Lütkemann, Joachim: Von der Mühseligen Kürtze des Menschlichen Lebens : Ein Leich-Sermon/ Bey der Adelichen Leichbegängnus Deß ... Herrn Gebhard Moltken ... Rostock, 1645.eigen Erkentnüs / wie wir sehen an den Heiligen / wann sich Gott jhnen offenbahret hat / seynd sie zur Erkentnüs jhrer Nichtigkeit gezogen / in dem sie geruffen / O wehe ich muß vergehen / denn Ich habe den HErren gesehen; wie mehr ein Mensch seinen Gott erkennet / wie weniger Er von sich selber helt / vnd wann Er bey jhm selbst nichts findet / darauff Er trawen könne / so suchet Er einen andern Trost / vnd wenn Er den in Gott gefunden hat / so fürchtet Er sich auch die Gnade Gottes nicht zu verschertzen / also ist das Erste / das auff die Göttliche Erkäntnüs vnnd stetige Betrachtung Göttlicher Majestät folget / die Erkäntnüs eigener Nichtigkeit / das vns weiter treibet Fried vnd Frewde in Gott zu suchen / vnd demselben mit Kindlicher Furcht zu dienen. Hingegen wo Gott nicht erkennet oder betrachtet wird / da erkent auch der Mensche sein Elend nicht / suchet Gott nicht mit rechtem Ernst / vnd fürchtet jhn auch nicht recht / dann ich gewißlich dafür halte / daß das Gottlose Wesen der Welt einen grossen Wachsthumb bekomme / dadurch / daß die Menschen sich Gott nicht recht einbilden / denn wer Gott nicht gros achtet / der achtet auch das Wort Gottes nicht groß / dagegen helt man hoch / was die Augen sehen vnd lieben. Vnd ob Gott wol mit täglichen Exempeln vns prediget / wie kurtz vnd nichtig das Menschliche Leben sey / so bleibet doch der Mensche so vnbedacht / daß ers nicht zu Hertzen ziehet / denn der Sathan der nicht gerne will / daß GOtt in vnserem Hertzen groß werde / der wehret auch daß das Menschliche Leben / bey vns nicht geringschätzig geachtet werde. Heute lesset vns Gott für Augen tragen eine Adeliche Leiche / eines Alten vnd Gottseeligen Mannes / welcher ein hohes Alter erreichet vnd dabey nicht allein Vnglück / sondern auch eigen Erkentnüs / wie wir sehen an den Heiligen / wann sich Gott jhnen offenbahret hat / seynd sie zur Erkentnüs jhrer Nichtigkeit gezogen / in dem sie geruffen / O wehe ich muß vergehen / denn Ich habe den HErren gesehen; wie mehr ein Mensch seinen Gott erkennet / wie weniger Er von sich selber helt / vnd wann Er bey jhm selbst nichts findet / darauff Er trawen könne / so suchet Er einen andern Trost / vnd wenn Er den in Gott gefunden hat / so fürchtet Er sich auch die Gnade Gottes nicht zu verschertzen / also ist das Erste / das auff die Göttliche Erkäntnüs vnnd stetige Betrachtung Göttlicher Majestät folget / die Erkäntnüs eigener Nichtigkeit / das vns weiter treibet Fried vnd Frewde in Gott zu suchen / vnd demselben mit Kindlicher Furcht zu dienen. Hingegen wo Gott nicht erkennet oder betrachtet wird / da erkent auch der Mensche sein Elend nicht / suchet Gott nicht mit rechtem Ernst / vnd fürchtet jhn auch nicht recht / dann ich gewißlich dafür halte / daß das Gottlose Wesen der Welt einen grossen Wachsthumb bekomme / dadurch / daß die Menschen sich Gott nicht recht einbilden / denn wer Gott nicht gros achtet / der achtet auch das Wort Gottes nicht groß / dagegen helt man hoch / was die Augen sehen vnd lieben. Vnd ob Gott wol mit täglichen Exempeln vns prediget / wie kurtz vnd nichtig das Menschliche Leben sey / so bleibet doch der Mensche so vnbedacht / daß ers nicht zu Hertzen ziehet / denn der Sathan der nicht gerne will / daß GOtt in vnserem Hertzen groß werde / der wehret auch daß das Menschliche Leben / bey vns nicht geringschätzig geachtet werde. 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eigen Erkentnüs / wie wir sehen an den Heiligen / wann sich Gott jhnen offenbahret hat / seynd sie zur Erkentnüs jhrer Nichtigkeit gezogen / in dem sie geruffen / O wehe ich muß vergehen / denn Ich habe den HErren gesehen; wie mehr ein Mensch seinen Gott erkennet / wie weniger Er von sich selber helt / vnd wann Er bey jhm selbst nichts findet / darauff Er trawen könne / so suchet Er einen andern Trost / vnd wenn Er den in Gott gefunden hat / so fürchtet Er sich auch die Gnade Gottes nicht zu verschertzen / also ist das Erste / das auff die Göttliche Erkäntnüs vnnd stetige Betrachtung Göttlicher Majestät folget / die Erkäntnüs eigener Nichtigkeit / das vns weiter treibet Fried vnd Frewde in Gott zu suchen / vnd demselben mit Kindlicher Furcht zu dienen.
Hingegen wo Gott nicht erkennet oder betrachtet wird / da erkent auch der Mensche sein Elend nicht / suchet Gott nicht mit rechtem Ernst / vnd fürchtet jhn auch nicht recht / dann ich gewißlich dafür halte / daß das Gottlose Wesen der Welt einen grossen Wachsthumb bekomme / dadurch / daß die Menschen sich Gott nicht recht einbilden / denn wer Gott nicht gros achtet / der achtet auch das Wort Gottes nicht groß / dagegen helt man hoch / was die Augen sehen vnd lieben. Vnd ob Gott wol mit täglichen Exempeln vns prediget / wie kurtz vnd nichtig das Menschliche Leben sey / so bleibet doch der Mensche so vnbedacht / daß ers nicht zu Hertzen ziehet / denn der Sathan der nicht gerne will / daß GOtt in vnserem Hertzen groß werde / der wehret auch daß das Menschliche Leben / bey vns nicht geringschätzig geachtet werde.
Heute lesset vns Gott für Augen tragen eine Adeliche Leiche / eines Alten vnd Gottseeligen Mannes / welcher ein hohes Alter erreichet vnd dabey nicht allein Vnglück / sondern auch
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Von der Mühseligen Kürtze des Menschlichen Lebens : Ein Leich-Sermon/ Bey der Adelichen Leichbegängnus Deß ... Herrn Gebhard Moltken ... Rostock, 1645, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_kuertze_1645/8>, abgerufen am 27.07.2024. |