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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Gesammtgaswechsel.

b. Regnault und Reiset*) haben den eben beschriebenen Apparat wesentlich da-
durch verbessert, dass sie mit dem Kasten eine Einrichtung in Verbindung bringen, welche
es möglich macht, dass die in jedem Augenblicke gebildete CO2 absorbirt und durch
das entsprechende Volum von Sauerstoffgas ersetzt wird, so dass der Druck und die
Zusammensetzung der Luft innerhalb und ausserhalb des Behälters sich nahezu unver-
ändert erhält. Ihr Apparat (Fig. 67) ist aus folgenden Theilen zusammengesetzt: A

[Abbildung] Fig. 67.
stellt ein Wassergefäss vor, das durch die Röhre a a a in den Ballon B mündet, wel-
cher bei Beginn des Versuchs mit Sauerstoffgas gefüllt ist; dieser steht durch die
Röhre b b in Verbindung mit dem Behälter C, der das athmende Thier aufnimmt. In
diesen Raum öffnen sich das Manometer c c und die zwei Schläuche d d und e e, welche
in zwei Ballons D und E eintreten, die Aetzkalilösung enthalten. Die zuletzt er-
wähnten Kaligefässe können mittelst eines Treibwerkes in eine Bewegung gebracht
werden, bei der das eine von beiden jedesmal aufsteigt, wenn das andere niedergeht.
Da beide durch die Röhre f f commuiziren, so entleert sich der flüssige Inhalt des auf-
steigenden in das absteigende Gefäss, und dafür entleert das letztere seine Luft in
den Behälter C, während das erstere sich aus diesem mit Luft füllt. Diese Weg-
nahme resp. Einfüllung von Luft aus den Kaligefässen geschieht nun aber wegen der
Aufstellung der Röhren e e und d d abwechselnd aus den oberen und den unteren Schich-
ten des Athmungsbehälters. -- Diese Weise zu beobachten lässt nichts zu wünschen
übrig, da ihre Erfinder zugleich zur Bestimmung der Gasarten vollendete analytische
Hilfsmittel in Anwendung brachten, so besitzen unzweifelhaft ihre Beobachtungen das
Uebergewicht über alle anderen. Ein ähnliches Prinzip hat Marchand**) bei einem
Theil seiner Versuche benutzt; es ist aber in seiner Ausführung nicht zu der erreich-
baren Vollkommenheit gediehen.

c. Das Verfahren von Scharling***) endlich beabsichtigt nicht alle, sondern nur
einzelne Veränderungen, welche die Luft durch das Athmen erfährt, und insbesondere
die gebildete CO2 zu bestimmen. Er führt seine Beobachtungsobjekte in den luftdicht
schliessenden Kasten A (Fig. 68.) und leitet durch diesen einen kohlensäurefreien Luft-
strom, der bei a ein- und bei b aus dem Kasten dringt. Die aus der Atmosphäre
eindringende Luft geht, bevor sie in den Kasten gelangt, durch einen mit Kali ge-
füllten Kugelapparat von Liebig k. Aus der andern bei b befindlichen Oeffnung
führt ein Rohr durch mancherlei Zwischenstücke in ein grosses mit Wasser gefülltes

*) Annales de chimie et physique. 26. Bd. (1849). 310.
**) Journal für prakt. Chemie. 44. Bd. 1.
***) Liebig's Annalen. 45. Bd. 214. und Journal für prakt. Chemie. 48. Bd. 435.
Gesammtgaswechsel.

b. Regnault und Reiset*) haben den eben beschriebenen Apparat wesentlich da-
durch verbessert, dass sie mit dem Kasten eine Einrichtung in Verbindung bringen, welche
es möglich macht, dass die in jedem Augenblicke gebildete CO2 absorbirt und durch
das entsprechende Volum von Sauerstoffgas ersetzt wird, so dass der Druck und die
Zusammensetzung der Luft innerhalb und ausserhalb des Behälters sich nahezu unver-
ändert erhält. Ihr Apparat (Fig. 67) ist aus folgenden Theilen zusammengesetzt: A

[Abbildung] Fig. 67.
stellt ein Wassergefäss vor, das durch die Röhre a a a in den Ballon B mündet, wel-
cher bei Beginn des Versuchs mit Sauerstoffgas gefüllt ist; dieser steht durch die
Röhre b b in Verbindung mit dem Behälter C, der das athmende Thier aufnimmt. In
diesen Raum öffnen sich das Manometer c c und die zwei Schläuche d d und e e, welche
in zwei Ballons D und E eintreten, die Aetzkalilösung enthalten. Die zuletzt er-
wähnten Kaligefässe können mittelst eines Treibwerkes in eine Bewegung gebracht
werden, bei der das eine von beiden jedesmal aufsteigt, wenn das andere niedergeht.
Da beide durch die Röhre f f commuiziren, so entleert sich der flüssige Inhalt des auf-
steigenden in das absteigende Gefäss, und dafür entleert das letztere seine Luft in
den Behälter C, während das erstere sich aus diesem mit Luft füllt. Diese Weg-
nahme resp. Einfüllung von Luft aus den Kaligefässen geschieht nun aber wegen der
Aufstellung der Röhren e e und d d abwechselnd aus den oberen und den unteren Schich-
ten des Athmungsbehälters. — Diese Weise zu beobachten lässt nichts zu wünschen
übrig, da ihre Erfinder zugleich zur Bestimmung der Gasarten vollendete analytische
Hilfsmittel in Anwendung brachten, so besitzen unzweifelhaft ihre Beobachtungen das
Uebergewicht über alle anderen. Ein ähnliches Prinzip hat Marchand**) bei einem
Theil seiner Versuche benutzt; es ist aber in seiner Ausführung nicht zu der erreich-
baren Vollkommenheit gediehen.

c. Das Verfahren von Scharling***) endlich beabsichtigt nicht alle, sondern nur
einzelne Veränderungen, welche die Luft durch das Athmen erfährt, und insbesondere
die gebildete CO2 zu bestimmen. Er führt seine Beobachtungsobjekte in den luftdicht
schliessenden Kasten A (Fig. 68.) und leitet durch diesen einen kohlensäurefreien Luft-
strom, der bei a ein- und bei b aus dem Kasten dringt. Die aus der Atmosphäre
eindringende Luft geht, bevor sie in den Kasten gelangt, durch einen mit Kali ge-
füllten Kugelapparat von Liebig k. Aus der andern bei b befindlichen Oeffnung
führt ein Rohr durch mancherlei Zwischenstücke in ein grosses mit Wasser gefülltes

*) Annales de chimie et physique. 26. Bd. (1849). 310.
**) Journal für prakt. Chemie. 44. Bd. 1.
***) Liebig’s Annalen. 45. Bd. 214. und Journal für prakt. Chemie. 48. Bd. 435.
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[357/0373] Gesammtgaswechsel. b. Regnault und Reiset *) haben den eben beschriebenen Apparat wesentlich da- durch verbessert, dass sie mit dem Kasten eine Einrichtung in Verbindung bringen, welche es möglich macht, dass die in jedem Augenblicke gebildete CO2 absorbirt und durch das entsprechende Volum von Sauerstoffgas ersetzt wird, so dass der Druck und die Zusammensetzung der Luft innerhalb und ausserhalb des Behälters sich nahezu unver- ändert erhält. Ihr Apparat (Fig. 67) ist aus folgenden Theilen zusammengesetzt: A [Abbildung Fig. 67.] stellt ein Wassergefäss vor, das durch die Röhre a a a in den Ballon B mündet, wel- cher bei Beginn des Versuchs mit Sauerstoffgas gefüllt ist; dieser steht durch die Röhre b b in Verbindung mit dem Behälter C, der das athmende Thier aufnimmt. In diesen Raum öffnen sich das Manometer c c und die zwei Schläuche d d und e e, welche in zwei Ballons D und E eintreten, die Aetzkalilösung enthalten. Die zuletzt er- wähnten Kaligefässe können mittelst eines Treibwerkes in eine Bewegung gebracht werden, bei der das eine von beiden jedesmal aufsteigt, wenn das andere niedergeht. Da beide durch die Röhre f f commuiziren, so entleert sich der flüssige Inhalt des auf- steigenden in das absteigende Gefäss, und dafür entleert das letztere seine Luft in den Behälter C, während das erstere sich aus diesem mit Luft füllt. Diese Weg- nahme resp. Einfüllung von Luft aus den Kaligefässen geschieht nun aber wegen der Aufstellung der Röhren e e und d d abwechselnd aus den oberen und den unteren Schich- ten des Athmungsbehälters. — Diese Weise zu beobachten lässt nichts zu wünschen übrig, da ihre Erfinder zugleich zur Bestimmung der Gasarten vollendete analytische Hilfsmittel in Anwendung brachten, so besitzen unzweifelhaft ihre Beobachtungen das Uebergewicht über alle anderen. Ein ähnliches Prinzip hat Marchand **) bei einem Theil seiner Versuche benutzt; es ist aber in seiner Ausführung nicht zu der erreich- baren Vollkommenheit gediehen. c. Das Verfahren von Scharling ***) endlich beabsichtigt nicht alle, sondern nur einzelne Veränderungen, welche die Luft durch das Athmen erfährt, und insbesondere die gebildete CO2 zu bestimmen. Er führt seine Beobachtungsobjekte in den luftdicht schliessenden Kasten A (Fig. 68.) und leitet durch diesen einen kohlensäurefreien Luft- strom, der bei a ein- und bei b aus dem Kasten dringt. Die aus der Atmosphäre eindringende Luft geht, bevor sie in den Kasten gelangt, durch einen mit Kali ge- füllten Kugelapparat von Liebig k. Aus der andern bei b befindlichen Oeffnung führt ein Rohr durch mancherlei Zwischenstücke in ein grosses mit Wasser gefülltes *) Annales de chimie et physique. 26. Bd. (1849). 310. **) Journal für prakt. Chemie. 44. Bd. 1. ***) Liebig’s Annalen. 45. Bd. 214. und Journal für prakt. Chemie. 48. Bd. 435.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/373>, abgerufen am 21.11.2024.