Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

in GOtt wandeln. Eben wie es vnmüglich ist / daß die Seele in einem vnbeweglichen Leibe sey / vnd demselben das Leben gebe. Denn / spüret man schon nicht außwendig eine Bewegung / so muß doch zum wenigsten inwendig noch das Hertz sich bewegen. Also ist vnmüglich / daß einer auß GOTT wiedergeboren sey / vnd in GOTT lebe / da gantz keine geistliche Bewegung ist / wirds schon nicht außwendig gespüret / muß es doch inwendig im Hertzen gefühlet werden. Vnd wie ein Mensch / der sich nicht mehr beweget / auch daran man keinen Odem mehr spüret / entweder gar todt / oder in tödtlicher Ohnmacht liget; also wann keine Liebesübungen bey einem Christen gesehen werden / so hat er kein geistlich Leben / oder er ist zum wenigsten in dem geistlichen Leben tödtlich schwach vnd ohnmächtig.

Also ist nicht gnug / sich deß Glaubens vnd deß Liebens rühmen; der Glaube muß sich in der Liebe beweisen. Wann vnser Hertz mit himlischem Trost durchgossen / vnd durch göttliche Liebe beweget wird / daß der Mensch auch gegen seinem Nechsten wird gütig / freundlich / diensthafftig / mitleidig / sanfftmütig / gedultig / das seynd rechte Liebesbewegungen / auß welchen die newe Geburt zum geistlichen Leben gespüret wird. Wo der Mensch wiedergeboren ist / so lässet sich seine Wiedergeburt sehen / in der Liebesübung gegen dem Nechsten; vnd wo die Liebe ist / da ist auch gewiß eine geistliche wiedergeborne Seele. Denn die Liebe gegen dem Nechsten / kompt auß der Liebe / die die Seele gegen Gott hat; die Liebe gegen GOtt kompt auß dem Glauben / dadurch wir die Liebe Gottes erkennen / die er zu vns / als seine Kinder / träget / in Christo Jesu. Wo dieser Glaube ist / da ist Leben vnd Seligkeit / vnd ist der Mensch vom Todt zum Leben hindurch gedrungen. 1. Joh. 4, 10. C. 3, 1.Darauß fliesset dieser Apostolischer Schluß: Wer den Bruder liebet / der liebet GOtt; der GOtt liebet / der ist vorhin von GOtt geliebet. Denn darinnen stehet die Liebe / nicht daß wir GOtt geliebet haben / sondern / daß Er vns geliebet hat /

in GOtt wandeln. Eben wie es vnmüglich ist / daß die Seele in einem vnbeweglichen Leibe sey / vnd demselben das Leben gebe. Denn / spüret man schon nicht außwendig eine Bewegung / so muß doch zum wenigsten inwendig noch das Hertz sich bewegen. Also ist vnmüglich / daß einer auß GOTT wiedergeboren sey / vnd in GOTT lebe / da gantz keine geistliche Bewegung ist / wirds schon nicht außwendig gespüret / muß es doch inwendig im Hertzen gefühlet werden. Vnd wie ein Mensch / der sich nicht mehr beweget / auch daran man keinen Odem mehr spüret / entweder gar todt / oder in tödtlicher Ohnmacht liget; also wann keine Liebesübungen bey einem Christen gesehen werden / so hat er kein geistlich Leben / oder er ist zum wenigsten in dem geistlichen Leben tödtlich schwach vnd ohnmächtig.

Also ist nicht gnug / sich deß Glaubens vnd deß Liebens rühmen; der Glaube muß sich in der Liebe beweisen. Wann vnser Hertz mit himlischem Trost durchgossen / vnd durch göttliche Liebe beweget wird / daß der Mensch auch gegen seinem Nechsten wird gütig / freundlich / diensthafftig / mitleidig / sanfftmütig / gedultig / das seynd rechte Liebesbewegungen / auß welchen die newe Geburt zum geistlichen Leben gespüret wird. Wo der Mensch wiedergeboren ist / so lässet sich seine Wiedergeburt sehen / in der Liebesübung gegen dem Nechsten; vnd wo die Liebe ist / da ist auch gewiß eine geistliche wiedergeborne Seele. Denn die Liebe gegen dem Nechsten / kompt auß der Liebe / die die Seele gegen Gott hat; die Liebe gegen GOtt kompt auß dem Glauben / dadurch wir die Liebe Gottes erkennen / die er zu vns / als seine Kinder / träget / in Christo Jesu. Wo dieser Glaube ist / da ist Leben vnd Seligkeit / vnd ist der Mensch vom Todt zum Leben hindurch gedrungen. 1. Joh. 4, 10. C. 3, 1.Darauß fliesset dieser Apostolischer Schluß: Wer den Bruder liebet / der liebet GOtt; der GOtt liebet / der ist vorhin von GOtt geliebet. Denn darinnen stehet die Liebe / nicht daß wir GOtt geliebet haben / sondern / daß Er vns geliebet hat /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0064" n="48"/>
in GOtt wandeln. Eben wie es                      vnmüglich ist / daß die Seele in einem vnbeweglichen Leibe sey / vnd demselben                      das Leben gebe. Denn / spüret man schon nicht außwendig eine Bewegung / so muß                      doch zum wenigsten inwendig noch das Hertz sich bewegen. Also ist vnmüglich /                      daß einer auß GOTT wiedergeboren sey / vnd in GOTT lebe / da gantz keine                      geistliche Bewegung ist / wirds schon nicht außwendig gespüret / muß es doch                      inwendig im Hertzen gefühlet werden. Vnd wie ein Mensch / der sich nicht mehr                      beweget / auch daran man keinen Odem mehr spüret / entweder gar todt / oder in                      tödtlicher Ohnmacht liget; also wann keine Liebesübungen bey einem Christen                      gesehen werden / so hat er kein geistlich Leben / oder er ist zum wenigsten in                      dem geistlichen Leben tödtlich schwach vnd ohnmächtig.</p>
        <p>Also ist nicht gnug / sich deß Glaubens vnd deß Liebens rühmen; der Glaube muß                      sich in der Liebe beweisen. Wann vnser Hertz mit himlischem Trost durchgossen /                      vnd durch göttliche Liebe beweget wird / daß der Mensch auch gegen seinem                      Nechsten wird gütig / freundlich / diensthafftig / mitleidig / sanfftmütig /                      gedultig / das seynd rechte Liebesbewegungen / auß welchen die newe Geburt zum                      geistlichen Leben gespüret wird. Wo der Mensch wiedergeboren ist / so lässet                      sich seine Wiedergeburt sehen / in der Liebesübung gegen dem Nechsten; vnd wo                      die Liebe ist / da ist auch gewiß eine geistliche wiedergeborne Seele. Denn die                      Liebe gegen dem Nechsten / kompt auß der Liebe / die die Seele gegen Gott hat;                      die Liebe gegen GOtt kompt auß dem Glauben / dadurch wir die Liebe Gottes                      erkennen / die er zu vns / als seine Kinder / träget / in Christo Jesu. Wo                      dieser Glaube ist / da ist Leben vnd Seligkeit / vnd ist der Mensch vom Todt zum                      Leben hindurch gedrungen. <note place="left">1. Joh. 4, 10. C. 3,                          1.</note>Darauß fliesset dieser Apostolischer Schluß: Wer den Bruder liebet                      / der liebet GOtt; der GOtt liebet / der ist vorhin von GOtt geliebet. Denn                      darinnen stehet die Liebe / nicht daß wir GOtt geliebet haben / sondern / daß Er                      vns geliebet hat /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0064] in GOtt wandeln. Eben wie es vnmüglich ist / daß die Seele in einem vnbeweglichen Leibe sey / vnd demselben das Leben gebe. Denn / spüret man schon nicht außwendig eine Bewegung / so muß doch zum wenigsten inwendig noch das Hertz sich bewegen. Also ist vnmüglich / daß einer auß GOTT wiedergeboren sey / vnd in GOTT lebe / da gantz keine geistliche Bewegung ist / wirds schon nicht außwendig gespüret / muß es doch inwendig im Hertzen gefühlet werden. Vnd wie ein Mensch / der sich nicht mehr beweget / auch daran man keinen Odem mehr spüret / entweder gar todt / oder in tödtlicher Ohnmacht liget; also wann keine Liebesübungen bey einem Christen gesehen werden / so hat er kein geistlich Leben / oder er ist zum wenigsten in dem geistlichen Leben tödtlich schwach vnd ohnmächtig. Also ist nicht gnug / sich deß Glaubens vnd deß Liebens rühmen; der Glaube muß sich in der Liebe beweisen. Wann vnser Hertz mit himlischem Trost durchgossen / vnd durch göttliche Liebe beweget wird / daß der Mensch auch gegen seinem Nechsten wird gütig / freundlich / diensthafftig / mitleidig / sanfftmütig / gedultig / das seynd rechte Liebesbewegungen / auß welchen die newe Geburt zum geistlichen Leben gespüret wird. Wo der Mensch wiedergeboren ist / so lässet sich seine Wiedergeburt sehen / in der Liebesübung gegen dem Nechsten; vnd wo die Liebe ist / da ist auch gewiß eine geistliche wiedergeborne Seele. Denn die Liebe gegen dem Nechsten / kompt auß der Liebe / die die Seele gegen Gott hat; die Liebe gegen GOtt kompt auß dem Glauben / dadurch wir die Liebe Gottes erkennen / die er zu vns / als seine Kinder / träget / in Christo Jesu. Wo dieser Glaube ist / da ist Leben vnd Seligkeit / vnd ist der Mensch vom Todt zum Leben hindurch gedrungen. Darauß fliesset dieser Apostolischer Schluß: Wer den Bruder liebet / der liebet GOtt; der GOtt liebet / der ist vorhin von GOtt geliebet. Denn darinnen stehet die Liebe / nicht daß wir GOtt geliebet haben / sondern / daß Er vns geliebet hat / 1. Joh. 4, 10. C. 3, 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/64
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/64>, abgerufen am 21.11.2024.