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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Menstruation.
im Durchschnitt um ein Jahr früher menstruirt sein, als die Bewohnerin
des Landes. -- Ueber das Alter, in dem die Menstruation verschwindet,
sind weniger allgemeine Regeln festgestellt; in unsern Gegenden hört die
Menstrualblutung gewöhnlich mit dem 40. bis 45. Jahre auf oder tritt
von da an nur sehr unregelmässig ein. -- c) Wenn eine Menstrualblu-
tung stattgefunden hat, so muss ein gewisser Zeitraum verstreichen, be-
vor eine neue eintreten kann. Die Zeit, welche zwischen je zwei Reini-
gungen liegt, beträgt gewöhnlich 4 bis 4,5 Wochen. Abgesehen da-
von, dass sich hier individuelle Verschiedenheiten finden, soll sich auch
der Unterschied der Klimate geltend machen, und namentlich giebt
man an, dass in nördlichen Gegenden die Menstruationen seltener auf-
einander folgen, als in südlichen. -- d) Endlich ist es eine Regel, die
nur seltene Ausnahmen erleidet, dass das Weib der monatlichen Reinigung
nur in der Zeit unterworfen ist, in der es sich im nichtschwangern
Zustande befindet.

3. Die Dauer und die Geschwindigkeit des Blutflusses sind sehr va-
riablen Werthes, indem namentlich die Dauer des Ausflusses bei den ver-
schiedenen Frauen zwischen einem bis zu acht Tagen schwankt. -- Im
Allgemeinen soll bei magern, lebhaften und südländischen Frauen die
Geschwindigkeit des Ausflusses grösser sein, als bei fetten, trägen und
denen des Nordens.

Zahlenangaben, wie die, dass die norddeutschen Frauen und die Engländerin-
nen 90 bis 105 Gr., die Süddeutschen 240 Gr., die Italienerinnen und Spanierinnen
360 Gr. und die Frauen der Tropen 600 Gr. Flüssigkeit verlieren sollen, müssen
mit einem? aufgenommen werden.

4. Die Veränderungen, welche man in der Uteruswand während der
Dauer der Menstruation beobachtet hat, bestehen in einer Anschwellung
seiner Masse, in einer stärkern Entwickelung seiner Schleimhaut, in Folge
deren sich häufig, aber nicht immer (Bischoff), die Uterindrüsen ver-
grössern. Geschieht dieses, so schwitzt auf die gesammte innere Ober-
fläche des Uterus ein weiche weisse Haut aus, die Dezidua.

5. Die Ausstossung der in die Gebärmutterhöhle ausgetretenen Flüssig-
keit wird wahrscheinlich auf verschiedenen Wegen besorgt. Zum Theil
mag die Flüssigkeit einfach ausfliessen, zum Theil aber wird sie sicher
durch die Bewegungen des Uterus, die als wehenartige Schmerzen em-
pfunden werden, in die Scheide befördert; auf dem letztern Wege muss
offenbar auch die Entfernung der festen Masse (des Faserstoffgerinsels
und der etwa gebildeten Dezidua) geschehen. Bemerkenswerther Weise
bleiben diese letztern oft sehr lange in der Gebärmutter liegen, so dass
sie mehrere Wochen nach Beendigung der Regeln, in der sog. weissen
Menstruation, mit Schleim vermischt entleert werden.

Ueber die Erektion der Scheide siehe Kobelt in dessen Wollust-
organ; die Fett- und Schleimdrüsen der vagina sind schon früher erwähnt.

Menstruation.
im Durchschnitt um ein Jahr früher menstruirt sein, als die Bewohnerin
des Landes. — Ueber das Alter, in dem die Menstruation verschwindet,
sind weniger allgemeine Regeln festgestellt; in unsern Gegenden hört die
Menstrualblutung gewöhnlich mit dem 40. bis 45. Jahre auf oder tritt
von da an nur sehr unregelmässig ein. — c) Wenn eine Menstrualblu-
tung stattgefunden hat, so muss ein gewisser Zeitraum verstreichen, be-
vor eine neue eintreten kann. Die Zeit, welche zwischen je zwei Reini-
gungen liegt, beträgt gewöhnlich 4 bis 4,5 Wochen. Abgesehen da-
von, dass sich hier individuelle Verschiedenheiten finden, soll sich auch
der Unterschied der Klimate geltend machen, und namentlich giebt
man an, dass in nördlichen Gegenden die Menstruationen seltener auf-
einander folgen, als in südlichen. — d) Endlich ist es eine Regel, die
nur seltene Ausnahmen erleidet, dass das Weib der monatlichen Reinigung
nur in der Zeit unterworfen ist, in der es sich im nichtschwangern
Zustande befindet.

3. Die Dauer und die Geschwindigkeit des Blutflusses sind sehr va-
riablen Werthes, indem namentlich die Dauer des Ausflusses bei den ver-
schiedenen Frauen zwischen einem bis zu acht Tagen schwankt. — Im
Allgemeinen soll bei magern, lebhaften und südländischen Frauen die
Geschwindigkeit des Ausflusses grösser sein, als bei fetten, trägen und
denen des Nordens.

Zahlenangaben, wie die, dass die norddeutschen Frauen und die Engländerin-
nen 90 bis 105 Gr., die Süddeutschen 240 Gr., die Italienerinnen und Spanierinnen
360 Gr. und die Frauen der Tropen 600 Gr. Flüssigkeit verlieren sollen, müssen
mit einem? aufgenommen werden.

4. Die Veränderungen, welche man in der Uteruswand während der
Dauer der Menstruation beobachtet hat, bestehen in einer Anschwellung
seiner Masse, in einer stärkern Entwickelung seiner Schleimhaut, in Folge
deren sich häufig, aber nicht immer (Bischoff), die Uterindrüsen ver-
grössern. Geschieht dieses, so schwitzt auf die gesammte innere Ober-
fläche des Uterus ein weiche weisse Haut aus, die Dezidua.

5. Die Ausstossung der in die Gebärmutterhöhle ausgetretenen Flüssig-
keit wird wahrscheinlich auf verschiedenen Wegen besorgt. Zum Theil
mag die Flüssigkeit einfach ausfliessen, zum Theil aber wird sie sicher
durch die Bewegungen des Uterus, die als wehenartige Schmerzen em-
pfunden werden, in die Scheide befördert; auf dem letztern Wege muss
offenbar auch die Entfernung der festen Masse (des Faserstoffgerinsels
und der etwa gebildeten Dezidua) geschehen. Bemerkenswerther Weise
bleiben diese letztern oft sehr lange in der Gebärmutter liegen, so dass
sie mehrere Wochen nach Beendigung der Regeln, in der sog. weissen
Menstruation, mit Schleim vermischt entleert werden.

Ueber die Erektion der Scheide siehe Kobelt in dessen Wollust-
organ; die Fett- und Schleimdrüsen der vagina sind schon früher erwähnt.

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[288/0304] Menstruation. im Durchschnitt um ein Jahr früher menstruirt sein, als die Bewohnerin des Landes. — Ueber das Alter, in dem die Menstruation verschwindet, sind weniger allgemeine Regeln festgestellt; in unsern Gegenden hört die Menstrualblutung gewöhnlich mit dem 40. bis 45. Jahre auf oder tritt von da an nur sehr unregelmässig ein. — c) Wenn eine Menstrualblu- tung stattgefunden hat, so muss ein gewisser Zeitraum verstreichen, be- vor eine neue eintreten kann. Die Zeit, welche zwischen je zwei Reini- gungen liegt, beträgt gewöhnlich 4 bis 4,5 Wochen. Abgesehen da- von, dass sich hier individuelle Verschiedenheiten finden, soll sich auch der Unterschied der Klimate geltend machen, und namentlich giebt man an, dass in nördlichen Gegenden die Menstruationen seltener auf- einander folgen, als in südlichen. — d) Endlich ist es eine Regel, die nur seltene Ausnahmen erleidet, dass das Weib der monatlichen Reinigung nur in der Zeit unterworfen ist, in der es sich im nichtschwangern Zustande befindet. 3. Die Dauer und die Geschwindigkeit des Blutflusses sind sehr va- riablen Werthes, indem namentlich die Dauer des Ausflusses bei den ver- schiedenen Frauen zwischen einem bis zu acht Tagen schwankt. — Im Allgemeinen soll bei magern, lebhaften und südländischen Frauen die Geschwindigkeit des Ausflusses grösser sein, als bei fetten, trägen und denen des Nordens. Zahlenangaben, wie die, dass die norddeutschen Frauen und die Engländerin- nen 90 bis 105 Gr., die Süddeutschen 240 Gr., die Italienerinnen und Spanierinnen 360 Gr. und die Frauen der Tropen 600 Gr. Flüssigkeit verlieren sollen, müssen mit einem? aufgenommen werden. 4. Die Veränderungen, welche man in der Uteruswand während der Dauer der Menstruation beobachtet hat, bestehen in einer Anschwellung seiner Masse, in einer stärkern Entwickelung seiner Schleimhaut, in Folge deren sich häufig, aber nicht immer (Bischoff), die Uterindrüsen ver- grössern. Geschieht dieses, so schwitzt auf die gesammte innere Ober- fläche des Uterus ein weiche weisse Haut aus, die Dezidua. 5. Die Ausstossung der in die Gebärmutterhöhle ausgetretenen Flüssig- keit wird wahrscheinlich auf verschiedenen Wegen besorgt. Zum Theil mag die Flüssigkeit einfach ausfliessen, zum Theil aber wird sie sicher durch die Bewegungen des Uterus, die als wehenartige Schmerzen em- pfunden werden, in die Scheide befördert; auf dem letztern Wege muss offenbar auch die Entfernung der festen Masse (des Faserstoffgerinsels und der etwa gebildeten Dezidua) geschehen. Bemerkenswerther Weise bleiben diese letztern oft sehr lange in der Gebärmutter liegen, so dass sie mehrere Wochen nach Beendigung der Regeln, in der sog. weissen Menstruation, mit Schleim vermischt entleert werden. Ueber die Erektion der Scheide siehe Kobelt in dessen Wollust- organ; die Fett- und Schleimdrüsen der vagina sind schon früher erwähnt.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/304>, abgerufen am 21.11.2024.