Vertheilung der Verluste auf die Atome, N; O; Minerale.
d. Mit der Nahrung geniessen wir unter allen Umständen nur wenig Stickstoff, aber relativ ist die Menge desselben sehr wechselnd. Inner- halb des Körpers werden die stickstoffhaltigen Produkte entweder so zerlegt, dass der N gänzlich frei wird, oder so, dass er noch in Ver- bindung mit einigen oder allen organischen bleibt. Der freie Stickstoff wird durch Lunge und Haut, der noch verbundene zum grössten Theil durch den Harn und zum kleinsten durch den Darm entleert. In wel- chem Verhältnisse freier und gebundener N zu einander stehen, ist noch zu ermitteln, und insbesondere scheint es gewagt, die an einer Thierart gewonnenen Resultate auf den Menschen zu übertragen. Wäh- rend es den Anschein hat, dass bei den Katzen nur ein sehr kleiner Theil gasförmig entweicht, geht bei Tauben unzweifelhaft ein Dritttheil der gesammten im Organismus kreisenden Menge aus Haut und Lunge aus, und zwar unter Umständen, unter welchen nach Regnault Säuge- thiere gar keinen gasförmigen Stickstoff aushauchen würden. Bestätigen sich die Beobachtungen von Barral, so kann bei Menschen die Hälfte des Stickstoffs der Nahrung durch die Lungen ausgeschieden werden. Wir verweisen rücksichtlich dieses Punktes noch auf die Harnstoffent- leerung (p. 261).
e. Sauerstoff. Die Menge von Sauerstoff, die wir consumiren, übertrifft diejenige aller anderen Elemente. Der Antheil desselben, wel- cher durch die Lungen und Haut eingeht, ist, je nachdem die Nahrung aus Brod oder Fleisch besteht, mehr oder weniger überwiegend über den in den trockenen Speisen selbst enthaltenen; in den vorliegenden Beob- achtungen mit genügender Nahrung wechselt das Verhältniss des Sauer- stoffs in den Speisen zu dem in der Einathmungsluft, der erstere gleich 1 gesetzt, zwischen 0,33 bis zu 0,11. Noch mehr wird aber durch die Lungen wieder ausgegeben; in der That ist der Antheil des bezeichneten Sauerstoffs, welcher mit der CO2 und dem HO ausgeathmet wird, so gross, dass dagegen geradezu derjenige als verschwindend betrachtet wer- den kann, welcher durch den Harnstoff, die Gallenreste, den Harnextrak- tivstoff u. s. w. entleert wird.
f. Die mineralischen Bestandtheile der Nahrung, deren Menge immer sehr zurücktritt, suchen den Ausweg aus dem Körper durch Schweiss, Harn, Koth; der erstere giebt vorzugsweise NaCl aus, der zweite sämmtliche Schwefelsäure, Phosphorsäure, Kalkerde, Eisenoxyd und den grössten Theil des Kalis, Natrons und Chlors, welche aus den Speisen in das Blut übergetreten waren. Durch den Koth gehen dage- gen die unverdaut gebliebenen Salze, meist schwefelsaure, kieselsaure, phosphorsaure Kalien und Erden ab.
Gewichtszunahme des thierischen Körpers.
Das theilweise Verbleiben der mit den Nahrungsmitteln aufgenom- menen Atome im thierischen Körper und die daraus resultirende Ge-
Vertheilung der Verluste auf die Atome, N; O; Minerale.
d. Mit der Nahrung geniessen wir unter allen Umständen nur wenig Stickstoff, aber relativ ist die Menge desselben sehr wechselnd. Inner- halb des Körpers werden die stickstoffhaltigen Produkte entweder so zerlegt, dass der N gänzlich frei wird, oder so, dass er noch in Ver- bindung mit einigen oder allen organischen bleibt. Der freie Stickstoff wird durch Lunge und Haut, der noch verbundene zum grössten Theil durch den Harn und zum kleinsten durch den Darm entleert. In wel- chem Verhältnisse freier und gebundener N zu einander stehen, ist noch zu ermitteln, und insbesondere scheint es gewagt, die an einer Thierart gewonnenen Resultate auf den Menschen zu übertragen. Wäh- rend es den Anschein hat, dass bei den Katzen nur ein sehr kleiner Theil gasförmig entweicht, geht bei Tauben unzweifelhaft ein Dritttheil der gesammten im Organismus kreisenden Menge aus Haut und Lunge aus, und zwar unter Umständen, unter welchen nach Regnault Säuge- thiere gar keinen gasförmigen Stickstoff aushauchen würden. Bestätigen sich die Beobachtungen von Barral, so kann bei Menschen die Hälfte des Stickstoffs der Nahrung durch die Lungen ausgeschieden werden. Wir verweisen rücksichtlich dieses Punktes noch auf die Harnstoffent- leerung (p. 261).
e. Sauerstoff. Die Menge von Sauerstoff, die wir consumiren, übertrifft diejenige aller anderen Elemente. Der Antheil desselben, wel- cher durch die Lungen und Haut eingeht, ist, je nachdem die Nahrung aus Brod oder Fleisch besteht, mehr oder weniger überwiegend über den in den trockenen Speisen selbst enthaltenen; in den vorliegenden Beob- achtungen mit genügender Nahrung wechselt das Verhältniss des Sauer- stoffs in den Speisen zu dem in der Einathmungsluft, der erstere gleich 1 gesetzt, zwischen 0,33 bis zu 0,11. Noch mehr wird aber durch die Lungen wieder ausgegeben; in der That ist der Antheil des bezeichneten Sauerstoffs, welcher mit der CO2 und dem HO ausgeathmet wird, so gross, dass dagegen geradezu derjenige als verschwindend betrachtet wer- den kann, welcher durch den Harnstoff, die Gallenreste, den Harnextrak- tivstoff u. s. w. entleert wird.
f. Die mineralischen Bestandtheile der Nahrung, deren Menge immer sehr zurücktritt, suchen den Ausweg aus dem Körper durch Schweiss, Harn, Koth; der erstere giebt vorzugsweise NaCl aus, der zweite sämmtliche Schwefelsäure, Phosphorsäure, Kalkerde, Eisenoxyd und den grössten Theil des Kalis, Natrons und Chlors, welche aus den Speisen in das Blut übergetreten waren. Durch den Koth gehen dage- gen die unverdaut gebliebenen Salze, meist schwefelsaure, kieselsaure, phosphorsaure Kalien und Erden ab.
Gewichtszunahme des thierischen Körpers.
Das theilweise Verbleiben der mit den Nahrungsmitteln aufgenom- menen Atome im thierischen Körper und die daraus resultirende Ge-
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Vertheilung der Verluste auf die Atome, N; O; Minerale.
d. Mit der Nahrung geniessen wir unter allen Umständen nur wenig
Stickstoff, aber relativ ist die Menge desselben sehr wechselnd. Inner-
halb des Körpers werden die stickstoffhaltigen Produkte entweder so
zerlegt, dass der N gänzlich frei wird, oder so, dass er noch in Ver-
bindung mit einigen oder allen organischen bleibt. Der freie Stickstoff
wird durch Lunge und Haut, der noch verbundene zum grössten Theil
durch den Harn und zum kleinsten durch den Darm entleert. In wel-
chem Verhältnisse freier und gebundener N zu einander stehen, ist
noch zu ermitteln, und insbesondere scheint es gewagt, die an einer
Thierart gewonnenen Resultate auf den Menschen zu übertragen. Wäh-
rend es den Anschein hat, dass bei den Katzen nur ein sehr kleiner
Theil gasförmig entweicht, geht bei Tauben unzweifelhaft ein Dritttheil
der gesammten im Organismus kreisenden Menge aus Haut und Lunge
aus, und zwar unter Umständen, unter welchen nach Regnault Säuge-
thiere gar keinen gasförmigen Stickstoff aushauchen würden. Bestätigen
sich die Beobachtungen von Barral, so kann bei Menschen die Hälfte
des Stickstoffs der Nahrung durch die Lungen ausgeschieden werden.
Wir verweisen rücksichtlich dieses Punktes noch auf die Harnstoffent-
leerung (p. 261).
e. Sauerstoff. Die Menge von Sauerstoff, die wir consumiren,
übertrifft diejenige aller anderen Elemente. Der Antheil desselben, wel-
cher durch die Lungen und Haut eingeht, ist, je nachdem die Nahrung
aus Brod oder Fleisch besteht, mehr oder weniger überwiegend über den
in den trockenen Speisen selbst enthaltenen; in den vorliegenden Beob-
achtungen mit genügender Nahrung wechselt das Verhältniss des Sauer-
stoffs in den Speisen zu dem in der Einathmungsluft, der erstere gleich
1 gesetzt, zwischen 0,33 bis zu 0,11. Noch mehr wird aber durch die
Lungen wieder ausgegeben; in der That ist der Antheil des bezeichneten
Sauerstoffs, welcher mit der CO2 und dem HO ausgeathmet wird, so
gross, dass dagegen geradezu derjenige als verschwindend betrachtet wer-
den kann, welcher durch den Harnstoff, die Gallenreste, den Harnextrak-
tivstoff u. s. w. entleert wird.
f. Die mineralischen Bestandtheile der Nahrung, deren Menge
immer sehr zurücktritt, suchen den Ausweg aus dem Körper durch
Schweiss, Harn, Koth; der erstere giebt vorzugsweise NaCl aus, der
zweite sämmtliche Schwefelsäure, Phosphorsäure, Kalkerde, Eisenoxyd
und den grössten Theil des Kalis, Natrons und Chlors, welche aus den
Speisen in das Blut übergetreten waren. Durch den Koth gehen dage-
gen die unverdaut gebliebenen Salze, meist schwefelsaure, kieselsaure,
phosphorsaure Kalien und Erden ab.
Gewichtszunahme des thierischen Körpers.
Das theilweise Verbleiben der mit den Nahrungsmitteln aufgenom-
menen Atome im thierischen Körper und die daraus resultirende Ge-
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/469>, abgerufen am 22.11.2024.
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