diese ergab, dass sich die CO2 : N : O verhielten: im venösen Blut wie 2,8 : 1,3 : 1,0 und im arteriellen wie 2,7 : 0,5 : 1; d. h. es haben Kohlen- säure und Stickgas im Verhältniss zum Sauerstoff vom arteriellen zum venösen Blute abgenommen. Diese Erscheinung dürfen wir ungescheut, zum Theil wenigstens, dem Einfluss der Athmung zuschreiben, da die Luftanalysen dargethan haben, dass CO2 und Ngas aus dem Blute ent- weicht und O in dasselbe aufgenommen wird, während es in den Lun- gen kreist. Jenseits dieser allgemeinen Folgerung dürfte sich aber aus den verschiedenen Zahlen nichts weiter schliessen lassen, da dieselben, wie früher erwähnt, sich nicht einmal auf das Blut desselben Thiers beziehen.
b. Die arterielle zeichnete sich vor der venösen Blutflüssigkeit da- durch aus, dass sie in 100 Theilen mehr Faserstoff, Extrakte und Was- ser, dagegen weniger Eiweiss, Fette und Zucker enthielt. -- Da der Faserstoff und das Eiweiss ihrer Zusammensetzung nach in sehr inniger Beziehung zu einander stehen, indem sie sich wesentlich nur dadurch von einander unterscheiden, dass der erstere in 100 Theilen etwas mehr O enthält, als der letztere, so findet die Annahme Vertreter, dass in den Lungen ein Antheil des Bluteiweisses in Faserstoff verwandelt sei. Ebenso erklärt man das Uebergewicht des venösen Blutes an Fetten und Zucker daraus, dass ein Theil dieser Verbindungen in der Lunge oxydirt werde. -- Diesen Behauptungen würde man eher beizutreten geneigt sein, wenn begreiflich gemacht wäre, warum diese Oxydationen, wie namentlich die des Eiweisses, nicht schon im venösen Blute, sondern erst in der Lunge vor sich gehen, obwohl das erstere doch nur um ein geringes weniger freien Sauerstoff enthält, als das Lungenblut. Demnächst müsste dann auch, was namentlich für den Zucker und Fette gilt, dargethan werden, dass ihr Verschwinden, resp. ihre relative Verminderung, nicht bedingt sei durch die Zufügung zucker- oder fettarmer Flüssigkeiten zu dem Blute der vena jugularis und hepatica, -- und endlich ob sie nicht durch andere beigemengte Verbindungen verändert worden seien. -- Aber trotz dieser Mängel des direkten chemischen Beweises würde die Behauptung, dass der Sauerstoff sogleich nach seinem Eintritt in das Lungenblut theilweise zur Bildung von Oxydationsprodukten verwendet werde, Glau- ben geschenkt werden müssen, wenn es sich den Untersuchungen von G. Liebig gegenüber bestätigte, dass das Blut der Lungenvene wärmer als das der Lungenarterie ist. Denn es sind in Folge der Verdunstung, der Absorption und der Bewegung der Gase die Verhältnisse der Wärme so angeordnet, dass im günstigsten Fall das arterielle Blut um ein un- merkliches, wahrscheinlich aber in der That um ein merkliches kälter sein müsste, als das venöse. Gesetzt, man wollte die Wärmemenge, welche bei der CO2 verdunstung latent wird, derjenigen gleich setzen, welche die O absorption in Freiheit setzt, so würde jedenfalls das
Veränderung des Bluts durch das Athmen.
diese ergab, dass sich die CO2 : N : O verhielten: im venösen Blut wie 2,8 : 1,3 : 1,0 und im arteriellen wie 2,7 : 0,5 : 1; d. h. es haben Kohlen- säure und Stickgas im Verhältniss zum Sauerstoff vom arteriellen zum venösen Blute abgenommen. Diese Erscheinung dürfen wir ungescheut, zum Theil wenigstens, dem Einfluss der Athmung zuschreiben, da die Luftanalysen dargethan haben, dass CO2 und Ngas aus dem Blute ent- weicht und O in dasselbe aufgenommen wird, während es in den Lun- gen kreist. Jenseits dieser allgemeinen Folgerung dürfte sich aber aus den verschiedenen Zahlen nichts weiter schliessen lassen, da dieselben, wie früher erwähnt, sich nicht einmal auf das Blut desselben Thiers beziehen.
b. Die arterielle zeichnete sich vor der venösen Blutflüssigkeit da- durch aus, dass sie in 100 Theilen mehr Faserstoff, Extrakte und Was- ser, dagegen weniger Eiweiss, Fette und Zucker enthielt. — Da der Faserstoff und das Eiweiss ihrer Zusammensetzung nach in sehr inniger Beziehung zu einander stehen, indem sie sich wesentlich nur dadurch von einander unterscheiden, dass der erstere in 100 Theilen etwas mehr O enthält, als der letztere, so findet die Annahme Vertreter, dass in den Lungen ein Antheil des Bluteiweisses in Faserstoff verwandelt sei. Ebenso erklärt man das Uebergewicht des venösen Blutes an Fetten und Zucker daraus, dass ein Theil dieser Verbindungen in der Lunge oxydirt werde. — Diesen Behauptungen würde man eher beizutreten geneigt sein, wenn begreiflich gemacht wäre, warum diese Oxydationen, wie namentlich die des Eiweisses, nicht schon im venösen Blute, sondern erst in der Lunge vor sich gehen, obwohl das erstere doch nur um ein geringes weniger freien Sauerstoff enthält, als das Lungenblut. Demnächst müsste dann auch, was namentlich für den Zucker und Fette gilt, dargethan werden, dass ihr Verschwinden, resp. ihre relative Verminderung, nicht bedingt sei durch die Zufügung zucker- oder fettarmer Flüssigkeiten zu dem Blute der vena jugularis und hepatica, — und endlich ob sie nicht durch andere beigemengte Verbindungen verändert worden seien. — Aber trotz dieser Mängel des direkten chemischen Beweises würde die Behauptung, dass der Sauerstoff sogleich nach seinem Eintritt in das Lungenblut theilweise zur Bildung von Oxydationsprodukten verwendet werde, Glau- ben geschenkt werden müssen, wenn es sich den Untersuchungen von G. Liebig gegenüber bestätigte, dass das Blut der Lungenvene wärmer als das der Lungenarterie ist. Denn es sind in Folge der Verdunstung, der Absorption und der Bewegung der Gase die Verhältnisse der Wärme so angeordnet, dass im günstigsten Fall das arterielle Blut um ein un- merkliches, wahrscheinlich aber in der That um ein merkliches kälter sein müsste, als das venöse. Gesetzt, man wollte die Wärmemenge, welche bei der CO2 verdunstung latent wird, derjenigen gleich setzen, welche die O absorption in Freiheit setzt, so würde jedenfalls das
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[348/0364]
Veränderung des Bluts durch das Athmen.
diese ergab, dass sich die CO2 : N : O verhielten: im venösen Blut wie
2,8 : 1,3 : 1,0 und im arteriellen wie 2,7 : 0,5 : 1; d. h. es haben Kohlen-
säure und Stickgas im Verhältniss zum Sauerstoff vom arteriellen zum
venösen Blute abgenommen. Diese Erscheinung dürfen wir ungescheut,
zum Theil wenigstens, dem Einfluss der Athmung zuschreiben, da die
Luftanalysen dargethan haben, dass CO2 und Ngas aus dem Blute ent-
weicht und O in dasselbe aufgenommen wird, während es in den Lun-
gen kreist. Jenseits dieser allgemeinen Folgerung dürfte sich aber aus
den verschiedenen Zahlen nichts weiter schliessen lassen, da dieselben,
wie früher erwähnt, sich nicht einmal auf das Blut desselben Thiers
beziehen.
b. Die arterielle zeichnete sich vor der venösen Blutflüssigkeit da-
durch aus, dass sie in 100 Theilen mehr Faserstoff, Extrakte und Was-
ser, dagegen weniger Eiweiss, Fette und Zucker enthielt. — Da der
Faserstoff und das Eiweiss ihrer Zusammensetzung nach in sehr inniger
Beziehung zu einander stehen, indem sie sich wesentlich nur dadurch
von einander unterscheiden, dass der erstere in 100 Theilen etwas mehr
O enthält, als der letztere, so findet die Annahme Vertreter, dass in den
Lungen ein Antheil des Bluteiweisses in Faserstoff verwandelt sei. Ebenso
erklärt man das Uebergewicht des venösen Blutes an Fetten und Zucker
daraus, dass ein Theil dieser Verbindungen in der Lunge oxydirt werde. —
Diesen Behauptungen würde man eher beizutreten geneigt sein, wenn
begreiflich gemacht wäre, warum diese Oxydationen, wie namentlich die
des Eiweisses, nicht schon im venösen Blute, sondern erst in der Lunge
vor sich gehen, obwohl das erstere doch nur um ein geringes weniger
freien Sauerstoff enthält, als das Lungenblut. Demnächst müsste dann
auch, was namentlich für den Zucker und Fette gilt, dargethan werden,
dass ihr Verschwinden, resp. ihre relative Verminderung, nicht bedingt
sei durch die Zufügung zucker- oder fettarmer Flüssigkeiten zu dem
Blute der vena jugularis und hepatica, — und endlich ob sie nicht durch
andere beigemengte Verbindungen verändert worden seien. — Aber trotz
dieser Mängel des direkten chemischen Beweises würde die Behauptung,
dass der Sauerstoff sogleich nach seinem Eintritt in das Lungenblut
theilweise zur Bildung von Oxydationsprodukten verwendet werde, Glau-
ben geschenkt werden müssen, wenn es sich den Untersuchungen von
G. Liebig gegenüber bestätigte, dass das Blut der Lungenvene wärmer
als das der Lungenarterie ist. Denn es sind in Folge der Verdunstung,
der Absorption und der Bewegung der Gase die Verhältnisse der Wärme
so angeordnet, dass im günstigsten Fall das arterielle Blut um ein un-
merkliches, wahrscheinlich aber in der That um ein merkliches kälter
sein müsste, als das venöse. Gesetzt, man wollte die Wärmemenge,
welche bei der CO2 verdunstung latent wird, derjenigen gleich setzen,
welche die O absorption in Freiheit setzt, so würde jedenfalls das
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/364>, abgerufen am 17.06.2024.
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