Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Die Lust und Pracht einer Fürstlichen doch geistlichen Vermählung. Wolfenbüttel, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

nemblich die Nägelmahlan Händen und Füssen / auff seinem Hertzen träget er das Kleinod einer tieffen Wunden / und sein Häupt läst er krönen mit einer Dornen Kron / das laß mir seyn ein wolausgestafirten Bräutigam. Solche Kleidung nimpt er an / zwar Ihm zum Schimpf und Spott / dir aber liebe Seele / dir zu Preiß und Ehre. Hat er aber auch seiner Braut kein Liedlein gesungen? Ja freylich / die Liebe lehret ihm singen ein Klag Lied: Mein Gott / mein Gott / warumm hastu mich verlassen? Die Liebe trang ihm zu singen ein Lied voll brünstiges Verlangens; Mich durst / mich durst. Läst er sich aber seiner Liebsten nicht sehen? Besucht er sie nicht? Spricht er ihr nicht freundlich zu? Wo hat man jemals ein freundlichers Gespräch gehöret / als der Sohn Gottes anstellete mit der menschlichen Seelen / durch seine Legaten und durch sein Wort? Was seynd die Diener Christi anders als Brautwerber / durch welche Christus die Seelen umb die Liebe ersuchet? In solchem Ansehen spricht Paulus: Ich habe euch einen2, Cor. 11, 2. Mann vertrauet / daß ich eine reine Jungfrau Christo zubrächte. Was schencket er aber der Seelen? ER schencket ihr sein Blut / das sie reiniget / und seinen Geist / der sie heiliget.

Wir haben genung gesehen / wie viel der gewaltiger König umm eine unwerthe Magd getahn hat / Last uns auch ein wenig anschauen die Herrligkeit / dazu diese unwerthe Magd durch die Fürstliche Liebe erhaben ist. Wenn ein vornehmer Herr ein armes Mägdlein zur Ehe nimpt / wird dasselbige zwar reich durch den Reichtuhmb ihres Bräutigams / und Edel durch desselben Adel; ist sie aber nicht schön / wird sie durch die fürnehme Ehe nimmer schön werden. Die arme Seele erlanget alles / sie wird eine Königm / nicht allein an Würden / sondern auch an Macht.

nemblich die Nägelmahlan Händen und Füssen / auff seinem Hertzen träget er das Kleinod einer tieffen Wunden / und sein Häupt läst er krönen mit einer Dornen Kron / das laß mir seyn ein wolausgestafirten Bräutigam. Solche Kleidung nimpt er an / zwar Ihm zum Schimpf uñ Spott / dir aber liebe Seele / dir zu Preiß und Ehre. Hat er aber auch seiner Braut kein Liedlein gesungen? Ja freylich / die Liebe lehret ihm singen ein Klag Lied: Mein Gott / mein Gott / warum̃ hastu mich verlassen? Die Liebe trang ihm zu singen ein Lied voll brünstiges Verlangens; Mich durst / mich durst. Läst er sich aber seiner Liebsten nicht sehen? Besucht er sie nicht? Spricht er ihr nicht freundlich zu? Wo hat man jemals ein freundlichers Gespräch gehöret / als der Sohn Gottes anstellete mit der menschlichen Seelen / durch seine Legaten und durch sein Wort? Was seynd die Diener Christi anders als Brautwerber / durch welche Christus die Seelen umb die Liebe ersuchet? In solchem Ansehen spricht Paulus: Ich habe euch einen2, Cor. 11, 2. Mañ vertrauet / daß ich eine reine Jungfrau Christo zubrächte. Was schencket er aber der Seelen? ER schencket ihr sein Blut / das sie reiniget / und seinen Geist / der sie heiliget.

Wir haben genung gesehen / wie viel der gewaltiger König um̃ eine unwerthe Magd getahn hat / Last uns auch ein wenig anschauen die Herrligkeit / dazu diese unwerthe Magd durch die Fürstliche Liebe erhaben ist. Wenn ein vornehmer Herr ein armes Mägdlein zur Ehe nimpt / wird dasselbige zwar reich durch den Reichtuhmb ihres Bräutigams / und Edel durch desselben Adel; ist sie aber nicht schön / wird sie durch die fürnehme Ehe nim̃er schön werden. Die arme Seele erlanget alles / sie wird eine Königm / nicht allein an Würden / sondern auch an Macht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0007" n="5"/>
nemblich die Nägelmahlan Händen und Füssen / auff seinem Hertzen träget er das Kleinod einer tieffen Wunden / und sein Häupt läst er krönen mit einer Dornen Kron / das laß mir seyn ein wolausgestafirten Bräutigam. Solche Kleidung nimpt er an / zwar Ihm zum Schimpf un&#x0303; Spott / dir aber liebe Seele / dir zu Preiß und Ehre. Hat er aber auch seiner Braut kein Liedlein gesungen? Ja freylich / die Liebe lehret ihm singen ein Klag Lied: Mein Gott / mein Gott / warum&#x0303; hastu mich verlassen? Die Liebe trang ihm zu singen ein Lied voll brünstiges Verlangens; Mich durst / mich durst. Läst er sich aber seiner Liebsten nicht sehen? Besucht er sie nicht? Spricht er ihr nicht freundlich zu? Wo hat man jemals ein freundlichers Gespräch gehöret / als der Sohn Gottes anstellete mit der menschlichen Seelen / durch seine Legaten und durch sein Wort? Was seynd die Diener Christi anders als Brautwerber / durch welche Christus die Seelen umb die Liebe ersuchet? In solchem Ansehen spricht Paulus: Ich habe euch einen<note place="right">2, Cor. 11, 2.</note> Man&#x0303; vertrauet / daß ich eine reine Jungfrau Christo zubrächte. Was schencket er aber der Seelen? ER schencket ihr sein Blut / das sie reiniget / und seinen Geist / der sie heiliget.</p>
        <p>Wir haben genung gesehen / wie viel der gewaltiger König um&#x0303; eine unwerthe Magd getahn hat / Last uns auch ein wenig anschauen die Herrligkeit / dazu diese unwerthe Magd durch die Fürstliche Liebe erhaben ist. Wenn ein vornehmer Herr ein armes Mägdlein zur Ehe nimpt / wird dasselbige zwar reich durch den Reichtuhmb ihres Bräutigams / und Edel durch desselben Adel; ist sie aber nicht schön / wird sie durch die fürnehme Ehe nim&#x0303;er schön werden. Die arme Seele erlanget alles / sie wird eine Königm / nicht allein an Würden / sondern auch an Macht.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0007] nemblich die Nägelmahlan Händen und Füssen / auff seinem Hertzen träget er das Kleinod einer tieffen Wunden / und sein Häupt läst er krönen mit einer Dornen Kron / das laß mir seyn ein wolausgestafirten Bräutigam. Solche Kleidung nimpt er an / zwar Ihm zum Schimpf uñ Spott / dir aber liebe Seele / dir zu Preiß und Ehre. Hat er aber auch seiner Braut kein Liedlein gesungen? Ja freylich / die Liebe lehret ihm singen ein Klag Lied: Mein Gott / mein Gott / warum̃ hastu mich verlassen? Die Liebe trang ihm zu singen ein Lied voll brünstiges Verlangens; Mich durst / mich durst. Läst er sich aber seiner Liebsten nicht sehen? Besucht er sie nicht? Spricht er ihr nicht freundlich zu? Wo hat man jemals ein freundlichers Gespräch gehöret / als der Sohn Gottes anstellete mit der menschlichen Seelen / durch seine Legaten und durch sein Wort? Was seynd die Diener Christi anders als Brautwerber / durch welche Christus die Seelen umb die Liebe ersuchet? In solchem Ansehen spricht Paulus: Ich habe euch einen Mañ vertrauet / daß ich eine reine Jungfrau Christo zubrächte. Was schencket er aber der Seelen? ER schencket ihr sein Blut / das sie reiniget / und seinen Geist / der sie heiliget. 2, Cor. 11, 2. Wir haben genung gesehen / wie viel der gewaltiger König um̃ eine unwerthe Magd getahn hat / Last uns auch ein wenig anschauen die Herrligkeit / dazu diese unwerthe Magd durch die Fürstliche Liebe erhaben ist. Wenn ein vornehmer Herr ein armes Mägdlein zur Ehe nimpt / wird dasselbige zwar reich durch den Reichtuhmb ihres Bräutigams / und Edel durch desselben Adel; ist sie aber nicht schön / wird sie durch die fürnehme Ehe nim̃er schön werden. Die arme Seele erlanget alles / sie wird eine Königm / nicht allein an Würden / sondern auch an Macht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_vermaehlung_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_vermaehlung_1652/7
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Die Lust und Pracht einer Fürstlichen doch geistlichen Vermählung. Wolfenbüttel, 1652, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_vermaehlung_1652/7>, abgerufen am 21.11.2024.