Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.ben; doch ist hie ein Vnterscheid. Wenn GOtt die Natur schaffet vnd erhält / kan der Mensch durch Krafft der Natur die natürliche Gaben brauchen; aber wann die Seele von den Sünden zu GOtt soll bekehret werden / dazu findet sich gantz keine Krafft oder Vermögen bey den Menschen / sondern alles was hie außgerichtet wird / muß kommen von einer übernatürlichen Krafft deß Heiligen Geistes im Worte. Darumb wie ein Zuhörer von jhm selbst nicht tüchtig ist / wenn er das Wort höret / Christum mit wahrem Glauben zu ergreiffen / vnd sich von der Welt zu GOtt zu kehren / alldieweil er von jhm selbst als von jhm selbst nichts gutes gedencken kan; sondern der Heilige Geist muß jhn durchs Wort tüchtig machen; also muß auch ein Lehrer bekennen / daß er nicht tüchtig ist / Christum den Menschen ins Hertz zu predigen / alldieweil er nicht einmal tüchtig ist / etwas gutes zu gedencken; sondern es muß die Krafft von GOtt kommen. So der natürliche Mensch nichts vernimpt vom Geist Gottes / wie auch1. Cor. 2, 14. Paulus lehret / es ist jhm eine Thorheit / vnd kan es nicht erkennen / denn es muß geistlich gerichtet seyn: so werden natürliche Kräffte hie nichts außrichten. Wann die künstliche Redner Cicero oder Demosthenes von weltlichen Händeln eine wolauß gespickte Rede halten / können sie einen Menschen dadurch bewegen zu einem Ding / dazu er sonst keinen Willen getragen; aber auff solche weise macht man keinem Menschen den Willen / die sündliche Welt zu verlassen / vnd sich GOtt zu ergeben / sondern da muß eine göttliche Krafft seyn / die dem in Sünden todtenEph. 2, 1. Menschen ein newes Leben gebe. Bedencket nur / meine Lieben / was für eine Widerspenstigkeit gegen dem himlischen Gut die Wiedergeborne noch bey jhnen empfinden; wie das Fleisch wider den Geist wütet vnd tobet / da es schon vnters Joch gebracht ist; darauß schliesset / was für eine Krafft dazu gehöre / das wilde Fleisch erstlich vnter das Joch zu bringen / vnd vnter deß Glaubens Gehorsam. Die himlische Geheimnüssen würden nimmer- ben; doch ist hie ein Vnterscheid. Wenn GOtt die Natur schaffet vnd erhält / kan der Mensch durch Krafft der Natur die natürliche Gaben brauchen; aber wann die Seele von den Sünden zu GOtt soll bekehret werden / dazu findet sich gantz keine Krafft oder Vermögen bey den Menschen / sondern alles was hie außgerichtet wird / muß kommen von einer übernatürlichen Krafft deß Heiligen Geistes im Worte. Darumb wie ein Zuhörer von jhm selbst nicht tüchtig ist / wenn er das Wort höret / Christum mit wahrem Glauben zu ergreiffen / vnd sich von der Welt zu GOtt zu kehren / alldieweil er von jhm selbst als von jhm selbst nichts gutes gedencken kan; sondern der Heilige Geist muß jhn durchs Wort tüchtig machen; also muß auch ein Lehrer bekennen / daß er nicht tüchtig ist / Christum den Menschen ins Hertz zu predigen / alldieweil er nicht einmal tüchtig ist / etwas gutes zu gedencken; sondern es muß die Krafft von GOtt kommen. So der natürliche Mensch nichts vernimpt vom Geist Gottes / wie auch1. Cor. 2, 14. Paulus lehret / es ist jhm eine Thorheit / vnd kan es nicht erkennen / denn es muß geistlich gerichtet seyn: so werden natürliche Kräffte hie nichts außrichten. Wann die künstliche Redner Cicero oder Demosthenes von weltlichen Händeln eine wolauß gespickte Rede halten / können sie einen Menschen dadurch bewegen zu einem Ding / dazu er sonst keinen Willen getragen; aber auff solche weise macht man keinem Menschen den Willen / die sündliche Welt zu verlassen / vnd sich GOtt zu ergeben / sondern da muß eine göttliche Krafft seyn / die dem in Sünden todtenEph. 2, 1. Menschen ein newes Leben gebe. Bedencket nur / meine Lieben / was für eine Widerspenstigkeit gegen dem himlischen Gut die Wiedergeborne noch bey jhnen empfinden; wie das Fleisch wider den Geist wütet vnd tobet / da es schon vnters Joch gebracht ist; darauß schliesset / was für eine Krafft dazu gehöre / das wilde Fleisch erstlich vnter das Joch zu bringen / vnd vnter deß Glaubens Gehorsam. Die himlische Geheimnüssen würden nimmer- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0259" n="243"/> ben; doch ist hie ein Vnterscheid. Wenn GOtt die Natur schaffet vnd erhält / kan der Mensch durch Krafft der Natur die natürliche Gaben brauchen; aber wann die Seele von den Sünden zu GOtt soll bekehret werden / dazu findet sich gantz keine Krafft oder Vermögen bey den Menschen / sondern alles was hie außgerichtet wird / muß kommen von einer übernatürlichen Krafft deß Heiligen Geistes im Worte. Darumb wie ein Zuhörer von jhm selbst nicht tüchtig ist / wenn er das Wort höret / Christum mit wahrem Glauben zu ergreiffen / vnd sich von der Welt zu GOtt zu kehren / alldieweil er von jhm selbst als von jhm selbst nichts gutes gedencken kan; sondern der Heilige Geist muß jhn durchs Wort tüchtig machen; also muß auch ein Lehrer bekennen / daß er nicht tüchtig ist / Christum den Menschen ins Hertz zu predigen / alldieweil er nicht einmal tüchtig ist / etwas gutes zu gedencken; sondern es muß die Krafft von GOtt kommen. So der natürliche Mensch nichts vernimpt vom Geist Gottes / wie auch<note place="right">1. Cor. 2, 14.</note> Paulus lehret / es ist jhm eine Thorheit / vnd kan es nicht erkennen / denn es muß geistlich gerichtet seyn: so werden natürliche Kräffte hie nichts außrichten. 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ben; doch ist hie ein Vnterscheid. Wenn GOtt die Natur schaffet vnd erhält / kan der Mensch durch Krafft der Natur die natürliche Gaben brauchen; aber wann die Seele von den Sünden zu GOtt soll bekehret werden / dazu findet sich gantz keine Krafft oder Vermögen bey den Menschen / sondern alles was hie außgerichtet wird / muß kommen von einer übernatürlichen Krafft deß Heiligen Geistes im Worte. Darumb wie ein Zuhörer von jhm selbst nicht tüchtig ist / wenn er das Wort höret / Christum mit wahrem Glauben zu ergreiffen / vnd sich von der Welt zu GOtt zu kehren / alldieweil er von jhm selbst als von jhm selbst nichts gutes gedencken kan; sondern der Heilige Geist muß jhn durchs Wort tüchtig machen; also muß auch ein Lehrer bekennen / daß er nicht tüchtig ist / Christum den Menschen ins Hertz zu predigen / alldieweil er nicht einmal tüchtig ist / etwas gutes zu gedencken; sondern es muß die Krafft von GOtt kommen. So der natürliche Mensch nichts vernimpt vom Geist Gottes / wie auch Paulus lehret / es ist jhm eine Thorheit / vnd kan es nicht erkennen / denn es muß geistlich gerichtet seyn: so werden natürliche Kräffte hie nichts außrichten. Wann die künstliche Redner Cicero oder Demosthenes von weltlichen Händeln eine wolauß gespickte Rede halten / können sie einen Menschen dadurch bewegen zu einem Ding / dazu er sonst keinen Willen getragen; aber auff solche weise macht man keinem Menschen den Willen / die sündliche Welt zu verlassen / vnd sich GOtt zu ergeben / sondern da muß eine göttliche Krafft seyn / die dem in Sünden todten Menschen ein newes Leben gebe. Bedencket nur / meine Lieben / was für eine Widerspenstigkeit gegen dem himlischen Gut die Wiedergeborne noch bey jhnen empfinden; wie das Fleisch wider den Geist wütet vnd tobet / da es schon vnters Joch gebracht ist; darauß schliesset / was für eine Krafft dazu gehöre / das wilde Fleisch erstlich vnter das Joch zu bringen / vnd vnter deß Glaubens Gehorsam. Die himlische Geheimnüssen würden nimmer-
1. Cor. 2, 14.
Eph. 2, 1.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/259>, abgerufen am 16.06.2024. |