.

Fette **). Menschen und Thiere (namentlich Katzen), welche anhaltend mit
fettreicher Nahrung gefüttert werden, entleeren fetthaltigen Harn (Lang).

Zucker ***). Nach Injektion von Trauben-, Milch-, Rohrzucker in das Blut oder
bei übermässiger Bildung des Traubenzuckers im Körper (diabetes) erscheint dieser
immer im Harn (Bernard, Baumert, Uhle, Limpert, Lehmann). Diese
Zuckerabsonderung hält mehrere Stunden lang an; bei Einsprützung gleicher Mengen
von Trauben- und Rohrzucker soll der erstere früher aus dem Harn verschwinden
und bei Säuglingen gar nicht in den Harn übergehen (Limpert). In keinem Falle
wird die ganze Menge des in das Blut gesprützten Zuckers wieder durch den Harn
entleert (Limpert). -- Eine oberflächliche Verletzung der medulla oblongata oberhalb
des grauen Keils und seitlich von der hintern Längsspalte erzeugt bei Kaninchen
einen zuckerhaltigen Harn (Bernard, Schrader). Wenn das Thier nach dieser
Operation längere Zeit am Leben bleibt, so verschwindet nach 24 Stunden der Zucker
wieder (Uhle). Aehnliches hat man behauptet von Hirnerschütterung, Vergiftung
mit Curara (Bernard). Nach Genuss von zuckerreicher Nahrung und nach der
Durchschneidung der n. vagi (Bernard), nach Aetherisation (Reynoso) soll Zucker
im Harn erscheinen, was Schrader und Uhle bestreiten. -- Nach einer Injektion
von Chloroform, Aether und Ammoniak in der Pfortader wird der Harn zuckerhaltig
(Harley). -- Bei alten Leuten soll sich häufig Zucker im Harn finden (Reynoso)
und bei Wöchnerinnen nach Unterdrückung der Milchsekretion.

Kieselsäure fanden Berzelius und Duncklenberg im Harn. Vielleicht
stellt sie einen gewöhnlichen Harnbestandtheil dar.

Eisensalze sind zuweilen nach vermehrtem Genuss derselben gefunden wor-
den; häufig aber fehlten sie auch dann (Wöhler, Aldrige) +).

Leucin, Tyrosin fanden Frerichs und Staedeler im Harn der Hunde
und Menschen, z. B. bei gelber Lebererweichung, in welcher jene Stoffe reichlich in
der Leber u. s. w. vorkommen.

Allantoin. Wenn einem erwachsenen Hunde so viel Oel in die Lunge einge-

*) Frerichs, Die Bright'sche Nierenkrankheit. Braunschweig 1851. 180 u. 276. -- H. Meyer,
Zeitschrift für physiologische Heilkunde. 1844. p. 114.
**) Lang, De adipe in urina et renibus. Dorpat 1852.
***) Uhle, Experimenta de saccharo in urinam etc. Leipzig 1852. -- Bernard, Compt. rend. XXII.
534. XXVIII. 393. XXXI. 574. -- Baumert, Journal für prakt. Chemie. 54. Bd. 557. -- Schra-
der
, Pharmazeut. Centralblatt. 1852. 241. -- Reynoso, Compt. rend. XXXIII. 410. -- Lim-
pert
, Symbolae ad physiologiam sacchari. Marburg 1854. -- Baumert, Journal für prakt.
Chemie. 54. Bd. p. 357. -- Harley, Gazette medic. de Par. 1853. Aout. 506.
+) Scherer, Jahresber. für physiolog. Chemie. 1844. p. 125.

Niere; Harn, seltenere Bestandtheile.
Gewicht eines Harns = 1020, so würde sein prozentischer Rückstand
= 4,0 sein.

Seltenere Harnbestandtheile. — Ausser den erwähnten erscheinen nun
noch zahllose andere Stoffe im Harn; wir zählen mit Auswahl folgende auf:

1. Uebergang löslicher Blutbestandtheile in den Harn.

Eiweiss *). Man beobachtet, auch ohne dass Blutungen in der Niere statt fin-
den, bei Abwesenheit von Blutkörperchen, im Harn häufig Eiweiss; dieses ereignet
sich nachweislich nach Unterbindung der Nierenvene oder der Hohlader (H. Meyer),
nach ergiebigen Aderlässen und Ersetzung des gelassenen Blutes durch Wasser, so
dass die in den Gefässen kreisende Blutflüssigkeit sehr stark verdünnt wird
(Kierulf), nach Kochsalzhunger (Wundt). In einzelnen Fällen ausserdem nach
Unterdrückung der Milchsekretion, nach Exzessen im Essen, nach lebhaftem Herz-
schlag, nach Krankheiten des Herzens, die die Spannung des Bluts im Gefässsystem
anhaltend erhöhen (?), bei besondern Veränderungen der Nierenstruktur (Bright’sche
Krankheit) u. s. w.

Fette **). Menschen und Thiere (namentlich Katzen), welche anhaltend mit
fettreicher Nahrung gefüttert werden, entleeren fetthaltigen Harn (Lang).

Zucker ***). Nach Injektion von Trauben-, Milch-, Rohrzucker in das Blut oder
bei übermässiger Bildung des Traubenzuckers im Körper (diabetes) erscheint dieser
immer im Harn (Bernard, Baumert, Uhle, Limpert, Lehmann). Diese
Zuckerabsonderung hält mehrere Stunden lang an; bei Einsprützung gleicher Mengen
von Trauben- und Rohrzucker soll der erstere früher aus dem Harn verschwinden
und bei Säuglingen gar nicht in den Harn übergehen (Limpert). In keinem Falle
wird die ganze Menge des in das Blut gesprützten Zuckers wieder durch den Harn
entleert (Limpert). — Eine oberflächliche Verletzung der medulla oblongata oberhalb
des grauen Keils und seitlich von der hintern Längsspalte erzeugt bei Kaninchen
einen zuckerhaltigen Harn (Bernard, Schrader). Wenn das Thier nach dieser
Operation längere Zeit am Leben bleibt, so verschwindet nach 24 Stunden der Zucker
wieder (Uhle). Aehnliches hat man behauptet von Hirnerschütterung, Vergiftung
mit Curara (Bernard). Nach Genuss von zuckerreicher Nahrung und nach der
Durchschneidung der n. vagi (Bernard), nach Aetherisation (Reynoso) soll Zucker
im Harn erscheinen, was Schrader und Uhle bestreiten. — Nach einer Injektion
von Chloroform, Aether und Ammoniak in der Pfortader wird der Harn zuckerhaltig
(Harley). — Bei alten Leuten soll sich häufig Zucker im Harn finden (Reynoso)
und bei Wöchnerinnen nach Unterdrückung der Milchsekretion.

Kieselsäure fanden Berzelius und Duncklenberg im Harn. Vielleicht
stellt sie einen gewöhnlichen Harnbestandtheil dar.

Eisensalze sind zuweilen nach vermehrtem Genuss derselben gefunden wor-
den; häufig aber fehlten sie auch dann (Wöhler, Aldrige) †).

Leucin, Tyrosin fanden Frerichs und Staedeler im Harn der Hunde
und Menschen, z. B. bei gelber Lebererweichung, in welcher jene Stoffe reichlich in
der Leber u. s. w. vorkommen.

Allantoin. Wenn einem erwachsenen Hunde so viel Oel in die Lunge einge-

*) Frerichs, Die Bright’sche Nierenkrankheit. Braunschweig 1851. 180 u. 276. — H. Meyer,
Zeitschrift für physiologische Heilkunde. 1844. p. 114.
**) Lang, De adipe in urina et renibus. Dorpat 1852.
***) Uhle, Experimenta de saccharo in urinam etc. Leipzig 1852. — Bernard, Compt. rend. XXII.
534. XXVIII. 393. XXXI. 574. — Baumert, Journal für prakt. Chemie. 54. Bd. 557. — Schra-
der
, Pharmazeut. Centralblatt. 1852. 241. — Reynoso, Compt. rend. XXXIII. 410. — Lim-
pert
, Symbolae ad physiologiam sacchari. Marburg 1854. — Baumert, Journal für prakt.
Chemie. 54. Bd. p. 357. — Harley, Gazette medic. de Par. 1853. Aout. 506.
†) Scherer, Jahresber. für physiolog. Chemie. 1844. p. 125.
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[271/0287] Niere; Harn, seltenere Bestandtheile. Gewicht eines Harns = 1020, so würde sein prozentischer Rückstand = 4,0 sein. Seltenere Harnbestandtheile. — Ausser den erwähnten erscheinen nun noch zahllose andere Stoffe im Harn; wir zählen mit Auswahl folgende auf: 1. Uebergang löslicher Blutbestandtheile in den Harn. Eiweiss *). Man beobachtet, auch ohne dass Blutungen in der Niere statt fin- den, bei Abwesenheit von Blutkörperchen, im Harn häufig Eiweiss; dieses ereignet sich nachweislich nach Unterbindung der Nierenvene oder der Hohlader (H. Meyer), nach ergiebigen Aderlässen und Ersetzung des gelassenen Blutes durch Wasser, so dass die in den Gefässen kreisende Blutflüssigkeit sehr stark verdünnt wird (Kierulf), nach Kochsalzhunger (Wundt). In einzelnen Fällen ausserdem nach Unterdrückung der Milchsekretion, nach Exzessen im Essen, nach lebhaftem Herz- schlag, nach Krankheiten des Herzens, die die Spannung des Bluts im Gefässsystem anhaltend erhöhen (?), bei besondern Veränderungen der Nierenstruktur (Bright’sche Krankheit) u. s. w. Fette **). Menschen und Thiere (namentlich Katzen), welche anhaltend mit fettreicher Nahrung gefüttert werden, entleeren fetthaltigen Harn (Lang). Zucker ***). Nach Injektion von Trauben-, Milch-, Rohrzucker in das Blut oder bei übermässiger Bildung des Traubenzuckers im Körper (diabetes) erscheint dieser immer im Harn (Bernard, Baumert, Uhle, Limpert, Lehmann). Diese Zuckerabsonderung hält mehrere Stunden lang an; bei Einsprützung gleicher Mengen von Trauben- und Rohrzucker soll der erstere früher aus dem Harn verschwinden und bei Säuglingen gar nicht in den Harn übergehen (Limpert). In keinem Falle wird die ganze Menge des in das Blut gesprützten Zuckers wieder durch den Harn entleert (Limpert). — Eine oberflächliche Verletzung der medulla oblongata oberhalb des grauen Keils und seitlich von der hintern Längsspalte erzeugt bei Kaninchen einen zuckerhaltigen Harn (Bernard, Schrader). Wenn das Thier nach dieser Operation längere Zeit am Leben bleibt, so verschwindet nach 24 Stunden der Zucker wieder (Uhle). Aehnliches hat man behauptet von Hirnerschütterung, Vergiftung mit Curara (Bernard). Nach Genuss von zuckerreicher Nahrung und nach der Durchschneidung der n. vagi (Bernard), nach Aetherisation (Reynoso) soll Zucker im Harn erscheinen, was Schrader und Uhle bestreiten. — Nach einer Injektion von Chloroform, Aether und Ammoniak in der Pfortader wird der Harn zuckerhaltig (Harley). — Bei alten Leuten soll sich häufig Zucker im Harn finden (Reynoso) und bei Wöchnerinnen nach Unterdrückung der Milchsekretion. Kieselsäure fanden Berzelius und Duncklenberg im Harn. Vielleicht stellt sie einen gewöhnlichen Harnbestandtheil dar. Eisensalze sind zuweilen nach vermehrtem Genuss derselben gefunden wor- den; häufig aber fehlten sie auch dann (Wöhler, Aldrige) †). Leucin, Tyrosin fanden Frerichs und Staedeler im Harn der Hunde und Menschen, z. B. bei gelber Lebererweichung, in welcher jene Stoffe reichlich in der Leber u. s. w. vorkommen. Allantoin. Wenn einem erwachsenen Hunde so viel Oel in die Lunge einge- *) Frerichs, Die Bright’sche Nierenkrankheit. Braunschweig 1851. 180 u. 276. — H. Meyer, Zeitschrift für physiologische Heilkunde. 1844. p. 114. **) Lang, De adipe in urina et renibus. Dorpat 1852. ***) Uhle, Experimenta de saccharo in urinam etc. Leipzig 1852. — Bernard, Compt. rend. XXII. 534. XXVIII. 393. XXXI. 574. — Baumert, Journal für prakt. Chemie. 54. Bd. 557. — Schra- der, Pharmazeut. Centralblatt. 1852. 241. — Reynoso, Compt. rend. XXXIII. 410. — Lim- pert, Symbolae ad physiologiam sacchari. Marburg 1854. — Baumert, Journal für prakt. Chemie. 54. Bd. p. 357. — Harley, Gazette medic. de Par. 1853. Aout. 506. †) Scherer, Jahresber. für physiolog. Chemie. 1844. p. 125.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/287>, abgerufen am 21.11.2024.