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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Luftsrömung in den Athemwegen.
zahlen, eben wie die des Pulses, mit den Tages-, Jahres- und Lebens-
zeiten auf- und abschwanken, beim Stehen und Gehen anders sind, als
beim Liegen u. s. w. Der Mechanismus zur Herstellung dieser Beziehung
scheint durch den Vagus vermittelt zu werden, denn wenn dieser durch-
schnitten wird, so mehrt sich die Pulszahl und es verlangsamt sich
die Athemfolge.

Die Zahl der unwillkührlichen Athemzüge variirt in der Minute bei
Neugeborenen von 23 zu 70 (Quetelet), bei Erwachsenen von 9 zu 40
(Hutchinson). Unter 1897 Personen fand der letzte Beobachter die
überwiegende Zahl mit 16 -- 24 Athemzüge begabt.

5. Luftströmung in den Athemwegen. a) Die Triebkräfte des Luft-
stroms, nemlich der Dichtigkeitsunterschied der Luft in und ausser den
Lungen ist in jedem Moment der In- und Exspiration gering, so lange
die Zuleitungsröhren offen stehen. Nach manometrischen Beobachtungen
von C. Ludwig, Krahmer, Valentin *) beträgt er nur einige MM.
Quecksilber; dieses ist bei der Leichtbeweglichkeit der Luft nothwendig,
da sich ein Minimum eines bestehenden Spannungsunterschieds augenblick-
lich ausgleicht; darum ist auch der durch den Brustkasten eingeleitete
In- und Exspirationsstrom momentan mit der Brustbewegung beendet,
wenn die Nase und Stimmritze geöffnet sind.

Bei einer so beträchtlichen Verengerung, dass sie die Ausgleichung verhindert, oder
bei vollkommenem Verschluss der zu der Lunge führenden Röhren kann die Differenz
des äussern und innern Luftdrucks bedeutend gesteigert werden; der Werth dersel-
ben ist aber selbst bei demselben Menschen sehr veränderlich, was sich erklärt, wenn
man bedenkt, von wie vielen Umständen er abhängig ist. Nehmen wir z. B. an, es
sei das Athmungsrohr vollkommen geschlossen, so muss bei der Einathmung die Span-
nung der Luft in der Lunge um so mehr sinken, je vollkommener die Lunge entleert
war, als die Einathmung begann, ferner, je geringer die Widerstände sind, welche
die Wandungen und Eingeweide der Brust und des Bauchs der ausdehnenden Wir-
kung der Muskeln entgegensetzen, und endlich, je grösser die ausdehnenden Muskel-
kräfte selbst sind. -- Unter denselben Bedingungen (Verschluss der Stimmritze etc.)
muss aber die Spannung in der Brusthöhle bei der Exspiration um so mehr wachsen,
je mehr die Brust bei der beginnenden Ausathmung mit Luft gefüllt war, je höher
der Elastizitätscoeffizient der Bauch- und Brusttheile ist und je kräftiger die Aus-
athmungsmuskeln wirken. Bei diesen Variationen kann einer absolute Bestimmung die-
ser Spannungsdifferenzen wenig Werth beigelegt werden.

b) Die Geschwindigkeit des Luftstroms ist natürlich variabel mit der
Längenachse und dem Durchmesser der Athemwege; da der Querschnitt der
letztern mit der Längenachse wesentlich sich ändert, und namentlich auch
zuweilen ganz plötzlich, wie am ausgeprägtesten am Uebergang der Bron-
chioli in die Infundibula, so kann von einem regelmässig angeordneten
Luftstrom keine Rede sein. Die mittlere Querschnittsgeschwindigkeit ist

*) Müller's Archiv. 1847. -- Haeser's Archiv. IX. Bd. 321. -- Valentin, Lehrbuch der Phy-
siologie. 2. Aufl. I. Bd. 529.

Luftsrömung in den Athemwegen.
zahlen, eben wie die des Pulses, mit den Tages-, Jahres- und Lebens-
zeiten auf- und abschwanken, beim Stehen und Gehen anders sind, als
beim Liegen u. s. w. Der Mechanismus zur Herstellung dieser Beziehung
scheint durch den Vagus vermittelt zu werden, denn wenn dieser durch-
schnitten wird, so mehrt sich die Pulszahl und es verlangsamt sich
die Athemfolge.

Die Zahl der unwillkührlichen Athemzüge variirt in der Minute bei
Neugeborenen von 23 zu 70 (Quetelet), bei Erwachsenen von 9 zu 40
(Hutchinson). Unter 1897 Personen fand der letzte Beobachter die
überwiegende Zahl mit 1624 Athemzüge begabt.

5. Luftströmung in den Athemwegen. a) Die Triebkräfte des Luft-
stroms, nemlich der Dichtigkeitsunterschied der Luft in und ausser den
Lungen ist in jedem Moment der In- und Exspiration gering, so lange
die Zuleitungsröhren offen stehen. Nach manometrischen Beobachtungen
von C. Ludwig, Krahmer, Valentin *) beträgt er nur einige MM.
Quecksilber; dieses ist bei der Leichtbeweglichkeit der Luft nothwendig,
da sich ein Minimum eines bestehenden Spannungsunterschieds augenblick-
lich ausgleicht; darum ist auch der durch den Brustkasten eingeleitete
In- und Exspirationsstrom momentan mit der Brustbewegung beendet,
wenn die Nase und Stimmritze geöffnet sind.

Bei einer so beträchtlichen Verengerung, dass sie die Ausgleichung verhindert, oder
bei vollkommenem Verschluss der zu der Lunge führenden Röhren kann die Differenz
des äussern und innern Luftdrucks bedeutend gesteigert werden; der Werth dersel-
ben ist aber selbst bei demselben Menschen sehr veränderlich, was sich erklärt, wenn
man bedenkt, von wie vielen Umständen er abhängig ist. Nehmen wir z. B. an, es
sei das Athmungsrohr vollkommen geschlossen, so muss bei der Einathmung die Span-
nung der Luft in der Lunge um so mehr sinken, je vollkommener die Lunge entleert
war, als die Einathmung begann, ferner, je geringer die Widerstände sind, welche
die Wandungen und Eingeweide der Brust und des Bauchs der ausdehnenden Wir-
kung der Muskeln entgegensetzen, und endlich, je grösser die ausdehnenden Muskel-
kräfte selbst sind. — Unter denselben Bedingungen (Verschluss der Stimmritze etc.)
muss aber die Spannung in der Brusthöhle bei der Exspiration um so mehr wachsen,
je mehr die Brust bei der beginnenden Ausathmung mit Luft gefüllt war, je höher
der Elastizitätscoeffizient der Bauch- und Brusttheile ist und je kräftiger die Aus-
athmungsmuskeln wirken. Bei diesen Variationen kann einer absolute Bestimmung die-
ser Spannungsdifferenzen wenig Werth beigelegt werden.

b) Die Geschwindigkeit des Luftstroms ist natürlich variabel mit der
Längenachse und dem Durchmesser der Athemwege; da der Querschnitt der
letztern mit der Längenachse wesentlich sich ändert, und namentlich auch
zuweilen ganz plötzlich, wie am ausgeprägtesten am Uebergang der Bron-
chioli in die Infundibula, so kann von einem regelmässig angeordneten
Luftstrom keine Rede sein. Die mittlere Querschnittsgeschwindigkeit ist

*) Müller’s Archiv. 1847. — Haeser’s Archiv. IX. Bd. 321. — Valentin, Lehrbuch der Phy-
siologie. 2. Aufl. I. Bd. 529.
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[314/0330] Luftsrömung in den Athemwegen. zahlen, eben wie die des Pulses, mit den Tages-, Jahres- und Lebens- zeiten auf- und abschwanken, beim Stehen und Gehen anders sind, als beim Liegen u. s. w. Der Mechanismus zur Herstellung dieser Beziehung scheint durch den Vagus vermittelt zu werden, denn wenn dieser durch- schnitten wird, so mehrt sich die Pulszahl und es verlangsamt sich die Athemfolge. Die Zahl der unwillkührlichen Athemzüge variirt in der Minute bei Neugeborenen von 23 zu 70 (Quetelet), bei Erwachsenen von 9 zu 40 (Hutchinson). Unter 1897 Personen fand der letzte Beobachter die überwiegende Zahl mit 16 — 24 Athemzüge begabt. 5. Luftströmung in den Athemwegen. a) Die Triebkräfte des Luft- stroms, nemlich der Dichtigkeitsunterschied der Luft in und ausser den Lungen ist in jedem Moment der In- und Exspiration gering, so lange die Zuleitungsröhren offen stehen. Nach manometrischen Beobachtungen von C. Ludwig, Krahmer, Valentin *) beträgt er nur einige MM. Quecksilber; dieses ist bei der Leichtbeweglichkeit der Luft nothwendig, da sich ein Minimum eines bestehenden Spannungsunterschieds augenblick- lich ausgleicht; darum ist auch der durch den Brustkasten eingeleitete In- und Exspirationsstrom momentan mit der Brustbewegung beendet, wenn die Nase und Stimmritze geöffnet sind. Bei einer so beträchtlichen Verengerung, dass sie die Ausgleichung verhindert, oder bei vollkommenem Verschluss der zu der Lunge führenden Röhren kann die Differenz des äussern und innern Luftdrucks bedeutend gesteigert werden; der Werth dersel- ben ist aber selbst bei demselben Menschen sehr veränderlich, was sich erklärt, wenn man bedenkt, von wie vielen Umständen er abhängig ist. Nehmen wir z. B. an, es sei das Athmungsrohr vollkommen geschlossen, so muss bei der Einathmung die Span- nung der Luft in der Lunge um so mehr sinken, je vollkommener die Lunge entleert war, als die Einathmung begann, ferner, je geringer die Widerstände sind, welche die Wandungen und Eingeweide der Brust und des Bauchs der ausdehnenden Wir- kung der Muskeln entgegensetzen, und endlich, je grösser die ausdehnenden Muskel- kräfte selbst sind. — Unter denselben Bedingungen (Verschluss der Stimmritze etc.) muss aber die Spannung in der Brusthöhle bei der Exspiration um so mehr wachsen, je mehr die Brust bei der beginnenden Ausathmung mit Luft gefüllt war, je höher der Elastizitätscoeffizient der Bauch- und Brusttheile ist und je kräftiger die Aus- athmungsmuskeln wirken. Bei diesen Variationen kann einer absolute Bestimmung die- ser Spannungsdifferenzen wenig Werth beigelegt werden. b) Die Geschwindigkeit des Luftstroms ist natürlich variabel mit der Längenachse und dem Durchmesser der Athemwege; da der Querschnitt der letztern mit der Längenachse wesentlich sich ändert, und namentlich auch zuweilen ganz plötzlich, wie am ausgeprägtesten am Uebergang der Bron- chioli in die Infundibula, so kann von einem regelmässig angeordneten Luftstrom keine Rede sein. Die mittlere Querschnittsgeschwindigkeit ist *) Müller’s Archiv. 1847. — Haeser’s Archiv. IX. Bd. 321. — Valentin, Lehrbuch der Phy- siologie. 2. Aufl. I. Bd. 529.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/330>, abgerufen am 21.11.2024.