Daraus würde hervorgehen, dass der Chylus in den Drüsen Was- ser und Extrakte verliert, aber Faserstoff und Körperchen gewinnt.
4. Das Volum der Flüssigkeit, welches durch die Chylusgefässe strömt, resp. der Antheil desselben, welcher aus dem Chymus seinen Ursprung nimmt, wird mit der reichlichen Anwesenheit von Fetten und gelösten Eiweissstoffen im Darmkanale und mit der Mächtigkeit der ein- saugenden Kräfte sich offenbar mehren; in welchem Maasse dieses ge- schieht, ist unbekannt.
Wiederholt ist der Versuch gemacht worden, die mittlere Menge vom Chylus zu bestimmen, welche bei erwachsenen Menschen binnen 24 Stunden durch die Gänge strömt. Vierordt*) ging hierbei von der Voraussetzung aus, dass alles verdaute und aufgesogene Eiweiss durch die Chylusgefässe aufgenommen würde, und dass der ganze Eiweissgehalt des Chylus nur aus dieser Quelle stamme. Die Richtigkeit die- ser Annahme vorausgesetzt, würde man, wenn der Chylus des Pferdes und des Men- schen ungefähr gleiche Zusammensetzung besässe, aus dem bekannten Gehalte der Nahrung an Eiweiss mindestens die Grenzen ermitteln können, in denen sich die täg- liche Chylusmenge bewegen würde. Die der Rechnung zu Grunde gelegten Annah- men sind aber wenigstens insofern unhaltbar, als nicht alle Eiweisskörper des Chy- lus aus der bezeichneten Quelle stammen, da auch während der Zeiten, in denen der Darmkanal leer ist, der Inhalt der Chylusgefässe Eiweissstoffe führt. -- Eine ähnliche Betrachtung stellte Lehmann an, bei der er das aus der Nahrung aufge- nommene Fett zu Grunde legte. Da sie ihr Urheber selbst zurückgezogen, so ent- hält man sich, wie billig, der weiteren Besprechung derselben.
5. Die Kräfte, welche den Strom des Chylus einleiten und unter- halten, werden zu suchen sein in den Zusammenziehungen der Schleim- hautmuskeln, den peristaltischen Bewegungen der groben Darmmuskula- tur und der Elastizität der Gefässwandung.
B. Aufsaugung durch die Blutgefässe.
1. Der Diffusionsstrom, welcher zwischen dem flüssigen Antheile des Speisebreies und dem Blute in den Darmwandungen besteht, führt den allgemein feststehenden Regeln entsprechend, nicht alle, sondern nur gewisse Bestandtheile der aneinander grenzenden Flüssigkeiten ineinan- der über. Soviel wir wissen, betheiligen sich nun in der That an dem Austausche: Zucker, pflanzen-, gallen-, fett-, schwefel-, phosphor-, salz- und kohlensaure Alkalien, Farbstoffe, Eiweiss, Faserstoff (?), Wasser. Ausgeschlossen sind dagegen die Fette. -- In der Richtung vom Darme zum Blute gehen Zucker, Farbstoffe, die Salze mit organischen Säuren, Wasser und wahrscheinlich auch die schwefelsauren Alkalien. Diese Be- hauptung stützt sich auf verschiedene Gründe. Zuerst ist der Ueber- gang des Zuckers und des einen Theils der erwähnten Salze in das Blut dadurch erwiesen, dass man sie, während sie allmählig aus dem Darm- kanale verschwanden, geradezu im Blute wieder aufgefunden hat. Die Farbstoffe hat man in den aus dem Blute kommenden Säften, z. B. dem Harne aufgefunden, ohne dass es immer gelungen wäre, ihnen in dem Chy-
*) Archiv f. physiolog. Heilkunde. VII. Bd. 281.
Aufsaugung durch die Blutgefässe.
Daraus würde hervorgehen, dass der Chylus in den Drüsen Was- ser und Extrakte verliert, aber Faserstoff und Körperchen gewinnt.
4. Das Volum der Flüssigkeit, welches durch die Chylusgefässe strömt, resp. der Antheil desselben, welcher aus dem Chymus seinen Ursprung nimmt, wird mit der reichlichen Anwesenheit von Fetten und gelösten Eiweissstoffen im Darmkanale und mit der Mächtigkeit der ein- saugenden Kräfte sich offenbar mehren; in welchem Maasse dieses ge- schieht, ist unbekannt.
Wiederholt ist der Versuch gemacht worden, die mittlere Menge vom Chylus zu bestimmen, welche bei erwachsenen Menschen binnen 24 Stunden durch die Gänge strömt. Vierordt*) ging hierbei von der Voraussetzung aus, dass alles verdaute und aufgesogene Eiweiss durch die Chylusgefässe aufgenommen würde, und dass der ganze Eiweissgehalt des Chylus nur aus dieser Quelle stamme. Die Richtigkeit die- ser Annahme vorausgesetzt, würde man, wenn der Chylus des Pferdes und des Men- schen ungefähr gleiche Zusammensetzung besässe, aus dem bekannten Gehalte der Nahrung an Eiweiss mindestens die Grenzen ermitteln können, in denen sich die täg- liche Chylusmenge bewegen würde. Die der Rechnung zu Grunde gelegten Annah- men sind aber wenigstens insofern unhaltbar, als nicht alle Eiweisskörper des Chy- lus aus der bezeichneten Quelle stammen, da auch während der Zeiten, in denen der Darmkanal leer ist, der Inhalt der Chylusgefässe Eiweissstoffe führt. — Eine ähnliche Betrachtung stellte Lehmann an, bei der er das aus der Nahrung aufge- nommene Fett zu Grunde legte. Da sie ihr Urheber selbst zurückgezogen, so ent- hält man sich, wie billig, der weiteren Besprechung derselben.
5. Die Kräfte, welche den Strom des Chylus einleiten und unter- halten, werden zu suchen sein in den Zusammenziehungen der Schleim- hautmuskeln, den peristaltischen Bewegungen der groben Darmmuskula- tur und der Elastizität der Gefässwandung.
B. Aufsaugung durch die Blutgefässe.
1. Der Diffusionsstrom, welcher zwischen dem flüssigen Antheile des Speisebreies und dem Blute in den Darmwandungen besteht, führt den allgemein feststehenden Regeln entsprechend, nicht alle, sondern nur gewisse Bestandtheile der aneinander grenzenden Flüssigkeiten ineinan- der über. Soviel wir wissen, betheiligen sich nun in der That an dem Austausche: Zucker, pflanzen-, gallen-, fett-, schwefel-, phosphor-, salz- und kohlensaure Alkalien, Farbstoffe, Eiweiss, Faserstoff (?), Wasser. Ausgeschlossen sind dagegen die Fette. — In der Richtung vom Darme zum Blute gehen Zucker, Farbstoffe, die Salze mit organischen Säuren, Wasser und wahrscheinlich auch die schwefelsauren Alkalien. Diese Be- hauptung stützt sich auf verschiedene Gründe. Zuerst ist der Ueber- gang des Zuckers und des einen Theils der erwähnten Salze in das Blut dadurch erwiesen, dass man sie, während sie allmählig aus dem Darm- kanale verschwanden, geradezu im Blute wieder aufgefunden hat. Die Farbstoffe hat man in den aus dem Blute kommenden Säften, z. B. dem Harne aufgefunden, ohne dass es immer gelungen wäre, ihnen in dem Chy-
*) Archiv f. physiolog. Heilkunde. VII. Bd. 281.
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Aufsaugung durch die Blutgefässe.
Daraus würde hervorgehen, dass der Chylus in den Drüsen Was-
ser und Extrakte verliert, aber Faserstoff und Körperchen gewinnt.
4. Das Volum der Flüssigkeit, welches durch die Chylusgefässe
strömt, resp. der Antheil desselben, welcher aus dem Chymus seinen
Ursprung nimmt, wird mit der reichlichen Anwesenheit von Fetten und
gelösten Eiweissstoffen im Darmkanale und mit der Mächtigkeit der ein-
saugenden Kräfte sich offenbar mehren; in welchem Maasse dieses ge-
schieht, ist unbekannt.
Wiederholt ist der Versuch gemacht worden, die mittlere Menge vom Chylus zu
bestimmen, welche bei erwachsenen Menschen binnen 24 Stunden durch die Gänge
strömt. Vierordt *) ging hierbei von der Voraussetzung aus, dass alles verdaute
und aufgesogene Eiweiss durch die Chylusgefässe aufgenommen würde, und dass der
ganze Eiweissgehalt des Chylus nur aus dieser Quelle stamme. Die Richtigkeit die-
ser Annahme vorausgesetzt, würde man, wenn der Chylus des Pferdes und des Men-
schen ungefähr gleiche Zusammensetzung besässe, aus dem bekannten Gehalte der
Nahrung an Eiweiss mindestens die Grenzen ermitteln können, in denen sich die täg-
liche Chylusmenge bewegen würde. Die der Rechnung zu Grunde gelegten Annah-
men sind aber wenigstens insofern unhaltbar, als nicht alle Eiweisskörper des Chy-
lus aus der bezeichneten Quelle stammen, da auch während der Zeiten, in denen
der Darmkanal leer ist, der Inhalt der Chylusgefässe Eiweissstoffe führt. — Eine
ähnliche Betrachtung stellte Lehmann an, bei der er das aus der Nahrung aufge-
nommene Fett zu Grunde legte. Da sie ihr Urheber selbst zurückgezogen, so ent-
hält man sich, wie billig, der weiteren Besprechung derselben.
5. Die Kräfte, welche den Strom des Chylus einleiten und unter-
halten, werden zu suchen sein in den Zusammenziehungen der Schleim-
hautmuskeln, den peristaltischen Bewegungen der groben Darmmuskula-
tur und der Elastizität der Gefässwandung.
B. Aufsaugung durch die Blutgefässe.
1. Der Diffusionsstrom, welcher zwischen dem flüssigen Antheile
des Speisebreies und dem Blute in den Darmwandungen besteht, führt
den allgemein feststehenden Regeln entsprechend, nicht alle, sondern nur
gewisse Bestandtheile der aneinander grenzenden Flüssigkeiten ineinan-
der über. Soviel wir wissen, betheiligen sich nun in der That an dem
Austausche: Zucker, pflanzen-, gallen-, fett-, schwefel-, phosphor-, salz-
und kohlensaure Alkalien, Farbstoffe, Eiweiss, Faserstoff (?), Wasser.
Ausgeschlossen sind dagegen die Fette. — In der Richtung vom Darme
zum Blute gehen Zucker, Farbstoffe, die Salze mit organischen Säuren,
Wasser und wahrscheinlich auch die schwefelsauren Alkalien. Diese Be-
hauptung stützt sich auf verschiedene Gründe. Zuerst ist der Ueber-
gang des Zuckers und des einen Theils der erwähnten Salze in das Blut
dadurch erwiesen, dass man sie, während sie allmählig aus dem Darm-
kanale verschwanden, geradezu im Blute wieder aufgefunden hat. Die
Farbstoffe hat man in den aus dem Blute kommenden Säften, z. B. dem
Harne aufgefunden, ohne dass es immer gelungen wäre, ihnen in dem Chy-
*) Archiv f. physiolog. Heilkunde. VII. Bd. 281.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/442>, abgerufen am 22.11.2024.
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