Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.zogen vnd geehret / wie du nach deinen Gaben oder Standt es wol werth bist / eussere dich gerne der Hoheit / die dir wol möchte gebühren. Vnd trawre nicht darumb / daß dir nicht grosse Wolthat widerfähret. Sehe auff deine Nichtigkeit / vnd achte dich aller Wolthaten vnwürdig. Vberfällt dich Schmach / Verachtung / Armuth / betrübe dich nicht. Du bist noch grösserer Straffen würdig. Achte dich nicht darumb elendig / daß du veracht vnnd arm; sondern daß deine arme Seele in sündlichen Fleische stecke. Sprich nicht: Ich armer elender Mensch / kan nicht fortkommen / ich habe keine Beförderer; ich muß solchen Schimpff leiden; sondern mit Paulo: Ach ich armer elender Mensch / wer wird mich erlösen vonRon. 7. 24. dem Leibe deß wütenden Todes! In solcher Betrachtung halte dafür / es könne dir keine Schmache so groß widerfahren / du habest noch grössere verdienet. Spürestu in dir Widerwillen Schmache zu ertragen / vnd einen Verdruß / wann du nicht hoch genug gehalten wirst / so gedencke / das kompt auß der alten Geburt. Ein fleischlicher Mensch will gerne etwas seyn; ja er will gerne alles seyn. Die Welt hat zwar Christum lieb / wann er soll Sünde vergeben / seelig vnd herrlich machen; aber wann sie sollen das Creutz auff sich nehmen in Demuth / vnd Christo nachtragen / Schmach vnd Armut leyden / dann gefällt er jhnen nicht. Sie halbiren Christum. Halb wollen sie jhn wol annehmen; nemlich wann er süß ist; gantz aber schmeckt er jhnen nicht. Spürstu nun auch bey dir / daß dir die Demuth Christibeginnet bitter zu werden / so gedencke / daß das fleischliche Art ist / vnd mach dich ja der Welt nicht gleich. So dich GOTT zum Wurm macht / so sey willig ein Wurm / so bistu ein gülden Wurm. Das ist; je williger du deine Niedrigkeit trägst; je thewrer vnd werther du für Gott bist. Begehre nicht einmal in der Welt hoch zu seyn. Vnd bedencke / daß du darumb für GOTT nicht hoch bist / so du in der Welt hoch bist. Sehe nicht auff das was für Augen ist / sondern auff das zogen vnd geehret / wie du nach deinen Gaben oder Standt es wol werth bist / eussere dich gerne der Hoheit / die dir wol möchte gebühren. Vnd trawre nicht darumb / daß dir nicht grosse Wolthat widerfähret. Sehe auff deine Nichtigkeit / vnd achte dich aller Wolthaten vnwürdig. Vberfällt dich Schmach / Verachtung / Armuth / betrübe dich nicht. Du bist noch grösserer Straffen würdig. Achte dich nicht darumb elendig / daß du veracht vnnd arm; sondern daß deine arme Seele in sündlichẽ Fleische stecke. Sprich nicht: Ich armer elender Mensch / kan nicht fortkommen / ich habe keine Beförderer; ich muß solchen Schimpff leiden; sondern mit Paulo: Ach ich armer elender Mensch / wer wird mich erlösen vonRõ. 7. 24. dem Leibe deß wütenden Todes! In solcher Betrachtung halte dafür / es könne dir keine Schmache so groß widerfahren / du habest noch grössere verdienet. Spürestu in dir Widerwillen Schmache zu ertragen / vnd einen Verdruß / wann du nicht hoch genug gehalten wirst / so gedencke / das kompt auß der alten Geburt. Ein fleischlicher Mensch will gerne etwas seyn; ja er will gerne alles seyn. Die Welt hat zwar Christum lieb / wann er soll Sünde vergeben / seelig vnd herrlich machen; aber wann sie sollen das Creutz auff sich nehmen in Demuth / vnd Christo nachtragen / Schmach vnd Armut leyden / dann gefällt er jhnen nicht. Sie halbiren Christum. Halb wollen sie jhn wol annehmen; nemlich wann er süß ist; gantz aber schmeckt er jhnen nicht. Spürstu nun auch bey dir / daß dir die Demuth Christibeginnet bitter zu werden / so gedencke / daß das fleischliche Art ist / vnd mach dich ja der Welt nicht gleich. So dich GOTT zum Wurm macht / so sey willig ein Wurm / so bistu ein gülden Wurm. Das ist; je williger du deine Niedrigkeit trägst; je thewrer vnd werther du für Gott bist. Begehre nicht einmal in der Welt hoch zu seyn. Vnd bedencke / daß du darumb für GOTT nicht hoch bist / so du in der Welt hoch bist. Sehe nicht auff das was für Augen ist / sondern auff das <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0587" n="567"/> zogen vnd geehret / wie du nach deinen Gaben oder Standt es wol werth bist / eussere dich gerne der Hoheit / die dir wol möchte gebühren. Vnd trawre nicht darumb / daß dir nicht grosse Wolthat widerfähret. Sehe auff deine Nichtigkeit / vnd achte dich aller Wolthaten vnwürdig. Vberfällt dich Schmach / Verachtung / Armuth / betrübe dich nicht. Du bist noch grösserer Straffen würdig. Achte dich nicht darumb elendig / daß du veracht vnnd arm; sondern daß deine arme Seele in sündlichẽ Fleische stecke. Sprich nicht: Ich armer elender Mensch / kan nicht fortkommen / ich habe keine Beförderer; ich muß solchen Schimpff leiden; sondern mit Paulo: Ach ich armer elender Mensch / wer wird mich erlösen von<note place="right">Rõ. 7. 24.</note> dem Leibe deß wütenden Todes! In solcher Betrachtung halte dafür / es könne dir keine Schmache so groß widerfahren / du habest noch grössere verdienet. Spürestu in dir Widerwillen Schmache zu ertragen / vnd einen Verdruß / wann du nicht hoch genug gehalten wirst / so gedencke / das kompt auß der alten Geburt. Ein fleischlicher Mensch will gerne etwas seyn; ja er will gerne alles seyn. Die Welt hat zwar Christum lieb / wann er soll Sünde vergeben / seelig vnd herrlich machen; aber wann sie sollen das Creutz auff sich nehmen in Demuth / vnd Christo nachtragen / Schmach vnd Armut leyden / dann gefällt er jhnen nicht. Sie halbiren Christum. Halb wollen sie jhn wol annehmen; nemlich wann er süß ist; gantz aber schmeckt er jhnen nicht. Spürstu nun auch bey dir / daß dir die Demuth Christibeginnet bitter zu werden / so gedencke / daß das fleischliche Art ist / vnd mach dich ja der Welt nicht gleich. So dich GOTT zum Wurm macht / so sey willig ein Wurm / so bistu ein gülden Wurm. Das ist; je williger du deine Niedrigkeit trägst; je thewrer vnd werther du für Gott bist. Begehre nicht einmal in der Welt hoch zu seyn. Vnd bedencke / daß du darumb für GOTT nicht hoch bist / so du in der Welt hoch bist. Sehe nicht auff das was für Augen ist / sondern auff das </p> </div> </body> </text> </TEI> [567/0587]
zogen vnd geehret / wie du nach deinen Gaben oder Standt es wol werth bist / eussere dich gerne der Hoheit / die dir wol möchte gebühren. Vnd trawre nicht darumb / daß dir nicht grosse Wolthat widerfähret. Sehe auff deine Nichtigkeit / vnd achte dich aller Wolthaten vnwürdig. Vberfällt dich Schmach / Verachtung / Armuth / betrübe dich nicht. Du bist noch grösserer Straffen würdig. Achte dich nicht darumb elendig / daß du veracht vnnd arm; sondern daß deine arme Seele in sündlichẽ Fleische stecke. Sprich nicht: Ich armer elender Mensch / kan nicht fortkommen / ich habe keine Beförderer; ich muß solchen Schimpff leiden; sondern mit Paulo: Ach ich armer elender Mensch / wer wird mich erlösen von dem Leibe deß wütenden Todes! In solcher Betrachtung halte dafür / es könne dir keine Schmache so groß widerfahren / du habest noch grössere verdienet. Spürestu in dir Widerwillen Schmache zu ertragen / vnd einen Verdruß / wann du nicht hoch genug gehalten wirst / so gedencke / das kompt auß der alten Geburt. Ein fleischlicher Mensch will gerne etwas seyn; ja er will gerne alles seyn. Die Welt hat zwar Christum lieb / wann er soll Sünde vergeben / seelig vnd herrlich machen; aber wann sie sollen das Creutz auff sich nehmen in Demuth / vnd Christo nachtragen / Schmach vnd Armut leyden / dann gefällt er jhnen nicht. Sie halbiren Christum. Halb wollen sie jhn wol annehmen; nemlich wann er süß ist; gantz aber schmeckt er jhnen nicht. Spürstu nun auch bey dir / daß dir die Demuth Christibeginnet bitter zu werden / so gedencke / daß das fleischliche Art ist / vnd mach dich ja der Welt nicht gleich. So dich GOTT zum Wurm macht / so sey willig ein Wurm / so bistu ein gülden Wurm. Das ist; je williger du deine Niedrigkeit trägst; je thewrer vnd werther du für Gott bist. Begehre nicht einmal in der Welt hoch zu seyn. Vnd bedencke / daß du darumb für GOTT nicht hoch bist / so du in der Welt hoch bist. Sehe nicht auff das was für Augen ist / sondern auff das
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