Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Menschen / der durch Lüste in Irrthumb sich verderbet. Der alte Mensch ist der Mensch / wie er von Natur nach dem Fleisch von Vatter vnnd Mutter gezeuget wird / oder viel mehr / die angeborne böse Art / welche von Adam herkompt / daß der Mensch ist ohn recht Erkantnuß Gottes / ohn Furcht vnnd Liebe GOttes / vnd nur zum bösen geneiget.

Diesen alten Menschen beschreibet der Apostel / daß er2. ejus proprietas, seductricibus cupiditatibus se corrumpere. durch Lüst in Irrthumb / oder durch die verführische Lüste sich verderbe. Er verderbet sich / in dem er täglich ärger wird. Er verderbet sich / in dem er ein Stanck wird. Wie mehr er sündiget / wie mehr er stincket / vnd ist der alte Mensch für GOttes Augen nichts anders / als ein todter Leib / voller Würm vnd Vnflath. Wie zahrt ist doch mancher Mensch / vnnd mag keinen Gstanck erdulden / vnd ist doch in der Warheit vnd für GOtt der allergrewlichste Stanck. Dann da alle Creaturen in jhrem Wesen seyn wie sie GOtt erschaffen / vnd GOtt dienen nach jhrem Vermögen / ist der Mensch allein verderbet / vnnd durch die Sünd zu einem Grewel geworden. Es verderbet sich der alte Mensch / in dem er auff sich ladet die Tyranney deß Satans / den ewigen todt / vnd das ewige Verderben.

Also verderbet sich der alte Mensch / durch die verführische Lüste / in deme er folget / seinen angebornen Lüsten. Die heissen recht verführische Lüste. Dann in dem der Mensch lebet nach dem Trieb deß Fleisches / vnd wehret nicht dem Zorn / der Vnzucht / der Trügerey / der Wollust / vnd andern vnersättlichen Lüsten; Thut ers doch alles vnter dem Schein deß guten / vnd soll noch gut vnnd ehrbar heissen: Als wann er seinen Zorn vnd Vnmuth außgeust vber seine vntergebene / muß es heissen / daß er strenge disciplin halte. Wann er dem Geitz / dem Liegen / vnnd Triegen nachgehet / muß es ein Fleiß heissen / daß er begehre sich vnd die seinen zu ver-

Menschen / der durch Lüste in Irrthumb sich verderbet. Der alte Mensch ist der Mensch / wie er von Natur nach dem Fleisch von Vatter vnnd Mutter gezeuget wird / oder viel mehr / die angeborne böse Art / welche von Adam herkompt / daß der Mensch ist ohn recht Erkantnuß Gottes / ohn Furcht vnnd Liebe GOttes / vnd nur zum bösen geneiget.

Diesen alten Menschen beschreibet der Apostel / daß er2. ejus proprietas, seductricibus cupiditatibus se corrumpere. durch Lüst in Irrthumb / oder durch die verführische Lüste sich verderbe. Er verderbet sich / in dem er täglich ärger wird. Er verderbet sich / in dem er ein Stanck wird. Wie mehr er sündiget / wie mehr er stincket / vnd ist der alte Mensch für GOttes Augen nichts anders / als ein todter Leib / voller Würm vnd Vnflath. Wie zahrt ist doch mancher Mensch / vnnd mag keinen Gstanck erdulden / vnd ist doch in der Warheit vnd für GOtt der allergrewlichste Stanck. Dañ da alle Creaturen in jhrem Wesen seyn wie sie GOtt erschaffen / vnd GOtt dienen nach jhrem Vermögen / ist der Mensch allein verderbet / vnnd durch die Sünd zu einem Grewel geworden. Es verderbet sich der alte Mensch / in dem er auff sich ladet die Tyranney deß Satans / den ewigen todt / vnd das ewige Verderben.

Also verderbet sich der alte Mensch / durch die verführische Lüste / in deme er folget / seinen angebornen Lüsten. Die heissen recht verführische Lüste. Dañ in dem der Mensch lebet nach dem Trieb deß Fleisches / vnd wehret nicht dem Zorn / der Vnzucht / der Trügerey / der Wollust / vnd andern vnersättlichen Lüsten; Thut ers doch alles vnter dem Schein deß guten / vnd soll noch gut vnnd ehrbar heissen: Als wann er seinen Zorn vnd Vnmuth außgeust vber seine vntergebene / muß es heissen / daß er strenge disciplin halte. Wann er dem Geitz / dem Liegen / vnnd Triegen nachgehet / muß es ein Fleiß heissen / daß er begehre sich vnd die seinen zu ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0409" n="393"/>
Menschen / der durch Lüste in                      Irrthumb sich verderbet. Der alte Mensch ist der Mensch / wie er von Natur nach                      dem Fleisch von Vatter vnnd Mutter gezeuget wird / oder viel mehr / die                      angeborne böse Art / welche von Adam herkompt / daß der Mensch ist ohn recht                      Erkantnuß Gottes / ohn Furcht vnnd Liebe GOttes / vnd nur zum bösen                      geneiget.</p>
        <p>Diesen alten Menschen beschreibet der Apostel / daß er<note place="right">2. ejus proprietas, seductricibus cupiditatibus se corrumpere.</note> durch                      Lüst in Irrthumb / oder durch die verführische Lüste sich verderbe. Er verderbet                      sich / in dem er täglich ärger wird. Er verderbet sich / in dem er ein Stanck                      wird. Wie mehr er sündiget / wie mehr er stincket / vnd ist der alte Mensch für                      GOttes Augen nichts anders / als ein todter Leib / voller Würm vnd Vnflath. Wie                      zahrt ist doch mancher Mensch / vnnd mag keinen Gstanck erdulden / vnd ist doch                      in der Warheit vnd für GOtt der allergrewlichste Stanck. Dan&#x0303; da                      alle Creaturen in jhrem Wesen seyn wie sie GOtt erschaffen / vnd GOtt dienen                      nach jhrem Vermögen / ist der Mensch allein verderbet / vnnd durch die Sünd zu                      einem Grewel geworden. Es verderbet sich der alte Mensch / in dem er auff sich                      ladet die Tyranney deß Satans / den ewigen todt / vnd das ewige Verderben.</p>
        <p>Also verderbet sich der alte Mensch / durch die verführische Lüste / in deme er                      folget / seinen angebornen Lüsten. Die heissen recht verführische Lüste. Dan&#x0303; in dem der Mensch lebet nach dem Trieb deß Fleisches / vnd                      wehret nicht dem Zorn / der Vnzucht / der Trügerey / der Wollust / vnd andern                      vnersättlichen Lüsten; Thut ers doch alles vnter dem Schein deß guten / vnd soll                      noch gut vnnd ehrbar heissen: Als wann er seinen Zorn vnd Vnmuth außgeust vber                      seine vntergebene / muß es heissen / daß er strenge disciplin halte. Wann er dem                      Geitz / dem Liegen / vnnd Triegen nachgehet / muß es ein Fleiß heissen / daß er                      begehre sich vnd die seinen zu ver-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[393/0409] Menschen / der durch Lüste in Irrthumb sich verderbet. Der alte Mensch ist der Mensch / wie er von Natur nach dem Fleisch von Vatter vnnd Mutter gezeuget wird / oder viel mehr / die angeborne böse Art / welche von Adam herkompt / daß der Mensch ist ohn recht Erkantnuß Gottes / ohn Furcht vnnd Liebe GOttes / vnd nur zum bösen geneiget. Diesen alten Menschen beschreibet der Apostel / daß er durch Lüst in Irrthumb / oder durch die verführische Lüste sich verderbe. Er verderbet sich / in dem er täglich ärger wird. Er verderbet sich / in dem er ein Stanck wird. Wie mehr er sündiget / wie mehr er stincket / vnd ist der alte Mensch für GOttes Augen nichts anders / als ein todter Leib / voller Würm vnd Vnflath. Wie zahrt ist doch mancher Mensch / vnnd mag keinen Gstanck erdulden / vnd ist doch in der Warheit vnd für GOtt der allergrewlichste Stanck. Dañ da alle Creaturen in jhrem Wesen seyn wie sie GOtt erschaffen / vnd GOtt dienen nach jhrem Vermögen / ist der Mensch allein verderbet / vnnd durch die Sünd zu einem Grewel geworden. Es verderbet sich der alte Mensch / in dem er auff sich ladet die Tyranney deß Satans / den ewigen todt / vnd das ewige Verderben. 2. ejus proprietas, seductricibus cupiditatibus se corrumpere. Also verderbet sich der alte Mensch / durch die verführische Lüste / in deme er folget / seinen angebornen Lüsten. Die heissen recht verführische Lüste. Dañ in dem der Mensch lebet nach dem Trieb deß Fleisches / vnd wehret nicht dem Zorn / der Vnzucht / der Trügerey / der Wollust / vnd andern vnersättlichen Lüsten; Thut ers doch alles vnter dem Schein deß guten / vnd soll noch gut vnnd ehrbar heissen: Als wann er seinen Zorn vnd Vnmuth außgeust vber seine vntergebene / muß es heissen / daß er strenge disciplin halte. Wann er dem Geitz / dem Liegen / vnnd Triegen nachgehet / muß es ein Fleiß heissen / daß er begehre sich vnd die seinen zu ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/409
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/409>, abgerufen am 16.06.2024.