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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Mittleres Athemvolum; Luftmischung.

Die Aerzte wünschen häufig zu wissen, ob das Volum des Raumwechsels, welches
eine beliebige kranke Brust darbietet, dasjenige ist, welches man nach der ganzen An-
lage des Menschen, seinem Wuchs, seiner Muskelkraft, seinem Alter nach u. s. w. er-
warten durfte. Man sieht, dass die Schwierigkeit, auf eine solche Frage Auskunft zu
geben, darin liegt, für den gerade untersuchten Kranken den Normalmenschen zu
finden. Unzweifelhaft ist das bisherige Verfahren, das Volum der ausgeathmeten Luft
zu vergleichen mit demjenigen, welches gleich alte und gleich grosse Menschen liefer-
ten, etwas willkührlich; die Resultate derselben gaben demnach auch nur geringe
praktische Befriedigung. -- Fabius, welcher mit grösserer Einsicht den Gegenstand
behandelte, stellte darum mit Hilfe von Buys-Ballot eine Formel auf; das daraus
berechnete Maass des Luftwechsels kann aber ebenfalls nicht als Vergleichungspunkt
dienen, wie Donders richtig hervorhebt. Denn sie nimmt als einen Faktor mit
auf den Unterschied des Brustumfangs bei der In- und Exspiration, welcher aus
der Messung des Kranken selbst gefunden wurde. Da nun aber ganz offenbar die
Veränderlichkeit des Hohlraums und jene Grösse mit einander steigen und fallen, so
giebt die Formel keinen von der krankhaften Brustveränderung unabhängigen Ver-
gleichungspunkt.

Das Volum des mittleren Athems ist schwer zu bestimmen,
weil sich beim Messen desselben sogleich willkührliche Zusätze und Ab-
züge einfinden. Unzweifelhaft variirt es aber auch bei verschiedenen Men-
schen und steht wahrscheinlich in Beziehungen zur Häufigkeit des Ath-
mens, da es offenbar abnimmt, wenn diese über einen gewissen Werth zu-
nimmt. -- Vierordt, der in Folge langer Uebung die Fähigkeit ge-
wonnen hatte, das Volum eines unwillkührlichen Athemzugs ungestört
zu messen, fand es bei sich zwischen 500 und 600 CC.

7. Mischung der zurückbleibenden und der wechselnden Luft*). Setzen
wir beispielsweise das Volum des unveränderlichen Brustraums = 2000 CC.
und das des mittleren Athems = 500, so sieht man sogleich, dass beim
Athmen nur ein kleiner Theil der ganzen Lungenluft im Wechsel begriffen
ist. Demnach wird die neu eintretende und die restirende Luft rasch ge-
mischt und zwar durch den Athemstrom selbst, wie daraus hervorgeht,
dass die Luft, welche unmittelbar nach dem Einathmen auch wieder
ausgeathmet wird, schon so wesentlich ihre Zusammensetzung geändert hat,
dass dieses den langsamer wirkenden Diffusionsströmen nicht zugeschrieben
werden kann. Die wesentlichsten Hilfsmittel zur Erzeugung dieser wir
wollen sagen mechanischen Mischung scheinen zu liegen zuerst in der
grossen Nachgiebigkeit der Lungenbläschen, neben der relativen Steifigkeit
der Bronchialröhren. Dieser Umstand bedingt es natürlich, dass jede Verän-
derung des Lungenraums zusammenfällt mit der der Bläschen, so dass
nur bei sehr bedeutenden Volumsveränderungen der Brust neben den
Lungenenden auch die Lungenwurzeln ausgedehnt werden. Bei jeder
Einathmung, sei sie auch noch so wenig tief, bewegt sie dagegen die
Lungenoberfläche, und zwar immer von dem unbeweglichen Ort des
Brustraums (Spitze und Rückenwand) gegen den beweglicheren (Basis

*) Bergmann, Müller's Archiv. 1845. 296.
Mittleres Athemvolum; Luftmischung.

Die Aerzte wünschen häufig zu wissen, ob das Volum des Raumwechsels, welches
eine beliebige kranke Brust darbietet, dasjenige ist, welches man nach der ganzen An-
lage des Menschen, seinem Wuchs, seiner Muskelkraft, seinem Alter nach u. s. w. er-
warten durfte. Man sieht, dass die Schwierigkeit, auf eine solche Frage Auskunft zu
geben, darin liegt, für den gerade untersuchten Kranken den Normalmenschen zu
finden. Unzweifelhaft ist das bisherige Verfahren, das Volum der ausgeathmeten Luft
zu vergleichen mit demjenigen, welches gleich alte und gleich grosse Menschen liefer-
ten, etwas willkührlich; die Resultate derselben gaben demnach auch nur geringe
praktische Befriedigung. — Fabius, welcher mit grösserer Einsicht den Gegenstand
behandelte, stellte darum mit Hilfe von Buys-Ballot eine Formel auf; das daraus
berechnete Maass des Luftwechsels kann aber ebenfalls nicht als Vergleichungspunkt
dienen, wie Donders richtig hervorhebt. Denn sie nimmt als einen Faktor mit
auf den Unterschied des Brustumfangs bei der In- und Exspiration, welcher aus
der Messung des Kranken selbst gefunden wurde. Da nun aber ganz offenbar die
Veränderlichkeit des Hohlraums und jene Grösse mit einander steigen und fallen, so
giebt die Formel keinen von der krankhaften Brustveränderung unabhängigen Ver-
gleichungspunkt.

Das Volum des mittleren Athems ist schwer zu bestimmen,
weil sich beim Messen desselben sogleich willkührliche Zusätze und Ab-
züge einfinden. Unzweifelhaft variirt es aber auch bei verschiedenen Men-
schen und steht wahrscheinlich in Beziehungen zur Häufigkeit des Ath-
mens, da es offenbar abnimmt, wenn diese über einen gewissen Werth zu-
nimmt. — Vierordt, der in Folge langer Uebung die Fähigkeit ge-
wonnen hatte, das Volum eines unwillkührlichen Athemzugs ungestört
zu messen, fand es bei sich zwischen 500 und 600 CC.

7. Mischung der zurückbleibenden und der wechselnden Luft*). Setzen
wir beispielsweise das Volum des unveränderlichen Brustraums = 2000 CC.
und das des mittleren Athems = 500, so sieht man sogleich, dass beim
Athmen nur ein kleiner Theil der ganzen Lungenluft im Wechsel begriffen
ist. Demnach wird die neu eintretende und die restirende Luft rasch ge-
mischt und zwar durch den Athemstrom selbst, wie daraus hervorgeht,
dass die Luft, welche unmittelbar nach dem Einathmen auch wieder
ausgeathmet wird, schon so wesentlich ihre Zusammensetzung geändert hat,
dass dieses den langsamer wirkenden Diffusionsströmen nicht zugeschrieben
werden kann. Die wesentlichsten Hilfsmittel zur Erzeugung dieser wir
wollen sagen mechanischen Mischung scheinen zu liegen zuerst in der
grossen Nachgiebigkeit der Lungenbläschen, neben der relativen Steifigkeit
der Bronchialröhren. Dieser Umstand bedingt es natürlich, dass jede Verän-
derung des Lungenraums zusammenfällt mit der der Bläschen, so dass
nur bei sehr bedeutenden Volumsveränderungen der Brust neben den
Lungenenden auch die Lungenwurzeln ausgedehnt werden. Bei jeder
Einathmung, sei sie auch noch so wenig tief, bewegt sie dagegen die
Lungenoberfläche, und zwar immer von dem unbeweglichen Ort des
Brustraums (Spitze und Rückenwand) gegen den beweglicheren (Basis

*) Bergmann, Müller’s Archiv. 1845. 296.
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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/334>, abgerufen am 21.11.2024.