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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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Wann dann einer die besten Gaben hat an Sprachen / vnd Wissenschafft / so erhebe er sich dessen nicht / sondern gedencke / es seyn solche Gaben / die einmahl müssen auffhören; es sey nur Kinderwerck. Vnd trachte nach den besten Gaben.

Man könte hie sagen: Die Liebe ist auch vnvollkommen / so wird sie auch müssen auffhören. Dagegen ist zu wissen: Die Liebe hat jhren Grad. Was wir hie lieben / das werden wir dort auch lieben / es ist ein Gut. Vnd die Liebe Gottes / die hie angefangen wird / eben dieselbe bleibt auch in der Ewigkeit / nur daß sie völliger vnd brünstiger / vnd aller Mangel vnd Verhindernüß abgeschaffet wird. Darumb kan ich nicht sagen: Die Liebe höret auff / sondern sie wächst / vnd wird zur Vollkommenheit gebracht. Aber das göttliche Erkäntnüß im Himmel ist gantz ein ander Erkäntnüß / als diß auff Erden. Es ist zwar ein GOtt / vnd ein Gut in GOtt / das wir hie haben im glauben / vnd dort im schawen. Eben dasselbe göttliche Gut wird hie auff Erden geprediget / das dort im Himmel die Engel anschawen. Aber in der Erkäntnüß steckt der Vnterscheid. Glaub ist ein vnvollkommen vnd dunckel sehen / dem da dienen muß das Predigampt / durch Sprachen vnd Weissagung. Dort aber bedürffen wir dessen nicht / sondern wir werden GOtt ohn Mittel in seiner Herrligkeit sehen.

2. Fidei & spei.

Hierumb übertrifft die Liebe auch den Glauben. Nun aber bleibet Glaub / Hoffnung / Liebe / diese drey; aber die V. 13.Liebe ist die grössest vnter jhnen. Es bleiben diese drey in diesem Leben allezeit bey einander; die Liebe aber ist die grössest / als die auch in jenem Leben wäret.

Den Glauben besitzet GOtt / durch Christum / hat vnd vermag alle Ding. Die Liebe wird auß dem Glauben geboren / vnd thut dem Nechsten gut; ist aber grösser denn der Glaube. Der Glaube ist groß vnd würdig / denn er begreifft Christum in sich / vnd wie ein köstlicher Ring köstlich geschätzet wird / vmb der Edelgestein willen / die darin gefasset seyn / also ist der Glaub köstlich

Wann dann einer die besten Gaben hat an Sprachen / vnd Wissenschafft / so erhebe er sich dessen nicht / sondern gedencke / es seyn solche Gaben / die einmahl müssen auffhören; es sey nur Kinderwerck. Vnd trachte nach den besten Gaben.

Man könte hie sagen: Die Liebe ist auch vnvollkommen / so wird sie auch müssen auffhören. Dagegen ist zu wissen: Die Liebe hat jhren Grad. Was wir hie lieben / das werden wir dort auch lieben / es ist ein Gut. Vnd die Liebe Gottes / die hie angefangen wird / eben dieselbe bleibt auch in der Ewigkeit / nur daß sie völliger vnd brünstiger / vnd aller Mangel vnd Verhindernüß abgeschaffet wird. Darumb kan ich nicht sagen: Die Liebe höret auff / sondern sie wächst / vnd wird zur Vollkommenheit gebracht. Aber das göttliche Erkäntnüß im Himmel ist gantz ein ander Erkäntnüß / als diß auff Erden. Es ist zwar ein GOtt / vnd ein Gut in GOtt / das wir hie haben im glauben / vnd dort im schawen. Eben dasselbe göttliche Gut wird hie auff Erden geprediget / das dort im Himmel die Engel anschawen. Aber in der Erkäntnüß steckt der Vnterscheid. Glaub ist ein vnvollkommen vnd dunckel sehen / dem da dienen muß das Predigampt / durch Sprachen vnd Weissagung. Dort aber bedürffen wir dessen nicht / sondern wir werden GOtt ohn Mittel in seiner Herrligkeit sehen.

2. Fidei & spei.

Hierumb übertrifft die Liebe auch den Glauben. Nun aber bleibet Glaub / Hoffnung / Liebe / diese drey; aber die V. 13.Liebe ist die grössest vnter jhnen. Es bleiben diese drey in diesem Leben allezeit bey einander; die Liebe aber ist die grössest / als die auch in jenem Leben wäret.

Den Glauben besitzet GOtt / durch Christum / hat vnd vermag alle Ding. Die Liebe wird auß dem Glauben geboren / vnd thut dem Nechsten gut; ist aber grösser denn der Glaube. Der Glaube ist groß vnd würdig / denn er begreifft Christum in sich / vnd wie ein köstlicher Ring köstlich geschätzet wird / vmb der Edelgestein willen / die darin gefasset seyn / also ist der Glaub köstlich

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[416/0436] Wann dann einer die besten Gaben hat an Sprachen / vnd Wissenschafft / so erhebe er sich dessen nicht / sondern gedencke / es seyn solche Gaben / die einmahl müssen auffhören; es sey nur Kinderwerck. Vnd trachte nach den besten Gaben. Man könte hie sagen: Die Liebe ist auch vnvollkommen / so wird sie auch müssen auffhören. Dagegen ist zu wissen: Die Liebe hat jhren Grad. Was wir hie lieben / das werden wir dort auch lieben / es ist ein Gut. Vnd die Liebe Gottes / die hie angefangen wird / eben dieselbe bleibt auch in der Ewigkeit / nur daß sie völliger vnd brünstiger / vnd aller Mangel vnd Verhindernüß abgeschaffet wird. Darumb kan ich nicht sagen: Die Liebe höret auff / sondern sie wächst / vnd wird zur Vollkommenheit gebracht. Aber das göttliche Erkäntnüß im Himmel ist gantz ein ander Erkäntnüß / als diß auff Erden. Es ist zwar ein GOtt / vnd ein Gut in GOtt / das wir hie haben im glauben / vnd dort im schawen. Eben dasselbe göttliche Gut wird hie auff Erden geprediget / das dort im Himmel die Engel anschawen. Aber in der Erkäntnüß steckt der Vnterscheid. Glaub ist ein vnvollkommen vnd dunckel sehen / dem da dienen muß das Predigampt / durch Sprachen vnd Weissagung. Dort aber bedürffen wir dessen nicht / sondern wir werden GOtt ohn Mittel in seiner Herrligkeit sehen. Hierumb übertrifft die Liebe auch den Glauben. Nun aber bleibet Glaub / Hoffnung / Liebe / diese drey; aber die Liebe ist die grössest vnter jhnen. Es bleiben diese drey in diesem Leben allezeit bey einander; die Liebe aber ist die grössest / als die auch in jenem Leben wäret. V. 13. Den Glauben besitzet GOtt / durch Christum / hat vnd vermag alle Ding. Die Liebe wird auß dem Glauben geboren / vnd thut dem Nechsten gut; ist aber grösser denn der Glaube. Der Glaube ist groß vnd würdig / denn er begreifft Christum in sich / vnd wie ein köstlicher Ring köstlich geschätzet wird / vmb der Edelgestein willen / die darin gefasset seyn / also ist der Glaub köstlich

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/436>, abgerufen am 21.11.2024.