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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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Maria war die gebenedeyte vnnd selige Mutter deß gebenedeyten Samen / dadurch solten gesegnet werden alle Geschlechte der Erden. Eva hat den Todt vber die Menschen gebracht; Maria trägt vnd gebiret das Leben vnd den Segen. Das war ein Glück / nicht allein für Maria / sondern für der gantzen Welt.

Darumb betrachtet sie solch Werck / zu erst als eine grosseQuae consideratur 1. ut magna felicitas. Glückseligkeit: Er hat seine elende Magd angesehen / sihe von nun an werden mich seelig preisen alle Kindes Kind.V. 48.

Maria nennet sich deß HERRN Magd. Es ist sonst eine Ehre / wann einer sich rühmen kan / er sey GOttes Knecht oder Magd. Hie aber ists ein Zeichen der Demuth. Da sie GOtt gemacht hatte zur Mutter seines ewigen eingebornen Sohns / will sie sagen; HERR wer bin ich? Ich bin nicht werth daß ich soll deine Magd heissen / vnnd du hast mich erkoren / daß ich soll seyn die Mutter deines Sohns.

Diese Magd deß HERREN betrachtet sich in zweyerley Standt; im Stande der Niedrigkeit / vnnd im Stande der Erhöhung / in dem sie sagt: GOTT hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Die Niedrigkeit ist zweyerley / die eine im im Glück / die andere im Gemüthe. Dann mancher ist niedrig im Glück / vnnd mag bey seiner Betteley noch einen stoltzen Muth führen: Hingegen ist mancher an Glück reich vnd hoch / vnd darff doch wol recht niedrig vnnd demüthig im Hertzen seyn. Bey Maria hat sich gefunden Niedrigkeit beydes am Glück vnnd im Hertzen. Wann sie heute solte in der Welt leben / müste sie bey anderen prächtigen Damen vnd Courtisannen wenig gelten; eben wie Christus / wann er leiblich vnter vns wohnen solte / bey den Herren Chevaliers in der Welt wenig würde geachtet werden. Doch ist Maria glückselig / dann GOtt hat jhre Niedrigkeit angesehen. So lang wir in Noth vnnd Elend stecken / scheints als wann Gott

Maria war die gebenedeyte vnnd selige Mutter deß gebenedeyten Samen / dadurch solten gesegnet werden alle Geschlechte der Erden. Eva hat den Todt vber die Menschen gebracht; Maria trägt vnd gebiret das Leben vnd den Segen. Das war ein Glück / nicht allein für Maria / sondern für der gantzen Welt.

Darumb betrachtet sie solch Werck / zu erst als eine grosseQuae consideratur 1. ut magna felicitas. Glückseligkeit: Er hat seine elende Magd angesehen / sihe von nun an werden mich seelig preisen alle Kindes Kind.V. 48.

Maria nennet sich deß HERRN Magd. Es ist sonst eine Ehre / wann einer sich rühmen kan / er sey GOttes Knecht oder Magd. Hie aber ists ein Zeichen der Demuth. Da sie GOtt gemacht hatte zur Mutter seines ewigen eingebornen Sohns / will sie sagen; HERR wer bin ich? Ich bin nicht werth daß ich soll deine Magd heissen / vnnd du hast mich erkoren / daß ich soll seyn die Mutter deines Sohns.

Diese Magd deß HERREN betrachtet sich in zweyerley Standt; im Stande der Niedrigkeit / vnnd im Stande der Erhöhung / in dem sie sagt: GOTT hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Die Niedrigkeit ist zweyerley / die eine im im Glück / die andere im Gemüthe. Dann mancher ist niedrig im Glück / vnnd mag bey seiner Betteley noch einen stoltzen Muth führen: Hingegen ist mancher an Glück reich vnd hoch / vnd darff doch wol recht niedrig vnnd demüthig im Hertzen seyn. Bey Maria hat sich gefunden Niedrigkeit beydes am Glück vnnd im Hertzen. Wann sie heute solte in der Welt leben / müste sie bey anderen prächtigen Damen vnd Courtisannen wenig gelten; eben wie Christus / wann er leiblich vnter vns wohnen solte / bey den Herren Chevaliers in der Welt wenig würde geachtet werden. Doch ist Maria glückselig / dann GOtt hat jhre Niedrigkeit angesehen. So lang wir in Noth vnnd Elend stecken / scheints als wann Gott

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[645/0661] Maria war die gebenedeyte vnnd selige Mutter deß gebenedeyten Samen / dadurch solten gesegnet werden alle Geschlechte der Erden. Eva hat den Todt vber die Menschen gebracht; Maria trägt vnd gebiret das Leben vnd den Segen. Das war ein Glück / nicht allein für Maria / sondern für der gantzen Welt. Darumb betrachtet sie solch Werck / zu erst als eine grosse Glückseligkeit: Er hat seine elende Magd angesehen / sihe von nun an werden mich seelig preisen alle Kindes Kind. Quae consideratur 1. ut magna felicitas. V. 48. Maria nennet sich deß HERRN Magd. Es ist sonst eine Ehre / wann einer sich rühmen kan / er sey GOttes Knecht oder Magd. Hie aber ists ein Zeichen der Demuth. Da sie GOtt gemacht hatte zur Mutter seines ewigen eingebornen Sohns / will sie sagen; HERR wer bin ich? Ich bin nicht werth daß ich soll deine Magd heissen / vnnd du hast mich erkoren / daß ich soll seyn die Mutter deines Sohns. Diese Magd deß HERREN betrachtet sich in zweyerley Standt; im Stande der Niedrigkeit / vnnd im Stande der Erhöhung / in dem sie sagt: GOTT hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Die Niedrigkeit ist zweyerley / die eine im im Glück / die andere im Gemüthe. Dann mancher ist niedrig im Glück / vnnd mag bey seiner Betteley noch einen stoltzen Muth führen: Hingegen ist mancher an Glück reich vnd hoch / vnd darff doch wol recht niedrig vnnd demüthig im Hertzen seyn. Bey Maria hat sich gefunden Niedrigkeit beydes am Glück vnnd im Hertzen. Wann sie heute solte in der Welt leben / müste sie bey anderen prächtigen Damen vnd Courtisannen wenig gelten; eben wie Christus / wann er leiblich vnter vns wohnen solte / bey den Herren Chevaliers in der Welt wenig würde geachtet werden. Doch ist Maria glückselig / dann GOtt hat jhre Niedrigkeit angesehen. So lang wir in Noth vnnd Elend stecken / scheints als wann Gott

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/661>, abgerufen am 25.11.2024.