Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

nur lauter Betriegerey. Ferner seynds Dornen / was dir die Welt für jhren Dienst zu Lohn gibt. Wie angeneme es ist / wie mehr es das Hertz zerritzet und sticht. Wenn ein ander ruhig schläfft / so zerbricht ein Weltling seinen Kopff / ist mit Sorgen beladen / und kan keine Ruhe haben / so lang er mit der Sorge behafftet. Das elendeste ist / daß es das geistliche himlische Leben in der Seelen erstickt. Denn die Welt erfüllet dich mit einem Geist / der den Geist Christi gantz zu widern ist. Wo du die Warheit sagen wilst / must dues gestehn / daß du allezeit so viel krafftloser an Christi Geist wirst / so viel mehr du dein Gemüt mit fleischlichen jrrdischen Geschäfften beladen hast. Drum ist die Apoc. 17. V. 4.Welt die rechte Babylonische Hure / die im gülden Stück süssen Wein auffträgt / doch mit tödlichen Gifft vermischt. Die Welt ist der schmeichelhafftige Joab / der ersticht wenn er liebkoset und helset. Die Welt ist eine grüne Grube voller Dornen und Scorpionen. Sihe du Welt Mensch / das ists dahin du dein Gemüth gewandt hast.

2. ad Correctionem.

Besinne dich / du weist ein Guth / das warhafftig guth ist / dahin sol dein Hertz und Muth stehen. Was des Hertzens Trost ist / wenn Leib und Seel verschmacht / das sol deiner Seelen Verlangen seyn. Was ist das anders als dein GOtt? Denn so Ps. 73, 26.steht geschrieben: HErr wenn ich nur dich habe; Wenn mir denn gleich Leib und Seel verschmachtet / so bistu doch GOtt allezeit meines Hertzens Trost. Sihe was du an GOtt hast! Wenn Leib und Seel in grosser Angst verschmachten / so kan GOtt trösten / und kan dein Hertz trösten / dich hertzlich erquicken und erfrewen. Das heist ein lebendiger GOtt seyn. Wunder / daß ein vernünftiger Mensch also kan gesinnet seyn / daß er nach diesen lebendigen GOtt kein hertzliches Verlangen trägt. Aber was sol man sagen / der natürliche Mensch verstehet nicht was des Geistes GOttes ist / darzu ver-

nur lauter Betriegerey. Ferner seynds Dornen / was dir die Welt für jhren Dienst zu Lohn gibt. Wie angeneme es ist / wie mehr es das Hertz zerritzet und sticht. Wenn ein ander ruhig schläfft / so zerbricht ein Weltling seinen Kopff / ist mit Sorgen beladen / und kan keine Ruhe haben / so lang er mit der Sorge behafftet. Das elendeste ist / daß es das geistliche himlische Leben in der Seelen erstickt. Denn die Welt erfüllet dich mit einem Geist / der den Geist Christi gantz zu widern ist. Wo du die Warheit sagen wilst / must dues gestehn / daß du allezeit so viel krafftloser an Christi Geist wirst / so viel mehr du dein Gemüt mit fleischlichen jrrdischen Geschäfften beladen hast. Drum ist die Apoc. 17. V. 4.Welt die rechte Babylonische Hure / die im gülden Stück süssen Wein auffträgt / doch mit tödlichen Gifft vermischt. Die Welt ist der schmeichelhafftige Joab / der ersticht wenn er liebkoset und helset. Die Welt ist eine grüne Grube voller Dornen und Scorpionen. Sihe du Welt Mensch / das ists dahin du dein Gemüth gewandt hast.

2. ad Correctionem.

Besinne dich / du weist ein Guth / das warhafftig guth ist / dahin sol dein Hertz und Muth stehen. Was des Hertzens Trost ist / wenn Leib und Seel verschmacht / das sol deiner Seelen Verlangen seyn. Was ist das anders als dein GOtt? Denn so Ps. 73, 26.steht geschrieben: HErr wenn ich nur dich habe; Wenn mir denn gleich Leib und Seel verschmachtet / so bistu doch GOtt allezeit meines Hertzens Trost. Sihe was du an GOtt hast! Wenn Leib und Seel in grosser Angst verschmachten / so kan GOtt trösten / und kan dein Hertz trösten / dich hertzlich erquicken und erfrewen. Das heist ein lebendiger GOtt seyn. Wunder / daß ein vernünftiger Mensch also kan gesinnet seyn / daß er nach diesen lebendigen GOtt kein hertzliches Verlangen trägt. Aber was sol man sagen / der natürliche Mensch verstehet nicht was des Geistes GOttes ist / darzu ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0022" n="16"/>
nur lauter Betriegerey. Ferner seynds Dornen / was dir die Welt für jhren Dienst
                     zu Lohn gibt. Wie angeneme es ist / wie mehr es das Hertz zerritzet und sticht.
                     Wenn ein ander ruhig schläfft / so zerbricht ein Weltling seinen Kopff / ist mit
                     Sorgen beladen / und kan keine Ruhe haben / so lang er mit der Sorge behafftet.
                     Das elendeste ist / daß es das geistliche himlische Leben in der Seelen
                     erstickt. Denn die Welt erfüllet dich mit einem Geist / der den Geist Christi
                     gantz zu widern ist. Wo du die Warheit sagen wilst / must dues gestehn / daß du
                     allezeit so viel krafftloser an Christi Geist wirst / so viel mehr du dein Gemüt
                     mit fleischlichen jrrdischen Geschäfften beladen hast. Drum ist die <note place="left">Apoc. 17. V. 4.</note>Welt die rechte Babylonische Hure
                     / die im gülden Stück süssen Wein auffträgt / doch mit tödlichen Gifft
                     vermischt. Die Welt ist der schmeichelhafftige Joab / der ersticht wenn er
                     liebkoset und helset. Die Welt ist eine grüne Grube voller Dornen und
                     Scorpionen. Sihe du Welt Mensch / das ists dahin du dein Gemüth gewandt
                     hast.</p>
        <note place="left">2. ad Correctionem.</note>
        <p>Besinne dich / du weist ein Guth / das warhafftig guth ist / dahin sol dein Hertz
                     und Muth stehen. Was des Hertzens Trost ist / wenn Leib und Seel verschmacht /
                     das sol deiner Seelen Verlangen seyn. Was ist das anders als dein GOtt? Denn so
                         <note place="left">Ps. 73, 26.</note>steht geschrieben: HErr wenn ich
                     nur dich habe; Wenn mir denn gleich Leib und Seel verschmachtet / so bistu doch
                     GOtt allezeit meines Hertzens Trost. Sihe was du an GOtt hast! Wenn Leib und
                     Seel in grosser Angst verschmachten / so kan GOtt trösten / und kan dein Hertz
                     trösten / dich hertzlich erquicken und erfrewen. Das heist ein lebendiger GOtt
                     seyn. Wunder / daß ein vernünftiger Mensch also kan gesinnet seyn / daß er nach
                     diesen lebendigen GOtt kein hertzliches Verlangen trägt. Aber was sol man sagen
                     / der natürliche Mensch verstehet nicht was des Geistes GOttes ist / darzu
                             ver-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0022] nur lauter Betriegerey. Ferner seynds Dornen / was dir die Welt für jhren Dienst zu Lohn gibt. Wie angeneme es ist / wie mehr es das Hertz zerritzet und sticht. Wenn ein ander ruhig schläfft / so zerbricht ein Weltling seinen Kopff / ist mit Sorgen beladen / und kan keine Ruhe haben / so lang er mit der Sorge behafftet. Das elendeste ist / daß es das geistliche himlische Leben in der Seelen erstickt. Denn die Welt erfüllet dich mit einem Geist / der den Geist Christi gantz zu widern ist. Wo du die Warheit sagen wilst / must dues gestehn / daß du allezeit so viel krafftloser an Christi Geist wirst / so viel mehr du dein Gemüt mit fleischlichen jrrdischen Geschäfften beladen hast. Drum ist die Welt die rechte Babylonische Hure / die im gülden Stück süssen Wein auffträgt / doch mit tödlichen Gifft vermischt. Die Welt ist der schmeichelhafftige Joab / der ersticht wenn er liebkoset und helset. Die Welt ist eine grüne Grube voller Dornen und Scorpionen. Sihe du Welt Mensch / das ists dahin du dein Gemüth gewandt hast. Apoc. 17. V. 4. Besinne dich / du weist ein Guth / das warhafftig guth ist / dahin sol dein Hertz und Muth stehen. Was des Hertzens Trost ist / wenn Leib und Seel verschmacht / das sol deiner Seelen Verlangen seyn. Was ist das anders als dein GOtt? Denn so steht geschrieben: HErr wenn ich nur dich habe; Wenn mir denn gleich Leib und Seel verschmachtet / so bistu doch GOtt allezeit meines Hertzens Trost. Sihe was du an GOtt hast! Wenn Leib und Seel in grosser Angst verschmachten / so kan GOtt trösten / und kan dein Hertz trösten / dich hertzlich erquicken und erfrewen. Das heist ein lebendiger GOtt seyn. Wunder / daß ein vernünftiger Mensch also kan gesinnet seyn / daß er nach diesen lebendigen GOtt kein hertzliches Verlangen trägt. Aber was sol man sagen / der natürliche Mensch verstehet nicht was des Geistes GOttes ist / darzu ver- Ps. 73, 26.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652/22
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652/22>, abgerufen am 21.11.2024.