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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Kohlensäureausscheidung; theoretische Einleitung.
schiede der CO2 am Beginn und Ende der Strombahn (= der Geschwindigkeit desselben).
Nun bewegt sich aber, wenn die Dichtigkeit in C D von Null (D) auf 1/2 D C (E) an-
wächst, der Spannungsunterschied zwischen ganz und halb D C (sein arithmetisches
Mittel in diesen Grenzen ist = 3/4 D C), während er sich bei dem Ansteigen der Span-
nung von 1/2 C D (E) auf ganz D C (C) zwischen ein halb D C und Null bewegt (sein
arithmetisches Mittel ist = 1/4 D C). Die Stromgeschwindigkeit wird also zwischen
E und D auch viel grösser sein, als zwischen E und C. -- Die soeben gewonnene
Erfahrung führt uns weiter zu der Behauptung: d) Die Curve der Dichtigkeit, be-
schrieben über die Achse des geschlossenen Raums, nimmt mit der wachsenden Strom-
dauer an Steilheit ab. Zum Verständniss dieses Satzes ist zunächst die Erläuterung
einiger Ausdrücke nothwendig. Achse des geschlossenen Raumes nennen wir die ge-
rade Linie, welche einen Punkt höchster mit dem zunächst gelegenen niedrigster Span-
nung verbindet. In dem Beispiel, welches Fig. 62 darstellt, würden also alle Li-
nien, welche der Cylinderachse parallel laufen, als Achsen des geschlossenen Raumes
zu bezeichnen sein. Dächten wir uns nun auf eine dieser Achsen der Reihe nach die
verschiedenen Dichtigkeiten der CO2 und zwar als Ord naten aufgetragen, die in den Orten
enthalten sind, welche die Achse durchschneidet, so würden wir die Curve der Dich-
tigkeit erhalten. Die Curve der Dichtigkeit giebt also nichts anderes als einen Aus-
druck für die Vertheilung der CO2 nach einer bestimmten Richtung des geschlossenen
Raumes, und darum will die obige Behauptung nichts anderes sagen, als dass die
Spannungsunterschiede, welche die Längeneinheit des Stroms an einer beliebigen,
aber bestimmten Stelle desselben darbietet, mit der Stromdauer abnimmt, und ferner,
dass die Zeit, welche zur gleichwerthigen Verminderung dieser Unterschiede noth-
wendig ist, mit der Dauer des Diffusionsstroms wächst. Die Nothwendigkeit dieses
Satzes leuchtet gleich ein, wenn man, wie dieses in Fig. 62 geschehen, annimmt, dass
die Dichtigkeit auf der Achse (B D) abnehme proportional der Entfernung ihrer Punkte
von dem Anfangsorte höchster Spannung B. Unter dieser Voraussetzung geht bekannt-
lich die Steilheit der Spannungscurve A E und A D an jedem beliebigen Abschnitte
der Achse proportional dem Maximum des Spannungsunterschiedes, welches in dem
Raume enthalten ist. Dieser letzte Zusatz gilt nun allerdings nicht mehr, wenn die
Curve der Spannung einen gekrümmten Verlauf angenommen hat, indem dann nicht
überall die Spannungsunterschiede proportional dem Maximum desselben abgenommen
haben werden, aber immerhin muss sich auch hier die Abnahme des grössten Unter-
schiedes vertheilen auf den Verlauf der Curve und diese somit im Allgemeinen an
Steilheit abnehmen. -- Bei der praktischen Bedeutung, welche der Curve der Dichtig-
keit zukommt, wäre es wünschenswerth, ihre allgemeinste Form zu entwickeln in
einem geschlossenen Raum von der Gestalt der Lungenhöhle. Bei der Complikation
dieser letztern ist dieses aber unmöglich; wir müssen uns also mit dem gegebenen
ungefähren Ausdruck befriedigen.

6. Die Temperaturunterschiede der Orte, von und zu denen die Strömung geht, sind
bedeutungsvoll, weil sie bei gleicher Dichtigkeit des Gases einen Spannungsunterschied
desselben erzeugen; denn mit der steigenden Temperatur mehrt sich die abstossende
Kraft der Gastheilchen. Eine gleichmässige Erhöhung oder Erniedrigung der Tem-
peratur an allen Orten des Diffusionsstroms könnte auf diesen nur einflussreich sein
durch Veränderung einer etwa bestehenden Reibung.

7. Bis dahin verfolgten wir Geschwindigkeit und Spannung der CO2 innerhalb des
Diffusionsstroms ohne Rücksicht darauf, wie die CO2, welche in dem Beginn des
Stroms eintrat, entwickelt wurde; dieser letztere Faktor konnte uns für den weitern
Gang der CO2, wenn sie überhaupt einmal in gasförmigen Zustand getreten war,
vollkommen gleichgiltig sein. Dieses wird aber nicht mehr der Fall sein dürfen,
wenn wir uns nach den Umständen erkundigen, von welchen die Dichtigkeit der CO2

Kohlensäureausscheidung; theoretische Einleitung.
schiede der CO2 am Beginn und Ende der Strombahn (= der Geschwindigkeit desselben).
Nun bewegt sich aber, wenn die Dichtigkeit in C D von Null (D) auf ½ D C (E) an-
wächst, der Spannungsunterschied zwischen ganz und halb D C (sein arithmetisches
Mittel in diesen Grenzen ist = ¾ D C), während er sich bei dem Ansteigen der Span-
nung von ½ C D (E) auf ganz D C (C) zwischen ein halb D C und Null bewegt (sein
arithmetisches Mittel ist = ¼ D C). Die Stromgeschwindigkeit wird also zwischen
E und D auch viel grösser sein, als zwischen E und C. — Die soeben gewonnene
Erfahrung führt uns weiter zu der Behauptung: d) Die Curve der Dichtigkeit, be-
schrieben über die Achse des geschlossenen Raums, nimmt mit der wachsenden Strom-
dauer an Steilheit ab. Zum Verständniss dieses Satzes ist zunächst die Erläuterung
einiger Ausdrücke nothwendig. Achse des geschlossenen Raumes nennen wir die ge-
rade Linie, welche einen Punkt höchster mit dem zunächst gelegenen niedrigster Span-
nung verbindet. In dem Beispiel, welches Fig. 62 darstellt, würden also alle Li-
nien, welche der Cylinderachse parallel laufen, als Achsen des geschlossenen Raumes
zu bezeichnen sein. Dächten wir uns nun auf eine dieser Achsen der Reihe nach die
verschiedenen Dichtigkeiten der CO2 und zwar als Ord naten aufgetragen, die in den Orten
enthalten sind, welche die Achse durchschneidet, so würden wir die Curve der Dich-
tigkeit erhalten. Die Curve der Dichtigkeit giebt also nichts anderes als einen Aus-
druck für die Vertheilung der CO2 nach einer bestimmten Richtung des geschlossenen
Raumes, und darum will die obige Behauptung nichts anderes sagen, als dass die
Spannungsunterschiede, welche die Längeneinheit des Stroms an einer beliebigen,
aber bestimmten Stelle desselben darbietet, mit der Stromdauer abnimmt, und ferner,
dass die Zeit, welche zur gleichwerthigen Verminderung dieser Unterschiede noth-
wendig ist, mit der Dauer des Diffusionsstroms wächst. Die Nothwendigkeit dieses
Satzes leuchtet gleich ein, wenn man, wie dieses in Fig. 62 geschehen, annimmt, dass
die Dichtigkeit auf der Achse (B D) abnehme proportional der Entfernung ihrer Punkte
von dem Anfangsorte höchster Spannung B. Unter dieser Voraussetzung geht bekannt-
lich die Steilheit der Spannungscurve A E und A D an jedem beliebigen Abschnitte
der Achse proportional dem Maximum des Spannungsunterschiedes, welches in dem
Raume enthalten ist. Dieser letzte Zusatz gilt nun allerdings nicht mehr, wenn die
Curve der Spannung einen gekrümmten Verlauf angenommen hat, indem dann nicht
überall die Spannungsunterschiede proportional dem Maximum desselben abgenommen
haben werden, aber immerhin muss sich auch hier die Abnahme des grössten Unter-
schiedes vertheilen auf den Verlauf der Curve und diese somit im Allgemeinen an
Steilheit abnehmen. — Bei der praktischen Bedeutung, welche der Curve der Dichtig-
keit zukommt, wäre es wünschenswerth, ihre allgemeinste Form zu entwickeln in
einem geschlossenen Raum von der Gestalt der Lungenhöhle. Bei der Complikation
dieser letztern ist dieses aber unmöglich; wir müssen uns also mit dem gegebenen
ungefähren Ausdruck befriedigen.

6. Die Temperaturunterschiede der Orte, von und zu denen die Strömung geht, sind
bedeutungsvoll, weil sie bei gleicher Dichtigkeit des Gases einen Spannungsunterschied
desselben erzeugen; denn mit der steigenden Temperatur mehrt sich die abstossende
Kraft der Gastheilchen. Eine gleichmässige Erhöhung oder Erniedrigung der Tem-
peratur an allen Orten des Diffusionsstroms könnte auf diesen nur einflussreich sein
durch Veränderung einer etwa bestehenden Reibung.

7. Bis dahin verfolgten wir Geschwindigkeit und Spannung der CO2 innerhalb des
Diffusionsstroms ohne Rücksicht darauf, wie die CO2, welche in dem Beginn des
Stroms eintrat, entwickelt wurde; dieser letztere Faktor konnte uns für den weitern
Gang der CO2, wenn sie überhaupt einmal in gasförmigen Zustand getreten war,
vollkommen gleichgiltig sein. Dieses wird aber nicht mehr der Fall sein dürfen,
wenn wir uns nach den Umständen erkundigen, von welchen die Dichtigkeit der CO2

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[326/0342] Kohlensäureausscheidung; theoretische Einleitung. schiede der CO2 am Beginn und Ende der Strombahn (= der Geschwindigkeit desselben). Nun bewegt sich aber, wenn die Dichtigkeit in C D von Null (D) auf ½ D C (E) an- wächst, der Spannungsunterschied zwischen ganz und halb D C (sein arithmetisches Mittel in diesen Grenzen ist = ¾ D C), während er sich bei dem Ansteigen der Span- nung von ½ C D (E) auf ganz D C (C) zwischen ein halb D C und Null bewegt (sein arithmetisches Mittel ist = ¼ D C). Die Stromgeschwindigkeit wird also zwischen E und D auch viel grösser sein, als zwischen E und C. — Die soeben gewonnene Erfahrung führt uns weiter zu der Behauptung: d) Die Curve der Dichtigkeit, be- schrieben über die Achse des geschlossenen Raums, nimmt mit der wachsenden Strom- dauer an Steilheit ab. Zum Verständniss dieses Satzes ist zunächst die Erläuterung einiger Ausdrücke nothwendig. Achse des geschlossenen Raumes nennen wir die ge- rade Linie, welche einen Punkt höchster mit dem zunächst gelegenen niedrigster Span- nung verbindet. In dem Beispiel, welches Fig. 62 darstellt, würden also alle Li- nien, welche der Cylinderachse parallel laufen, als Achsen des geschlossenen Raumes zu bezeichnen sein. Dächten wir uns nun auf eine dieser Achsen der Reihe nach die verschiedenen Dichtigkeiten der CO2 und zwar als Ord naten aufgetragen, die in den Orten enthalten sind, welche die Achse durchschneidet, so würden wir die Curve der Dich- tigkeit erhalten. Die Curve der Dichtigkeit giebt also nichts anderes als einen Aus- druck für die Vertheilung der CO2 nach einer bestimmten Richtung des geschlossenen Raumes, und darum will die obige Behauptung nichts anderes sagen, als dass die Spannungsunterschiede, welche die Längeneinheit des Stroms an einer beliebigen, aber bestimmten Stelle desselben darbietet, mit der Stromdauer abnimmt, und ferner, dass die Zeit, welche zur gleichwerthigen Verminderung dieser Unterschiede noth- wendig ist, mit der Dauer des Diffusionsstroms wächst. Die Nothwendigkeit dieses Satzes leuchtet gleich ein, wenn man, wie dieses in Fig. 62 geschehen, annimmt, dass die Dichtigkeit auf der Achse (B D) abnehme proportional der Entfernung ihrer Punkte von dem Anfangsorte höchster Spannung B. Unter dieser Voraussetzung geht bekannt- lich die Steilheit der Spannungscurve A E und A D an jedem beliebigen Abschnitte der Achse proportional dem Maximum des Spannungsunterschiedes, welches in dem Raume enthalten ist. Dieser letzte Zusatz gilt nun allerdings nicht mehr, wenn die Curve der Spannung einen gekrümmten Verlauf angenommen hat, indem dann nicht überall die Spannungsunterschiede proportional dem Maximum desselben abgenommen haben werden, aber immerhin muss sich auch hier die Abnahme des grössten Unter- schiedes vertheilen auf den Verlauf der Curve und diese somit im Allgemeinen an Steilheit abnehmen. — Bei der praktischen Bedeutung, welche der Curve der Dichtig- keit zukommt, wäre es wünschenswerth, ihre allgemeinste Form zu entwickeln in einem geschlossenen Raum von der Gestalt der Lungenhöhle. Bei der Complikation dieser letztern ist dieses aber unmöglich; wir müssen uns also mit dem gegebenen ungefähren Ausdruck befriedigen. 6. Die Temperaturunterschiede der Orte, von und zu denen die Strömung geht, sind bedeutungsvoll, weil sie bei gleicher Dichtigkeit des Gases einen Spannungsunterschied desselben erzeugen; denn mit der steigenden Temperatur mehrt sich die abstossende Kraft der Gastheilchen. Eine gleichmässige Erhöhung oder Erniedrigung der Tem- peratur an allen Orten des Diffusionsstroms könnte auf diesen nur einflussreich sein durch Veränderung einer etwa bestehenden Reibung. 7. Bis dahin verfolgten wir Geschwindigkeit und Spannung der CO2 innerhalb des Diffusionsstroms ohne Rücksicht darauf, wie die CO2, welche in dem Beginn des Stroms eintrat, entwickelt wurde; dieser letztere Faktor konnte uns für den weitern Gang der CO2, wenn sie überhaupt einmal in gasförmigen Zustand getreten war, vollkommen gleichgiltig sein. Dieses wird aber nicht mehr der Fall sein dürfen, wenn wir uns nach den Umständen erkundigen, von welchen die Dichtigkeit der CO2

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/342>, abgerufen am 21.11.2024.