Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Die Lust und Pracht einer Fürstlichen doch geistlichen Vermählung. Wolfenbüttel, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

schreien / und für Jammer heulen. Auff dieser Tafel mangelt nichts / es ist alles bereitet / was zum Wolleben gehöret. Das Fleisch des Lammes / das erwürget ist / ist die Speise des Lebens; das Blut des Lammes / ist der Seelen Hertzerquickender Tranck. Die Seele sitzet bey dem Brund des Lebens / und trincket ohn einigen Abbruch des Brunnens. Das macht das Gemüt frölich / und erhebts über sich. Die Seele vergist auch nicht / ihren Liebsten niedliche Bißlein vor zulegen / die übung des Glaubens und der Gedult / das heilige Verlangen / die Hertzens Seufftzer / das ist speise für Christo. Denn wie vormals seine Speise gewesen / daß er den Willen des Vaters thue / so ist nun seine Speise /Joh. 4, 34. daß wir seinen Willenthun. Es muß auch des Tantzes nicht vergessen werden / wie mannigen Freudensprung tuht die Seel in ihrer Liebe? Endlich führet sie ihren Bräutigam zu Bette / und spricht: Sihe mein Freund / du Schöner / duCant. 1, 16. Lieblicher / sihe / unser Bett grünet. Das Braut-Bett ist das reine Gewissen / darinnen ruhet der Bräutigam mit seiner Braut in Frieden.

So gehets hie zu / wann wir noch auff Erden seyn. Wer nicht in der Liebe lebet / weis nichts davon. Was wird aber geschehen / wann der Bräutigam seine Braut zu Hause für et / zu dem Sitz des himlischen Vaters? Johannes / der da von in seiner Offenbarung etwas gesehen / berichtet / daß er habe geböret eine Stimme einer grossen Schaar / die sprachen: Halleluja Halleluja / lasset uns freuen und frölich seyn / denn die Hochzeit des Lammes istApoc. 19, 4 kommen / und sein Weib hat sich bereitet.

Man möchte mich für närrisch halten / daß bey gegenwertiger prächtigen Versamlung ich so viel mit geistlicher Liebe zu tuhn habe. Ich bekenne es / ich bin zum Narten für der Welt geworden über der Liebe Jesus / und weiß

schreien / und für Jam̃er heulẽ. Auff dieser Tafel mangelt nichts / es ist alles bereitet / was zum Wolleben gehöret. Das Fleisch des Lammes / das erwürget ist / ist die Speise des Lebens; das Blut des Lammes / ist der Seelen Hertzerquickender Tranck. Die Seele sitzet bey dem Bruñ des Lebens / und trincket ohn einigen Abbruch des Brunnens. Das macht das Gemüt frölich / und erhebts über sich. Die Seele vergist auch nicht / ihren Liebsten niedliche Bißlein vor zulegen / die übung des Glaubens und der Gedult / das heilige Verlangen / die Hertzens Seufftzer / das ist speise für Christo. Deñ wie vormals seine Speise gewesen / daß er den Willen des Vaters thue / so ist nun seine Speise /Joh. 4, 34. daß wir seinen Willẽthun. Es muß auch des Tantzes nicht vergessen werdẽ / wie mañigen Freudensprung tuht die Seel in ihrer Liebe? Endlich führet sie ihren Bräutigam zu Bette / und spricht: Sihe mein Freund / du Schöner / duCant. 1, 16. Lieblicher / sihe / unser Bett grünet. Das Braut-Bett ist das reine Gewissen / darinnen ruhet der Bräutigam mit seiner Braut in Frieden.

So gehets hie zu / wann wir noch auff Erden seyn. Wer nicht in der Liebe lebet / weis nichts davon. Was wird aber geschehen / wann der Bräutigam seine Braut zu Hause für et / zu dem Sitz des himlischẽ Vaters? Johañes / der da von in seiner Offenbarung etwas gesehen / berichtet / daß er habe geböret eine Stimme einer grossen Schaar / die sprachen: Halleluja Halleluja / lasset uns freuen und frölich seyn / denn die Hochzeit des Lammes istApoc. 19, 4 kommen / und sein Weib hat sich bereitet.

Man möchte mich für närrisch halten / daß bey gegenwertiger prächtigen Versamlung ich so viel mit geistlicher Liebe zu tuhn habe. Ich bekenne es / ich bin zum Narten für der Welt geworden über der Liebe Jesus / und weiß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0013" n="11"/>
schreien / und für Jam&#x0303;er heule&#x0303;. Auff dieser Tafel mangelt nichts / es ist alles bereitet / was zum Wolleben gehöret. Das Fleisch des Lammes / das erwürget ist / ist die Speise des Lebens; das Blut des Lammes / ist der Seelen Hertzerquickender Tranck. Die Seele sitzet bey dem Brun&#x0303; des Lebens / und trincket ohn einigen Abbruch des Brunnens. Das macht das Gemüt frölich / und erhebts über sich. Die Seele vergist auch nicht / ihren Liebsten niedliche Bißlein vor zulegen / die übung des Glaubens und der Gedult / das heilige Verlangen / die Hertzens Seufftzer / das ist speise für Christo. Den&#x0303; wie vormals seine Speise gewesen / daß er den Willen des Vaters thue / so ist nun seine Speise /<note place="right">Joh. 4, 34.</note> daß wir seinen Wille&#x0303;thun. Es muß auch des Tantzes nicht vergessen werde&#x0303; / wie man&#x0303;igen Freudensprung tuht die Seel in ihrer Liebe? Endlich führet sie ihren Bräutigam zu Bette / und spricht: Sihe mein Freund / du Schöner / du<note place="right">Cant. 1, 16.</note> Lieblicher / sihe / unser Bett grünet. Das Braut-Bett ist das reine Gewissen / darinnen ruhet der Bräutigam mit seiner Braut in Frieden.</p>
        <p>So gehets hie zu / wann wir noch auff Erden seyn. Wer nicht in der Liebe lebet / weis nichts davon. Was wird aber geschehen / wann der Bräutigam seine Braut zu Hause für et / zu dem Sitz des himlische&#x0303; Vaters? Johan&#x0303;es / der da von in seiner Offenbarung etwas gesehen / berichtet / daß er habe geböret eine Stimme einer grossen Schaar / die sprachen: Halleluja Halleluja / lasset uns freuen und frölich seyn / denn die Hochzeit des Lammes ist<note place="right">Apoc. 19, 4</note> kommen / und sein Weib hat sich bereitet.</p>
        <p>Man möchte mich für närrisch halten / daß bey gegenwertiger prächtigen Versamlung ich so viel mit geistlicher Liebe zu tuhn habe. Ich bekenne es / ich bin zum Narten für der Welt geworden über der Liebe Jesus / und weiß
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0013] schreien / und für Jam̃er heulẽ. Auff dieser Tafel mangelt nichts / es ist alles bereitet / was zum Wolleben gehöret. Das Fleisch des Lammes / das erwürget ist / ist die Speise des Lebens; das Blut des Lammes / ist der Seelen Hertzerquickender Tranck. Die Seele sitzet bey dem Bruñ des Lebens / und trincket ohn einigen Abbruch des Brunnens. Das macht das Gemüt frölich / und erhebts über sich. Die Seele vergist auch nicht / ihren Liebsten niedliche Bißlein vor zulegen / die übung des Glaubens und der Gedult / das heilige Verlangen / die Hertzens Seufftzer / das ist speise für Christo. Deñ wie vormals seine Speise gewesen / daß er den Willen des Vaters thue / so ist nun seine Speise / daß wir seinen Willẽthun. Es muß auch des Tantzes nicht vergessen werdẽ / wie mañigen Freudensprung tuht die Seel in ihrer Liebe? Endlich führet sie ihren Bräutigam zu Bette / und spricht: Sihe mein Freund / du Schöner / du Lieblicher / sihe / unser Bett grünet. Das Braut-Bett ist das reine Gewissen / darinnen ruhet der Bräutigam mit seiner Braut in Frieden. Joh. 4, 34. Cant. 1, 16. So gehets hie zu / wann wir noch auff Erden seyn. Wer nicht in der Liebe lebet / weis nichts davon. Was wird aber geschehen / wann der Bräutigam seine Braut zu Hause für et / zu dem Sitz des himlischẽ Vaters? Johañes / der da von in seiner Offenbarung etwas gesehen / berichtet / daß er habe geböret eine Stimme einer grossen Schaar / die sprachen: Halleluja Halleluja / lasset uns freuen und frölich seyn / denn die Hochzeit des Lammes ist kommen / und sein Weib hat sich bereitet. Apoc. 19, 4 Man möchte mich für närrisch halten / daß bey gegenwertiger prächtigen Versamlung ich so viel mit geistlicher Liebe zu tuhn habe. Ich bekenne es / ich bin zum Narten für der Welt geworden über der Liebe Jesus / und weiß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_vermaehlung_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_vermaehlung_1652/13
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Die Lust und Pracht einer Fürstlichen doch geistlichen Vermählung. Wolfenbüttel, 1652, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_vermaehlung_1652/13>, abgerufen am 21.11.2024.