ihm Dulong und Despretz haben die zu ihrer Zeit theoretisch nicht beweisbare Annahme, dass die thierische Wärme auf der Oxydation der organischen Thierstoffe beruhe, durch den direkten Versuch erweisen wollen. Dieses Unternehmen ist jedoch bis zum heutigen Tage noch nicht mit voller Schärfe zu Ende geführt.
Im Prinzipe muss dasselbe darauf hinauslaufen, die Menge von Wärme, welche hervorgehen kann aus der Oxydation des Eiweisses, der Fette, des Zuckers zu CO2, HO, Harnstoff u. s. w. zu vergleichen mit der Wärmemenge, welche das Thier liefert, während es eine bestimmte Menge von CO2, HO, Harnstoff bildet.
2. Um die erste dieser Forderungen möglich zu machen, muss man die latente Wärme der bezeichneten Atome ermitteln; dieses geschieht, indem man die Wärmequantität misst, welche frei wird, wenn das Eiweiss, die Fette u. s. w. zu CO2, HO, Harnstoff u. s. w. verbrennen. Die Ein- heit, in welcher die erhaltene Wärme ausgedrückt wird, ist bekanntlich das Fassungsvermögen der Gewichtseinheit des Wassers für Wärme, oder diejenige Menge der letzteren, welche zu 1 Gr. Wasser geführt werden muss, damit die Temperatur desselben um 1° C. erhöht werde.
Die bei der Verbrennung entwickelte Wärme fängt man dadurch auf, dass man den zu verbrennenden Körper in einen rings von Wasser oder Quecksilber umgebe- nen Metallkasten einbringt, und dort die Verbrennung so geschehen lässt, dass alle freigewordene Wärme auf die Flüssigkeit übertragen wird. Aus dem bekannten Ge- wichte des verbrannten Körpers und dem des umgebenden Wassers und endlich aus der Temperaturzunahme dieses letzteren lässt sich ableiten, wie viel Wärmeein- heiten bei der Verbrennung der Gewichtseinheit eines beliebigen Stoffes frei wer- den. Ueber die zahlreichen Fehler, die diesem Verfahren anhaften können, und ihre Vermeidung, siehe die Abhandlungen von Favre und Silbermann.
Aus den Erfahrungen, welche die Versuche über Verbrennungswärme ergeben haben, hebt sich folgendes für den physiolog. Zweck als wichtig hervor.
a. Die Zahl der Wärmeeinheiten, welche die Gewichtseinheit eines einzelnen oder einer Gruppe von Atomen beim Uebergange aus einer niederen in eine höhere Oxydationsstufe entwickelt, ist unabhängig von der Art und Zahl der Mittelstufen, welche zwischen den beiden End- gliedern gelegen sind. So giebt z. B. ein Gramm Stearinsäure, wenn sie mit Hilfe des gasförmigen Sauerstoffs zu CO2 und HO verbrannt wird, immer dieselbe Warmemenge, gleichgiltig ob die Verbrennung in einem Akte oder in der Art geschieht, dass sich noch mancherlei Zwischen- produkte (niedere Glieder der Fettsäurenreihe, CO u. s. w.) einschieben, bevor es zu einer vollständigen Ueberführung in CO2 und HO gekom- men ist. Dieser empirisch aufgefundene Satz ist eine nothwendige Fol- gerung aus der mechanischen Wärmetheorie. Denn nach ihr war die messbare Wärme nichts anderes als die lebendige Kraft, welche frei werden konnte durch den Unterschied an Spannkräften im unverbrann- ten und verbrannten Atome. Dieser Unterschied ist aber natürlich nur
Bestätigung durch den Versuch.
ihm Dulong und Despretz haben die zu ihrer Zeit theoretisch nicht beweisbare Annahme, dass die thierische Wärme auf der Oxydation der organischen Thierstoffe beruhe, durch den direkten Versuch erweisen wollen. Dieses Unternehmen ist jedoch bis zum heutigen Tage noch nicht mit voller Schärfe zu Ende geführt.
Im Prinzipe muss dasselbe darauf hinauslaufen, die Menge von Wärme, welche hervorgehen kann aus der Oxydation des Eiweisses, der Fette, des Zuckers zu CO2, HO, Harnstoff u. s. w. zu vergleichen mit der Wärmemenge, welche das Thier liefert, während es eine bestimmte Menge von CO2, HO, Harnstoff bildet.
2. Um die erste dieser Forderungen möglich zu machen, muss man die latente Wärme der bezeichneten Atome ermitteln; dieses geschieht, indem man die Wärmequantität misst, welche frei wird, wenn das Eiweiss, die Fette u. s. w. zu CO2, HO, Harnstoff u. s. w. verbrennen. Die Ein- heit, in welcher die erhaltene Wärme ausgedrückt wird, ist bekanntlich das Fassungsvermögen der Gewichtseinheit des Wassers für Wärme, oder diejenige Menge der letzteren, welche zu 1 Gr. Wasser geführt werden muss, damit die Temperatur desselben um 1° C. erhöht werde.
Die bei der Verbrennung entwickelte Wärme fängt man dadurch auf, dass man den zu verbrennenden Körper in einen rings von Wasser oder Quecksilber umgebe- nen Metallkasten einbringt, und dort die Verbrennung so geschehen lässt, dass alle freigewordene Wärme auf die Flüssigkeit übertragen wird. Aus dem bekannten Ge- wichte des verbrannten Körpers und dem des umgebenden Wassers und endlich aus der Temperaturzunahme dieses letzteren lässt sich ableiten, wie viel Wärmeein- heiten bei der Verbrennung der Gewichtseinheit eines beliebigen Stoffes frei wer- den. Ueber die zahlreichen Fehler, die diesem Verfahren anhaften können, und ihre Vermeidung, siehe die Abhandlungen von Favre und Silbermann.
Aus den Erfahrungen, welche die Versuche über Verbrennungswärme ergeben haben, hebt sich folgendes für den physiolog. Zweck als wichtig hervor.
a. Die Zahl der Wärmeeinheiten, welche die Gewichtseinheit eines einzelnen oder einer Gruppe von Atomen beim Uebergange aus einer niederen in eine höhere Oxydationsstufe entwickelt, ist unabhängig von der Art und Zahl der Mittelstufen, welche zwischen den beiden End- gliedern gelegen sind. So giebt z. B. ein Gramm Stearinsäure, wenn sie mit Hilfe des gasförmigen Sauerstoffs zu CO2 und HO verbrannt wird, immer dieselbe Warmemenge, gleichgiltig ob die Verbrennung in einem Akte oder in der Art geschieht, dass sich noch mancherlei Zwischen- produkte (niedere Glieder der Fettsäurenreihe, CO u. s. w.) einschieben, bevor es zu einer vollständigen Ueberführung in CO2 und HO gekom- men ist. Dieser empirisch aufgefundene Satz ist eine nothwendige Fol- gerung aus der mechanischen Wärmetheorie. Denn nach ihr war die messbare Wärme nichts anderes als die lebendige Kraft, welche frei werden konnte durch den Unterschied an Spannkräften im unverbrann- ten und verbrannten Atome. Dieser Unterschied ist aber natürlich nur
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Bestätigung durch den Versuch.
ihm Dulong und Despretz haben die zu ihrer Zeit theoretisch nicht
beweisbare Annahme, dass die thierische Wärme auf der Oxydation der
organischen Thierstoffe beruhe, durch den direkten Versuch erweisen
wollen. Dieses Unternehmen ist jedoch bis zum heutigen Tage noch
nicht mit voller Schärfe zu Ende geführt.
Im Prinzipe muss dasselbe darauf hinauslaufen, die Menge von
Wärme, welche hervorgehen kann aus der Oxydation des Eiweisses, der
Fette, des Zuckers zu CO2, HO, Harnstoff u. s. w. zu vergleichen mit
der Wärmemenge, welche das Thier liefert, während es eine bestimmte
Menge von CO2, HO, Harnstoff bildet.
2. Um die erste dieser Forderungen möglich zu machen, muss man
die latente Wärme der bezeichneten Atome ermitteln; dieses geschieht,
indem man die Wärmequantität misst, welche frei wird, wenn das Eiweiss,
die Fette u. s. w. zu CO2, HO, Harnstoff u. s. w. verbrennen. Die Ein-
heit, in welcher die erhaltene Wärme ausgedrückt wird, ist bekanntlich
das Fassungsvermögen der Gewichtseinheit des Wassers für Wärme, oder
diejenige Menge der letzteren, welche zu 1 Gr. Wasser geführt werden
muss, damit die Temperatur desselben um 1° C. erhöht werde.
Die bei der Verbrennung entwickelte Wärme fängt man dadurch auf, dass man
den zu verbrennenden Körper in einen rings von Wasser oder Quecksilber umgebe-
nen Metallkasten einbringt, und dort die Verbrennung so geschehen lässt, dass alle
freigewordene Wärme auf die Flüssigkeit übertragen wird. Aus dem bekannten Ge-
wichte des verbrannten Körpers und dem des umgebenden Wassers und endlich aus
der Temperaturzunahme dieses letzteren lässt sich ableiten, wie viel Wärmeein-
heiten bei der Verbrennung der Gewichtseinheit eines beliebigen Stoffes frei wer-
den. Ueber die zahlreichen Fehler, die diesem Verfahren anhaften können, und ihre
Vermeidung, siehe die Abhandlungen von Favre und Silbermann.
Aus den Erfahrungen, welche die Versuche über Verbrennungswärme
ergeben haben, hebt sich folgendes für den physiolog. Zweck als wichtig hervor.
a. Die Zahl der Wärmeeinheiten, welche die Gewichtseinheit eines
einzelnen oder einer Gruppe von Atomen beim Uebergange aus einer
niederen in eine höhere Oxydationsstufe entwickelt, ist unabhängig von
der Art und Zahl der Mittelstufen, welche zwischen den beiden End-
gliedern gelegen sind. So giebt z. B. ein Gramm Stearinsäure, wenn
sie mit Hilfe des gasförmigen Sauerstoffs zu CO2 und HO verbrannt wird,
immer dieselbe Warmemenge, gleichgiltig ob die Verbrennung in einem
Akte oder in der Art geschieht, dass sich noch mancherlei Zwischen-
produkte (niedere Glieder der Fettsäurenreihe, CO u. s. w.) einschieben,
bevor es zu einer vollständigen Ueberführung in CO2 und HO gekom-
men ist. Dieser empirisch aufgefundene Satz ist eine nothwendige Fol-
gerung aus der mechanischen Wärmetheorie. Denn nach ihr war die
messbare Wärme nichts anderes als die lebendige Kraft, welche frei
werden konnte durch den Unterschied an Spannkräften im unverbrann-
ten und verbrannten Atome. Dieser Unterschied ist aber natürlich nur
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/485>, abgerufen am 22.11.2024.
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