Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Im Gebet haltet an. Das ist denn die dritte Tugend / die in Trübsal hochnötig ist. Das heisst aber nicht beten / wenn man auß den Betbüchern viel plappert. Betbücher haben jhren Nutz / die Andacht zu erwecken. Aber das rechte Gebet muß nicht auß äusserlichen Büchern / sondern auß dem jnnerlichen Hertzen gelesen werden. So heisst auch nicht beten / viel Wort machen / sondern mit seufftzen vnd winseln im Glauben GOtt die Noth fürtragen / die wir im Hertzenfühlen. In solchem Gebet muß man nicht ablassen noch faul werden / sondern hefftig anhalten. Denn das beste im Gebet ist der Glaube / der auff Gottes Verheissung fusset. Die Vollkommenheit aber deß Glaubens bestehet darin / daß wir bitten vnd nicht bekommen / ja wol das widerspiel bekommen. Wann da die Seele wider alles fühlen vnd empfinden auff Gottes Güte trawet / vnd von jhm gewisse Errettung hoffet / das heisst glauben / vnd das gibt dem Gebet die rechte Zierat. Gedencket an den bösen Richter / der weder nach GOtt noch Menschen fragte / vnd doch von dem stetigen überlauffen vnd bitten eines Weibes überwunden Luc. 18, 1.ward; vnd was der HERR dazu saget / beym Luca am 18. Solte GOtt nicht auch retten seine Außerwehlten / die zu jhm Tag vnd Nacht ruffen / vnd solte Gedult darüber haben? Ich sage euch / er wird sie retten in einer kürtze. Das ist nun die Christliche Kunst / Vnglück zu tragen vnd zu überwinden. Erstlich müssen wir erkennen / wie vnser Glück nicht sey von dieser Welt / vnd in der Hoffnung vns frewen deß zukünfftigen ewigen Gutes; hernach müssen wir in solcher frölichen Hoffnung gedültig vnd getrost über vns gehen lassen / was nicht will außbleiben / vnd nicht so sehr gedencken / wie wir deß Vnglücks mögen loß werden / als wie wir drunter bleiben vnd überwunden. Doch müssen wir auch GOTT / als vnserm Nothhelffer / vnsere Sache im Gebet fürtragen / vnd nicht ablassen. Schicket denn GOtt Mittel / dadurch vnserem Vnfall möge auffgeholffen wer- Im Gebet haltet an. Das ist denn die dritte Tugend / die in Trübsal hochnötig ist. Das heisst aber nicht beten / wenn man auß den Betbüchern viel plappert. Betbücher haben jhren Nutz / die Andacht zu erwecken. Aber das rechte Gebet muß nicht auß äusserlichen Büchern / sondern auß dem jnnerlichen Hertzen gelesen werden. So heisst auch nicht beten / viel Wort machen / sondern mit seufftzen vnd winseln im Glauben GOtt die Noth fürtragen / die wir im Hertzenfühlen. In solchem Gebet muß man nicht ablassen noch faul werden / sondern hefftig anhalten. Denn das beste im Gebet ist der Glaube / der auff Gottes Verheissung fusset. Die Vollkommenheit aber deß Glaubens bestehet darin / daß wir bitten vnd nicht bekommen / ja wol das widerspiel bekommen. Wann da die Seele wider alles fühlen vnd empfinden auff Gottes Güte trawet / vnd von jhm gewisse Errettung hoffet / das heisst glauben / vnd das gibt dem Gebet die rechte Zierat. Gedencket an den bösen Richter / der weder nach GOtt noch Menschen fragte / vnd doch von dem stetigen überlauffen vnd bitten eines Weibes überwunden Luc. 18, 1.ward; vnd was der HERR dazu saget / beym Luca am 18. Solte GOtt nicht auch retten seine Außerwehlten / die zu jhm Tag vnd Nacht ruffen / vnd solte Gedult darüber haben? Ich sage euch / er wird sie retten in einer kürtze. Das ist nun die Christliche Kunst / Vnglück zu tragen vnd zu überwinden. Erstlich müssen wir erkennen / wie vnser Glück nicht sey von dieser Welt / vnd in der Hoffnung vns frewen deß zukünfftigen ewigen Gutes; hernach müssen wir in solcher frölichen Hoffnung gedültig vnd getrost über vns gehen lassen / was nicht will außbleiben / vnd nicht so sehr gedencken / wie wir deß Vnglücks mögen loß werden / als wie wir drunter bleiben vnd überwunden. Doch müssen wir auch GOTT / als vnserm Nothhelffer / vnsere Sache im Gebet fürtragen / vnd nicht ablassen. Schicket denn GOtt Mittel / dadurch vnserem Vnfall möge auffgeholffen wer- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0284" n="264"/> Im Gebet haltet an. Das ist denn die dritte Tugend / die in Trübsal hochnötig ist. Das heisst aber nicht beten / wenn man auß den Betbüchern viel plappert. Betbücher haben jhren Nutz / die Andacht zu erwecken. Aber das rechte Gebet muß nicht auß äusserlichen Büchern / sondern auß dem jnnerlichen Hertzen gelesen werden. So heisst auch nicht beten / viel Wort machen / sondern mit seufftzen vnd winseln im Glauben GOtt die Noth fürtragen / die wir im Hertzenfühlen. In solchem Gebet muß man nicht ablassen noch faul werden / sondern hefftig anhalten. Denn das beste im Gebet ist der Glaube / der auff Gottes Verheissung fusset. Die Vollkommenheit aber deß Glaubens bestehet darin / daß wir bitten vnd nicht bekommen / ja wol das widerspiel bekommen. Wann da die Seele wider alles fühlen vnd empfinden auff Gottes Güte trawet / vnd von jhm gewisse Errettung hoffet / das heisst glauben / vnd das gibt dem Gebet die rechte Zierat. Gedencket an den bösen Richter / der weder nach GOtt noch Menschen fragte / vnd doch von dem stetigen überlauffen vnd bitten eines Weibes überwunden <note place="left">Luc. 18, 1.</note>ward; vnd was der HERR dazu saget / beym Luca am 18. 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Im Gebet haltet an. Das ist denn die dritte Tugend / die in Trübsal hochnötig ist. Das heisst aber nicht beten / wenn man auß den Betbüchern viel plappert. Betbücher haben jhren Nutz / die Andacht zu erwecken. Aber das rechte Gebet muß nicht auß äusserlichen Büchern / sondern auß dem jnnerlichen Hertzen gelesen werden. So heisst auch nicht beten / viel Wort machen / sondern mit seufftzen vnd winseln im Glauben GOtt die Noth fürtragen / die wir im Hertzenfühlen. In solchem Gebet muß man nicht ablassen noch faul werden / sondern hefftig anhalten. Denn das beste im Gebet ist der Glaube / der auff Gottes Verheissung fusset. Die Vollkommenheit aber deß Glaubens bestehet darin / daß wir bitten vnd nicht bekommen / ja wol das widerspiel bekommen. Wann da die Seele wider alles fühlen vnd empfinden auff Gottes Güte trawet / vnd von jhm gewisse Errettung hoffet / das heisst glauben / vnd das gibt dem Gebet die rechte Zierat. Gedencket an den bösen Richter / der weder nach GOtt noch Menschen fragte / vnd doch von dem stetigen überlauffen vnd bitten eines Weibes überwunden ward; vnd was der HERR dazu saget / beym Luca am 18. Solte GOtt nicht auch retten seine Außerwehlten / die zu jhm Tag vnd Nacht ruffen / vnd solte Gedult darüber haben? Ich sage euch / er wird sie retten in einer kürtze.
Luc. 18, 1. Das ist nun die Christliche Kunst / Vnglück zu tragen vnd zu überwinden. Erstlich müssen wir erkennen / wie vnser Glück nicht sey von dieser Welt / vnd in der Hoffnung vns frewen deß zukünfftigen ewigen Gutes; hernach müssen wir in solcher frölichen Hoffnung gedültig vnd getrost über vns gehen lassen / was nicht will außbleiben / vnd nicht so sehr gedencken / wie wir deß Vnglücks mögen loß werden / als wie wir drunter bleiben vnd überwunden. Doch müssen wir auch GOTT / als vnserm Nothhelffer / vnsere Sache im Gebet fürtragen / vnd nicht ablassen. Schicket denn GOtt Mittel / dadurch vnserem Vnfall möge auffgeholffen wer-
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