Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.derlich mit mehrerm betrachtet werden / daß wir in dreyen Regeln erkennen / die Art vnd Weise einer Christlichen Wanderschafft in dieser Welt. Die erste Regel: Ein Christ soll verläugnen das vngöttlicheIn specie. Regula 1. Wesen / vnd die weltlichen Lüsten. Durch das vngöttliche Wesen werden verstanden alle Wercke / Wort vnd Gedancken / die mit GOtt nicht überein kommen; weltliche Lüste begreiffen die vnordentliche Begierde aller Güter der Welt / daran sich ein Mensch versündigen kan / als da ist Geld vnd Gut / Ehr vnd Gunst / Frewd vnd Wollust. Da müssen wir einen Vnterscheid machen zwischen den Gütern vnd derselben Mißbrauch. Die Güter seyn gut / vnd wir können derselben Dienst nicht entbehren / so man aber mit dem Hertzen daran klebet / vnd seine Lust darin suchet / so wirds die verbottene weltliche Lüste. Das magstu dabey prüfen / so du in deinem Hertzen willig bist / die Güter der Welt wol zu entbehren / vnd wieder fahren zu lassen / daß du kanst reich vnd arm seyn / vnd dich befriedigen lassen mit deines Gottes Gunst vnd Gnad / so ist das Hertze frey. Wenn du es aber nicht entbehren kanst / sondern trachtest nur jhm mehr vnd mehr nach / mit allem vermögen / vnd suchest deine Lust / Ergetzligkeit vnd Ansehen darin / so ist dein Hertz damit eingenommen. Nun will der Geist Gottes / daß wir sollen die weltliche Lüste vnd das vngöttliche Wesen also gar meiden / daß wirs auch verläugnen / jhnen absagen / vnd sie verschweren / daß wir vnser Lebenlang mit jhnen nicht wollen zu schaffen haben / vnd jhnen hold seyn. Wann dein Gemüth / durch die Liebe der Welt / zu etwas gereitzet wird / das wider GOtt ist / da sollstu nicht folgen / sondern sagen: Ich habe abgesaget den weltlichen Lüsten / ich kenne dich nicht / weiche von mir Satan. Die ander Regel: Ein Christ soll züchtig / gerecht vndRegula 2. gottselig leben in dieser Welt. Wie die vorige vns gezeiget / was wir in der Welt sollen fliehen vnd meiden / so hält vns diese für derlich mit mehrerm betrachtet werden / daß wir in dreyen Regeln erkennen / die Art vnd Weise einer Christlichen Wanderschafft in dieser Welt. Die erste Regel: Ein Christ soll verläugnen das vngöttlicheIn specie. Regula 1. Wesen / vnd die weltlichen Lüsten. Durch das vngöttliche Wesen werden verstanden alle Wercke / Wort vnd Gedancken / die mit GOtt nicht überein kommen; weltliche Lüste begreiffen die vnordentliche Begierde aller Güter der Welt / daran sich ein Mensch versündigen kan / als da ist Geld vnd Gut / Ehr vnd Gunst / Frewd vnd Wollust. Da müssen wir einen Vnterscheid machen zwischen den Gütern vnd derselben Mißbrauch. Die Güter seyn gut / vnd wir können derselben Dienst nicht entbehren / so man aber mit dem Hertzen daran klebet / vnd seine Lust darin suchet / so wirds die verbottene weltliche Lüste. Das magstu dabey prüfen / so du in deinem Hertzen willig bist / die Güter der Welt wol zu entbehren / vnd wieder fahren zu lassen / daß du kanst reich vnd arm seyn / vnd dich befriedigen lassen mit deines Gottes Gunst vnd Gnad / so ist das Hertze frey. Wenn du es aber nicht entbehren kanst / sondern trachtest nur jhm mehr vnd mehr nach / mit allem vermögen / vnd suchest deine Lust / Ergetzligkeit vnd Ansehen darin / so ist dein Hertz damit eingenommen. Nun will der Geist Gottes / daß wir sollen die weltliche Lüste vnd das vngöttliche Wesen also gar meiden / daß wirs auch verläugnen / jhnen absagen / vnd sie verschweren / daß wir vnser Lebenlang mit jhnen nicht wollen zu schaffen haben / vnd jhnen hold seyn. Wann dein Gemüth / durch die Liebe der Welt / zu etwas gereitzet wird / das wider GOtt ist / da sollstu nicht folgen / sondern sagen: Ich habe abgesaget den weltlichen Lüsten / ich kenne dich nicht / weiche von mir Satan. Die ander Regel: Ein Christ soll züchtig / gerecht vndRegula 2. gottselig leben in dieser Welt. Wie die vorige vns gezeiget / was wir in der Welt sollen fliehen vnd meiden / so hält vns diese für <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0143" n="123"/> derlich mit mehrerm betrachtet werden / daß wir in dreyen Regeln erkennen / die Art vnd Weise einer Christlichen Wanderschafft in dieser Welt.</p> <p>Die erste Regel: Ein Christ soll verläugnen das vngöttliche<note place="right">In specie. Regula 1.</note> Wesen / vnd die weltlichen Lüsten. Durch das vngöttliche Wesen werden verstanden alle Wercke / Wort vnd Gedancken / die mit GOtt nicht überein kommen; weltliche Lüste begreiffen die vnordentliche Begierde aller Güter der Welt / daran sich ein Mensch versündigen kan / als da ist Geld vnd Gut / Ehr vnd Gunst / Frewd vnd Wollust. Da müssen wir einen Vnterscheid machen zwischen den Gütern vnd derselben Mißbrauch. Die Güter seyn gut / vnd wir können derselben Dienst nicht entbehren / so man aber mit dem Hertzen daran klebet / vnd seine Lust darin suchet / so wirds die verbottene weltliche Lüste. Das magstu dabey prüfen / so du in deinem Hertzen willig bist / die Güter der Welt wol zu entbehren / vnd wieder fahren zu lassen / daß du kanst reich vnd arm seyn / vnd dich befriedigen lassen mit deines Gottes Gunst vnd Gnad / so ist das Hertze frey. Wenn du es aber nicht entbehren kanst / sondern trachtest nur jhm mehr vnd mehr nach / mit allem vermögen / vnd suchest deine Lust / Ergetzligkeit vnd Ansehen darin / so ist dein Hertz damit eingenommen.</p> <p>Nun will der Geist Gottes / daß wir sollen die weltliche Lüste vnd das vngöttliche Wesen also gar meiden / daß wirs auch verläugnen / jhnen absagen / vnd sie verschweren / daß wir vnser Lebenlang mit jhnen nicht wollen zu schaffen haben / vnd jhnen hold seyn. Wann dein Gemüth / durch die Liebe der Welt / zu etwas gereitzet wird / das wider GOtt ist / da sollstu nicht folgen / sondern sagen: Ich habe abgesaget den weltlichen Lüsten / ich kenne dich nicht / weiche von mir Satan.</p> <p>Die ander Regel: Ein Christ soll züchtig / gerecht vnd<note place="right">Regula 2.</note> gottselig leben in dieser Welt. Wie die vorige vns gezeiget / was wir in der Welt sollen fliehen vnd meiden / so hält vns diese für </p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0143]
derlich mit mehrerm betrachtet werden / daß wir in dreyen Regeln erkennen / die Art vnd Weise einer Christlichen Wanderschafft in dieser Welt.
Die erste Regel: Ein Christ soll verläugnen das vngöttliche Wesen / vnd die weltlichen Lüsten. Durch das vngöttliche Wesen werden verstanden alle Wercke / Wort vnd Gedancken / die mit GOtt nicht überein kommen; weltliche Lüste begreiffen die vnordentliche Begierde aller Güter der Welt / daran sich ein Mensch versündigen kan / als da ist Geld vnd Gut / Ehr vnd Gunst / Frewd vnd Wollust. Da müssen wir einen Vnterscheid machen zwischen den Gütern vnd derselben Mißbrauch. Die Güter seyn gut / vnd wir können derselben Dienst nicht entbehren / so man aber mit dem Hertzen daran klebet / vnd seine Lust darin suchet / so wirds die verbottene weltliche Lüste. Das magstu dabey prüfen / so du in deinem Hertzen willig bist / die Güter der Welt wol zu entbehren / vnd wieder fahren zu lassen / daß du kanst reich vnd arm seyn / vnd dich befriedigen lassen mit deines Gottes Gunst vnd Gnad / so ist das Hertze frey. Wenn du es aber nicht entbehren kanst / sondern trachtest nur jhm mehr vnd mehr nach / mit allem vermögen / vnd suchest deine Lust / Ergetzligkeit vnd Ansehen darin / so ist dein Hertz damit eingenommen.
In specie. Regula 1. Nun will der Geist Gottes / daß wir sollen die weltliche Lüste vnd das vngöttliche Wesen also gar meiden / daß wirs auch verläugnen / jhnen absagen / vnd sie verschweren / daß wir vnser Lebenlang mit jhnen nicht wollen zu schaffen haben / vnd jhnen hold seyn. Wann dein Gemüth / durch die Liebe der Welt / zu etwas gereitzet wird / das wider GOtt ist / da sollstu nicht folgen / sondern sagen: Ich habe abgesaget den weltlichen Lüsten / ich kenne dich nicht / weiche von mir Satan.
Die ander Regel: Ein Christ soll züchtig / gerecht vnd gottselig leben in dieser Welt. Wie die vorige vns gezeiget / was wir in der Welt sollen fliehen vnd meiden / so hält vns diese für
Regula 2.
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