Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

durch thörichte Predigt selig zu machen / die / so daran glauben.

Wie es nun ein thöricht Ding ist / wollen satt werden / da man alle Speise verwirfft; wollen gewaschen seyn / da man kein nasses leyden kan; wollen gewärmet werden / da kein Fewer ist: Also ists ein vergeblich begehren / den heyligen Geist wollen haben / vnd doch deß Wortes nicht achten. Es will der heylige Geist nit kommen / vnd das Himmelreich in der Seelen bawen im Schlaff; sondern ordentlicher Weise braucht er darzu sein Wort / nicht wann es da bloß für vns ligt / oder oben hin angehöret wird / sondern wann es mit andächtiger Betrachtung zu Hertzen gezogen wird. Viele lesen / oder hören geistliche Sachen nach GOttes Wort / aber selten zum rechten Ende; nur daß sie davon vrtheilen / oder daß sie davon reden vnd predigen: Diß ist nicht der rechte Weg. Es muß die Seel in einer rechten stillen Einfalt auffmercken / als begierig / zu vernehmen was deß heyligen Geistes Willen ist / vnd daß Gott dadurch die Thür zu vnsern Hertzen auffthun / vnnd darinnen inwendig würcke / daß wir außwendig hören oder lesen / da gehets gewiß nicht ohne Frucht ab. Dann es ist das Wort GOttes kein todtes Wort / sondern eine lebendige Krafft Gottes deß heyligen Geistes.

Es befindet sich zwar / daß wir offt GOttes Wort / vnnd auß demselben geistliche Sachen hören vnd lesen / vnd werden doch nicht beweget / befinden nicht daß der heylige Geist dadurch würcket. Aber hie gilt was der HERR zu Nicodemo sagt: Der WindIoh. 3. 8. bläset wo er will / vnd du hörest sein sausen wol / aber du weist nicht von wannen er kompt / vnd wohin er fähret: Also ist ein jeglicher der auß dem Geist geboren ist. Die Meynung ist: Gleich wie man den Wind beym sausen merckt / ob man schon nicht weiß / an welchem Orth er seinen Anfang hat / oder

durch thörichte Predigt selig zu machen / die / so daran glauben.

Wie es nun ein thöricht Ding ist / wollen satt werden / da man alle Speise verwirfft; wollen gewaschen seyn / da man kein nasses leyden kan; wollen gewärmet werden / da kein Fewer ist: Also ists ein vergeblich begehren / den heyligen Geist wollen haben / vnd doch deß Wortes nicht achten. Es will der heylige Geist nit kommen / vnd das Himmelreich in der Seelen bawen im Schlaff; sondern ordentlicher Weise braucht er darzu sein Wort / nicht wann es da bloß für vns ligt / oder oben hin angehöret wird / sondern wañ es mit andächtiger Betrachtung zu Hertzen gezogen wird. Viele lesen / oder hören geistliche Sachen nach GOttes Wort / aber selten zum rechten Ende; nur daß sie davon vrtheilen / oder daß sie davon reden vnd predigen: Diß ist nicht der rechte Weg. Es muß die Seel in einer rechten stillen Einfalt auffmercken / als begierig / zu vernehmen was deß heyligen Geistes Willen ist / vnd daß Gott dadurch die Thür zu vnsern Hertzen auffthun / vnnd darinnen inwendig würcke / daß wir außwendig hören oder lesen / da gehets gewiß nicht ohne Frucht ab. Dann es ist das Wort GOttes kein todtes Wort / sondern eine lebendige Krafft Gottes deß heyligen Geistes.

Es befindet sich zwar / daß wir offt GOttes Wort / vnnd auß demselben geistliche Sachen hören vnd lesen / vnd werden doch nicht beweget / befinden nicht daß der heylige Geist dadurch würcket. Aber hie gilt was der HERR zu Nicodemo sagt: Der WindIoh. 3. 8. bläset wo er will / vnd du hörest sein sausen wol / aber du weist nicht von wannen er kompt / vnd wohin er fähret: Also ist ein jeglicher der auß dem Geist geboren ist. Die Meynung ist: Gleich wie man den Wind beym sausen merckt / ob man schon nicht weiß / an welchem Orth er seinen Anfang hat / oder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0863" n="843"/>
durch thörichte Predigt selig                      zu machen / die / so daran glauben.</p>
        <p>Wie es nun ein thöricht Ding ist / wollen satt werden / da man alle Speise                      verwirfft; wollen gewaschen seyn / da man kein nasses leyden kan; wollen                      gewärmet werden / da kein Fewer ist: Also ists ein vergeblich begehren / den                      heyligen Geist wollen haben / vnd doch deß Wortes nicht achten. Es will der                      heylige Geist nit kommen / vnd das Himmelreich in der Seelen bawen im Schlaff;                      sondern ordentlicher Weise braucht er darzu sein Wort / nicht wann es da bloß                      für vns ligt / oder oben hin angehöret wird / sondern wan&#x0303; es mit                      andächtiger Betrachtung zu Hertzen gezogen wird. Viele lesen / oder hören                      geistliche Sachen nach GOttes Wort / aber selten zum rechten Ende; nur daß sie                      davon vrtheilen / oder daß sie davon reden vnd predigen: Diß ist nicht der                      rechte Weg. Es muß die Seel in einer rechten stillen Einfalt auffmercken / als                      begierig / zu vernehmen was deß heyligen Geistes Willen ist / vnd daß Gott                      dadurch die Thür zu vnsern Hertzen auffthun / vnnd darinnen inwendig würcke /                      daß wir außwendig hören oder lesen / da gehets gewiß nicht ohne Frucht ab. Dann                      es ist das Wort GOttes kein todtes Wort / sondern eine lebendige Krafft Gottes                      deß heyligen Geistes.</p>
        <p>Es befindet sich zwar / daß wir offt GOttes Wort / vnnd auß demselben geistliche                      Sachen hören vnd lesen / vnd werden doch nicht beweget / befinden nicht daß der                      heylige Geist dadurch würcket. Aber hie gilt was der HERR zu Nicodemo sagt: Der                          Wind<note place="right">Ioh. 3. 8.</note> bläset wo er will / vnd du                      hörest sein sausen wol / aber du weist nicht von wannen er kompt / vnd wohin er                      fähret: Also ist ein jeglicher der auß dem Geist geboren ist. Die Meynung ist:                      Gleich wie man den Wind beym sausen merckt / ob man schon nicht weiß / an                      welchem Orth er seinen Anfang hat / oder
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[843/0863] durch thörichte Predigt selig zu machen / die / so daran glauben. Wie es nun ein thöricht Ding ist / wollen satt werden / da man alle Speise verwirfft; wollen gewaschen seyn / da man kein nasses leyden kan; wollen gewärmet werden / da kein Fewer ist: Also ists ein vergeblich begehren / den heyligen Geist wollen haben / vnd doch deß Wortes nicht achten. Es will der heylige Geist nit kommen / vnd das Himmelreich in der Seelen bawen im Schlaff; sondern ordentlicher Weise braucht er darzu sein Wort / nicht wann es da bloß für vns ligt / oder oben hin angehöret wird / sondern wañ es mit andächtiger Betrachtung zu Hertzen gezogen wird. Viele lesen / oder hören geistliche Sachen nach GOttes Wort / aber selten zum rechten Ende; nur daß sie davon vrtheilen / oder daß sie davon reden vnd predigen: Diß ist nicht der rechte Weg. Es muß die Seel in einer rechten stillen Einfalt auffmercken / als begierig / zu vernehmen was deß heyligen Geistes Willen ist / vnd daß Gott dadurch die Thür zu vnsern Hertzen auffthun / vnnd darinnen inwendig würcke / daß wir außwendig hören oder lesen / da gehets gewiß nicht ohne Frucht ab. Dann es ist das Wort GOttes kein todtes Wort / sondern eine lebendige Krafft Gottes deß heyligen Geistes. Es befindet sich zwar / daß wir offt GOttes Wort / vnnd auß demselben geistliche Sachen hören vnd lesen / vnd werden doch nicht beweget / befinden nicht daß der heylige Geist dadurch würcket. Aber hie gilt was der HERR zu Nicodemo sagt: Der Wind bläset wo er will / vnd du hörest sein sausen wol / aber du weist nicht von wannen er kompt / vnd wohin er fähret: Also ist ein jeglicher der auß dem Geist geboren ist. Die Meynung ist: Gleich wie man den Wind beym sausen merckt / ob man schon nicht weiß / an welchem Orth er seinen Anfang hat / oder Ioh. 3. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/863
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 843. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/863>, abgerufen am 21.11.2024.