Lütkemann, Joachim: Von der Mühseligen Kürtze des Menschlichen Lebens : Ein Leich-Sermon/ Bey der Adelichen Leichbegängnus Deß ... Herrn Gebhard Moltken ... Rostock, 1645.Weltmenschen nicht allein ein Traum vnd Schatten / sondern / das mehr ist / ein Traum vnd Schatten der verschwindet. Ein Traum vnd Schatten ist an sich selbst ein nichtig Bilde / in dem es aber bald verschwindet / ist es noch nichtiger. So sihe Mensch / der du die Welt hoch achtest / sihe auff deinen Traum. Dir kömpt manchmahl im Traum für ein lieblich Gesicht / das dir grosse Frewde bringet / wann du erwachest / so ist es verschwunden / vnd ist dir offt leid / daß du der lieblichen Gestalt nicht lenger hast geniessen sollen / doch hats müssen verschwinden. Da hastu ein Ebenbild deines gantzen Wesens. Du belustigest dich nun an deiner Weißheit / Reichthum / Ehr / Pracht vnd Schönheit Es ist ein Traum / spricht der Geist Gottes / vnd wird verschwinden. Wie spricht Ps. 102, 12.David im 102. Psalm? Meine Tage sind dahm / wie ein Schatten / vnd ich verdorre wie Graß Im 144. Ps. 144, 4.Psalm: Ist doch der Mensch gleich wie nichts / seine Zeit fehret dahin wie ein Schatte. Das andere das Moses beym Menschlichen Leben bedencket / ist Müheseeligkeit / weil Er spricht: Wanns köstlich gewesen ist / so ists Mühe vnd Arbeit gewesen / man köndte gedencken / daß gleichwol mancher Mensch ist / welcher nicht viel über Mühe vnd Arbeit klagen darff / man findet manchen / der vnserm HErren Gotte gerne den Himmel ließ / wann er nur seine zeitliche Glückseeligkeit hier auff Erden behalten könte / so fasse hie zum grunde diese Regel: Was dem Menschen nicht nützen kan / nach dem Tode / ist nur für Mühe vnd Arbeit zu halten / auff Ps. 39, 8.diese Regel weiset vns David / wenn er spricht im 39. Psalm: Weltmenschen nicht allein ein Traum vnd Schatten / sondern / das mehr ist / ein Traum vnd Schatten der verschwindet. Ein Traum vnd Schatten ist an sich selbst ein nichtig Bilde / in dem es aber bald verschwindet / ist es noch nichtiger. So sihe Mensch / der du die Welt hoch achtest / sihe auff deinen Traum. Dir kömpt manchmahl im Traum für ein lieblich Gesicht / das dir grosse Frewde bringet / wann du erwachest / so ist es verschwunden / vnd ist dir offt leid / daß du der lieblichen Gestalt nicht lenger hast geniessen sollen / doch hats müssen verschwinden. Da hastu ein Ebenbild deines gantzen Wesens. Du belustigest dich nun an deiner Weißheit / Reichthum / Ehr / Pracht vnd Schönheit Es ist ein Traum / spricht der Geist Gottes / vnd wird verschwinden. Wie spricht Ps. 102, 12.David im 102. Psalm? Meine Tage sind dahm / wie ein Schatten / vnd ich verdorre wie Graß Im 144. Ps. 144, 4.Psalm: Ist doch der Mensch gleich wie nichts / seine Zeit fehret dahin wie ein Schatte. Das andere das Moses beym Menschlichen Leben bedencket / ist Müheseeligkeit / weil Er spricht: Wanns köstlich gewesen ist / so ists Mühe vnd Arbeit gewesen / man köndte gedencken / daß gleichwol mancher Mensch ist / welcher nicht viel über Mühe vnd Arbeit klagen darff / man findet manchen / der vnserm HErren Gotte gerne den Himmel ließ / wann er nur seine zeitliche Glückseeligkeit hier auff Erden behalten könte / so fasse hie zum grunde diese Regel: Was dem Menschen nicht nützen kan / nach dem Tode / ist nur für Mühe vnd Arbeit zu halten / auff Ps. 39, 8.diese Regel weiset vns David / wenn er spricht im 39. Psalm: <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0014" n="14"/> Weltmenschen nicht allein ein Traum vnd Schatten / sondern / das mehr ist / ein Traum vnd Schatten der verschwindet. Ein Traum vnd Schatten ist an sich selbst ein nichtig Bilde / in dem es aber bald verschwindet / ist es noch nichtiger. So sihe Mensch / der du die Welt hoch achtest / sihe auff deinen Traum. Dir kömpt manchmahl im Traum für ein lieblich Gesicht / das dir grosse Frewde bringet / wann du erwachest / so ist es verschwunden / vnd ist dir offt leid / daß du der lieblichen Gestalt nicht lenger hast geniessen sollen / doch hats müssen verschwinden. Da hastu ein Ebenbild deines gantzen Wesens. Du belustigest dich nun an deiner Weißheit / Reichthum / Ehr / Pracht vnd Schönheit Es ist ein Traum / spricht der Geist Gottes / vnd wird verschwinden. Wie spricht <note place="left"><hi rendition="#i">Ps. 102, 12.</hi></note>David im 102. Psalm? Meine Tage sind dahm / wie ein Schatten / vnd ich verdorre wie Graß Im 144. <note place="left"><hi rendition="#i">Ps. 144, 4.</hi></note>Psalm: Ist doch der Mensch gleich wie nichts / seine Zeit fehret dahin wie ein Schatte.</p> <note place="left"> <hi rendition="#i">2. 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Weltmenschen nicht allein ein Traum vnd Schatten / sondern / das mehr ist / ein Traum vnd Schatten der verschwindet. Ein Traum vnd Schatten ist an sich selbst ein nichtig Bilde / in dem es aber bald verschwindet / ist es noch nichtiger. So sihe Mensch / der du die Welt hoch achtest / sihe auff deinen Traum. Dir kömpt manchmahl im Traum für ein lieblich Gesicht / das dir grosse Frewde bringet / wann du erwachest / so ist es verschwunden / vnd ist dir offt leid / daß du der lieblichen Gestalt nicht lenger hast geniessen sollen / doch hats müssen verschwinden. Da hastu ein Ebenbild deines gantzen Wesens. Du belustigest dich nun an deiner Weißheit / Reichthum / Ehr / Pracht vnd Schönheit Es ist ein Traum / spricht der Geist Gottes / vnd wird verschwinden. Wie spricht David im 102. Psalm? Meine Tage sind dahm / wie ein Schatten / vnd ich verdorre wie Graß Im 144. Psalm: Ist doch der Mensch gleich wie nichts / seine Zeit fehret dahin wie ein Schatte.
Ps. 102, 12.
Ps. 144, 4. Das andere das Moses beym Menschlichen Leben bedencket / ist Müheseeligkeit / weil Er spricht: Wanns köstlich gewesen ist / so ists Mühe vnd Arbeit gewesen / man köndte gedencken / daß gleichwol mancher Mensch ist / welcher nicht viel über Mühe vnd Arbeit klagen darff / man findet manchen / der vnserm HErren Gotte gerne den Himmel ließ / wann er nur seine zeitliche Glückseeligkeit hier auff Erden behalten könte / so fasse hie zum grunde diese Regel: Was dem Menschen nicht nützen kan / nach dem Tode / ist nur für Mühe vnd Arbeit zu halten / auff diese Regel weiset vns David / wenn er spricht im 39. Psalm:
Ps. 39, 8.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Von der Mühseligen Kürtze des Menschlichen Lebens : Ein Leich-Sermon/ Bey der Adelichen Leichbegängnus Deß ... Herrn Gebhard Moltken ... Rostock, 1645, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_kuertze_1645/14>, abgerufen am 27.07.2024. |