Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Gewiß ists wahr / wann ich durch den Glauben zu Christo kommen bin / so bin ich in der Freyheit für dem Fluch der Sünden / durch das Verdienst meines Heylandes / daran ich mich halte. Bin ich aber in Christo / vnd ist Christus in mir / so hat er mir auch seinen Geist gegeben / der nimmermehr zuläßt / daß ich Lust hab in Sünden zu dienen / davon mich Christus erfreyen will. Fürs ander / erwege den vnterschiedlichen Zustand deß alten2. a diversa conditione & veteris & novi hominis. vnd newen Menschen. Der newe Mensch ist auß GOtt vnnd nach GOTT geschaffen / so muß ja der alte Mensch nach dem bösen Geist gebildet seyn. Ists aber kein schändlich Ding den innersten Grund der Seelen / dem Teuffel vnnd seinem Bilde vberlassen / welcher wol könte durch den allerheyligsten Geist GOttes gezieret werden. Was hat doch ein Mensch bey der alten Natur? Da ist weder Heyligkeit noch Gerechtigkeit / da ist keine Gnade GOttes / keine selige Hoffnung / dann er hat nichts zuerwarten / dann ein Zeter Gericht / wer hiezu Lust hat / der bedarff der Ernewerung nicht. Das will ich dir wol sagen / du hast Macht hie zu vollbringen die Lust deines Fleisches / vnd wozu dich deine Natur treibet / aber was hastu für Gewinn? Du steckest in dem Schlam der Sünden / vnd verderbest dich je mehr vnd mehr / vnd wirst dem bösen Geist gleich / da du wol Göttlicher Natur köntest gleich werden. Welcher an diesem Stande ein Mißfallen traget / der ernewere sich. Darumb alles was jhr wisset / daß dem alten Menschen angehöret1. Modus. Omne quod contra Deum, est fugiendun, & Contra. / nemlich alles was Göttlicher Natur vnd Willen zuwieder ist / dem wiederstrebet. Hastu anders gethan / so vnterwirff dich dem H. Geist Gottes / vnd sprich: Ich wills nicht mehr thun. Hingegen weistu etwas / daß zum newen Menschen gehöre / nemblich daß mit GOttes Willen vnnd Natur vberein kompt / dem lauffe nach / hastu es nicht gethan / so wilfertige dem H. Geist GOttes / vnd sprich / ich will mit GOttes Hülff ein ander Mensch werden / der Anfang muß einmal gemacht seyn. Ich rede nicht von eusserli- Gewiß ists wahr / wann ich durch den Glauben zu Christo kommen bin / so bin ich in der Freyheit für dem Fluch der Sünden / durch das Verdienst meines Heylandes / daran ich mich halte. Bin ich aber in Christo / vnd ist Christus in mir / so hat er mir auch seinen Geist gegeben / der nimmermehr zuläßt / daß ich Lust hab in Sünden zu dienen / davon mich Christus erfreyen will. Fürs ander / erwege den vnterschiedlichen Zustand deß alten2. à diversa conditione & veteris & novi hominis. vnd newen Menschen. Der newe Mensch ist auß GOtt vnnd nach GOTT geschaffen / so muß ja der alte Mensch nach dem bösen Geist gebildet seyn. Ists aber kein schändlich Ding den innersten Grund der Seelen / dem Teuffel vnnd seinem Bilde vberlassen / welcher wol könte durch den allerheyligsten Geist GOttes gezieret werden. Was hat doch ein Mensch bey der alten Natur? Da ist weder Heyligkeit noch Gerechtigkeit / da ist keine Gnade GOttes / keine selige Hoffnung / dann er hat nichts zuerwarten / dañ ein Zeter Gericht / wer hiezu Lust hat / der bedarff der Ernewerung nicht. Das will ich dir wol sagen / du hast Macht hie zu vollbringen die Lust deines Fleisches / vnd wozu dich deine Natur treibet / aber was hastu für Gewiñ? Du steckest in dem Schlam der Sünden / vnd verderbest dich je mehr vnd mehr / vnd wirst dem bösen Geist gleich / da du wol Göttlicher Natur köntest gleich werden. Welcher an diesem Stande ein Mißfallen traget / der ernewere sich. Darumb alles was jhr wisset / daß dem alten Menschen angehöret1. Modus. Omne quod cõtra Deum, est fugiendũ, & Contrà. / nemlich alles was Göttlicher Natur vnd Willen zuwieder ist / dem wiederstrebet. Hastu anders gethan / so vnterwirff dich dem H. Geist Gottes / vnd sprich: Ich wills nicht mehr thun. Hingegen weistu etwas / daß zum newen Menschen gehöre / nemblich daß mit GOttes Willen vnnd Natur vberein kompt / dem lauffe nach / hastu es nicht gethan / so wilfertige dem H. Geist GOttes / vnd sprich / ich will mit GOttes Hülff ein ander Mensch werden / der Anfang muß einmal gemacht seyn. Ich rede nicht von eusserli- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0419" n="403"/> Gewiß ists wahr / wann ich durch den Glauben zu Christo kommen bin / so bin ich in der Freyheit für dem Fluch der Sünden / durch das Verdienst meines Heylandes / daran ich mich halte. Bin ich aber in Christo / vnd ist Christus in mir / so hat er mir auch seinen Geist gegeben / der nimmermehr zuläßt / daß ich Lust hab in Sünden zu dienen / davon mich Christus erfreyen will.</p> <p>Fürs ander / erwege den vnterschiedlichen Zustand deß alten<note place="right">2. à diversa conditione & veteris & novi hominis.</note> vnd newen Menschen. Der newe Mensch ist auß GOtt vnnd nach GOTT geschaffen / so muß ja der alte Mensch nach dem bösen Geist gebildet seyn. Ists aber kein schändlich Ding den innersten Grund der Seelen / dem Teuffel vnnd seinem Bilde vberlassen / welcher wol könte durch den allerheyligsten Geist GOttes gezieret werden. Was hat doch ein Mensch bey der alten Natur? Da ist weder Heyligkeit noch Gerechtigkeit / da ist keine Gnade GOttes / keine selige Hoffnung / dann er hat nichts zuerwarten / dañ ein Zeter Gericht / wer hiezu Lust hat / der bedarff der Ernewerung nicht. Das will ich dir wol sagen / du hast Macht hie zu vollbringen die Lust deines Fleisches / vnd wozu dich deine Natur treibet / aber was hastu für Gewiñ? Du steckest in dem Schlam der Sünden / vnd verderbest dich je mehr vnd mehr / vnd wirst dem bösen Geist gleich / da du wol Göttlicher Natur köntest gleich werden. Welcher an diesem Stande ein Mißfallen traget / der ernewere sich.</p> <p>Darumb alles was jhr wisset / daß dem alten Menschen angehöret<note place="right">1. Modus. Omne quod cõtra Deum, est fugiendũ, & Contrà.</note> / nemlich alles was Göttlicher Natur vnd Willen zuwieder ist / dem wiederstrebet. Hastu anders gethan / so vnterwirff dich dem H. Geist Gottes / vnd sprich: Ich wills nicht mehr thun. Hingegen weistu etwas / daß zum newen Menschen gehöre / nemblich daß mit GOttes Willen vnnd Natur vberein kompt / dem lauffe nach / hastu es nicht gethan / so wilfertige dem H. Geist GOttes / vnd sprich / ich will mit GOttes Hülff ein ander Mensch werden / der Anfang muß einmal gemacht seyn. Ich rede nicht von eusserli- </p> </div> </body> </text> </TEI> [403/0419]
Gewiß ists wahr / wann ich durch den Glauben zu Christo kommen bin / so bin ich in der Freyheit für dem Fluch der Sünden / durch das Verdienst meines Heylandes / daran ich mich halte. Bin ich aber in Christo / vnd ist Christus in mir / so hat er mir auch seinen Geist gegeben / der nimmermehr zuläßt / daß ich Lust hab in Sünden zu dienen / davon mich Christus erfreyen will.
Fürs ander / erwege den vnterschiedlichen Zustand deß alten vnd newen Menschen. Der newe Mensch ist auß GOtt vnnd nach GOTT geschaffen / so muß ja der alte Mensch nach dem bösen Geist gebildet seyn. Ists aber kein schändlich Ding den innersten Grund der Seelen / dem Teuffel vnnd seinem Bilde vberlassen / welcher wol könte durch den allerheyligsten Geist GOttes gezieret werden. Was hat doch ein Mensch bey der alten Natur? Da ist weder Heyligkeit noch Gerechtigkeit / da ist keine Gnade GOttes / keine selige Hoffnung / dann er hat nichts zuerwarten / dañ ein Zeter Gericht / wer hiezu Lust hat / der bedarff der Ernewerung nicht. Das will ich dir wol sagen / du hast Macht hie zu vollbringen die Lust deines Fleisches / vnd wozu dich deine Natur treibet / aber was hastu für Gewiñ? Du steckest in dem Schlam der Sünden / vnd verderbest dich je mehr vnd mehr / vnd wirst dem bösen Geist gleich / da du wol Göttlicher Natur köntest gleich werden. Welcher an diesem Stande ein Mißfallen traget / der ernewere sich.
2. à diversa conditione & veteris & novi hominis. Darumb alles was jhr wisset / daß dem alten Menschen angehöret / nemlich alles was Göttlicher Natur vnd Willen zuwieder ist / dem wiederstrebet. Hastu anders gethan / so vnterwirff dich dem H. Geist Gottes / vnd sprich: Ich wills nicht mehr thun. Hingegen weistu etwas / daß zum newen Menschen gehöre / nemblich daß mit GOttes Willen vnnd Natur vberein kompt / dem lauffe nach / hastu es nicht gethan / so wilfertige dem H. Geist GOttes / vnd sprich / ich will mit GOttes Hülff ein ander Mensch werden / der Anfang muß einmal gemacht seyn. Ich rede nicht von eusserli-
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/419>, abgerufen am 15.06.2024. |