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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Mästung.
der Genuss derselben das Ansteigen des Körpergewichtes begünstigen soll.
Dieser Satz scheint aus den Beobachtungen von Boussingault*) ge-
gefolgert werden zu dürfen, welche darthun, dass Gänse und Enten, die
leicht durch eine reichliche Nahrung von Mais oder von Reis mit einem
Butterzusatz zu mästen sind, nicht durch Reis allein eine wesentliche
Vermehrung ihres Gesammtgewichtes erfahren. Ebenso nahmen Schweine
rasch und bedeutend an Gewicht zu bei einem Futter, das Fett, Eiweiss,
Kohlenhydrate und Salze in einem Verhältniss von 1 : 5,18 : 20,65 : 1,82
enthielt, während sie bei Futter, das die oben genannten Bestandtheile
in derselben Reihe gezählt im Verhältniss enthielt, von 1 : 5,30 : 37,38 :
2,65
nur langsam zunahmen und namentlich nicht damit gemästet werden
konnten, selbst wenn auf gleiche Gewichtsmenge Thier von dem letzteren
Futter sehr viel mehr gereicht wurde, als von dem ersteren. -- b. Der
Gewinn, welcher den einzelnen Bestandtheilen und Organen des thieri-
schen Körpers bei der Gewichtszunahme erwächst, verhält sich nach den
direkten Wägungen der zerlegten Thiere eigenthümlich; wir stellen zu-
erst die Resultate gemästeter Vögel zusammen; die Zahlen bedeuten den
proportionalen Gewinn (+) oder Verlust (--), d. h. den Quotienten aus
der Gewichtszu- oder Abnahme der einzelnen Organbestandtheile in das
ursprünglich vor der Mästung vorhandene Gewicht.

1. Gänse mit Mais gemästet. Mittel aus 6 Versuchen.

[Tabelle]

2. Ente mit Reis gestopft.

[Tabelle]

3. Ente mit Reis und Butter.

[Tabelle]

Wie beim Verhungern das Hirngewicht nicht herunter geht, so steigt
es beim Mästen nicht; ganz auffallender Weise magern Knochen und
Schlund während des Mästens ab. Dieses Resultat hat Boussingault
auch durch Vergleich ungemästeter und gemästeter Schweine desselben
Wurfes bestätigt. -- Die zu der Haut, den Muskeln und deren Hilfs-
werkzeugen gehörenden Eiweiss- und Leimstoffe haben bei Mästung der
Vögel zugenommen, doch in einem ganz anderen Verhältnisse, als das Fett,
so dass 100 Theile gemästeter Vogel eine ganz andere Zusammensetzung
darbieten, als 100 Theile ungemästeter. Ganz anders stellt es sich beim
Schwein heraus. Hier enthielten 100 Theile Thier:

*) Annales de chimie et physique. 3me serie. XIV. Bd. (1845.) p. 419.

Mästung.
der Genuss derselben das Ansteigen des Körpergewichtes begünstigen soll.
Dieser Satz scheint aus den Beobachtungen von Boussingault*) ge-
gefolgert werden zu dürfen, welche darthun, dass Gänse und Enten, die
leicht durch eine reichliche Nahrung von Mais oder von Reis mit einem
Butterzusatz zu mästen sind, nicht durch Reis allein eine wesentliche
Vermehrung ihres Gesammtgewichtes erfahren. Ebenso nahmen Schweine
rasch und bedeutend an Gewicht zu bei einem Futter, das Fett, Eiweiss,
Kohlenhydrate und Salze in einem Verhältniss von 1 : 5,18 : 20,65 : 1,82
enthielt, während sie bei Futter, das die oben genannten Bestandtheile
in derselben Reihe gezählt im Verhältniss enthielt, von 1 : 5,30 : 37,38 :
2,65
nur langsam zunahmen und namentlich nicht damit gemästet werden
konnten, selbst wenn auf gleiche Gewichtsmenge Thier von dem letzteren
Futter sehr viel mehr gereicht wurde, als von dem ersteren. — b. Der
Gewinn, welcher den einzelnen Bestandtheilen und Organen des thieri-
schen Körpers bei der Gewichtszunahme erwächst, verhält sich nach den
direkten Wägungen der zerlegten Thiere eigenthümlich; wir stellen zu-
erst die Resultate gemästeter Vögel zusammen; die Zahlen bedeuten den
proportionalen Gewinn (+) oder Verlust (—), d. h. den Quotienten aus
der Gewichtszu- oder Abnahme der einzelnen Organbestandtheile in das
ursprünglich vor der Mästung vorhandene Gewicht.

1. Gänse mit Mais gemästet. Mittel aus 6 Versuchen.

[Tabelle]

2. Ente mit Reis gestopft.

[Tabelle]

3. Ente mit Reis und Butter.

[Tabelle]

Wie beim Verhungern das Hirngewicht nicht herunter geht, so steigt
es beim Mästen nicht; ganz auffallender Weise magern Knochen und
Schlund während des Mästens ab. Dieses Resultat hat Boussingault
auch durch Vergleich ungemästeter und gemästeter Schweine desselben
Wurfes bestätigt. — Die zu der Haut, den Muskeln und deren Hilfs-
werkzeugen gehörenden Eiweiss- und Leimstoffe haben bei Mästung der
Vögel zugenommen, doch in einem ganz anderen Verhältnisse, als das Fett,
so dass 100 Theile gemästeter Vogel eine ganz andere Zusammensetzung
darbieten, als 100 Theile ungemästeter. Ganz anders stellt es sich beim
Schwein heraus. Hier enthielten 100 Theile Thier:

*) Annales de chimie et physique. 3me serie. XIV. Bd. (1845.) p. 419.
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[457/0473] Mästung. der Genuss derselben das Ansteigen des Körpergewichtes begünstigen soll. Dieser Satz scheint aus den Beobachtungen von Boussingault *) ge- gefolgert werden zu dürfen, welche darthun, dass Gänse und Enten, die leicht durch eine reichliche Nahrung von Mais oder von Reis mit einem Butterzusatz zu mästen sind, nicht durch Reis allein eine wesentliche Vermehrung ihres Gesammtgewichtes erfahren. Ebenso nahmen Schweine rasch und bedeutend an Gewicht zu bei einem Futter, das Fett, Eiweiss, Kohlenhydrate und Salze in einem Verhältniss von 1 : 5,18 : 20,65 : 1,82 enthielt, während sie bei Futter, das die oben genannten Bestandtheile in derselben Reihe gezählt im Verhältniss enthielt, von 1 : 5,30 : 37,38 : 2,65 nur langsam zunahmen und namentlich nicht damit gemästet werden konnten, selbst wenn auf gleiche Gewichtsmenge Thier von dem letzteren Futter sehr viel mehr gereicht wurde, als von dem ersteren. — b. Der Gewinn, welcher den einzelnen Bestandtheilen und Organen des thieri- schen Körpers bei der Gewichtszunahme erwächst, verhält sich nach den direkten Wägungen der zerlegten Thiere eigenthümlich; wir stellen zu- erst die Resultate gemästeter Vögel zusammen; die Zahlen bedeuten den proportionalen Gewinn (+) oder Verlust (—), d. h. den Quotienten aus der Gewichtszu- oder Abnahme der einzelnen Organbestandtheile in das ursprünglich vor der Mästung vorhandene Gewicht. 1. Gänse mit Mais gemästet. Mittel aus 6 Versuchen. 2. Ente mit Reis gestopft. 3. Ente mit Reis und Butter. Wie beim Verhungern das Hirngewicht nicht herunter geht, so steigt es beim Mästen nicht; ganz auffallender Weise magern Knochen und Schlund während des Mästens ab. Dieses Resultat hat Boussingault auch durch Vergleich ungemästeter und gemästeter Schweine desselben Wurfes bestätigt. — Die zu der Haut, den Muskeln und deren Hilfs- werkzeugen gehörenden Eiweiss- und Leimstoffe haben bei Mästung der Vögel zugenommen, doch in einem ganz anderen Verhältnisse, als das Fett, so dass 100 Theile gemästeter Vogel eine ganz andere Zusammensetzung darbieten, als 100 Theile ungemästeter. Ganz anders stellt es sich beim Schwein heraus. Hier enthielten 100 Theile Thier: *) Annales de chimie et physique. 3me serie. XIV. Bd. (1845.) p. 419.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/473>, abgerufen am 22.11.2024.